Tanja Heitmann's Blog, page 4
May 20, 2011
Morgenrot II
Ach, über das Thema „Morgenrot II" zu schreiben, fällt mir wirklich schwer, und ich habe mich ja auch elendig lange davor gedrückt ... Aber nachdem ich gerade bei meinem Literatopia-Interview darüber erzählt habe, ist es wirklich einmal an der Zeit, dass ich mich der Sache auch hier stelle. Gut, Zähne zusammenbeißen und raus damit: leider wird „Morgenrot II" später als geplant erscheinen. Einfach aus dem Grund, weil ich die Geschichte im Augenblick nicht fertigschreiben kann (Autorin sinkt mit der Stirn auf den Tisch und wimmert leise).
Nicht etwa weil das Schreiben von „Nachtglanz" mich hat ausbluten lassen (und das hat es!) oder ich gar meinen Adam nicht mehr verfallen bin, sondern weil mir ein Hauptschauplatz weggebrochen ist. Die zweite Hälfte von „Morgenrot II" sollte in Tokyo spielen, Handlung und Figuren waren darauf ausgerichtet. Im März wollte ich nach Japan reisen und recherchieren, doch die Reise fiel dann aus wegen der schrecklichen Ereignisse, mit denen dieses großartige Land zu kämpfen hat. Dadurch ist die Geschichte, so wie ich sie mir vorgestellt habe, einfach nicht mehr umsetzbar. Zum einen, weil es mir wichtig gewesen wäre, mir die Schauplätze selbst anzusehen und zu erleben. Zum anderen ist Tokyo nach den Katastrophen gewiss nicht länger die Stadt, die mich zu meinem Finale inspiriert hat. Ich kann ja nicht so tun, als wäre nichts passiert, und in einem Vampirroman darauf Bezug zu nehmen, fände ich unpassend.
Also werde ich „Morgenrot II" ein Stück größtenteils neu erfinden müssen ... sobald ich mich von meiner ursprünglichen Idee verabschiedet habe, was mir sehr schwer fällt. Jedes Mal, wenn ich mich dem Thema nähern will, flüstert mir eine Stimme ins Ohr: „Willst du deinen Figuren wirklich nicht die Möglichkeit geben aufzutreten? Das ist ihr Tod". Schlechtes Gewissen und Kreativität vertragen sich nicht besonders gut, und deshalb werde ich mich erst einmal auf den dritten Band der „Schattenschwingen" stürzen. Danach sehe ich dann weiter ... *schnief*
Published on May 20, 2011 01:33
May 4, 2011
Das Gesicht einer Geschichte
Kaum etwas anderes in der schönen Welt der Bücher bringt die Gefühle ähnlich zum Kochen wie die Cover-, also die Umschlagsgestaltung für einen Roman: weil der Autor entweder vollkommen vernarrt oder schlichtweg entsetzt ist, während alle anderen um ihn herum sich komplett gegenteilig verhalten („alle hier im Haus LIEBEN dieses Cover - und Sie nicht?"). Oder – zumindest in den Autorenohren – verrückte Ansichten äußern. Was der eine „stark" findet, kommt beim anderen „düster und irgendwie too much" an, der eine sagt „Oh, wie süß!", der andere „Kitsch". Es gibt vermutlich keine aussichtslosere Diskussion als die ums Cover, jeder hat eine Meinung und die ist meist geschmäcklerisch gefärbt. Glücklicherweise war ich meinen Covern bislang happy und die meisten von ihnen liebe ich sogar (bei jeder Lesung bleibe ich am Büchertisch hängen und möchte am Liebsten jedes einzelne von ihnen streicheln). Das Zauberwort, das mich glücklich gemacht hat, heißt „Autorenausstattung", also dass die Schätzchen optisch einem bestimmten Autoren zugeordnet werden können. Ein Markenzeichen quasi. Macht sich außerdem schön im Regal! Nun, zumindest galt das mit der Autorenausstattung bislang für meine Dämonen-Romane bei Heyne. Wer das Cover von dem im Herbst erscheinenden „Traumsplitter" gesehen hat, wird sofort wissen, warum ich "bislang" schreibe (und sich im Zweifelsfall „Oh, da ist wohl was schiefgelaufen ... Coververwechslung?" fragen). Und ich muss gestehen: ich liebe es. Zuerst fiel mir der Gedanke schwer, mit dem Stil zu brechen, den „Morgenrot" 2008 vorgegeben hat. Aber nicht nur die Zeit schreitet voran und fordert Veränderung, sondern schlicht auch die Geschichte von „Traumsplitter". Zweifelsohne ist der (offiziell) dritte Dämonen-Roman ein echter Dämonen-Roman, aber eben auch einen Ticken anderes. Das war schon damals klar, als ich 2006 – so lang ist das schon her ... verrückt – die Grundidee aufgeschrieben habe. Der Sommer-Roman, wie er lange Zeit hieß, sollte einen anderen Ton bekommen, ein Gegengewicht zu dem von Zerrissenheit geprägten „Morgenrot" und dem düsteren „Wintermond" darstellen – ein wenig, als wäre man trunken sollte er sein, verwirrend und mitreißend, eben ein Sommernachtsmärchen.Als ich dann das Cover sah, war ich sofort verliebt. Wegen der Illustration und der Idee mit der Spiegelfolie – keine Frage. Aber vor allem weil es ein „erzählendes" Cover ist. Dieses verspielte Motiv passt nur auf meinen „Traumsplitter", ganz anders als die Frauengesichter, denn er enthält Motive des Romans. Das fasziniert mich, ich muss es mir immer wieder anschauen und staunen, dass die Illustratorin tatsächlich meine Geschichte in eine Miniatur umgesetzt hat. Zwar in shocking pink, aber selbst das lasse ich ihr durchgehen. Ein Traum von einem Cover. Ich Glückskind ... ;-)
Published on May 04, 2011 12:31
April 15, 2011
Leidenschaft, Baby!
Es gibt ein Wort, über das ich bei einer bestimmten Sorte Roman immer wieder stolpere: Leidenschaft. Ich habe ordentlich lange gebraucht, um dahinter zu kommen, dass damit etwas ganz anderes als die klassische Bedeutung dieses altehrwürdigen Wortes gemeint ist. Es ist eine Chiffre für Romane, in denen es bombensicher alle fünfzehn Seiten eine Holla-die-Waldfee-Szene gibt. Was für eine Erkenntnis! Muss ich prompt M. erzählen, als wir in einem Buchladen zwischen den Regelreihen umherstreifen und versuchen, einen Überblick über das Meer der Neuerscheinungen zu bekommen.M.: „Alle fünfzehn Seiten?"Ich drücke ihm ein „leidenschaftliches" Buch in die Hand, er schlägt es auf und liest „ihre zuckenden Schenkel" vor.M.: „Das ist ein Zufall. Ich schlag einfach mal eine ganz andere Seite auf." Seine Augenbrauen rutschen verblüfft hoch. „Das lese ich jetzt mal lieber nicht laut vor."Ich: „Das ist Leidenschaft."M.: „Das ist Akkordarbeit." Nimmt ein anderes Buch mit zum Verwechseln ähnlichem Cover. Blättert, fängt an zu grinsen. „Weißt du, wie man einen Roman mit erotischen Elementen von einem Porno unterscheidet?"Ich (abgelenkt durch eine junge Frau, die mit glänzenden Augen einen Bücherstapel durch den Gang balanciert): „Geht das denn überhaupt? Ist doch alles ... Leidenschaft."M.: „Also, wenn der Techniker anklopft und die leicht bekleidete Apartmentbewohnerin sagt „Na, dann verlegen Sie mal Ihr Kabel", dann kann das durchaus noch ein ordentlicher Roman werden. Wenn der Techniker allerdings bis ins 15. Stockwerk steigt und er auf jeder Etage klingelt und sein Kabel verlegt, dann ist das Porno."M. schlägt eine beliebige Stelle auf und liest vor: „Er war so hart, dass es weh tat."Das ist ... wie soll ich sagen? 15. Stockwerke ;-)
Published on April 15, 2011 12:16
April 6, 2011
Einen Namen für das Kind
Interessanterweise braucht jedes Kind einen Namen – Geschichten nehmen sich davon nicht aus.
