Status Updates From David Lean: A Biography

Der Versuch einen 2teiler über die wahre Meuterei auf der Bounty zu machen, scheitert an vielen Fronten, 2 interessierte Studios haben sich mit Heavens Gate und Reds massive Monumentalflops geleistet, Produzent Dino de Laurentis, der gerade den King Kong-Flop hinter sich hat, betrügt DL um Script und Autor, danach ist das Verhältnis zu Robert Bolt kaum noch zu kitten, B erleidet einen Schlaganfall. Kommentar

Nach der Pleite mit Ryans Tochter entwickelt sich DL zum Globetrotter mit junger Begleiterin und Lebensmittelpunkt Südsee. Als ein Sachbuch mit den Fakten über die echte Meuterei auf der Bounty erscheint, der den alten Schinken mit Laughton und Flynn Lügen straft, fühlt er sich vom Konflikt des hervorragenden Seemans Bligh mit dem Sensualisten Fletcher derart angezogen, dass er den nächsten Großfilm auf Kiel legt.

Ryans Daughter (Madame Bovary in Irland 1916) konnte den Erfolg von Doktor Schiwago nicht annähernd wiederholen, große Epen waren nicht mehr gefragt und andere Filmmacher wie Kritiker rechneten, wie viele Filme der Finanzaufwand dieses Dinosauriers abgewürgt hatte. Beim Treffen mit Kritikern der jüngeren Generation, angeführt von Pauline Kael, bekommt DL eine derartige Breitseite für seinen manirierten Mist, = Pause.

DLs kostenintensive Stimmungsmalerei ist in jeder Hinsicht überholt, als ein neuer Eigner von MGM Kirk Kerkorian radikale Kostensparmaßnahmen einführt. DL kann eine ganz Boeing 707 (gr. Passagierflugzeug der Ära) voll Studioleuten noch mal besänftigen, trotzdem will man in Zukunft mehr Filme, die ihre Kosten à la easy Rider (400.000$ Dreh = 16 Millionen Einspielergebnis) viel schneller einspielen.

DL immer karg mit positivem Feedback, immun gegen offensichtliche Anregungen von außen, er muss immer die Vorstellung haben, alles wäre seine Idee gewesen. Sein Team ist eine ziemlich aufeinander eingeschworene Clique, Neuankömmlinge haben es schwer, müssen wie Nicolas Roeg (Wenn die Gondeln) schnell wieder gehen, da zu viele gute eigenständige Ideen, DL hat das Gefühl für den Jungen zum alten Eisen zu gehören.

In Juri Schiwago, einer kreativen Persönlichkeit, die der Schönheit der Frauen derart verfallen ist, dass Loyalität und schlechtes Gewissen immer zu spät kommen, erspäht DL einen Seelenverwandten. Dazu ist der Roman maximal visuell, die Struktur dagegen alles andere als filmfreundlich, die Erarbeitung des Drehbuch mit R. Bolt, dessen Ehe mit einer Lara gerade in die Brüche gegangen ist, hochkomplex, aber erfolgreich.

DL wurde bei LoA die ganze Zeit über von Produzent Sam Spiegel betrogen, allerdings nicht in dem Ausmaß wie von ihm angenommen. Der Regisseur hatte die Post mit den Schecks für die Einspieleinnahmen über Jahrzehnte hinweg nicht geöffnet. Dass man die Gewinnzone für Großprojekte erst für 2. oder 3. Auswertungsrunden im Kino einkalkulierte, erscheint einem zu Zeiten der rasanten Streamingverwertung vorsintflutlich.

Dreharbeiten zu LoA zeigen mehr und mehr die Schattenseiten von DL, der eher wie ein Maler aus alten Zeiten nach Inspiration sucht & die Arbeit von ganzen Drehtagen in der Wüste in die Tonne tritt oder alles abbläst. Einmal lässt er einen Kameramann den Dreh machen, vernichtet dessen Arbeit aber anschließend. Ganz große Wut, als Produzent Sam Spiegel nach 122 Tagen nach Spanien umzieht, er wollte noch in Petra drehen

Nach zwei Jahren Vorbereitung für Lawrence von Arabien ist der erste Drehtag gekommen. Brando war erst für die Hauptrolle vorgesehen, wollte aber lieber die Meuterei auf der Bounty anführen, bis auf die Neuentdeckungen Peter O'Toole und Omar Sharif, der die Rolle des noblen Arabers erhielt, weil Hotte Buchholz nicht aus Billy Wilders 1-2-3 rauskam und Maurice Ronet sich als absolute Fehlbesetzung erwies.

