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Kindle Notes & Highlights
Die meisten hier kennen ja nicht mal den Unterschied zwischen Butter und Margarine. Eine Vollblutfrau wie ich kann hier nicht atmen.
»Mir macht es Spaß, Männern Freude zu bereiten, es ist keine Mühe für mich, wie Sie das sehen. Sich um Männer zu kümmern, sie zu unterstützen und zu wärmen ist meine gottgegebene Aufgabe als Frau, und ich fühle mich verpflichtet, ihr nachzukommen. In Ausübung dieser Pflicht wird jede Frau schön, eine Göttin. Verstehen Sie das nicht? Der Grund, aus dem sich heutzutage immer mehr Frauen so schlecht fühlen, ist, dass sie in ihren Beziehungen unzufrieden sind. Frauen werden niemals so stark wie Männer sein. Das müssen sie begreifen, und es ist nichts, wofür sie sich schämen müssen. Wenn wir diesen
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»Ihr seid so beschäftigt mit eurer Arbeit und Unabhängigkeit, dass ihr unbefriedigt seid. Weil ihr mit den Männern konkurriert, gibt es keine Liebe mehr.
Finde es spannend, dass – so konservativ viele der Pro-Tradwife-Argumente auch sein mögen – immer ein Funke drin ist, der zumindest kurz zum Nachdenken anregt. Denn: Dieses Konkurrenzverhältnis wird definitiv IRGENDWELCHE Auswirkungen haben. Ob nun positiv oder negativ sei mal dahingestellt.
Damals war der Begriff Enjokosai – »Begleitung mit besonderen Leistungen« – in aller Munde. Er bezeichnete den Umgang älterer Männer mit sehr jungen Mädchen, und es kam nicht selten vor, dass Schulmädchen sich von älteren Männern für sexuelle Dienste bezahlen ließen. Ging Rika in ihrer Schuluniform durch Shibuya, war sie ständig den abschätzenden Blicken von Männern aus der Generation ihres Vaters ausgesetzt gewesen. Mehr als einmal hatten Männer ihr mit den Fingern bedeutet, wie viel sie für sie zu zahlen bereit wären.
Kulturelle Anekdote zu japanischer Misogynie, die nett nebenbei eingestreut wird. (Generell hat der Roman davon am Anfang viel mehr als in der zweiten Hälfte.)
eigentlich war er ein Junge vom Land, der seine Frau zu Hause haben wollte. In Bezug auf Frauen war er sehr konservativ. Solche Typen gab es in der Generation der Studentenbewegung viele.«
Erstmal: Liebe es, wie JEDER japanische Roman – unabhängig vom Setting – früher oder später "die Studentenbewegung" erwähnt. Und dann zeigt es mal wieder, dass es für sich rein gar nichts bedeutet, in den späten 60ern mal ein paar gute Positionen vertreten zu haben.
»Sie erklärte mir, Männer seien schwach, sensibel und sanft. Deshalb sollte man ihnen vergeben, wenn sie grob oder zudringlich sind. Vielleicht hast du dich ja offen dafür gezeigt, sagte sie. Sie handelten nur aus Einsamkeit so. Und die käme daher, dass die Frauen kalt seien und Männer wie Trottel behandelten.
Für Kajii war jeder Mann ein Kind ohne eigenes Urteilsvermögen.
Ihr war völlig klar, dass sie eines Tages allein und kinderlos in dieser oder einer ähnlichen Wohnung sterben würde. Sie war die Tochter ihres Vaters. Aber es war wichtig, sich nicht in Unglücksfantasien hineinzusteigern.
Ich glaube wirklich, dass wir einen wertvollen Teil unserer Esskultur zerstören, indem wir bestimmte Nahrungsmittel grundlos meiden. Ich habe mir vorgenommen, von nun an ganz normal Reis und Milch zu mir zu nehmen. Nachdem ich in Agano war, verstehe ich, warum Kajii über den Schlankheitswahn der Japaner spottet, und einfach isst, was ihr schmeckt. Ich werde von nun an richtig kochen.
