Tanja Heitmann's Blog, page 3
October 6, 2011
Baby da!
Es war zwar nicht der Klapperstorch, sondern der Postbote, der wie jeden morgen mit viel Gepolter unsere Treppe erklommen hat, aber ein Baby hatte er trotzdem mit dabei in seine Tasche. Sogar eins von der pflegeleichten Sorte, das weder Windeln braucht noch rumkrakelt. Meine Aufmerksamkeit ist ihm ohnehin sicher, weil es so außergewöhnlich hübsch anzusehen ist. Knallrosa, so wie man sich das von einem Baby wünscht. Okay, ich gebe es zu: ich bin ein wenig überdreht, dabei hat der Postbote im Lauf der letzten Jahre schon einige Babys vorbeigebracht. Das tut meiner Begeisterung keinen Abbruch, es bleibt das Mama-Gefühl, das nichts anderes bedeutet als „auf dich habe ich gewartet". Was für ein Schutzumschlag! Silbrig schraffiert mit Spotlacklackierung und gestanzten Metallranken und -blättern. Muss ja auch mal zugegeben werden, dass so ein schickes Outfit für ein Buch auch nicht gerade unwichtig ist. Liebe auf den ersten Blick – nie zu unterschätzen. Oh, jetzt kommt mir gerade der Gedanke, dass es ganz schrecklich wäre, wenn jemand den „Traumsplitter" lediglich wegen seines umwerfenden Aussehens mit nach Hause nimmt und dann feststellt, dass sie oder er seinen Inhalt nicht mag. Womit wir bei der nächsten Emotion der Buchveröffentlichung angekommen wäre: zittern, erwarten, verzweifeln. Mütter wollen halt immer, dass ihre Kinder geliebt werden.
Und so sieht er aus, der kleine Spatz
Published on October 06, 2011 01:52
September 6, 2011
Eine Stimme für den Traumsplitter
„Lampion! Lampion! Lampion!" Ein Wort, das sich fix tippen lässt, und über das man wirklich nicht nachdenken muss. Zumindest nicht als Autor. Für einen Sprecher kann es glatt zum Hassobjekt werden.„Du, Annina, das klingt immer noch wie Champingnon und nicht wie Lampiooon."Den folgenden Wutschrei kann ich dafür nur umschreiben, während Annina Braunmiller ihn eindrucksvoll vorführen kann. Wie die Sprecherin des „Traumsplitters" ohnehin alles sehr eindrucksvoll macht an diesem Septembertag im Münchner opus live -Studio: flüstern, drohen, flirten und sogar singen. Alles unterlegt mit der passenden Mimik, wie die faszinierte Autorin von ihrem Stuhl hinterm Mischpult aus beobachtet. Annina lebt, was sie spricht, ist ganz und gar in jeder Figur drin. Dass ich mit dabei sein darf, wenn das „Traumsplitter"-Hörbuch aufgenommen wird, verdanke ich Thomas Krüger, der seines Zeichens nicht nur Herrscher über den Audiobuch-Verlag „Schall & Wahn" ist, sondern auch die Regie bei der Aufnahme führt. Ihm ist es zu zuscheiben, dass Annina und der Lampion schon bald ganz dicke miteineinander sind.„Können die Dinger nicht einfach chinesische Leuchtkunstwerke heißen?", fragt die Sprecherin mit einem charmanten Lächeln.Nein, leider nicht.Man sollte eigentlich nicht glauben, dass einem „chinesische Leuchtkunstwerke" leichter von den Lippen geht, aber bei Annina klappt das ... wie auch alles andere, was sie in dem kochendheißen Studio ins Mikro spricht (draußen herrschte Sonnenschein pur - was mir persönlich schnuppe war, ich hätte stundenlang zuhören können. Na ja, habe ich dann ja auch). Sicherlich hängt es mit ihrer Musical-Ausbildung zusammen, die die Basis dafür bildet, dass Thomas nur sagen muss: „Leg mal die Betonung aufs Verb" und – zack – schon klingt der Satz vollkommen anders. Vor