DL investiert zwei Jahre in ein Gandhi-Projekt, das ihm die Freundschaft Nehrus einbringt, der dabei auch die Anekdote erzählt, wie viel es die Kongress-Partei kostet, G in Armut zu halten. Doch zwischen dem Autor, der mit DL unterwegs ist und dessen indischer Frau gibt es Stress. Als das Buch dann unter der Messlatte durchspringt, wechselt der Regisseur auf Lawrence von Arabien, ein 1952 erst malaufgegebenes Projekt

Zweites Brücke-Kapitel, kann die Kritik an dem Buch nachvollziehen, sobald die großen Schinken ins Spiel kommen, das Anekdotische nimmt überhand, DLs Anfänge bis in die frühen Fünfzigern enthielten auch viel zur allgemeinem Entwicklung im Filmgeschäft, längst aus dem Bewusstsein entschwundene technische Details, deren Missachtung teure Konsequenzen haben konnten. Jetzt geht es darum, dass DL Guiness nicht wollte

Summertime ist ein Film über eine alte Jungfer, die in ihren Fünfzigern ein Urlaubsglück bei einem Gigolo in Venedig findet, Kate Hepburn kam aber frisch geliftet am Drehort an. Das Projekt mit Suzie-Wong-Autor Richard Mason gedieh mit DL nicht über Skriptstatus hinaus, das Drehbuch zur Brücke am Kwai verschleißt gleich 3 Autoren, allerdings schätzt Produzent Sam Spiegel Reibereien als kreative Stimulanz.

Nachdem der avisierte Co-Star durch die Gesundheitsprüfung gefallen ist, droht Charles Laughton mit Streik. DL lässt dem Hauptdarsteller durch Film-Mogul Korda ausrichten, dass in diesem Fall ein paar Indiskretionen über die Veranlagung des prominenten Darstellers durchgestochen würden, gleichbedeutend mit Haft unter den damals gültigen Gesetzen zur Homosexualität. CL gibt klein bei, Disposition bei Nachruf publik.

Mit einem Film über das Durchbrechen der Schallmauer und die menschlichen Nebenkosten feiert DL ein kommerzielles Comeback. Einziger Schwachpunkt: die Besetzung der weiblichen Hauptrolle mit Anne Todd, bei den Dreharbeiten kommt es zu offenen Differenzen. Auch sonst wird beiden klar, dass DL nicht dafür geschaffen ist, ihre Karriere voranzubringen oder auch nur eine seiner Ambitionen dafür zu opfern.

33+12% Appendix. PASSIONATE FRIENDS erweist sich Start in eine Abwärtskurve, denn DL verliebt sich in den Star Ann Todd und bläht das Budget durch sein Liebeswerben auf. Die Heirat mit ihr bringt ihn in andere Kreise und die Gewöhnung an ihren Rolls mit sich. Der ganz auf sie zugeschnittene Giftmörderfilm MADELEINE ist nicht sein Genre, ein weiterer teurer Flop, den sich sein bish. Studio nicht noch mal leisten kann.

In Sachen Filmsprache erweist sich Oliver Twist als weiterer Sprung nach vorn, doch Oskar-Nominations bleiben dieses mal aus, denn beim Fagin von Alec Guinness war man zu werkgetreu, Nachdrehs der Fagin-Szenen, wie sie ein jüdischer Mogul als Ausweg vorspielt, sind schon durch das Wachstum des Haupthelden nicht länger möglich. In Berlin stürmt ein organisierter Mob gar das Premierenkino des »antisemitischen« Films.

Brief encounter ist der endgültige Durchbruch, zugleich der Abschied von Noel Coward. Dickens ist die nächste treibende Kraft und auch der Katalysator für eine neue Bildsprache in GREAT EXPECTATIONS. Dass er danach mit OLIVER TWIST beim selben Autor weiter machen will, halten viel für einfallslos, doch schon die Einleitung stellt das Team vor vollkommen neue Herausforderungen. Gerade DLs Ex Kay löst das Problem.

Noel Cowards Gespensterkomödie erweist sich als Flop mit Ansage: der Autor lässt keine Änderungen an seinem Herzenskind zu, ist zudem abwesend, um erforderliche Adaptionen zu gestalten, die vom Autor geforderte Besetzung für das eigentlich attraktivere Gespenst macht keinen Eindruck. Rex Harrison erträgt keinen Augenblick, indem er unsympathisch wirken könnte, beim 30-Minuten-Drama haben DL&Co dagegen alle Freiheiten

Drei Spielfilme, einer in Farbe und eine Propaganda-Doku sind die Ausbeute als Regisseur im Krieg. Die Vorlagen stammen von Leslie Howard, der vom Hauptdarsteller und offiziellem Regisseur, zum Produzenten und Autor zum Lieferanten der Vorlage wird. Allerdings trotzdem Chef bleibt und DL die Regie in seiner Geisterkomödie aufzwingt. Dabei ist der Regie-Novize in 1. Linie Techniker, der für gute Aufnahmen sorgt.