Manchmal werden Geschichten heiß herbeigesehnt, oftmals melden sie sich unverhofft an und zerschlagen einem sämtliche Pläne, gelegentlich sind sie nicht mehr als ein kleines Häufchen aus Worten, das erst einmal gehegt und gepäppelt werden muss. Aber immer, wirklich immer, schreien sie sofort nach einem Namen. Ich habe eine extra Datei (handschriftlich geht bei mir nichts, mein Gekrakel kann ich bereits zwei Sekunden später bereits nicht mehr entziffern), in der meine Ideen oder eben Bruchstücke von einer Idee sammle. Manchmal stehen da original drei Sätze. Drei Sätze sind nun wirklich nicht viel, kann man eher vernachlässigen. Und trotzdem ist da sofort die Forderung der drei Sätze, einen Titel verpasst zu bekommen. Zum Verrücktwerden.
Meist schlage ich mich mit „Das ist mir als erstes in den Sinn gekommen"-Titeln durch, die berühmt-berüchtigten Arbeitstitel. So heißt der letzte Eintrag in der Schatz-Datei z.B. „Der Walfischknochen" (wer eine Idee hat, was für eine Story dahinter steckt, der bekommt ein lustiges Geschenk von mir). An Schönheit nicht zu überbieten, aber die Geschichte war damit zufrieden. Was will Autorin mehr?
Mein erster Roman trug den Arbeitstitel „Pure Morning", weil der gleichnamige Rocksong mich inspiriert hatte. Daraus hat der Verlag dann „Morgenrot" gezaubert. Danke. Es folgte ein Wolfsroman, der bei mir „Wolf" hieß. Da habe ich die Kreativität halt lieber in den Text fließen lassen ... Als dann „Wintermond" als Titel aus dem Hut gezogen wurde, waren – soweit ich das mitbekomme – alle sehr glücklich. „Nachtglanz" hieß lange „Adam" und es fiel mir sehr schwer, mich von diesem Arbeitstitel zu lösen. Da haben es mir die „Schattenschwingen" wesentlich leichter gemacht, die haben ihren Namen gleich mitgebracht. So sollte das immer sein, dann vergießen um Konsens bemühte Lektorinnen auch nicht so viele Tränen wegen ihrer sturen Autorin.
Nun also der „Sommer-Roman" oder der Hass auf den Titelschutz:
1) Sommernachtstraum – da hockt irgend so ein Shakespeare drauf2) Traumwanderer – hat sich bereits Kollege Lode gekrallt3) Die andere Seite der Nacht – gleich mehrere KollegInnen
Dann gab es noch „Im Erwachen" – fand der Verlag nicht gut. Von „Die Nacht in dir" habe ich mich dann von allein verabschiedet, klang irgendwie glitschig. Nach wochenlangem Hirnzermatern und dem zunehmenden Bedürfnis, die Datei mit dem Text einfach zu löschen, dann endlich ein Name: „Traumsplitter". Eine schwere Geburt, auch wenn es gar nicht danach klingt.
Traumsplitter ... welche Erleichterung, als sich herausstellt, dass da keiner drauf hockt, das Verlag und die Autorin happy sind und der Roman sich auch nicht mit Händen und Füßen dagegen wehrt. Ich gestehe: ich habe mir die ganze Zeit über einzureden versucht, dass der Titel nicht wichtig ist. Jetzt weiß ich: er ist es. Verflixt noch einmal.
