Mitlesezentrale discussion

This topic is about
Jakob der Lügner
07/2025: Leserunden
>
24.07. Jakob der Lügner - Jurek Becker
date
newest »


Morgen starten wir mit unserer Jakob der Lügner-Runde. Seid ihr schon bereit?
Meine Ausgabe Jakob der Lügner hat 283 Seiten und keine Kapitel.
Wir können daher gern in die folgenden Abschnitte einteilen:
Abschnitt 1: bis S. 70
Abschnitt 2: S.71-140
Abschnitt 3: S. 141-210
Abschnitt 4: S. 211-283
Wie seid ihr zum Buch gekommen? Habt ihr auch schon den Film gesehen? Ich habe den Film vor langer Zeit geschaut, kann mich aber nicht mehr gut erinnern. Das Buch habe ich hier schon ein Weilchen liegen und es wurde mir von meiner Mutter schon häufiger ans Herz gelegt es zu lesen. Also ist jetzt die perfekte Zeit dafür :) Ich freue mich auf eure Gedanken zum Buch!
Viel Spaß!!

Für mich passt das mit den Abschnitten.
Mir ist das Buch hier auf Goodreads begegnet. Irgendeine Rezension hat mich bewegt das Buch auf meine Lesewunschliste zu setzen.
Den Film kenne ich nicht, war mir auch nicht bekannt dass es einen gibt.

Das Buch selbst ist mir schon früher begegnet. Ich habe es allerdings nur auszugsweise gelesen, damals im Rahmen einer Forschungsarbeit zur Holocaust-Literatur. Schon da hat mich Beckers Erzählweise fasziniert. Er schafft es, Tragik, Hoffnung, Ironie und sogar einen Hauch von Komik miteinander zu verbinden, ohne dabei das ernste Thema zu verharmlosen. Das fand ich sehr beeindruckend.
Jetzt möchte ich das Buch endlich ganz in Ruhe und vollständig lesen. Besonders spannend finde ich den Umgang mit Wahrheit und Erfindung in extremen Situationen. Was bedeutet Hoffnung, wenn alles verloren scheint, und wie viel Wahrheit braucht der Mensch, um weiterzumachen?
Ich bin gespannt, wie ihr das Buch erlebt und welche Gedanken es bei euch auslöst.

Vielleicht schaue ich den dann nach der Lektüre


@Peter: faszinierend, was du über die Hintergründe des Buches und die Verfilmungen erzählst. Besonders den Fakt mit Piotrków Trybunalski fand ich richtig interessant, das war mir gar nicht bewusst. Hast du eigentlich eine der beiden Verfilmungen als besonders gelungen in Erinnerung oder waren sie eher enttäuschend im Vergleich zum Buch?
Wie wäre es, wenn wir nach der Lektüre gemeinsam den Film anschauen? Das könnte eine schöne Möglichkeit sein, unsere Eindrücke auszutauschen und das Gelesene filmisch zu vertiefen. Was meint ihr?

Apropos Stimmung. Der Kontrast der leicht-lockere Erzählweise mit der fatalen Lebenswirklichkeit im Ghetto hat mich schon auf den ersten Seiten umgehauen. Zum Zeitpunkt der Handlung scheint es schon völlig normal zu sein, dass Juden in einem Ghetto leben, Zwangsarbeit leisten, einen Judenstern tragen, keinen Schmuck und keine Uhren besitzen dürfen. Dagegen lehnt sich Jakob nicht auf. Erst die Abholzung aller Bäume und anderer Gehölze ist so sehr Willkür und Schikane außerhalb jeglicher Rationalität, dass er (und hoffentlich auch wir als Leser) dies nicht akzeptieren kann.

Ich hab ein bisschen rätseln müssen wer der Erzähler ist. Eine der Figuren? Jakob?
Irgendwie war mir die Erzählperspektive etwas unklar.
Inzwischen liest sich das Buch richtig gut und ich habe nur gestoppt um nicht möglicherweise davon zu eilen.

Jakob scheint ja nur zufällig zum Lügner zu werden.
Einmal gelogen und schon kommt er da nicht mehr raus.
Er könnte es doch klar stellen, eigentlich.
Gefällt ihm die Aufmerksamkeit? Gefällt ihm, dass er Hoffnung gibt und sich die Stimmung verbessert?
Hat er keine Angst? Wenn ihn nun jemand verpfeift, auch wenn er eigentlich kein Radio hat, wie würde das ausgehen?
Bin im Moment auf Seite 98. Habe Lina kennengelernt und sie sofort ins Herz geschlossen.
Alle scheinen sich total mit ihrer Situation im Ghetto abgefunden zu haben.
Mir kam dann der Gedanke, dass vermutlich nur so überleben/ weiterleben funktioniert.
Annehmen und weiter machen.
Das Buch lässt mich gerade nicht los



Gute Reha für dich @Emibequemi

Einmal gelogen und schon kommt er da nicht mehr raus.
Er könnte es doch klar stellen, eigentlich.
Gefällt ihm die Aufmerksamkeit? Gefällt ihm, dass er Hoffnung gibt und sich die Stimmung verbessert?
Hat er keine Angst? Wenn ihn nun jemand verpfeift, auch wenn er eigentlich kein Radio hat, wie würde das ausgehen?
..."
Ich komme erst jetzt dazu weiterzulesen, bin aber noch im 1. Abschnitt. Ist Jakob ein Lügner? Ja, aber sicher nicht um Aufmerksamkeit zu erringen. Im Ghetto blieb man am besten so gut wie unsichtbar. Er wurde zum Lügner um Mischa von dem Versuch abzuhalten Kartoffeln zu stehlen, der unweigerlich mit seinem Tod geendet hätte - zumindest ist das Jakobs Sicht. Und natürlich ist er sich klar, dass seine Lüge über kurz oder lang auch den Deutschen zu Ohren kommt, die ein Geständnis aus ihm herausprügeln werden, egal, ob es diese Radio gibt oder nicht. Aber er kann nicht zurück, nachdem sich das Gerücht so schnell und weit verbreitet hat. Zum einen sieht er wieviel Lebenswillen er damit geweckt hat, andererseits würden sie ihm die Wahrheit vermutlich nicht (mehr) glauben.

Irgendwie war mir die Erzählperspektive etwas unklar. ..."
Vor der Szene mit Mischa und Rosa ergreift der Erzähler ja das Wort und outet sich als einen der Überlebendenden des Ghettos und Krieges. Apropos Mischa und Rosa: Deren Liebesgeschichte inmitten der Schrecken des Ghettos hat mich sehr berührt. Allein schon dafür bin ich Jakob für seine Lüge dankbar.

Start: 24.07.2025
Wunsch von Emibequemi
Mitleser/innen: Peter, Poca
Weitere Interessenten sind willkommen. Meldet euch hier an. Das Buch lohnt sich. Viel Spaß.