allem ist jedoch ihre akribische Vorbereitung dafür verantwortlich, dass sie den Roman nicht bloß vorliest, sondern interpretiert. Auf eine Weise, dass ich als Autorin daneben sitze und ständig denke: „Genau so muss das klingen, der Ton ist perfekt Ella". Und erst Anninas fiese Bernadette ... eine tiefe sexy Stimme. Kaum zu glauben, wo sie ansonsten doch eher jung und und von der Stimmlage eher hoch klingt. In einer Pause, in der wir kräftig Wasser trinken und uns nur knapp davon abhalten können, es uns über den Kopf zu gießen, erzählt Annina, dass sie den „Traumsplitter" zuerst komplett und dann die gekürzte Fassung gelesen hat. Anschließend beginnt sie mit dem „Leuchten": jede Figur bekommt bei ihr eine eigene Farbe („Gelb für Ella, weil sie ein Sonnenschein ist.") und der Text wird noch einmal darauf durchgesehen, wie betont werden muss. Dem Ergebnis ist dann anzuhören, wie gut Annina die Geschichte kennt. Da wird ein Satz hervorgehoben, weil sie weiß, dass seine Aussage später noch von Bedeutung sein wird, oder die richtigen Stellen ironisch betont, obwohl es erst auf den zweiten Blick ersichtlich ist. Während ich vollkommen hin und weg bin, tippt Thomas – der den Text auf seinem i-Pad verfolgt - immer wieder auf einen roten Knopf. Das Studio, in dem Annina liest, ist nämlich schalldicht und man braucht dieses Knöpfchen, damit sie uns hören kann. Wir hingegen hören alles, was sie von sich gibt, sogar ein Magenknurren. Sobald Thomas also bemerkt, dass ein Wort vorschluckt wurde oder er einen Vorschlag machen möchte, wie man einen Satz auch anderes sprechen könnte, drückt er das berühmte Knöpfchen. Oder auch nicht. Dann erklingt plötzlich Anninas Stimme: „Hey, worüber lacht ihr denn? Ich sehe doch, dass ihr die Lippen bewegt. Thomas, lass mich auch mithören!"Man merkt schon, die Stimmung während der Aufnahme war locker-flockig, obwohl die Arbeit volle Konzentration kostet. Zeitintensiv ist sie auch, aber das schien niemanden zu stören, auch nicht Benjamin Schadel-Hermann, den Tonleiter mit Zwirbelschnurrbart und „Iron Maiden"-T-Shirt, der in aller Ruhe über den im Text vorkommenden Kimono spricht, wo er doch Japanologie studiert hat. Da wundert man sich auch nicht weiter, dass Annina für Thomas plötzlich „Blümchen" heißt, schließlich spielt ein Garten eine wichtige Rolle im „Traumsplitter".Als wir abends auf allen vieren aus dem Tonstudio krabbeln, wünsche ich mir inständig, das fertige Hörbuch bereits mit nach Hause zu nehmen. Beim Zuhören hatte ich zeitweise vergessen, dass ich den Text ja kenne, so begeistert war ich. Aber leider, leider wird das ganze noch ein Weilchen dauern, bis es soweit ist: Benjamin wird nun in Geduldsarbeit die Sätze richtig aneinanderbauen, raussuchen, welche Satzvariante die bessere ist und Anninas „Das kann ich schöner. Noch einmal!" rausschneiden. An zehn Minuten Aufnahme sitzt er deshalb ca. eine Stunde. Auweia.Ich habe allerdings das gute Gefühl, dass sich die Arbeit wirklich lohnt. Lam-ping-pong.
PS: Demnächst stelle ich ein kleines Interview mit Annina in meinen Blog. Ich bin jetzt schon gespannt!
Und hier noch ein paar Foto zur hübschen Veranschaulichung ;-)
Annina im Studio - ganz entspannt
Ihr "geleuchteter" Text
Thomas, Text und Tanja
PS: Demnächst stelle ich ein kleines Interview mit Annina in meinen Blog. Ich bin jetzt schon gespannt!
