Heißes Pfeifen

Bei Netzpolitik gibt es eine Entscheidungshilfe zur Elektronischen Patientenakte, zur ePa, die ab 2025 eingeführt wird. Eine Entscheidung will nun getroffen werden, von allen, und wer sich nicht entscheidet, entscheidet sich damit auch.

In meinen Timelines las ich Meinungen diverser Fachmenschen aus IT, Datenschutz und Medizin, es ging etwas hin und her. Mich störte in dem oben verlinkten Artikel vor allem dieser Absatz:

Allerdings können Patient:innen ausgewählte Dokumente und Daten nicht nur für bestimmte Behandelnde ausblenden. Entweder sind sie verborgen und können damit von keiner behandelnden Person eingesehen werden – oder sie sind sichtbar. Dass die Psychotherapeutin ein Dokument sieht, der Zahnarzt aber nicht – das geht nicht.

Das würde ich so nicht wollen, ich habe erst einmal widersprochen. Es war schon mehrmals in meinem Leben gut und richtig, dass nicht alle Ärztinnen alles wussten. Es gibt nach meiner Erfahrung zweifellos eine Art Vordiagnosen-Bias, das muss ernsthaft bedacht werden.

Wäre ich aber 10, 20 Jahre älter und/oder hätte ich zig komplex dauermedikamentierte Gebrechen mit tausend Laborergebnissen, ich hätte der ePa vielleicht aus eher praktischen Gründen nicht widersprochen. Man kann es so oder so sehen. Aber irgendwie muss man es jetzt sehen.

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Am Freitag gab es ansonsten zwei, drei Stunden, in denen die Temperatur etwas unheimlich schnell stieg. Als säße man vor einer gerade aufgedrehten Heizung oder neben einem aufflammenden Kamin. Ich hätte im Home-Office spontan und dringend alles von mir werfen mögen, so warm und schwül wurde es in der Wohnung. Aber die Kamera des Notebooks war an, es gab immer noch weitere Meetings, wenn auch keine weitere Konzentration. Hitze und Hirn, es bleibt ein Widerspruch für mich.

Während draußen auch der Wind gewaltig aufdrehte, wild am sperrangelweit geöffneten Dachfenster rüttelte und dabei eine in dieser Stadt ungewohnte Föhnqualität hatte, eine Art heißes Pfeifen ums Dach wurde da aufgeführt. Eine seltsame Inszenierung für Menschen mit norddeutscher Klimakonditionierung war das. Die Stadt wurde gründlich trockengeblasen. Dazu gab es auf dem Handy aufpoppende Sturmflutwarnungen in den Wetter-Apps, diesmal eben alles mit Warmwasser.

Es war dann nur ein bescheiden ausfallendes Sturmflütchen, für die allfälligen Bilder in den Nachrichten musste man sich als Kamerafrau oder Fotografin schon etwas Mühe geben, aber wir halten doch fest und schütteln wieder die Köpfe: Eine Sturmflut im August.

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Im Bild heute der Mittelkanal in Hammerbrook am Morgen. Spränge ich von der Brücke, auf der ich bei dieser Aufnahme stehe, und schwämme (man kann auch schwömme schreiben, kurz habe ich irritiert nachgesehen) geradeaus drauflos, ich käme bis zur Billerhuder Insel, bis zu unserem Garten also. Eine dreiviertel Stunde Schwimmzeit wäre es vielleicht. Obwohl ich das mangels aller Erfahrungswerte nur schwer raten kann und auch nicht recht weiß, ob meine Kondition reichen würde. Ich kenne mich nur mit dem Gehen aus.

Ich könnte dort jedenfalls anlanden, die paar letzten Meter zu unserer Parzelle gehen, mich in der Laube abtrocknen und wieder hinlegen. Ein ausgesprochen netter Gedanke auf dem Weg zur Arbeit ist das. Jedenfalls in den paar Monaten, in denen die Bille und die angrenzenden Kanäle eine erträgliche Badetemperatur haben.

Das hört also vermutlich bald auf. Aber bis dahin schwimmt mein innerer Freigeist an den Office-Office-Tagen von dieser Brücke aus los.

Blick auf den Mittelkanal in Hammerbrook, die mit Bürogebäuden bebauten Ufer

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Published on August 24, 2024 22:51
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Maximilian Buddenbohm
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