Ab Shaws Major Barbara übernimmt DL mehr und mehr Regiepflichten, da der Produzent keine Ahnung von Personenführung hat. Beim U-Boot-Kriegsfilm 49th Parallel hat der Regisseur dagegen Berge von Material herunter gekurbelt, trotzdem fehlen wesentliche Elemente, der Schnitt und DLs Organisation des Materials für die Lücken rettet den Streifen. Stardramatiker N. Coward schreibt ein Skript für einen 8stundenfilm DL kürzt

Beteiligung an der Verfilmung von Shaws Pygmalion, zu der DL auch frischen Text beiträgt*, der in My Fair Lady weiterlebt, bringt den Cutter mit Regietalent zurück ins Geschäft. Fortan lebt er mehr oder weniger in Pinewood, wo er Liebschaften von der Schauspielerfreundin bis zum Küchenpersonal hat. Nur für die Besichtigung der brennenden Docks holt er die Ex-Geliebte hinzu. *Tatsächlich von Kay soufflierte Bonmots

Mit 60 Pfund war DL mal kurz der am höchsten bezahlte Cutter, bei der nächsten Krise rächt sich ein doppelt so hohes Gehalt, von dem keinerlei Rücklagen gebildet wurden. Auch Vati hält es an der Zeit dem Filius, der schon zu Glanzzeiten mit dem Unterhalt geknausert hat, eine Lektion zu erteilen, DL kehrt mit leeren Händen von der Betteltour zurück, sein Bruder macht eine Short Story aus dem Besuch, nur die Namen sind

DL scheint einer der übelsten Macho-Egotisten und zugleich ein Frauenmagnet gewesen zu sein, der aber, jedes mal, gnadenlose Schluss-Striche zieht, wenn es vorbei ist. Kay Walsh, erst Geliebte, später Hauptdarstellerin in seinem Oliver Twist, wundert sich über seine illiterarität, aber auch die mangelnde Teilnahme an ihrem Leben oder ihrem Tag im Studio. Gegen Depression schickt sie den arbeitslosen Cutter auf Reisen

Womanizer David bezaubert ein schlicht gestricktes Bäsle aus der Provinz für einen Trip nach Paris, wo er Isabel gleich in andere Umstände bringt. Heirat gegen elterlichen Rat, kein Geld, Mann immer im Studio und Perfektionist, was die Ansprüche ans Heim angeht. Da springt die ganz auf sich gestellte Mutter, die Peters Windeln irgendwo trocknen muss, unter den Ansprüchen durch. Kindergeschrei geht schon gar nicht.

Mit dem Beginn der Tonfilmära beginnt die Diktatur der Tontechniker, um Störgeräusche auszuschalten, gibt es nur fixe Kameras und abgefilmte Kammerstücke. Die neue Technik ist trotzdem ein Glückfall für Lean, denn er beherrscht als Einziger bei Gaumont die Synchronisation, nachdem der Nachrichtenmann dem Lockruf des Geldes gefolgt ist und der offizielle Nachfolger einen üblen Montagepatzer begangen hat.

DL bekommt schnell Einblick in alle Bereiche der Produktion und findet eine Aufgabe fürs Leben. Der Film, in dem er eine Nebenrolle bekommt, erweist sich als Beinahe-Ruin der Karriere. Beim Entwickeln der Aufnahmen mit dem Star, den er Film chauffiert, schaltet er Weiß- statt Rotlicht ein. Alles beim Teufel, Strafversetzung ins Kostümwesen, wo der Novize in seiner Ahnungslosigkeit Komparsen zu Kombattanten macht.

DL scheitern in allen Berufen, auch als Buchhalter in der Firma seines Vater ist absehbar, dass er die Prüfung nicht bestehen wird. Eine Tante auf Besuch meint, da nur Filmzeitschriften herum liegen, wäre es doch klar, wo sein Schwerpunkt läge. Vati hat Beziehungen zu Gaumont, DL bekommt ein zweiwöchiges unbezahltes Praktikum und die alten Hasen schicken den Neuling nach den filmischen Gegenstücken zum Böschungshobel

Auch Quäker sind nur Männer. Nachdem sich das dritte Kind als Fehlgeburt erwiesen hat, verweigert sich Mrs. Lean ihrem Gatten. Der findet in einer jungen Witwe mit Sohn einen vollgültigen Ersatz. Vor der Trennung tritt man aus der Gemeinde aus. Die neuen Freiheiten bringen den älteren Sohn in Schwung. Der 1. Kinobesuch macht DL, dass er an seiner Lesefähigkeit arbeiten muss, wenn er volles Vergnügen haben will.

Der junge David ist sehr introvertiert, aufgrund seiner Defizite beim Lesen und Schreiben gilt er als »retarded« und wird in diesen Disziplinen von seinem drei Jahre jüngeren Bruder Edward in den Schatten gestellt. Der Vater unterstellt seinem ältesten Sohn Faulheit. DL ist 6 als WW ausbricht, ein nächtlicher Zeppelinangriff auf Croydon ist das spektakulärste Ereignis der Kriegsjahre.