Und hier noch ein paar Foto zur hübschen Veranschaulichung ;-)
Annina im Studio - ganz entspannt
Ihr "geleuchteter" Text
Thomas, Text und Tanja
Published on September 06, 2011 12:31
August 18, 2011
Nichts als Schererei mit der Drei
Eigentlich sollte man denken, dass es Pillepalle ist, den letzten Band einer Trilogie zu schreiben. Denn falls der Autor seine Figuren bis jetzt nicht aus dem Effeff kennt, werden sie ihm für immer ein Rätsel bleiben. Und der Super-Knüller-Höhepunkt, auf dem man schon seit zig Seite zusteuert, sollte lediglich ein Klacks sein, schließlich sind alle Pfade bereits daraufhin ausgerichtet. Der Schreiberling läuft quasi ausschließlich bekanntes Gelände ab. Ahnungslos, wer solches denkt.Während ich über dem Schlussband der „Schattenschwingen" brüte, erinnere ich mich daran, dass ich das alles schon einmal bei der „Maliande"-Trilogie durchgemacht habe. Allerdings fällt mir das erst jetzt ein. Als mir die Idee für die Sphären-Reihe gekommen ist, habe ich daran keinen Gedanken verschwendet. Offenbar ist es mit dem Schreiben wie mit dem Kinderkriegen: sobald das Baby das Licht der Welt erblickt, hat die Mama ihr ausgiebiges Schreien und Schimpfen bereits vergessen. Hallo da draußen? Könnte bitte jemand für mich dokumentieren, wie ich im Augenblick verzweifelt abwäge, welcher Nebenfigur noch wie viel Spielraum zugestanden werden kann, und welcher Faden aus Platzmangel einfach abgeschnitten wird? Sonst verdränge ich auch das sofort wieder und stürze mich in die nächste Reihe. Ist mir durchaus zuzutrauen.Womit das große Problem beim Abschlussbandschreiben auch schon benannt ist: die Überdosis an Möglichkeiten. Man baut nicht nur an dem an, was man in den beiden Vorgängerbänden erschrieben hat, sondern möchte ja auch Neues schaffen, ohne den Rahmen zu sprengen. Vielleicht bn ich ja auf dem falschen Floss unterwegs, aber ich bin kein Fan von Abschlussbänden, deren Umfang explodiert, weil der Autor den roten Faden verloren hat und mittlerweile alles wichtig findet und jede Klitzekleinigkeit auserzählt. Klar, das Bedürfnis verspüre ich auch. Schließlich hat man all die Geschichten im Kopf, aber in so einem Fall muss man ganz hart den Michael Ende machen und sagen „aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden". Vor lauter Grübeleien bin ich so erschöpft, dass mir nicht einmal ein ordentlicher Schlusssatz einfällt. Außer dem hier: mit einer Fortsetzung über das Gestöhne über das Schreiben von Fortsetzungen ist bei mir definitiv zu rechnen. In mindestens drei Teilen!
Published on August 18, 2011 07:16
August 17, 2011
Schatzsuche: Aus die Maus
Ahoi! Das kommt davon, wenn man kurzerhand ans Meer fährt, anstatt das Ende der Schatzsuche abzuwarten: man gratuliert - mit vielen Tagen Verspätung - den Gewinnern und kann auch nur hoffen, dass auch alle anderen Teilnehmen viel Spaß hatten.
