Auf die Hand
“Auf die Hand – Fingerfood und Abendbrote” ist das neue Kochbuch von Stevan Paul, den kennt man von da, ich habe hier im Blog auch diverse Gerichte aus seinem “Deutschland vegetarisch” nachgekocht. Die Fotografien im Buch sind von Daniela Haug. Ein prachtvoller Wälzer, ich mag es ja sehr, wenn Kochbücher ordentlich dick sind. Dieses Buch, das kann man gleich vorweg sagen, macht etwas her, ein schön gestalteter Brocken, der eignet sich bestens als Weihnachtsgeschenk für Menschen mit Interesse an Food-Themen. Oder auch für Menschen mit periodisch auftretendem Hunger.
Ein Kochbuch zur neuen Brotkultur, so steht es hinten drauf, es geht also um Burger, Bagels, Sandwiches usw., da kommt eine Menge, eine wirklich beeindruckende Menge an Möglichkeiten zusammen. Snacks und Mahlzeiten aus aller Welt zum Nachbauen, Nachkochen, Nachbasteln. Also dieses ganze Zeug, das man in den hippen Vierteln der Millionenstädte jetzt immer öfter an Foodtrucks kaufen kann, quasi Slow-Fast-Food. Das klingt fast so sinnvoll wie Nordostwestfalen, es trifft aber doch den Kern.
Vom Kochen abgesehen ist das Buch aber auch äußerst lesbar, da kann man prima kurz reinblättern, etwas hängenbleiben und zack, sind zwei Stunden vorbei und man hat sowohl etwas gelernt als auch ein massives Hungerproblem. Da werden nämlich zu den Rezepten auch jeweils kurz die Geschichten erzählt, wie kam es eigentlich zu Pommes, wie zu Bagels, zur Currywurst oder zum strammen Max. Das unterhält bestens, selbst wenn niemand im Haushalt die Absicht hat, einen Burger zu bauen. Zum Buch gibt es übrigens auch ein Blog, das findet man hier.
Bei uns hat das Buch außerdem für eine besondere Premiere gesorgt. Und das kam so.
Als das Buch ankam, hat Sohn I die Post aufgemacht und sich das dicke Buch also als Erster angesehen. “Aaaaauuuuf – d d iiiiiiii Haaaaan – d” – so klingt es in etwa, wenn Erstklässler nach wenigen Wochen Schule lesen, das klappt ganz gut und niemand wundert sich mehr über das Ergebnis , als die Schüler selber. “Auf die Hand! Da steht auf die Hand! So heißt das Buch! Hab ich gelesen! Ha!” Dann hat er etwas nachgedacht und irritiert gefragt: “Man kann doch aber auch Teller nehmen?” Am Ende haben wir ihm also doch so etwas wie Tischkultur vermittelt, es ist faszinierend und überraschend.
Kurz darauf kam aber Besuch und das Buch war erst einmal wieder vergessen. Bis ich ihn abends in Bett brachte, er noch einmal in die Küche ging, um sich ein Getränk zu holen und einfach nicht wieder kam. Sehr, sehr lange nicht. Ich hörte nur ab und zu so etwas wie “Oh!” und “Au ja” und “Ja, das auch noch” und “yessss” aus der Küche. Dann kam er irgendwann zurück ins Kinderzimmer, hatte “Auf die Hand” unterm Arm und sagte sichtlich beeindruckt: “Papa, das ist ein tolles Kochbuch, das ist wirklich, wirklich gut. Da sind sogar Pommes drin.” Dann hat er Zettelchen und Postkarten ins Buch gesteckt, bei all den Gerichten, die er probieren möchte. Das sieht jetzt so aus und könnte in der Gesamtheit zeitlich etwas anspruchsvoll werden:
Allerdings hat er die Zutatenlisten zu den Rezepten dann doch nicht durchgelesen, da werden sich etliche Rezepte wieder von selbst erledigen, wenn er erst erfährt, was jeweils alles an Gemüse und anderen Schrecknissen dazu gehört. Aber egal, das Interesse war geweckt, schon am nächsten Tag wollte er mir unbedingt beim Kochen helfen, obwohl es gar nichts aus dem neuen Kochbuch gab. Und weil er helfen wollte, half auch Sohn II, der nicht umsonst immer hofft, bei den Aktionen von Sohn I etwas lernen zu können. Ich habe ihnen an diesem Abend gezeigt, wie man Fischfilet paniert, nachdem Sohn I nachgesehen hatte, ob auf der Packung auch wirklich “bio” stand. Er ist da gerade sehr kritisch, nachdem ich ihm neulich das mit meinem Wirtschaftsteil erklärt und ein paar Texte daraus teilweise vorgelesen habe.
Paniert habe wir den Fisch also, mit Mehl, Ei und Semmelbröseln, ganz klassisch. Das fanden die Söhne sehr interessant und sie haben sich auch wirklich Mühe gegeben. Sie haben erst die Fische paniert, dann erstaunlich viel von sich selbst und leider auch verblüffend viel von der Küche. Aber das ist es vermutlich wert. Sie haben die Fische hinterher mit mir gewürzt und gebraten und gesehen, was dabei aus der Panade wird, wie das alles zusammenhängt, vom Mehl bis zum Teller. Und damit verstehen sie vermutlich schon mehr vom Kochen als heutzutage einige Erwachsene. Und zum allerersten Mal trat auch bei uns endlich, endlich der Effekt ein, von dem alle immer reden, der in jedem Kinderkochbuch steht und der sich bis jetzt noch nie bewahrheitet hatte – die Kinder wollten unbedingt essen, was sie zubereitet haben. Ich hoffe, dieses Interesse hält an, dann wird hier jetzt öfter zu dritt gekocht.
Es ist eine Riesensauerei, der Anblick der Küche hinterher greift mir ans Herz, es dauert viel zu lange – aber es macht Spaß. Und da ich schon wieder in den letzten Monaten viel zu viel Zeit am Schreibtisch verbracht habe und es dort allmählich nicht mehr ertrage, stelle ich mich jetzt gerne auch einmal länger in die Küche.
Sohn I: “Papa, morgen kochen wir aber was aus dem neuen Buch!”
Ich: “Gerne, machen wir. Was denn?”
Sohn I: “Warte, ich suche was heraus, Moment – da steht: GRA…VED…LACHS… MIIIIIIIIT GIN. Hä, das ergibt doch gar keinen Sinn? Was soll denn das sein?”
Ich: “Na, vielleicht geht auch etwas anderes.”
Und das andere gibt es dann morgen auch hier im Blog. Es sieht in etwa so aus:
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