Manchmal werden Geschichten heiß herbeigesehnt, oftmals melden sie sich unverhofft an und zerschlagen einem sämtliche Pläne, gelegentlich sind sie nicht mehr als ein kleines Häufchen aus Worten, das erst einmal gehegt und gepäppelt werden muss. Aber immer, wirklich immer, schreien sie sofort nach einem Namen. Ich habe eine extra Datei (handschriftlich geht bei mir nichts, mein Gekrakel kann ich bereits zwei Sekunden später bereits nicht mehr entziffern), in der meine Ideen oder eben Bruchstücke von einer Idee sammle. Manchmal stehen da original drei Sätze. Drei Sätze sind nun wirklich nicht viel, kann man eher vernachlässigen. Und trotzdem ist da sofort die Forderung der drei Sätze, einen Titel verpasst zu bekommen. Zum Verrücktwerden.
Meist schlage ich mich mit „Das ist mir als erstes in den Sinn gekommen"-Titeln durch, die berühmt-berüchtigten Arbeitstitel. So heißt der letzte Eintrag in der Schatz-Datei z.B. „Der Walfischknochen" (wer eine Idee hat, was für eine Story dahinter steckt, der bekommt ein lustiges Geschenk von mir). An Schönheit nicht zu überbieten, aber die Geschichte war damit zufrieden. Was will Autorin mehr?
Mein erster Roman trug den Arbeitstitel „Pure Morning", weil der gleichnamige Rocksong mich inspiriert hatte. Daraus hat der Verlag dann „Morgenrot" gezaubert. Danke. Es folgte ein Wolfsroman, der bei mir „Wolf" hieß. Da habe ich die Kreativität halt lieber in den Text fließen lassen ... Als dann „Wintermond" als Titel aus dem Hut gezogen wurde, waren – soweit ich das mitbekomme – alle sehr glücklich. „Nachtglanz" hieß lange „Adam" und es fiel mir sehr schwer, mich von diesem Arbeitstitel zu lösen. Da haben es mir die „Schattenschwingen" wesentlich leichter gemacht, die haben ihren Namen gleich mitgebracht. So sollte das immer sein, dann vergießen um Konsens bemühte Lektorinnen auch nicht so viele Tränen wegen ihrer sturen Autorin.
Nun also der „Sommer-Roman" oder der Hass auf den Titelschutz:
1) Sommernachtstraum – da hockt irgend so ein Shakespeare drauf2) Traumwanderer – hat sich bereits Kollege Lode gekrallt3) Die andere Seite der Nacht – gleich mehrere KollegInnen
Dann gab es noch „Im Erwachen" – fand der Verlag nicht gut. Von „Die Nacht in dir" habe ich mich dann von allein verabschiedet, klang irgendwie glitschig. Nach wochenlangem Hirnzermatern und dem zunehmenden Bedürfnis, die Datei mit dem Text einfach zu löschen, dann endlich ein Name: „Traumsplitter". Eine schwere Geburt, auch wenn es gar nicht danach klingt.
Traumsplitter ... welche Erleichterung, als sich herausstellt, dass da keiner drauf hockt, das Verlag und die Autorin happy sind und der Roman sich auch nicht mit Händen und Füßen dagegen wehrt. Ich gestehe: ich habe mir die ganze Zeit über einzureden versucht, dass der Titel nicht wichtig ist. Jetzt weiß ich: er ist es. Verflixt noch einmal.
