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Kindle Notes & Highlights
»Und du hast gesagt, du hättest keins dabei.« Sein warmer Atem strich über meinen Hals und ließ mich erschauern. »Ja, kein Bügeleisen«, erwiderte ich so ungerührt wie möglich.
»Er … hatte einen Unfall.«
»Außerdem sollte ich als«, er warf mir einen Seitenblick zu, »Sheriff dieser Stadt«, er machte eine Pause, »genau hinsehen … wenn neue Gesichter in meiner Stammkneipe auftauchen.«
Der Himmel über uns war tiefschwarz und voller funkelnder Sterne, die mit ihrem Licht die Silhouette der Berge andeuteten. Staunend blickte ich hinauf und ließ die unendliche Weite auf mich wirken. Wie unbedeutend und klein man sich hier unten fühlte.
Und plötzlich war da nur noch Stille und Ruhe.
»Warum machst du es einem so verdammt schwer, Ryan?«, fuhr ich ihn an. »Die Welt dreht sich nicht nur um dich.«
»Dieser Duft, wenn Regen auf trockene Erde fällt. Den nennt man Petrichor.«
»Du bist nur gefallen und nicht wieder aufgestanden.« »Weil ich nicht weiß, wie«, flüsterte er.
»Du stehst auf ihn, Lena. Du weißt es nur noch nicht.«
Ich wollte mich noch an der Wand abstützen, griff jedoch ins Leere und fiel nach hinten. Die Augen zusammengekniffen, rechnete ich mit einem harten, schmerzhaften Aufprall. Stattdessen fiel ich in kräftige Arme, die sich fest und warm um mich schlangen. »Hab dich«, murmelte Ryan. Ich erstarrte. Alles, was ich in diesem Moment wahrnahm, war das Gefühl seiner Hände auf meinem Körper. Für ein, zwei Sekunden war ich wie ausgeknockt und verlor ich mich im Grün seiner Augen.
»Yes, I’ll admit that I’m a fool for you. Because you’re mine, I walk the line.«
»Tja, Snow White …«, setzte ich an, kam aber nicht weiter, weil er mir seine flache Hand in einer flinken Bewegung aufs Gesicht drückte.
»Aber …«, stammelte ich, »ich … hab … gar nichts an.« Ich biss mir auf die Unterlippe und spürte die Hitze in meinen Wangen. »Dann binde dir das Handtuch um.« Ich schluckte. »Das liegt noch im Schrank.« Gequält schloss ich die Augen. Ein paar Sekunden lang sagte er nichts. »Na, dann wird das wohl Joes Highlight der Woche. Und meins sowieso.«
»Was ist mit ihnen passiert?«, fragte ich vorsichtig. »Mit deinen Eltern?« »Ein Autounfall«,
»Nein, das heißt es ganz bestimmt nicht. Ich hol dich da jetzt raus.«
Auf wackeligen Beinen ging ich auf ihn zu und schlang die Arme um seine Mitte. Sein Körper versteifte sich, doch ich drückte mich noch fester an ihn. Ich legte meinen Kopf an seine Brust und spürte sein pochendes Herz. Nach ein paar Sekunden legte er sanft die Arme und mich und drückte sein Kinn sanft auf meinen Kopf. »Schon gut«, flüsterte er. In diesem Moment dachte ich nicht darüber nach, dass ich mich halb nackt an ihn presste, dass ich jeden Zentimeter seines Körpers an meinem spürte. Es war mir auch egal, dass meine Augen feucht wurden und ich kurz davor war aufzuschluchzen. Ich wollte
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»Vielleicht lässt er dich mal reiten«, sagte Liam, woraufhin sich Ryan an seiner Cola verschluckte.
»Hey, Baby, da bist du ja. Ich hab dich schon gesucht«,
»Es fühlt sich an, als wäre man nicht … vollständig. Ein Puzzle, dem ein Teil fehlt. Aber man gewöhnt sich daran.«
»Ich hab die Scheibe absichtlich verfehlt.« Seine Stimme hatte einen rauen Ton angenommen. »Aber garantiert nicht, weil ich mich als dein Bruder sehe.«
Es war ein bisschen, als würden einem Flügel wachsen, als würde man für ein paar Sekunden schwerelos sein und abheben.
»Dann musst du aufhören, mich abzulenken.«
»Ich weiß nur, dass ich dich am liebsten gegen diesen verdammten Hang gevögelt hätte.«
»Das Problem ist«, er beugte sich zu mir herunter und hauchte an mein Ohr, »dass nichts noch nie so wenig nach nichts geklungen hat.«
»Liegen bleiben. Genau so.«
Als er einen Schritt zur Seite machte, blieb ich wie angewurzelt stehen. Dunkles, schulterlanges Haar, braune Augen, kein Make-up. Dieses Gesicht hatte ich schon einmal gesehen.
»Maddie hat mir angeboten, für die restliche Saison mit nach Europa zu kommen. In ihrem Team ist einer der Betreuer ausgefallen. Ich könnte einspringen.«
»Ich weiß, dass du noch wach bist«, sagte er mit belegter Stimme.
»Ich bin vor einer Viertelstunde noch einmal Onkel geworden«, sagte er freudestrahlend.
»Du kannst nicht einfach so was sagen, Ryan. Nicht jetzt. Nicht, nachdem du mich fast eine Woche ignoriert hast. Nicht, nachdem du morgen …«
»Hab dich«, hauchte er an mein Ohr. Hab dich. Wie damals, als ich von der Leiter gefallen war. Wie damals, als ich beim Skifahren ins Straucheln gekommen war. Hab dich.
»Sieh mich nicht so an, Lena.« Seine Stimme war tonlos. »Wie?«, krächzte ich. »So als würde ich mich aus dem Staub machen.« »Danach sieht es aber aus.«
Und durch die Arbeit im Leaf startete ich zum ersten Mal in ein neues Jahr mit dem warmen, zufriedenen Gefühl, etwas gefunden zu haben, das mir wirklich Spaß machte, das mich erfüllte. Ich hatte endlich eine Idee, was ich mit meinem Leben anfangen wollte, und ich würde alles dafür tun, dass sie kein bedeutungsloser Punkt auf einer Liste von Neujahrsvorsätzen blieb.
Hi«, sagte er mit einem kaum wahrnehmbaren Lächeln um die Lippen. Ihn so unerwartet wiederzusehen warf mich vollkommen aus der Bahn. Für einen Augenblick vergaß ich zu atmen, starrte ich ihn nur an und nahm jedes Detail an ihm wahr.