Nun ja, besser zu spät als nie ... darum herzlichen Glückwunsch an alle Schatzsucher, Homepagespringer, Piraten und natürlich an die glücklichen Einheimser! Hier kommt auch noch der Link für alle diejenigen, die sich wie ich woanders getummelt haben: http://www.youtube.com/watch?v=YCaGL197Iwo&feature=player_embedded
Eure Landratte Tanja
Nun ja, besser zu spät als nie ... darum herzlichen Glückwunsch an alle Schatzsucher, Homepagespringer, Piraten und natürlich an die glücklichen Einheimser! Hier kommt auch noch der Link für alle diejenigen, die sich wie ich woanders getummelt haben: http://www.youtube.com/watch?v=YCaGL197Iwo&feature=player_embedded
Eure Landratte Tanja
Published on August 17, 2011 05:43
July 31, 2011
Schatzsuche der fantastischen 10
Herzlich willkommen, liebe Schatzsucher! Wenn Ihr so weit gekommen seid, habt Ihr ja schon einiges gesehen, gelesen und hoffentlich auch schon viel Spaß gehabt. Nachdem vermutlich schon mit jede Menge Buchstabenstaub auf Euch niedergerieselt ist, gibt es nun eine kleine Abwechslung ... ein Bild.
Schattenschwingen tragen kein Gefieder, trotzdem kann ihnen etwas verloren gehen ... und der Anfangsbuchstabe von diesem kleinen Etwas, um den geht es bei meinem Rätsel.
Erraten? Dann geht es weiter bei meiner lieben Kollegin Michaela Hammesfahr (http://hammesfahr-fantasy.blogspot.com/) und wer gerade als Neusteiger reinkommt, geht einfach auf die Webpage von Jeanine Krock, die den Startschuss gibt. Viel Glück!
Published on July 31, 2011 14:01
July 24, 2011
Kreativ, mal anders
Da bin ich also ... mal wieder. Gerade noch rechtzeitig, ansonsten wäre mein Blog bestimmt verhungert. Aber so ist das nun einmal, wenn Frau Autorin mit einem Teil ihres Denkapparats im Sprachlektorat steckt, während ein anderer nicht unwesentlicher Teil darauf besteht, schon mit dem neuen Roman zu beginnen, der schließlich schon viel zu lange warten muss. Eigentlich eine schöne Sache eine solche Zweigleisigkeit. Das weiß man, dass man wirklich arbeitet und sich nicht ausschließlich vergnügt, indem man unschuldige Mädchen ihren schlimmsten Albtraum erleben lässt. Einen Albtraum mit blonden Locken und – ja, wer hätte es gedacht! – Engelsgesicht. Auch das Lektorat für den „Traumsplitter" ist nicht ohne, da die Sprache sich von den anderen Dämonenbüchern unterscheidet. Nicht nur weil eine Geschichte über Figuren Anfang zwanzig anders erzählt werden muss, sondern auch wegen des Romans selbst: manche Autoren bleiben ihrem Erzählstil über viele Bücher hinweg treu, bei mir passt er sich automatisch der Geschichte an. Und in der Hafenstadt Sandfern herrscht gerade ein Jahrhundertsommer ... was man von unserem aktuellen Seltsamwetter nicht gerade behaupten kann. Womit wir beim ABER ankommen sind. Hitze (v.a. in Kombination mit Schwüle) ist der absolute Konzentrationstod. Wer weiß, was in diesen drückenden Tagen, an denen man nur mit Hilfe einer Überdosis Fritz-kola überlebt, auf der Strecke geblieben ist? Und nach dem Temperaturensturz den Wollpulli rauszuholen und einen Kürbis als Herbst-Deko neben die Haustür zu rollen, macht es auch nicht unbedingt besser.Hier mein Lösungsvorschlag: wenn man beim Versuch, sich auf das Buchstabenflimmern auf dem Bildschirm zu konzentrieren, zu schielen anfängt und am liebsten alles Getippselte löschen möchte, weil es nur Quark sein kann ... dann ist es höchste Eisenbahn umzulenken. Mir kam gerade eine Schatzsuche zur Hilfe, die ich mit KollegInnen ab dem 1. August für unsere Leserschaft veranstalten werde (für alle Interessierten: den Startschuss gibt Jeanine Krock auf ihrem Blog. Einfach draufschauen, es wird definitiv Spaß machen). Ich habe zum Zeichenstift gegriffen, etwas, das ich seit Jahren nicht getan habe. Es war genau das richtige, denn auf diese Weise kann man auch etwas erzählen, aber auf eine ganz andere Weise. Außerdem ist es zutiefst befriedigend, einer weißen Fläche einen Stempel aufzudrücken. Es müssen ja nicht immer Wörter sein.