Published on April 06, 2011 07:59
March 28, 2011
Sommer, Sonne, Sonnenschein
Die letzten Tage waren Sonnenschein pur. Einerseits ist jeder Lichtstrahl nach einem fiesen Winter wie diesem der sicher Schreibtod, weil man an einem solchen Tag ums Verrecken nicht vor dem Laptop hocken möchte. Andererseits eine Überdosis Inspiration, vor allem wenn man an einem Roman arbeitet, der während eines Jahrhundertsommers spielt. So ist das also, wenn die Sonne einem rote Flecken auf die geschlossenen Augenlider zaubert! Wird gleich auf dem geistigen Notizzettel gekrickelt, zum Aufschreiben fehlt die Zeit ... obwohl ... später werde ich meine Faulheit bestimmt bereuen. Da muss ich nur an Anika denken, die in einem Frankreichurlaub fleißig Notizen darüber gemacht hat, wie das so ist, wenn man auf einer blühenden Wiese liegt. Als Schreiberling macht es absolut Sinn, sich ein Eindrucks-Portfolio anzulegen. Mache ich auch ganz bestimmt in meinem nächsten Leben.Ansonsten fällt mir gerade ein, dass es manchmal auch gar nicht verkehrt ist, genau das Gegenteil von dem zu erleben, worüber man schreibt. Eine der schizophrensten Schreiberfahrungen machte ich während einer Schnee- und Eis-Szene in „Wintermond": außerhalb meiner Küche herrschten tropische 32° und selbst durch die geschlossenen Vorhänge blendete das Sonnenlicht - mein Held David hingegen stürmte durch den von Schnee bedeckten, nächtlichen Wald. Hat erstaunlicherweise funktioniert. Vielleicht ist die Sehnsucht manchmal ein besserer Inspirationsquell als der Alltag. An tristen, grauen Tagen daran zu denken, wie sich der Sommer anfühlt, ist besser als wahre Hitze, die man gerade erlebt, zu beschreiben. Womit wir wieder beim Motto wären: Fantasie schlägt Realität.
Published on March 28, 2011 09:55
March 25, 2011
Beim Ende ist kein Ende in Sicht
So, jetzt muss ich mir mein Leid einmal von der Seele schreiben!
Da sitze ich an meinem zehnten Roman und mit dem Finale ist es das gleiche Drama wie bei den neun anderen zuvor: kaum geht es in den Endspurt, entwickelt sich das Schreiben zum Krampf. Mit Grauen denke ich an die letzten Wochen von "Nachtglanz" zurück, meine bislang schlimmste Finale-Erfahrung inklusive Schlafstörungen. Noch eine Woche nach der Abgabe bin ich wie ein Zombie herumgelaufen und habe ausschließlich den Wirtschaftsteil der Tageszeitung gelesen und da auch nur die richtig trockenen Sachen, weil mir alles Erdachte schlicht zu viel war. Und nun sieht es ganz nach einer Wiederholung aus.
Klar, es ist traurig, wenn eine Geschichte in ein paar Seiten auserzählt ist. Ich hasse ja nichts mehr, als mich von Figuren trennen zu müssen, nicht einmal für einige Monate, bis ich mich an die Fortsetzung mache. Und natürlich ist es auch der anspruchsvollste Part eines Romans, in dem alle Fäden zusammengeführt und der Spannungsbogen bis zum Zerreißen gespannt werden muss. Selbstverständlich sieht man schon die endlosen Stunden des Korrekturlesens vor sich. Aber trotzdem, warum muss es jedes Mal so eine Qual sein?
