Catcontent meets Plantcontent
Die letzten Tage habe ich nämlich mit dem Durchlesen eines Textes verbracht, den ich schon so oft umgeschrieben habe, dass ich ihn einfach nicht mehr sehen kann. Im wahrsten Sinne des Wortes – dort könnte irgendetwas stehen, und ich würde es einfach nicht mehr bemerken.
Als ich Agathe als Jedi-Ritterin verkleidete, war mir klar: Ich sollte mal wieder das Haus verlassen.
Das ist für mich immer der Punkt, meinen Kopf mit etwas anderem zu beschäftigen. Raus in die Natur zu gehen schien mir daher eine gute Option. In Begleitung der erfahrensten Pflanzenkundlerin, die ich kenne (meine Mama), machten wir uns auf durch den herbstlich-trüben Spitz des Vöslauer/Gainfarner Wienerwaldes. Ich hatte eine Liste von Pflanzen, die ich sammeln möchte. Zwar ist jetzt keine besonders gute Zeit zum Kräuter sammeln (die beste Zeit ist im Frühling bzw. bevor sie Blütensätze bilden, da ihnen da noch besonders viele ätherische Öle innewohnen), doch ich bin mit unserer Ausbeute zufrieden.
Ich beim Harz abkratzen. Eine pickige Angelegenheit. Das Campingbesteck war eine große Hilfe.
Bei uns im Badener Raum wurde lange Zeit Harz “gezapft”. Dabei wurde die Rinde der Föhren entfernt, das Holz eingeschnitten und das herunterlaufende Harz in Tontöpfen, die hier noch überall im Wald herumliegen, aufgefangen. Heutzutage ist das nicht mehr notwendig, das Harz, das als Bestandteile von Farbe etc verwendet wurde, wurde durch andere Stoffe ersetzt. Hin und wieder sieht man die Bäume allerdings immer noch bluten. Ich habe das Harz abgekratzt und eingesammelt. Wozu? Man kann es prima als Bestandteil zum Räuchern verwenden.
Geräuchert werden vor allem Pflanzen, die ätherische Öle beinhalten. Dabei stehen natürlich Kräuter ganz weit oben – Salbei, Minze, Rosmarin zum Beispiel. Aber auch die heimischen Wälder und Wiesen besitzen viele Kräuter und Pflanzen, von denen die meisten nicht wissen. Heutzutage wird hauptsächlich mit Kräutern vom Mittelmeer gewürzt. Vor hundert Jahren aber noch, erfreuten sich heimische Arten großer Beliebtheit. Beifuß wurde zum Beispiel bei Ente angewendet, aufgrund seines herben Geschmacks. Ich finde es toll, wie viele Pflanzen am Wegesrand bei uns eigentlich essbar oder anderweitig einsetzbar sind.
v.l.n.r. Misteln (Achtung, giftig! Nur zum Räuchern!), einheimische Goldrute (der vom kanadischen Goldregen verdrängt wird), Beifuß (auch als Würzpflanze einsetzbar), und Diptam (nur ein Blatt, da es bei uns recht selten ist). Darunter findet ihr rot Berberitzen und daneben Föhrenharz.
Die Misteln zu pflücken war ein Abenteuer. Als Halbschmarotzer wächst sie auf anderen Bäumen. Wie Mirakulix musste ich also auf einen Baum klettern, um das Ding dort runter zu holen. Dabei war mir natürlich meine Mutter ein großer Tipp, die mit den Walking-Stecken herumfuchtelte und mir von unten gute Tipps gab. Ob es mir gelingt, den berühmten asterix’schen Zaubertrank nachzubrauen, weiß ich noch nicht, aber ich werde einmal probieren, die Misteln zu räuchern. Angeblich soll sie eine starke Energie haben. Wir werden es sehen.
Viel häufiger als unsere einheimische Goldrute sieht man die eingeschleppte kanadische Goldrute an Bahndämmen wachsen. Sie sind größer und breiten sich unter- wie auch oberirdisch aus. Die einheimische Goldrute zu räuchern soll Licht und Wärme bringen. Ein schöner Gedanke, wie ich finde.
Agathe hilft mit. Fort von den Misteln, Katze!
Beifuß kann getrocknet auch sehr gut als Gewürz für zB. Fleisch verwendet werden. Er hat einen bitteren Eigengeschmack, aber nicht unangenehm. (Außer man nimmt einen Strauß davon und beißt hinein.) Auch er ist eine beliebte Räucherpflanze. Getrocknet braucht man keine Kohle, er brennt dann sogar von selbst. Er soll Schutz bieten und negative Spannungen lösen. Klingt doch mal nicht schlecht.
Berberitzen werden auch Essigbeeren genannt. Sie wachsen an Sträuchern und haben einen Kern und einen säuerlichen Geschmack. Sie werden selten allein verarbeitet, sondern entweder zu Marmelade beigemischt (ähnlich wie Schlehen), oder getrocknet und z.B. zu Reisgerichten beigemengt. Das ist z.B. in der türkischen Küche üblich (wobei da angeblich die Berberitzen größer sind als bei uns). Mal sehen, wie meine nächste Reispfanne wird :-)
Das Blatt des Diptams habe ich mitgenommen, weil mir meine Mutter eine tolle Geschichte dazu erzählt hat. Diptam enthält so viele starke, ätherische Öle, dass er angeblich an heißen Tagen von selbst zu brennen beginnen kann. Spontanentzündung, quasi. Brennender Dornbusch, nur halt nicht in der Wüste (und ohne Dornen). Mal sehen, ob das Blatt genügend Öle innehat. (Bitte, Nachbarn, ruft die Feuerwehr, sollte das Experiment überhand nehmen! :P )
Harze werden gerne Räuchermischungen beigegeben. Sie brennen gut und haben einen tollen Geruch. Üblich ist eigentlich Fichtenharz, aber ich finde es unnötig, Fichtenharz zu suchen gehen, wenn wir überall die alten Föhren haben, die noch die Schöpfmarkierungen haben.
Für einen eineinhalb Stunden Spaziergang bin ich also sehr zufrieden! :) Die Natur erdet und gleicht mich aus. Auch zu räuchern finde ich einen schönen Gedanken – es bedeutet eine Auseinandersetzung mit sich selbst, seinen Bedürfnissen und Problemen. Ich glaube nicht daran, dass man Probleme wegzaubern kann, indem man Beifuss anzündet – aber das Ritual des Räucherns, das Einhalten im Alltag, das Reflektieren, der meditative Aspekt, sowie die Energieflüsse, die dadurch geleitet werden, können einem helfen, loszulassen und weiterzukommen.
Kräuterhexe, Ende!