Published on July 24, 2011 03:57
June 21, 2011
Über Buchstaben-Gärtner
In Interviews und bei Lesungen wird oft die Frage gestellt, wie Autoren ihre Romane angehen, sobald die Grundidee steht. Meiner Erfahrung nach gibt es dabei zwei Typen von Autoren: die eine Hälfte schreibt keinen Satz, bevor sie nicht exakt festgelegt hat, was in welchem Kapitel passieren wird. Der Roman steht also schon komplett, bevor er aufgeschrieben wird. Die Worte werden nur noch wie ein Kleid über die Schusterpuppe gezogen. Die andere Hälfte der Autoren, zu der ich zähle, stürzt sich in einen neuen Roman mit einigen vagen Ideen und gelegentlichen Anhaltspunkten wie „der Bösewicht ist gar keiner". Dadurch wird das Schreiben zu einem Abenteuer, denn man kann sich selbst überraschen (unschlagbares Argument zur Motivation meiner Erfahrung nach). Natürlich entspricht wohl kaum ein Autor zu hundert Prozent einem Typus, an manchen Tagen bin ich mehr Planer und an anderen eine konfuse Mischung, aber in Prinzip würde ich einer während des Schreibens entstandenen Idee stets mehr Vertrauen einräumen als meinen Reißbrettnotizen. Warum ich – und sicherlich auch einige der schreibenden Kollegen - das so mache, hat der große George R.R. Martin in der aktuellen RT wunderbar auf den Punkt gebracht: „You're an architect, you plot everything in advance. I'm a gardener. I know what I'm planting, as it were, but I discover the shape in the writing. Being a gardener is less efficient. Sometimes you go down blind alleys and your tree can grow an unslightly limb that has to be lopped off, but you can also discover great beauty with my methods."
Published on June 21, 2011 04:33
June 19, 2011
Ein Textsplitter aus dem „Traumsplitter" – rein romantischer Natur
Vor einiger Zeit brauchte ich dringend einen super-romantischen Rote-Nase-plus-Schokolade-Film, denn Ella – mein 21 Jahre alte „Traumsplitter"-Heldin und ihres Zeichens angehende Photographin - bekommt Nachhilfe in Sachen Liebe von einer künftigen Braut, die sie ablichtet. Zuerst macht Ella sich lustig über die rosarote Sichtweise der anderen, denn das Thema „Verliebt bis über beide Ohren" ist ihr nicht ganz geheuer und sie versucht, mithilfe einer Dosis Zynismus auf Distanz zu gehen. Gelingt ihr natürlich nicht. Denn mit der Liebe ist es wie mit dem Anschauen von Liebesfilmen: wenn es erst einmal funkt, gibt es kein Entkommen. Da hilft dann auch kein ironisches Augenbrauenhochziehen mehr.
Auf der Suche nach dem richtigen Film für diese Szene habe ich ganz liebe Unterstützung von einigen Ladies and Gentlemen auf meiner facebook-Seite herhalten. Hier nun als Danke einen winzigen und leicht bösen Abschnitt aus dem Kapitel „Brautschau". Wie immer gilt: wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten ;-)
„Ja", hauchte die Braut und blinzelte eine Träne weg. „Bei mir und Hannes ist das dasselbe. Diese innere Stimmigkeit, die man kaum erklären kann. Je besser wir uns kennen, desto tiefer wird die Überzeugung, dass wir eins sind. Hannes würde das ja nie zugeben, aber auch er spürt diese tiefe Zusammengehörigkeit. Schicksal nennt man das, daran glaube ich fest. Wenn man so etwas hat, darf man es nicht einfach aufgeben, nur weil ein Fehler gemacht worden ist. Da braucht man als Frau Herzensstärke." Diesem Gedanken nachhängend, blickte die Braut in die Ferne, ein verräterisches Glitzern in den Augen, während ihre Hand suchend über das Holzgeländer glitt.Ella fotografierte mittlerweile rein instinktiv. Die Braut mochte einmal zu oft Nur mit dir gesehen haben, aber irgendwie war dieser unumstößlich Glaube an die wahre Liebe auch mitreißend. Konnte es sein, dass es das gab? Und selbst wenn ... waren sie und Gabriel geeignete Kandidaten für dieses Spiel? Zumindest sie schaffte es ja nicht einmal anständig verliebt zu sein, ohne gleich die Nerven zu verlieren. Was sollte sie da bloß mit Liebe anfangen? Ella drückte erneut den Auslöser, als die Braut sie zuckersüß verträumt anlächelte. Nun, wenn es die wahre Liebe für diese Junge Frau gab, warum sollte Ella Johansen dann nicht auch einmal ihr Glück versuchen?
