Dschermeni

Am kommenden Montag gehen die ersten beiden Folgen von Dschermeni über den Sender. Für diese Kinderspielfilm-Serie (im Auftrag des ZDF) haben mein Kollege Klaus Döring und ich nicht nur die Drehbücher geschrieben, sondern den Stoff auch mit unserer eigenen Firma sad ORIGAMI koproduziert (mit der Münchener TELLUX Film und PROVOBIS). Die Dreharbeiten unter der Regie von Irina Popov fanden im letzten Sommer in und bei Berlin statt.


In einer Kleinstadt hier in Germany – oder „Dschermeni“ wie es Menschen anderer Kulturkreise gerne aussprechen –  freunden sich Moritz (Michael Sommerer) und Rüyet (Sura Demir) mit dem Syrer Yassir (Julius Göze) und der Senegalesin Aminata (Jodina Basombo) aus dem nahe gelegenen Flüchtlingsheim an. Alle Kinder sind zwischen elf und zwölf Jahren alt. Die Freundschaft der vier wird schon bald auf eine harte Probe gestellt, da Aminata von Abschiebung bedroht ist und Yassirs und ihr eigener Bruder illegalen Geschäften nachzugehen scheinen.


Unser Ziel war es, die komplexe Flüchtlingsthematik konsequent aus einer personalen kindlichen und damit oft entlarvenden Perspektive zu erzählen. Aus diesem positiven hoffnungsvollen Blickwinkel werden die großen Themen wie Flucht, Trauma, Tod eines Elternteils, Sorge um die illegal agierenden Brüder und die Angst vor Abschiebung eingefangen.


Als Ausgangspunkt für die Geschichte aller vier Figuren haben Klaus und ich uns die Frage gestellt, was einen Menschen dazu bewegt, Heimat (Haus, Eltern, Geschwister, geregelte Lebensumstände) zu verlassen, wortwörtlich "zu flüchten" in eine Ungewissheit. Das muss nicht immer ein Krieg sein. So wirft Rüyet sich für ihren Bruder in die Bresche, der ein Geheimnis hat – dafür wird sie vom Vater im Affekt geschlagen und haut deshalb ab. Moritz fühlt sich von den Eltern nicht wahrgenommen und verlässt sie. Yassir kommt mit seiner Flüchtlingssituation nicht klar und flüchtet gleich noch eine Instanz weiter: In die Welt der Comics. Aminata schließlich ist diejenige, die am Weiterflüchten gehindert wird – weil sie so traumatisiert ist, dass sie sich wortwörtlich kaum vom Fleck bewegen kann. Das Leben, lernen unsere Helden nicht nur selbst, sondern auch von- und übereinander, macht uns nicht immer nur Geschenke. Aber den vier Kindern schenkt es Freundschaft, das Gefühl aufgehoben zu sein und – innerhalb der Handlung gleich auf mehreren Ebenen – das Wissen darum, dass es etwas gibt wie Solidarität.


An einer Stelle der Erzählung bemängelt ein Flüchtling den ausbleibenden Kontakt zu den Deutschen. Wir haben versucht, und aus gängigen Schuldzuweisungen – ihr müsst euch besser integrieren / ihr integriert uns nicht genug – herauszuhalten. An der Flüchtlingsfrage manifestieren sich vielfältige politische Haltungen von sehr links bis sehr rechts, aber man versteht die Aufgabe eines Autors miss, wenn man von ihm verlangt, zwischen richtig oder falsch, gut oder böse zu entscheiden. Wir haben uns Mühe gegeben, derlei Bewertungen den Zuschauern zu überlassen. Sollten wir dennoch von beiden politischen Seiten Dresche beziehen, haben wir vermutlich etwas richtig gemacht.

DSCHERMENI wird vom 27. bis zum 29. November an drei Abenden hintereinander im KIKA gezeigt, in drei Doppelfolgen (á 50 Minuten) jeweils ab 20.10 Uhr.
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Published on November 22, 2017 23:34
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Andreas Steinhöfel
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