Fortescues Fabrik in Legendäre Länder

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Aug 21, 2023 Markus rated it it was amazing · review of another edition

Shelves: deutschland

Ein schweres Gewitter tobte über Bleamoor Hall in Nordengland, als im Jahre 1810 der zweite Sohn von Sarah Fortescue zur Welt kam. Der Junge gefiel der Hebamme nicht, er steht unter einem schlechten Stern, meinte sie und sein älterer Bruder Jeremy bekam den Auftrag, sein Leben lang gut auf das Geschwisterchen aufzupassen. Der kleine Douglas ist ein seltsames Kind und entwickelt sich unter dem Einfluß seines liederlichen Onkels Wellesley nur noch seltsamer. Christine Wunnicke beschreibt das Heran Ein schweres Gewitter tobte über Bleamoor Hall in Nordengland, als im Jahre 1810 der zweite Sohn von Sarah Fortescue zur Welt kam. Der Junge gefiel der Hebamme nicht, er steht unter einem schlechten Stern, meinte sie und sein älterer Bruder Jeremy bekam den Auftrag, sein Leben lang gut auf das Geschwisterchen aufzupassen. Der kleine Douglas ist ein seltsames Kind und entwickelt sich unter dem Einfluß seines liederlichen Onkels Wellesley nur noch seltsamer. Christine Wunnicke beschreibt das Heranwachsen und die Nöte ihres kleinen Helden ganz bezaubernd und mit viel hintergründigem Witz.

Was als ländliche Jugendgeschichte beginnt, verpuppt sich im zweiten Teil in eine Art Gesellschaftssatire und wir erleben den jungen Mann in Manchester, später in London. Natürlich hatte die Hebamme recht, er wurde nicht das, was sich anständige Eltern so wünschen. Douglas W. Fortescue gibt sich als Poet, er färbt sich die Haare und trägt dunkle Brillen. Er wird berühmter als Lord Byron, kommt zu Reichtum, und er umgibt sich mit einer Schar exzentrischer, von Laudanum und Chloroform benebelter Sprösslinge reicher Adelshäuser. Ein fulminanter Skandal beendet jedoch die steile Karriere und die Brüder Fortescue flüchten nach Amerika. Der dritte Teil wird zu einem queeren Western und erzählt von der Liebe zwischen dem Dichter und dem blutjungen, aber schon berüchtigten Banditen Joshua Jenkyns und den sich daraus ergebenden Problemen.

Douglas W. Fortescue ist der Inbegriff des tragischen, einsamen Künstlers. Die Laterna magica seines Onkels hat ihn verdorben und seither ist er besessen davon, die Realität einzufangen, den Fluss der Zeit anzuhalten, sei es mit Poesie oder mit Lichtbildern. Er sucht fieberhaft in den anderen, kann sich ihnen aber nicht wirklich nähern, er hat Angst vor sich selbst und kommt sich selbst nicht nahe. Obsession und Scheitern gehen Hand in Hand. Fortescue weiss genau, dass alles nur Schein ist, auch wenn er es nicht wahrhaben will. Geschichten sind erfunden, Bilder sind Abklatsch, Sprache ist Fälschung, es ist unmöglich, die Empfindung der Sinne festzuhalten. Erst der junge und völlig unverbildete, ja sprachlose Bandit Joshua Jenkyns erreicht Wahrhaftigkeit, als er es nach Tagen des Schweigens endlich schafft, seine Gefühle in vier gestammelten Worten auszudrücken: "I love you, Mister".

Erstlingswerke zeichnet manchmal eine besondere, später nicht mehr erreichte Spontantät, eine ursprüngliche Kraft aus. "Fortescues Fabrik" dürfte so ein Fall sein. Ungeachtet einiger formaler Schwächen haben mich Geschichte, Figuren und Ambiente schwer begeistert.

Und Danke, liebe Steffi, für diese wunderbare Empfehlung! Ich habe selten so eine verrückte, vielschichtige und zugleich sympathische Geschichte gelesen. Ich kann mich dir nur anschließen: Wie kann es sein, dass dieses Buch so ein Schattendasein fristet und ich es im Shelf "ausgegraben" unterbringen muss? Eine Schande. ...more

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Sep 03, 2025 Marion marked it as to-read · review of another edition

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