Quentin Tarantino Unchained: Die blutige Wahrheit (German Edition)

by Michael Scholten

Beide Filme gipfeln in einem Mexican Standoff. Diese blutige Pattsituation mit vielen Schießenden und wenig Überlebenden wird gern als Hommage an den chinesischen Actionfilmer John Woo beschrieben.

Besondere Brisanz erhielten diese Diskussionen dadurch, dass die beiden Amokläufer Eric Harris und Dylan Klebold, die am 20. April 1999 in der Columbine High School in Littleton, Colorado, zwölf Schüler, einen Lehrer und sich selbst erschossen, ein Video hinterlassen hatten, in dem sie den Wunsch äußerten, Quentin Tarantino möge ihre Geschichte verfilmen. Der Regisseur wand sich eher ungelenk aus dieser Klemme, indem er verkündete, es hätte in Littleton weniger Opfer gegeben, wenn die Killer mit Samurai-Schwertern statt mit automatischen Handfeuerwaffen

Highschool marschiert wären.

»Wenn Brad Pitt als einer der Basterds einen Deutschen verhört, zeige ich ihn nicht gerade als netten Menschen. Im Grunde führt er sich, daran besteht kein Zweifel, genauso auf wie ein Nazi.«169

Christoph Waltz wird die Restaurantszene, die im Café Einstein am Berliner Kurfürstendamm gedreht wurde, nie vergessen, weil er dabei für jede der 27 erforderlichen Aufnahmen je ein Stück Apfelstrudel mit Schlagsahne verspeisen musste.

Tarantino hatte recherchiert, dass allein im Jahr 1943 im Deutschen Reich fast 1,2 Milliarden Kinokarten verkauft worden waren – fast fünfmal so viel wie 1933, als die Nationalsozialisten an die Macht kamen. »Bevor Berlin in Grund und Boden gebombt wurde, gingen die Leute wie wahnsinnig ins Kino«, erzählt der Regisseur. »Von dem Moment an, als Goebbels die Kontrolle übernahm, war auch vom Krieg so gut wie nichts im Kino zu sehen. Es gab Romanzen und Melodramen, Komödien, Musicals und Operetten. Wenn man sich nur die deutschen Filme bis 1945 ansieht, merkt man kaum, dass parallel Krieg geführt wurde.«