Ich schleiche ums Laptop, brauche dringend noch einen Tee und zum Tee brauche ich Süßgkeiten. Naschen und arbeiten passt nicht zusammen, als mache ich ein Päuschen, oder auch zwei. Die Katze will gekrault werden - wunderbar! Danke für die Zerstreuung, Louise. Es ist erstaunlich, wie viel Zeit man damit verplempern kann, etwas nicht zu tun. Arghh
Leider macht der Sommer-Roman es mir auch nicht gerade leicht (das Kind hat ja noch nicht einmal einen anständigen Namen, das fängt auch langsam an, mir auf der Seele zu liegen). Seitenweise durfte ich über Gärten und Nächte, in denen es zu heiß zum Schlafen war, schreiben. Es gab Feste im Grünen, Besuche am Meer und all die schönen Dinge, die man nur bei Sonnenschein tun kann. Es war die reinste Freude, darüber zu schreiben. Und nun? Nun geht es für meine Ella zur Sache, sie weiß kaum noch, wo ihr der Kopf steht, so sehr stürzen die Dinge auf sie ein. Das schattige Plätzchen unter den Bäumen ist vergessen, sie rennt durch einen Albtraum und hat keine Idee, wie sie dort wieder herauskommen soll. Ich weiß es, bin aber unwillig es aufzuschreiben. Stattdessen puzzle ich lieber an einem Plot für den zweiten Band oder blogge.
Ganz schön feige.
Gut, ich sehe es ein, ich muss die Ella langsam einmal da rausholen. Aber es ändert sich nichts an meiner Haltung: Finale schreiben ist grausam.
Da sitze ich an meinem zehnten Roman und mit dem Finale ist es das gleiche Drama wie bei den neun anderen zuvor: kaum geht es in den Endspurt, entwickelt sich das Schreiben zum Krampf. Mit Grauen denke ich an die letzten Wochen von "Nachtglanz" zurück, meine bislang schlimmste Finale-Erfahrung inklusive Schlafstörungen. Noch eine Woche nach der Abgabe bin ich wie ein Zombie herumgelaufen und habe ausschließlich den Wirtschaftsteil der Tageszeitung gelesen und da auch nur die richtig trockenen Sachen, weil mir alles Erdachte schlicht zu viel war. Und nun sieht es ganz nach einer Wiederholung aus.
Klar, es ist traurig, wenn eine Geschichte in ein paar Seiten auserzählt ist. Ich hasse ja nichts mehr, als mich von Figuren trennen zu müssen, nicht einmal für einige Monate, bis ich mich an die Fortsetzung mache. Und natürlich ist es auch der anspruchsvollste Part eines Romans, in dem alle Fäden zusammengeführt und der Spannungsbogen bis zum Zerreißen gespannt werden muss. Selbstverständlich sieht man schon die endlosen Stunden des Korrekturlesens vor sich. Aber trotzdem, warum muss es jedes Mal so eine Qual sein?
Ich schleiche ums Laptop, brauche dringend noch einen Tee und zum Tee brauche ich Süßgkeiten. Naschen und arbeiten passt nicht zusammen, als mache ich ein Päuschen, oder auch zwei. Die Katze will gekrault werden - wunderbar! Danke für die Zerstreuung, Louise. Es ist erstaunlich, wie viel Zeit man damit verplempern kann, etwas nicht zu tun. Arghh
Leider macht der Sommer-Roman es mir auch nicht gerade leicht (das Kind hat ja noch nicht einmal einen anständigen Namen, das fängt auch langsam an, mir auf der Seele zu liegen). Seitenweise durfte ich über Gärten und Nächte, in denen es zu heiß zum Schlafen war, schreiben. Es gab Feste im Grünen, Besuche am Meer und all die schönen Dinge, die man nur bei Sonnenschein tun kann. Es war die reinste Freude, darüber zu schreiben. Und nun? Nun geht es für meine Ella zur Sache, sie weiß kaum noch, wo ihr der Kopf steht, so sehr stürzen die Dinge auf sie ein. Das schattige Plätzchen unter den Bäumen ist vergessen, sie rennt durch einen Albtraum und hat keine Idee, wie sie dort wieder herauskommen soll. Ich weiß es, bin aber unwillig es aufzuschreiben. Stattdessen puzzle ich lieber an einem Plot für den zweiten Band oder blogge.
Ganz schön feige.
Gut, ich sehe es ein, ich muss die Ella langsam einmal da rausholen. Aber es ändert sich nichts an meiner Haltung: Finale schreiben ist grausam.
Published on March 25, 2011 06:12
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