Im Zweifel nicht nett
Lieber Leser,
Das Dojo hat zu, alleine trainieren macht keinen Spaß. Stattdessen lese ich ein bisschen Theorie. Krav Maga ist jung, Bücher gibt es nicht viele darüber. Für Deutschland hat Gabriele Feld das erste geschrieben. Sie unterrichtet in Augsburg nach dem Lehrplan der IKMF (Internationaler Krav-Maga-Verband).
Ich trainiere hier in Barbastro in einer Schule der FEKM (Europäischer Krav-Maga-Verband). Der größte Unterschied: Wir
schlagen am liebsten mit der Faust, Gabriele Feld mit der flachen Hand.
Mit der Faust verletzt man sich zu leicht, schreibt sie. Lieber opfert
sie etwas Härte und Reichweite. Auch sonst sieht ihre Technik auf den
ersten Blick einfacher aus, damit jeder sie schnell lernen kann. Ob sie
genauso gut schützt? Man müsste es ausprobieren. Beim FEKM nehmen wir uns die Zeit und üben, wie man mit der Faust zuschlägt. Gar so schwer ist es nicht.
(Warum verschiedene Verbände, lieber Leser? Weil die hohen Tiere sich nicht einig werden oder keine Lust haben, einen gemeinsamen Lehrplan zu schreiben. Faust oder nicht Faust? Was sollten schon die Anfänger können, was reserviert man für die Fortgeschrittenen? Benutzen wir farbige Gürtel wie die Kampfsportler oder tragen wir demonstrativ keine? Ziehen wir schwarze oder weiße T-Shirts an? An solchen Kleinigkeiten scheitert's.)
In ihrem Buch versucht Gabriele Feld nicht, dem Leser viel Selbstverteidigung beizubringen. Das geht nur bei einem richtigen Training. Sie zeigt ein paar grundlegende Schläge und Tritte und lädt uns ein, zu ihr in die Krav-Maga-Schule zu kommen. Der größte Teil des Buches ist Theorie: Was Krav Maga ist, wo es herkommt und wie man es lernt in den Schulen des IKMF. Etwas über die Unterschiede zwischen Männern und Frauen, Fallbeispiele und etwas zum deutschen Notwehr-Gesetz. Wo die Autorin Statistiken erwähnt, gibt sie die Quellen mit an. Das sehe ich gerne in Sachbüchern.
In ihrem Selbstverteidigungskursen speziell für Frauen zeigt Gabriele Feld nicht nur Schläge und Tritte. Sie scheint mit ihren Schülerinnen auch zu üben, wie man schreit: "Stopp! Bleib weg!" Muss man das einüben? Sind wir so schüchtern oder so nett, dass wir uns im Ernstfall nicht schreien trauen, wenn wir es nicht geübt haben? Das klingt arg nach Klischee. Mir gefällt es im gemischten Kurs am besten. Da wird weniger gekreischt oder gekichert und mehr trainiert. Das klingt auch nach Klischee, stimmt aber. Am meisten lerne ich, wenn ich die einzige Frau in der Gruppe bin.
Das Buch von Gabriele Feld lohnt sich, wenn Du wissen willst, was Krav Maga ist und wie das Training aussieht. Im Übungsteil findest Du Techniken, die Du ausprobieren kannst mit einem Partner: am besten mit einem Mann, der zupackt, als ob er Dich wirklich festhalten wollte. Dann wird es realistisch.
Hochachtungsvoll
Christina Widmann de Fran

Selbstverteidigung für Frauen mit Krav Maga von Gabriele Feld
erschienen: 2018 beim Südwest-Verlag
Ich danke für ein Rezensionsexemplar.
ISBN: 978-3-517-09722-0
Kostenlose Leseprobe: hier klicken
Erhältlich auf Amazon.de.


