Meldung aus dem Widerstand

Gewissermaßen als Nachtrag zum Text von gestern: Ich habe uns neue Tulpen für den Wohnzimmertisch besorgt, weil die traurig wirkende Halbmastsituation der weißen Blüten doch eher unansehnlich war. Die neuen Blumen, orangefarbene Tulpen, haben dann gar nicht erst ein, zwei Tage gewartet, bis sie ihre Köpfchen hängenließen, sie haben das vielmehr sofort gemacht, unverzüglich, direkt nach dem Auspacken, Anschneiden und der ersten Berührung mit dem Vasenrand, ganz so, als hätten sie eine Sollknickstelle im Stängel. Vielleicht werden die Tulpen bereits passend zur gesellschaftlichen Stimmung gezüchtet, es passt schon. Trauertulpen für triste Konsumenten.

Ansonsten ein eher belangloser Tag. Es war nicht warm genug, um wirklich schön zu sein, es war nichts interessant genug, um wirklich unterhaltsam zu sein. Fast hätte ich zum Tag „Überrasch mich!“ gesagt, aber ich bin ja nicht irre. Zumal gestern der 13., März war, der uns alle, Sie erinnern sich vielleicht noch, vor ein paar Jahren schon einmal recht gründlich überrascht hat, mit Auswirkungen bis heute.

Aber gut, das gilt vielleicht nur aus norddeutscher Perspektive, anderswo begannen Schul- und Büroschließungen etc. zu anderen Zeitpunkten, wenn ich mich recht erinnere. Anderswo denkt man an andere Jahrestage.

Immerhin aber habe ich dann im Büro noch ein Kompliment für gewisse Kenntnisse bekommen, das ist nicht nichts. Ich bin übrigens auch selbst deutlich öfter als früher nett zu anderen, lobend, rühmend oder ermunternd, wo es nur geht. Denn man muss, so denke ich, in einer immer härter werdenden und deutlich nach rechts rückenden Gesellschaft, in der Aggressionen und Hass unübersehbar zunehmen, in der unser Umgangston immer schärfer wird, die Umgangsformen immer kantiger, und in der die allgemeine Polarisierung weiter voranschreitet, alle acts of kindness als Handlungen des Widerstands betrachten.

Und Widerstand, da stehen wir doch drauf.

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Published on March 13, 2024 22:26
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Maximilian Buddenbohm
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