Im Reich der weißen Löwen
Unsere Reise nach Südafrika, Teil 1Eine ganze Nacht sind wir von Norden nach Süden über den afrikanischen Kontinent geflogen, in der Äquatorregion mit Turbulenzen, die den A 340 ganz schön durchgeschüttelt haben. Aber am Flughafen von Port Elizabeth werden wir herzlich von unserer Reiseleiterin Gertraud Maringer begrüßt.
Wir befinden uns am Eastern Cape. Die Einheimischen nennen diese Region das „Zuurveld“, das unfruchtbare Land, wo keinerlei Ackerfrüchte gedeihen. Das Wort stammt von den Buren, den niederländischen Farmern, die Ende des 18. Jahrhunderts mit ihren Viehherden durch diese Gegend zogen, genau in der Zeit, in der auch unser Roman „Mit dem Wind Kurs Paradies“ spielt.
Unser Ziel, das Pumba Private Game Reserve liegt jedoch in einem wunderschönen, grünen Tal, abseits der Nationalstraße 2. Zuerst lernen wir Stam kennen, den Ranger, der uns während unseres Aufenthalts begleiten wird, dann besichtigen wir unser Lodge.
Alle Häuser der Pumba Bush Lodge sind im afrikanischen Kolonialstil gehalten, mit tiefen Reetdächern und knarrenden Holzböden, von denen man entweder auf die Savanne oder in den Busch schauen kann. Unsere Mahlzeiten nehmen wir auf einer offenen Terrasse ein, von der wir auf eine weite, savannenartige Fläche mit einem Wasserloch schauen über die tagsüber Zebras, Gnus, Giraffen und Warzenschweine ziehen.
Das Reservat ist 7000 Hektar groß und beherbergt die Big 5, also Elefanten, Nashörner, Löwen, Leoparden und Büffel, und darüber hinaus eine Vielzahl weiterer großer und kleiner Tiere, wie Paviane, Geparden, Schildkröten, Eisvögel oder Kraniche. Besonders stolz ist man in Pumba auf das Rudel der sehr seltenen weißen Löwen.
Wer Tiere beobachten will, muss früh aufstehen, und so brechen wir jeden Morgen um sechs Uhr und noch einmal am Nachmittag kurz vor der Dämmerung zur Safari auf. Im Schritttempo geht es über sehr holprige Wege, von denen roter Staub aufwirbelt, über Anhöhen, durch Täler und an Wasserlöchern vorbei. Manchmal müssen wir uns ducken, um nicht von dornigen Zweigen zerkratzt zu werden. Fast sofort fällt uns auf, wie es duftet. Würzig nach unbekannten Kräutern oder frisch nach Eukalyptus. Gertraud erzählt uns, dass die Engländer den Baum in Südafrika eingeführt haben. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass er zu viel Wasser für dieses trockene Land braucht.
Stam kennt die Lebensgeschichten vieler Tiere, ihre Namen und ihre typischen Eigenheiten. Büffel sind die gefährlichsten Wildtiere, weil sie ohne Vorwarnung angreifen. Dann rette sich, wer kann auf einen Baum. Allerdings kann es passieren, dass ein ärgerlicher Büffel stundenlang unter dem Baum wartet, dass du wieder heruntersteigst. Die kleinen Impala-Antilopen bezeichnet er als die „Hamburger“ der Löwen. Er zeigt uns die alte Matriarchin der Elefantenherde und weiß, dass die pferdgroßen Elen-Antilopen aus dem Stand über zwei Meter hoch springen können. Einmal sehen wir eine Gruppe Giraffen, die alle in dieselbe Richtung schauen. „Dort sind Löwen“, sagt Stam. „Sie haben vor drei Tagen das letzte Mal ein großes Wild geschlagen und sind hungrig.“
Die Giraffen wissen das auch und ihre statuenhafte Haltung warnt die anderen Grasfresser, dass eine Jagd bevorsteht.
Wir fahren weiter und entdecken direkt neben der Fahrbahn einen Elefantenbullen, der an einem Strauch rupft. Plötzlich dreht er sich um, kommt geradewegs auf unseren Wagen zu und dreht erst unmittelbar davor ab. Einige Sekunden sind wir Auge in Auge mit dem riesigen Elefanten, dann zieht er seiner Wege. Später fahren wir am Schlafbaum des Bullen vorbei und erfahren, dass Elefanten immer im Stehen schlafen und sich dabei gerne an einen stabilen Baumstamm lehnen.
Leider kann Stam auch Trauriges berichten: Von Wilderern, die nachts in die Parks einbrechen und mit Hubschraubern und Infrarotkameras Nashörner jagen, weil irgendwelche kriminellen Idioten denken, die Hörner stärken ihre Potenz. Drei dieser vom Aussterben bedrohten Tiere hat Pumba auf diese Weise verloren.
Gleich auf unserer ersten Safari haben wir einen Platten. Was nun? Aussteigen im Reich der Löwen und Leoparden? Tatsächlich hält Stam auf einer grasbewachsenen Anhöhe und wechselt mit Unterstützung von Horst den kaputten Reifen. Hinter den Hügelketten geht die Sonne unter und mit der Dämmerung wird es windig und kühl. Nach vollbrachtem Reifenwechsel gibt es ein Glas Weißwein mit Biltong, getrocknetem Rind- oder Wildfleisch. Stam entdeckt unter uns im Tal zwei helle Punkte. Wir schauen durchs Fernglas und als wir zwei der seltenen weißen Löwen erkennen, breitet sich „Jenseits von Afrika – Feeling“ aus.
Auf der Rückkehr zur Lodge sehen wir die beiden Löwen noch einmal. Zwei prächtige Tiere, Vater und Sohn, die kaum drei Meter von unserem Wagen liegen. Die Wildtiere in Pumba sind an Safarifahrzeuge gewöhnt. „Sie sehen in dem mit Menschen besetzten offenen Jeep ein Wesen, von dem sie wissen, dass es weder Beute noch Gefahr bedeutet“, sagt Stam. Haben die Tiere keine Lust auf dieses seltsame Wesen, drehen sie uns die Rückseite zu und verschwinden im Busch.
Etwas später erreichen wir das Camp, wo das Abendessen wartet. Wir entscheiden uns für ein Gericht mit Antilopenfleisch und sind überrascht, wie zart und wohlschmeckend es ist. Wer allerdings allein durch den Busch ziehen muss, sollte essen, was die Grünen Meerkatzen essen, denn sie haben ein Verdauungssystem wie wir Menschen, erzählt Stam.
Als wir zu unserer Lodge gehen, ist es dunkel und wir sehen den südlichen Sternenhimmel in seiner ganzen Pracht. Leider kennen wir die Sternbilder nicht, aber die völlige Dunkelheit ist aufregend und ein bisschen beängstigend für uns an elektrische Beleuchtung gewöhnten Städter. Auf unsere Augen können wir uns nicht mehr verlassen, nur noch auf die Ohren und den Tastsinn. Wir lauschen den Zikaden und den Rufen der Nachtvögel. Doch in völliger Dunkelheit tauchen auch Gedanken an Raubtiere und Schlangen auf. Schnell schlüpfen wir in die Sicherheit unserer Lodge zurück. Als wir zu Bett gehen, sind wir randvoll mit Erlebnissen und voller Vorfreude auf die nächsten Stationen unserer Reise.
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