4 Gründe für das gründliche Überarbeiten Deiner Texte

Du hast eine tolle Idee gehabt und lange Monate daran gearbeitet, sie zu Papier zu bringen und möchtest sie voller Ungeduld nun am liebsten sofort an die Testleser oder möglichst die ganze Welt schicken? STOP!
Bevor Du das tust, musst Du noch den, wie ich finde, wichtigsten Schritt im Schreibprozess machen: das Überarbeiten.
Viele Autoren stöhnen, wenn es an die Überarbeitung ihres Romans geht. Ich muss gestehen, ich liebe es! Mir macht es Spaß, jeden Satz unter die Lupe zu nehmen, mit Sprache zu spielen und das Beste aus jeder Szene herauszuholen.
Mit Überarbeiten meine ich nicht die einmalige Durchsicht der gesamten Geschichte. Dazu gehört schon mehr. 
Denn neben offensichtlichen Schreibfehlern musst Du Logikfehler aufspüren, Dopplungen und Infodump entfernen, Formulierungen überprüfen und jede Menge Wörter, Phrasen, sogar ganze Szenen löschen, die die Geschichte nicht voranbringen. Eine Menge Arbeit, die in mehreren Schritten erfolgt, aber auch das gehört zum Schreiben dazu. Wie ein Tischler, der die Oberfläche seines Werkes immer wieder schleift, poliert und auf Hochglanz bringt, bis kein Splitter mehr den Kunden den Finger blutig reißen kann.

Warum auch Du Deinen Text - ob nun Roman oder Blogbeitrag - unbedingt überarbeiten solltest, auch wenn das viel Arbeit macht, erzähle ich Dir heute in


4 Gründe für das gründliche Überarbeiten Deiner Texte
1. First draw of all is shit
Ein kluger Satz - und so wahr! Egal, wie planvoll Du eine Geschichte oder einen Blogbeitrag angehst, beim Schreiben unterlaufen einem Fehler. Das können Rechtschreib-, aber auch Grammatikfehler sein, Wortwiederholungen, merkwürdige Satzkonstruktionen, die sich in unserem Kopf gut anhören, sich auf Papier aber scheußlich lesen, Phrasen

2. Das Lektorat muss weniger an Deinem Text verändern
Viele meinen, sich die Überarbeitung sparen zu können, das wäre schließlich Aufgabe des Lektors. Doch muss Lektor wirklich jeden Dusselfehler ausbügeln, den man selbst gefunden hätte, weil er ja dafür bezahlt wird? Nein! Und zwar aus folgenden Gründen: 

das lenkt vom Wesentlichen ab und auch dem Lektor entgehen so Logikfehler, Längen, Ungereimheiten etc., weil er viel zu sehr damit beschäftigt ist, Flüchtigkeitsfehler und andere Fehler auszubügeln, die einem beim Schreiben unterlaufen, und Du bekommst ein Manuskript wieder, das mehr Rot enthält als Schwarz. Das willst Du sicherlich nicht, denn das frustriert undist einfach peinlich. Mir zumindest - und zwar sehr. Schau Dir Deinen "first draw" an. Willst Du den wirklich jemandem zum Lesen geben, der mit guten Texten sein Geld verdient??
Außerdem entsteht genau dadurch der weit verbreitete Irrglaube, Lektoren würden den Schreibstil des Autors verändern. Nein, wollen sie nicht! Warum auch? Sie sorgen lediglich für gutes Deutsch und lesbare Sätze. Etwas, das jeder Autor eigentlich beherrschen sollte, was einem im Eifer des Gefechts aber durchaus misslingen kann. Deshalb: überarbeiten, überarbeiten, überarbeiten! Und, ja, in mehr als einem Durchgang - das empfiehlt auch Bestseller-Autor Andreas Eschbach.
Glaube mir, auch mit gründlich überarbeiteten Manuskripten hat Lektor Arbeit und wird noch Dinge finden, die Du übersehen hast. Aber Du hast nicht das Gefühl, dass nahezu ALLES geändert werden muss. 
Überarbeiten ersetzt dennoch nicht ein unabhängiges und kritisches Lektorat!

3. Du entwickelst Dich weiter
Was sich viele JungautorInnen nicht bewusst machen, ist, dass Schreiben ein Handwerk ist. Ein Handwerk, das man kontinuierlich betreiben, bei dem man sich aber ebenso unaufhörlich weiterentwickeln sollte. Tägliches Schreiben übt, tägliches Überarbeiten übt ebenfalls. Du wirst feststellen, dass Du in Deinem nächsten Manuskript wiederkehrende Fehler aus dem vorangegangenen Werk vermeiden wirst, weil Du ja nun weißt, dass Du sie beim Überarbeiten sowieso streichen wirst. 
Deine Texte werden also mit jedem Mal besser. Du lernst immer mehr Finessen und kannst nachher mit Sprache jonglieren, was Dich schriftstellerisch weiterbringt. Wer tritt schon gern auf der Stelle? Das führt uns gleich zum nächsten und, wie ich finde, wichtigsten Punkt:

4. Der eigene Anspruch
Ich habe für mich den Anspruch, das möglichst Beste an den Verlag zu schicken und zu veröffentlichen. Das hat nicht nur etwas mit Perfektionismus zu tun, sondern einfach damit, dass ich keinen Mist abliefern will. Es ist meine Geschichte, ein Stück von mir - und daran feile ich so lange herum, bis ich zu 100% damit zufrieden bin und es guten Gewissens in die Welt entlassen kann. Das ist etwas, was den meisten Autoren heutzutage offenbar leider fehlt. Sei es aus Zeitdruck, Bequemlichkeit oder anderen Gründen. Viele veröffentlichte Geschichten werden deshalb nie die Anerkennung bekommen, die sie verdienen. Zumindest nicht von wirklich kritischen Lesern. Das ist schade. 
Also: sei selbstkritisch, um das Beste aus Deinem Text herauszuholen! Die Leser werden es Dir danken. Und Du selbst kannst stolz auf Deine Arbeit sein und musst Dich nicht dafür schämen. 


Du bist für Deinen Text verantwortlich - nicht der Lektor oder sonstwer. Nur Du.Übernimm auch die Verantwortung!

Wenn Du nun wissen willst, wie genau das mit dem Überarbeiten eigentlich funktioniert, dann bleib dran.
In meiner neuen Blogreihe "Die Überarbeitungsfibel" erzähle ich in sechs Schritten, worauf es ankommt, welche Fehler Du wie finden und vermeiden kannst, und was ich immer wieder in Lektoraten finde. 
Dazu gibt es viele Buchempfehlungen und Links zum Weiterlesen und ich biete 5 Autoren exklusiv an, eine Seite ihres rohen Textes zu überarbeiten, um es zu veranschaulichen.
Also: stay tuned.
Deine Sandra





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Published on September 02, 2017 01:33
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