Published on June 19, 2011 12:31
June 14, 2011
Taschentücher und Baldrian
Einen Roman zu schreiben, ist eine großartige und ausgesprochen befriedigende Angelegenheit. Ein Haufen Buchstaben, die eine Welt abbilden, die ansonsten nur im Kopf des Autoren existiert hätte. Garniert mit den Momenten, wenn man beim Schreiben in eine flow gerät, die Sache sich also verselbstständigt und man sich später wundert, welche Wege man in der Geschichte eingeschlagen hat und woher noch einmal diese eine Figur mit dem seltsamen Namen kommt, die so viel Raum für sich in Anspruch nimmt. Das ist alles sehr schön, und wenn ich dann meinen Laptop ausschalte, habe ich stets ein zufriedenes Lächeln im Gesicht. So könnte das gern immer sein - ist es aber leider nicht. Denn es gibt da noch etwas anderes, die sogenannten Schreikampfzustände, auch als Überarbeitungsphase bekannt. Die kennt vermutlich jeder, der einmal einen Text geschrieben und anschließend poliert hat. Für Autoren, die ihre Romane mit der Akribie eines Feldzugs planen, ist dieser Arbeitsschritt vermutlich ein Klacks: ein bisschen Lektoratsanmerkungen umsetzen und noch mal nach Tippfehlern suchen. Das war's! Tja, bei mir nicht. Wenn ich zu schreiben beginne, habe ich zwar Figuren, Thema und eine ungefähre Wegbeschreibung für die Story im Kopf, bin allerdings jederzeit bereit, sämtliche Pläne über Bord zu werfen und zu tun, was mir die Muse einflüstert. Und sie flüstert mir gerne Dinge zu wie „Das war ja alles ganz toll mit dem Konzept bislang, aber warum machen wir es nicht einfach anders herum? Wäre doch auch ganz spannend" oder „Ja, klar, Gabriel sollte ein ganz Hinterhältiger werden. Du bist ja auch die Autorin, es ist dein Roman … aber er meint, so sei er gar nicht. Vielleicht denkst du ja mal drüber nach" Was ich dann auch prompt mache. Und – zack – ist das unter Qualen geschriebene Exposee Altpapier und Gabriel der lässige Typ, der er seiner Meinung nach sein sollte. Meine Muse plappert gern und viel, sodass ich im Endeffekt viel und weniger gern überarbeiten muss. Um es professionell auszudrücken: die Anschlüsse müssen stimmen. Damit sie das tun, sitze ich wochenlang über einem Text und grübel und poliere und lese nach und … widerstehe mühsam dem Verlangen, die Löschtaste zu drücken, damit das Elend endlich ein Ende hat. Jedes Mal dasselbe Drama. Soll ja ein anständiger Roman werden, versuche ich mich zu motivieren. „Ich hätte da eine sensationelle Idee im Angebot", funkt mir die Muse dazwischen. „Du brauchst nur eine neue Datei zu öffnen und sie notieren. Wenn es gut läuft, kannst du ja mal ein paar Zeilen antesten. Nur so zum Spaß. Dieses ewige Überarbeiten ist doch laaaangweilig." Das finde ich auch, trotzdem würge ich die Muse ab und starre den Bildschirm mit den Szenen an, die doch eigentlich alle schon geschrieben sind. Reiße mich zusammen, konzentriere mich, bin voll bei der Sache. Vielleicht nicht ganz, denn diese „sensationelle Idee" klang schon interessant. Und tippen kann ich mittlerweile wie ein Weltmeister. Genau, ich mache ganz rasch, dann schaffe ich beides: neue Idee aufschreiben, alte Idee polieren. Geht natürlich nicht, ist schon klar. Mit einem Hintern auf mehreren Hochzeiten tanzen und so. Trotzdem gerate ich jedes Mal in Versuchung. Das Autorendasein ist schon eine traurige Angelegenheit. Zumindest in den Schreikrampfphasen.
