Trauern: Phasen und Chancen des psychischen Prozesses (German Edition)
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Ein Aspekt der Trauerarbeit wird also sein müssen, dass ein neues Verhältnis zur Welt geschaffen wird.
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Aber nicht nur diese Verunsicherungen am Sinn des Daseins erschüttern den Trauernden, er fühlt sich ja wirklich erschüttert, verändert. Sein Lebensgefühl hat sich verändert, sein Erleben von sich ist nicht mehr dasselbe.
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Diese Phase des Nicht-wahrhaben-Wollens, des Starr-Seins, der Empfindungslosigkeit wird ganz allgemein als die erste Phase nach einem großen Verlust bezeichnet16.
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Träume, in denen der Tote aus dem Sarg aufsteht, scheinen häufig zu sein. Ich habe ihn – in Varianten
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– bei zwölf Personen finden können, die jemanden verloren hatten, der ihnen nahe stand. Es mag natürlich sein, dass die christliche Idee der Auferstehung da mitspielt; aber das vermindert nicht die persönliche Bedeutsamkeit dieser Träume. Es würde dann nur bedeuten, dass dieser Auferstehungsgedanke wesensmäßig zu unserer Psyche gehört.
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Auch wenn sich eine Wunscherfüllung in ihm spiegeln sollte, scheint mir doch wichtig, diese Träume auch unter dem subjektstufigen Aspekt zu betrachten; zu sehen, dass sie gleichzeitig auch eine Phase der Trauer beenden, indem sie ankündigen,
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dass der Verstorbene, wenn auch in einer neuen Art, nun wieder »mitleben« kann.
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Mir scheint, dass immer dann, wenn dieser typische Traum geträumt wird, sich eine Wendung im Erleben des Todes anbahnt: Der Träumer spürt, dass das Leben wieder weitergehen kann; neues Selbst- und Weltverständnis sind wieder entstanden, indem sich abzeichnet, dass vieles, was durch den Tod des geliebten Menschen verloren schien, zumindest andeutungsweise im Zurückgebliebenen lebt und von ihm sich auch realisieren lässt.
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Der Trauernde stellt fest, dass nicht einfach nichts mehr da ist, wenn ein geliebter Mensch gestorben ist, sondern dass vieles, was vorher »außen« war, in der Beziehung gelebt wurde, nun nach innen
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genommen werden kann und muss – als eigen...
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Gleichzeitig aber weiß der Trauernde, dass er mit dem Toten auch mitgestorben ist, dass auch er wieder neu geboren werden muss, ins Leben hineingeboren werden muss.
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Um wirklich fruchtbringend trauern zu können, das heißt, um alte Verhaltensmuster aufbrechen und neue Verhaltensmuster entstehen zu lassen, scheint es für neue Beziehungs- und Lebensmöglichkeiten keinen andern Weg zu geben, als dieses wechselnde Emotions-Chaos durchzuhalten, auszuhalten. Das Emotions-Chaos ist ein Bild für das Chaos ganz allgemein, in dem Altes verschwindet und Neues sich bilden kann.
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Es gehört zu einem gelungenen Trauerprozess, dass der Trauernde sich verändert und demgemäß natürlich auch neue Beziehungen eingeht.
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Es gibt keine Richtlinien, wie lange wir um wen zu trauern hätten: Je mehr wir emotional jemandem oder etwas verbunden sind, desto mehr werden wir trauern müssen.
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Der ausgelöste oder abgelöste Tote wird im Märchen zum »dankbaren Toten«, zum hilfreichen Begleiter. Das wird er auch in den Träumen, und das wird er auch im alltäglichen Erleben.
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Viele Autoren sind sich darüber einig, dass verhinderte oder unterdrückte Trauer dazu führt, die Welt als bedeutungslos, die eigene Existenz als wertlos und die Zukunft als hoffnungslos zu erleben, dass also Störungen in Richtung depressiver Reaktionen erfolgen.
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Wenn wir beim Tod eines geliebten Menschen mitsterben, dann ist der Trauerprozess mit seinen Emotionen die Möglichkeit, uns selber als Abgelöste, aber auch als Verbundene mit der Geschichte dieses Verstorbenen wieder neu zu finden.
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Wenn wir uns aus irgendeinem Grunde diesem Trauerprozess entziehen, dann bleiben wir zurü...
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mehr ganz sind, die nur noch zu einem Teil lebendig sind. Dies hat wiederum eine Wirkung auf unser Selbsterleben und dami...
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dass es sich »beim Ausbruch einer Depression immer um einen nicht verarbeiteten Verlust« handelt.
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Personen, die ohnehin schon ein schlechtes Selbstwertgefühl haben, Verluste nicht ertragen können, weil diese Verluste noch einmal ihr Selbstwertgefühl beeinträchtigen,
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und dass sie, wegen dieses schlechten Selbstwertgefühls, depressive Reaktionen zeigen. Einen direkten Zusammenhang zwischen Verlust und Depression sehen sie nur, wenn jemand seine Mutter oder Pflegeperson vor dem elften Lebensjahr verloren hat.
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Wir nehmen nicht nur von Lebensabschnitten Abschied, von Elternfiguren, von Aspekten unserer Persönlichkeit; wir nehmen auch Abschied von Ich-Idealen und Lebensentwürfen. Es ist wohl das Erlebnis eines jeden Menschen, dass er sich in seiner Jugend Ideale aufgebaut hat, ohne sich darüber klar zu sein, was für ihn erreichbar und was unerreichbar ist.
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Bei neurotischen Menschen klafft oft zwischen den gesteckten Zielen und den vorhandenen Möglichkeiten ein riesengroßer Graben.
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Ziel der Therapie ist es dann, Ziele und Möglichkeiten des Erreichens einander anzunähern. Das ist oft ein sehr schmerzhafter Prozess, mit viel ...
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erreicht, was man sich vorgenommen hat oder was einem als Ideal hi...
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Die Beziehungen zu den andern Menschen, unsere Bindungen, sind ein wesentlicher Aspekt unserer Identität, die ich »Beziehungsidentität« nennen möchte, weil sie sowohl vielfache Bezogenheit voraussetzt als auch beziehungsfähig macht90.
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An Verlusterfahrungen gewöhnen sich Menschen nicht: Es ist eine zu fundamentale Erfahrung, die die Identität immer wieder neu erschüttert.
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Menschen, die trauern und Menschen, die depressiv sind, unterscheiden sich.
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Menschen, die trauern, finden sich selber zurecht oder können von einer Trauerbegleitung profitieren.
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Menschen, die mit einer Depression reagieren, brauchen eine Psychotherapie, meiner Wahrnehmung nach vor allem eine tiefenpsychologisch orientierte Psychotherapie, die sich um die Entwicklung des eigenen Selbst und dessen Tiefendimension kümmert.