Makoto hatte Rika verziehen, dass sie noch immer nicht abgenommen hatte, weil er glaubte, ihre Gewichtszunahme hätte etwas mit dem Interview zu tun. Es war ja auch nicht so, dass sie gelogen hatte, denn eine Zeit lang war es so gewesen, aber inzwischen aß Rika nicht mehr für jemand anderen, sondern nur noch für sich selbst.
Dennoch hatte sie das Gefühl, dass sich das Verhältnis zwischen Makoto und ihr umgekehrt hatte. Er hatte jetzt mehr Interesse an ihr. Der Wendepunkt war vermutlich jene Nacht im Hotel gewesen.
»Demnach ist es für die Japanerinnen von heute am besten, so was wie eine Leiche zu sein, wenn sie von einem Mann geliebt werden wollen. Denn auch die Männer, die sich solche Frauen wünschen, sind selbst wie scheintot.
Metapher (mangels Kontext) erklärt: Konservative Männer, die sich Frauen wünschen, die ihnen einfach nur gehorchen, sind quasi scheintot.
Aber sie hatte keine Zeit zum Ausruhen. Vielleicht waren Hausfrauen wirklich vierundzwanzig Stunden am Tag ununterbrochen beschäftigt.
Manako Kajii brach in Tränen aus, als könne sie sich nicht mehr beherrschen. Rika begriff, dass ihr schiefes Lächeln eine Vorankündigung gewesen war. Es waren auch keine falschen Tränen. Sie versuchte, die Nase hochzuziehen und dem Tränenstrom mit beiden Händen Einhalt zu gebieten.
Auf dem Bürgersteig kauernd, dämmerte Rika eine Erkenntnis. Auf diese Weise waren Kajiis Opfer gestorben. Sie hatte das, was jedem von ihnen lieb und teuer war, grausam zerstört. Rika musste sich der Tatsache stellen: Kajii war eine Mörderin. Es spielte keine Rolle, ob sie eigenhändig getötet hatte oder nicht.
»Schorfabkratzen ist seine Lieblingsbeschäftigung. Er macht es sogar bei seinen Freunden. Entschuldigen Sie bitte.« Auch während sie sprach, behielt die junge Mutter weiter die Straße im Auge. Aber der Junge hatte recht, sie hatte eine Menge Narben auf ihren Knien und ihren Handflächen, weil sie dort immer wieder den Schorf abgekratzt hatte. »Schorf ist total lecker«, flüsterte der Junge ihr ins Ohr, als würde er ihr ein großes Geheimnis anvertrauen.
Rika hatte in den letzten Monaten versucht, stärker zu werden, aber sie hatte nur eine kleine Veränderung an einem sicheren und privilegierten Ort und unter den wachsamen Blicken ihr nahe stehender Menschen vollzogen.
Erinnert mich an die frühe COVID-19-Pandemie, wo man sich in der Isolation definitiv verändert hat und ein wenig neu (er)finden konnte... Aber das dann auch außen umzusetzen, ist die andere Sache.
Ich hatte dir doch erzählt, dass ich, als ich klein war, die Pfannkuchen meiner Mutter so geliebt und sie um ihre Fähigkeit beneidet habe. Dann sagte sie mir, das Geheimnis sei, den Anweisungen auf der Packung genau zu folgen.
Ich liebe es, wie viele der krassesten Kochweisheiten in diesem Roman einfach nur daraus bestehen, ein Rezept so pingelig wie nur möglich zu befolgen... was scheinbar viele nicht tun oder können.
Rika fand, dass man sich in Japan zu sehr bemühte, alles perfekt machen zu wollen. Deshalb konnte sich die Sitte, Freunde spontan einzuladen und zwanglos die Atmosphäre zu genießen, nie richtig durchsetzen.
Wahrscheinlich nicht nur in Japan. Habe das Gefühl, je weniger Zeit man im persönlichen Alltag hat, desto mehr muss aus jedem Treffen mit Freunden ein Event werden.