Published on June 14, 2011 02:48
June 5, 2011
Entzug macht klug ... oder so
Eine Sache, die ich jedem schreibenden oder sich auf eine andere Art kreativ austobenden Menschen empfehlen würde, sind Auszeiten. Richtig bewusst gesetzt, auch wenn einem beim Gedanken daran schon ganz komisch wird. Jedenfalls ist das bei mir so, ich muss nur „Auszeit" denken, dann bekomme ich bereits feuchte Hände und schraube an Ausreden à la „Aber Notizen auf Schmierpapier zählen ja wohl nicht, oder?" (in meinem Fall zählen sie wirklich nicht, weil ich meine eigene Handschrift nicht lesen kann, diese Art Notizen also quasi nicht existieren). Qual egal, ab und an muss das einfach sein. Schreiben darf nicht zum 0815-Erlebnis werden, sondern muss etwas Besonderes sein, etwas, bei dem man aufgeregt ist. Diese kleinen Auszeiten, die also ein regelrechter Entzug sind, halten die Liebe frisch, wenn man es so sehen will.In meinem Fall bedeutet das: das Laptop bleibt aus, der Küchentisch wird ausschließlich als Küchentisch benutzt, und die Tore ins Netz bleiben verriegelt und verrammelt. Kein rasches Email-Checken, no Sir! Die einzige Pforte ins Zauberland, die offen bleibt, ist das Oberstübchen, die ich allerdings meide. Stattdessen ist Rumtreiberei mit dem Kind angesagt – ein Fünfjähriger braucht nicht mehr als einen Stock in der Hand und eine Mutter, die ihm willig über jeden Schlammpfad folgt. Es wird gekocht – auch kreativ, aber halt anders. Und es wird gelesen – ausschließlich Fun-Krams (Empfehlung des Tages: Jana Olivers „The Demon Trapper`s Daughter" – allein der Anfang mit einem frech herumpinkelnden Bibliotheksdämon ist es auf jeden Fall wert). Und irgendwann im Lauf der Auszeit wird die Zauberland-Pforte von der anderen Seite aufgestoßen und die Ideen purzeln heraus. Das ist mein absoluter Lieblingsmoment, dann heißt es Erntezeit. Hier ein Auszug aus meiner aktuellen Ernte: Lösung für eine „Traumsplitter"-Szene, die mir Bauchschmerzen gemacht hat, ein neues Sphäre-Element für „Schattenschwingen III" und die fantastische Welt für meine „Wächter", die neue Jugendbuch-Reihe nach den Schwingen, hat sich aufs Schönste vor meinem geistigen Auge ausgebreitet. Vielen Dank dem, der diese Schätzchen durch die Pforte geschickt hat! Meist fällt dieses Gepurzel übrigens mit dem Zeitpunkt zusammen, wenn es in den Fingern zu kribbeln anfängt und man der festen Überzeugung ist, gleich platzen zu müssen, sollte man nicht sofort den Rechner anschmeißen dürfen. Probiert es mit der Auszeit einfach einmal aus, aber haltet eure Notizblöcke, Zeichenutensilien oder was auch immer bereit. Denn: mit Früchten ist zu rechnen.
Published on June 05, 2011 11:38
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