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Kindle Notes & Highlights
Einige Dinge stehen in unserer Macht, andere hingegen nicht. In unserer Macht sind Urteil, Bestrebung, Begier und Abneigung, mit einem Wort alles das, was Produkt unseres Willens ist. Nicht in unserer Macht sind unser Leib, Besitz, Ehre, Amt, und alles was nicht unser Werk ist. Was in unserer Macht ist, ist seiner Natur gemäß frei, kann nicht verboten oder verhindert werden; was aber nicht in unserer Macht steht, ist knechtisch, kann verwehrt werden,
Gehört es zu den nicht in unserer Macht stehenden, so halte dies Wort bereit: Es berührt mich nicht.
Nicht die Dinge selbst, sondern die Meinungen über dieselben beunruhigen die Menschen.
Begehre nicht, daß die Sachen in der Welt gehen, wie du es willst, sondern wünsche vielmehr, daß alles was geschieht, so geschehe, wie es geschieht, dann wirst du glücklich sein. 9
Wer frei sein will, muß nichts begehren und nichts fürchten, was in eines andern Macht steht; andernfalls ist er dessen Knecht.
Der Weg zur Freiheit aber ist Verachtung aller Dinge, die nicht in unserer Macht stehen.
Welches wollt ihr lieber: Geld oder einen treuen, gewissenhaften Freund? Darum hilft mir lieber zu dem letzteren und verlangt nicht, daß ich etwas tue, wodurch ich diese Eigenschaft verlieren würde.
Bei jedem Geschäfte prüfe zuerst genau, was ihm vorangehen muß und was es mit sich bringt; dann erst beginne es. Sonst wirst du, wenn du die notwendigen Folgen nicht überlegst, anfangs willig beginnen, wenn aber Schwierigkeiten sich zeigen, mit Beschämung zurücktreten müssen.
Mensch, erwäge zuerst genau, was eine Sache erfordert, und dann betrachte dich selbst, ob du ihr gewachsen seiest.
Nicht jeder ist zu allem geschaffen.
Es kann dich niemand kränken, wenn du es nicht willst. Gekränkt bist du, wenn du dich für gekränkt hältst.
Vergegenwärtige dir einen Charakter, ein Musterbild, wonach du zu leben dir vornimmst, sowohl im privaten, als im öffentlichen Leben.
Beobachte meistenteils Stillschweigen, oder sprich nur das Notwendige und auch dies mit wenigen Worten.
Hüte dich davor, in Gesellschaften häufig und weitläufig von deinen Taten und Gefahren zu sprechen, denn wenn es auch dir angenehm ist, bestandener Gefahren dich zu erinnern, so ist es anderen nicht so angenehm, davon zu hören.
Wenn du etwas nach bestimmter Überzeugung, daß es getan werde müsse, tust, so scheue dich nicht, es öffentlich zu tun, wenn auch die Menge (das Publikum) darüber ganz anders denkt.
Wenn Du mit anderen isst, denke nicht nur an den Wert der Dinge, welche Deinen Körper vorgesetzt werden, sondern auch an den Wert des Verhaltens, welches von dem Gastgeber beobachtet werden wird.
Er handelt und spricht so, weil er meint, er habe recht. Er folgt eben nicht deinen Begriffen, sondern seinen, und wenn diese falsch sind, so hat er den Schaden davon, indem er sich täuscht.
Folgendes sind falsche Schlüsse: "Ich bin reicher als du, also bin ich vorzüglicher", oder: "Ich bin beredter als du, folglich bin ich besser." Schlüssig ist bloß dies: "Ich bin reicher als du, folglich ist mein ökonomischer Zustand besser als deiner; ich bin beredter als du, also ist meine Sprechweise besser als die deinige."
Einer trinkt viel Wein; sage nicht: er handelt unrecht, sondern: er trinkt viel. Denn woher weißt du, daß er unrecht handelt, bevor du seine ihn bestimmenden Gründe kennst?
Die Art des Uneingeweihten (Nichtphilosophen) ist die: Er erwartet nie Vorteil und Nachteil von sich, sondern immer von äußeren Dingen. Die Art des Philosophen ist: Er erwartet jeden Nutzen und Schaden von sich selbst.
Wenn du nicht immer noch vernachlässigst und sorglos dahin lebst, immer Aufschub auf Aufschub, Vorsatz auf Vorsatz häufst und immer einen Tag nach dem andern bestimmst, von dem an du auf dich achten wolltest, wirst du unvermerkt zu gar keinem Fortschritte gelangen und als Ungebildeter leben und sterben.