Schreiben, was ich mag, oder was der Masse gefällt?

Jedes Mal, wenn ich eine Honorar-Abrechnung für meine Bücher bekomme, kommen die Zweifel und zwangsläufig die Frage in mir hoch:


Schreibe ich weiterhin, was ich mag, oder richte ich mich mal nach dem, was der Masse gefällt?
Viele sagen jetzt wahrscheinlich sofort "bleib Dir treu", "verbieg Dich nicht, um anderen zu gefallen", "mir gefallen Deine Bücher genau so" ... Selbst Sebastian Fitzek sagte das neulich in einem Interview. Bisher habe ich es auch so gehandhabt. 
Ich schreibe, was ich gern lesen möchte, auch wenn es eben nicht Mainstream ist. 
Anstatt meine Geschichten "allgemeingefällig" zu gestalten, habe ich lieber an meiner Schreibe gearbeitet (Schreiben ist ja auch ein Handwerk, nicht nur eine Leidenschaft, und muss kontinuierlich verbessert werden) und entwickle kontroverse, manchmal nicht ganz leichte Charaktere, anstatt den üblichen Klischees zu folgen.
Dennoch kommen mir immer wieder Zweifel, ob ich noch auf dem richtigen Weg bin, und ich möchte euch gern erzählen, warum:

Bisher habe ich das geschrieben, was mir gefiel. Das kam im Großen und Ganzen gut an, hier und da eckte ich jedoch auch mit meiner Sicht der Dinge an - oder eben mit der Tatsache, dass sich meine Bücher schlecht in Schubladen packen lassen. Stört mich im Grunde nicht, aber das macht sich natürlich bei den Verkaufszahlen bemerkbar, denn der Mensch braucht Schubladen. Er will vorher wissen, worauf er sich einlässt.

Das fällt mir vor allem auf, wenn ich andere Titel beobachte, die mehr Mainstream sind als meine. Bücher, die z. B. gerade den vorherrschenden Hype bedienen. Sicherlich spielen viele Faktoren eine Rolle, warum ein Buch mehr gekauft wird als andere (Bekanntheitsgrad der Autorin, Cover, Klappentext, Mundpropaganda, Werbung durch den Verlag, Glück, Laune der Leser usw usf.). Dennoch sind Trends und sogar Themen und Plots erkennbar, die beim Leser insgesamt gut angenommen werden und sofort auf Begeisterung stoßen. Passt man da nicht rein, ist es schwer, auf sich aufmerksam zu machen.

Veröffentlichen ist zudem auch ein Geschäft. Ich investiere sehr, sehr viel Zeit in das Schreiben (z. B. in Charakterausarbeitung, Recherche, Plotten, zig Überarbeitungsgänge, etc), das gesamte Veröffentlichungsprozedere und natürlich - ein Riesen-Zeitfaktor - das Marketing! Da möchte ich natürlich schon, dass am Ende etwas übrig bleibt. Dass "etwas dabei rumkommt", wie man so schön sagt. Denn ansonsten hätte ich ja auch einfach für mich allein in meinem Kämmerlein schreiben und mich an meinen Geschichten erfreuen können (was mir eine Menge Arbeit und Ärger erspart hätte, aber das ist ein anderes Thema).

Also vielleicht doch mal "nur" einen Liebesroman oder Krimi - beides ganz ohne Fantasy? Oder weniger Blut, dafür mehr Glitzer? Oder mehr Liebesgeplänkel anstelle von zwischenmenschlichen Problemen oder womöglichen Werten, die von unserer Gesellschaft ohnehin nicht mehr fokussiert werden? Vielleicht auch eine Märchenadaption anstelle meines ganz eigenen Genremix? Sprich: irgendetwas, auf das die Leser gerade total "abfahren" und was sich auch verkauft.
Will ich das?

Will ich schreiben, was die Leute lesen wollen, um auch mal einen Kassenschlager zu landen und aus der breiten Masse herauszustechen (und vielleicht tatsächlich irgendwann von der Schreiberei leben zu können)?

Oder bleibe ich bei meinem ganz eigenen "Florean-Genre", liefere beständig saubere Arbeit ab, verkaufe kontinuierlich im eher bescheidenen Rahmen und schaffe mir so ein solides, aber dauerhaftes Zubrot?

Ich muss gestehen, ich hab keine Antwort darauf! Sagt mir doch mal eure Meinungen dazu. Wie seht ihr das? Was würdet ihr tun? Lohnt es überhaupt, sich darüber Gedanken zu machen?

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Published on November 18, 2017 03:49
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