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Heimat planen, das ist sein Beruf. Vier Wände um ein Stück Luft, ein Stück Luft sich mit steinerner Kralle aus allem, was wächst und wabert, herausreißen, und dingfest machen. Heimat. Ein Haus die dritte Haut, nach der Haut aus Fleisch und der Kleidung. Heimstatt.
Wer baut, klebt nun einmal sein Leben an die Erde. Dem Bleiben einen Körper zu geben, ist sein Beruf. Ein Inneres schaffen.
Als Arthur und Hermine sich 1939 doch noch um eine Ausreise bemühen, verkaufen sie Ludwigs Grundstück mit Steg und Badehaus für die Hälfte des Verkehrswertes an den benachbarten Architekten. Der Architekt zahlt um des Vorteils willen, den er aus dem Handel hat, ans Finanzamt eine Entjudungsgewinnabgabe in Höhe von 6%.
Aber ihr, der kein Land mehr, sondern die Menschheit die Heimat sein sollte, blieb der Zweifel für immer als Heimweh.
Der Dichter, der sie damals versteckte, hatte in einem Gedicht das Heimgehen als Übersetzen ans Ufer des Todes beschrieben.
Besser war es allemal, fremd zu sein in der Fremde, und nicht im eigenen Haus.
Wenn man angekommen ist, heißt die Flucht dann immer noch Flucht? Und wenn man auf der Flucht ist, kommt man dann jemals an?
Und das heißt doch, daß man bei einer Flucht einiges mitnehmen kann, was kein Gewicht hat, zum Beispiel die Musik.