Für diejenigen am Beginn ihrer künstlerischen Reise
Es ist mir ein Anliegen, mein Wort an diejenigen zu richten, die am Beginn ihrer “künstlerischen Reise” stehen – vielleicht nicht nur an die Künstler, also SchriftstellerInnen, FotographInnen, BildhauerInnen & Co., sondern an alle, die gerade dabei sind, sich etwas aufzubauen.
Lasst euch nicht von anderen aufhalten bei dem, was ihr tut. Lasst euch nicht von Kritik herunterziehen. Nehmt an, was ihr könnt, und lasst außen vor, was ihr nicht annehmen könnt oder wollt. Kritik kann konstruktiv und dekonstruktiv sein. Manchmal ist man nicht stark genug, um sich mit ihr auseinanderzusetzen, dann muss man es sickern lassen und kann vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt überlegen, ob man doch etwas davon mitnehmen möchte. Andere Kritik ist schlicht einfach und ergreifend nur verletzend.
Wenn ich aufgefhört hätte, jedes Mal, wenn mich jemand von oben herab behandelt hat – gesagt hat, mein Stil wäre seltsam, ich müsse noch üben, meine Bücher wären noch nicht gut genug – hätte ich kein einziges Buch herausgebracht. Es wird immer Leute geben, die glauben, es besser zu wissen. Manche tun das auch. Aber wäre Perfektion ein Ziel, das man im jungen Alter erreicht hätte, wäre das doch ziemlich traurig.
Eine liebe Freundin und Buchbloggerin hat mir einen Brief geschrieben, dessen Ausschnitt ich mit euch teilen möchte (ich hoffe, das ist für Anja in Ordnung, aber ich war so gerührt davon):
Perfektionismus entbehrt jeglichen Gefühls, deshalb zweifel nie und schreib weiter, dann wird deine Geschichte perfekt. (Anja von Bücherliebe)
Wenn jemand euch rücksichtslos kritisiert, haltet euch eins vors Auge: Wenn er überhaupt nicht mit dem kann, was ihr macht (schreibt), dann mögt ihr vermutlich auch das nicht, was er schreiben würde. Gerade Kunst ist nur zu einem gewissen Grad subjektiv und von persönlichem Geschmack geleitet. Ich bemerke, dass ausgerechnet meine Lieblingsbücher meist durchwachsene Bewertungen haben. Warum? Weil sie eben NICHT alltäglich sind. Weil sie anders sind. Inhaltlich wie stilistisch.
Diejenigen unter meinen KollegInnen, die die meisten Zweifel haben, sind meiner Meinung nach oft die besten SchriftstellerInnen, die ich am meisten schätze! Und wenn ihr glaubt, dass all die Leute dort draußen, die auf Facebook ihre Erfolge posten, zuvor nicht mit 100 Misserfolgen zu kämpfen hatten, die sie beinahe an den Rande des Wahnsinns gebracht hätten, dann irrt ihr. Stephen King hatte seinen Absage-Nagel. Ich habe meine Absage-Mappe. Ich habe zuletzt eine Absage von einem Verlag bekommen, dem ich ein Exposee vor sage und schreibe 1,5 Jahren geschickt hatte!
Meine ALLERERSTE Rezension EVER war eine 1-Sterne-Rezension.
Wir alle kämpfen damit. Aber die Erfolge messen sich nicht an der Zahl der Misserfolge. Je öfter man es probiert, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass man Gleichgesinnte trifft, Menschen, die schätzen, ja manchmal sogar lieben, was du tust. Sie sind es, die dich aufbauen.
Je mehr Menschen man erreicht, desto mehr Kritik wird es auch geben. Das ist der natürliche Lauf der Dinge.
Man muss damit umgehen lernen. Zu sagen, ich hätte diese Fähigkeit gemeistert, wäre eine Lüge. Es sticht noch immer und wird immer stechen. Manchmal ziehe ich mich komplett aus sozialen Netzwerken zurück, einfach um weiter an meinen Sachen arbeiten zu können, ohne ständig Stimmen im Hinterkopf zu hören. Eine Kollegin von mir liest zum Beispiel gar keine Rezensionen über ihre Bücher.
Jeder findet unterschiedliche Mechanismen. Wichtig ist, in die Gänge zu kommen.
Ihr könnt das schaffen. Gemeinsam können wir das schaffen.
Jo, wir schaffen das! (Bob der Baumeister)
Published on April 18, 2016 03:20
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