From the Bookshelf of Legendäre Länder…

Baudolino

Umberto Eco,

Burkhart Kroeber (Translator)

Start date: May 15, 2024

Finish date: June 15, 2024

Discussion: E - F

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E - F

Flaubert - Salambo
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Fang Fang - Weiches Begräbnis
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Jun 21, 2024 Peter rated it it was amazing

Shelves: history, italy

“Wo soll ich die Geschichte einordnen, die mir Baudolino erzählt hat?“

„Nirgendwo. Es ist allein seine Geschichte. Und außerdem, bist du denn sicher, dass sie wahr ist? … Tilge Baudolino aus deiner Chronik. … Es wird dir nicht schwerfallen, die Ereignisse ein bisschen zu verändern. … Ja, ich weiß, das ist nicht die Wahrheit, aber in einer großen Geschichte darf man kleine Wahrheiten ändern, damit die größere Wahrheit hervortritt.“

Dieser Dialog zwischen dem historisch verbürgten byzantinischen Chr “Wo soll ich die Geschichte einordnen, die mir Baudolino erzählt hat?“

„Nirgendwo. Es ist allein seine Geschichte. Und außerdem, bist du denn sicher, dass sie wahr ist? … Tilge Baudolino aus deiner Chronik. … Es wird dir nicht schwerfallen, die Ereignisse ein bisschen zu verändern. … Ja, ich weiß, das ist nicht die Wahrheit, aber in einer großen Geschichte darf man kleine Wahrheiten ändern, damit die größere Wahrheit hervortritt.“

Dieser Dialog zwischen dem historisch verbürgten byzantinischen Chronisten Niketas Choniates und seinem fiktivem Freund Paphnutios umreißt das zentrale Thema dieses Romans: Was ist geschichtliche Wahrheit? Gab es den legendären Priesterkönig Johannes? Was war der Gra(da)l? Starb Kaiser Friedrich Barbarossa beim Bad im Fluss Saleph? Die Antworten auf diese Fragen liefert Baudolino, ein italienischer Bauernjunge, der durch seine Sprachbegabung und eine Zufallsbegegnung die Gunst des Kaisers erlangt, lernen und studieren darf. Er nutzt seine Findigkeit und Skrupellosigkeit im Umgang mit der Wahrheit, um für seinen Kaiser, seine Heimatregion Fraschetta und für seine Freunde das Beste herauszuschlagen. Besonders sein Umgang mit Reliquien muss einen Gläubigen erschüttern. So erklärt er den hölzernen Trinkbecher seines Vaters zum Gral und drei in Byzanz gefundene mumifizierte Leichen zu den Heiligen Drei Königen. Und er kommt damit durch! Denn nicht die Reliquie schafft den Glauben, sondern der Glaube die Reliquie. Um dem Kaiser nach dem Verlust Italiens ein neues Ziel zu geben, fälschen er und seine Kumpane einen Brief des sagenhaften Priesterkönigs Johannes. Ich habe Dinge erfunden, die nicht wahr waren, aber wahr wurden.

Die Such nach diesem Reich im fernen Osten bestimmt Baudolinos weiteres Leben. Er trifft Skiapoden,

, Blemmyer

, Panothier

und eine Hypathia, ist Sklave des Herrn der Assassinen und rettet schließlich Niketas während der Plünderung Konstantinopels im IV. Kreuzzug das Leben.

In diesen Rahmen verwebt Eco eine große Zahl von Mythen, wahren Ereignissen und religiösen Auseinandersetzungen. Mir war es eine wahre Freude ihnen nachzuforschen. Dass dadurch der Lesefluss unterbrochen wurde, tat meinem Vergnügen keinen Abbruch. ...more

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Jun 18, 2024 Babette Ernst rated it it was amazing · review of another edition

Während der Zerstörung Konstantinopels, beim vierten Kreuzzug 1204, begegnet die Hauptfigur des Buches, Baudolino, einem Griechen (einer historisch belegten Person), dem er seinen Lebenslauf und seine Abenteuer erzählt, damit diese für die Nachwelt erhalten bleiben. Die Berichte enthalten eine Vielzahl der aus dem Mittelalter bekannten Mythen und Legenden, vom Reich des Priesters Johannes, vom heiligen Gral, vom Schlaraffenland, von Einhörnern und zahlreichen anderen Wesen und fabelhaften Ereign Während der Zerstörung Konstantinopels, beim vierten Kreuzzug 1204, begegnet die Hauptfigur des Buches, Baudolino, einem Griechen (einer historisch belegten Person), dem er seinen Lebenslauf und seine Abenteuer erzählt, damit diese für die Nachwelt erhalten bleiben. Die Berichte enthalten eine Vielzahl der aus dem Mittelalter bekannten Mythen und Legenden, vom Reich des Priesters Johannes, vom heiligen Gral, vom Schlaraffenland, von Einhörnern und zahlreichen anderen Wesen und fabelhaften Ereignissen. Schnell wird dem Griechen, aber auch den Lesern klar, dass Baudolino ein großer Lügner ist. Er selbst sagt von sich, nicht mehr zwischen Erlebtem und Erdachtem unterscheiden zu können.

Baudolino macht uns klar, wie Legenden entstanden, wie Geschichtsschreibung ablief und wie wenig wir wissen können, was wahr ist. Fantasie und Wahrheit gehen eine enge Verflechtung ein. Woran ich glaube, wird für mich zu meiner Wahrheit. Der Glaube, die eigene Wahrheit, das aufgeschlossene Weltbild, kann dabei zum persönlichen Glück und Wohlbefinden beitragen.

Das Leben des Kaisers Friedrich Barbarossa steht beispielgebend für die enge Verflechtung von Tatsachen und Mythen. Sehr geschickt verwebt Eco beides zu einer der vielen möglichen Geschichten.

Einen großen Raum nimmt die Auseinandersetzung mit dem Christentum ein, schon durch die Suche nach dem Reich des Priesters Johannes und den Vierten Kreuzzug. Schisma und Konflikte zwischen kirchlicher und weltlicher Macht spielen eine Rolle, wie auch Korruption innerhalb kirchlicher Strukturen und im politischen Gefüge. Die Idee absoluter religiöser wie historischer Wahrheiten wird hinterfragt. Durch die Figur des Baudolino, der Meister der Erfindung und Täuschung ist, zeigt Eco, wie leicht Geschichte und Wahrheit manipuliert werden können. Dies spiegelt sich auch in der Art und Weise wider, wie religiöse Wahrheiten und Mythen geschaffen und aufrechterhalten werden.

Der Roman kritisiert den religiösen Fanatismus und die Heuchelei, die oft mit dem Kreuzzugsgedanken und den Machtansprüchen der Kirche verbunden sind. Eco zeigt, wie religiöse Ideale missbraucht werden können, um persönliche und politische Ziele zu erreichen. Außerdem wird für eine Anerkennung der kulturellen und religiösen Vielfalt plädiert. Die Begegnungen von Baudolino mit verschiedenen Kulturen und Religionen verdeutlichen die Bereicherung, die aus einem offenen und toleranten Umgang mit dem Anderen resultiert.

Besonders begeisterte mich die Macht der Geschichten und Mythen, die unser Verständnis von der Welt prägen. Eco zeigt, wie Geschichten Realität schaffen und wie wichtig es ist, kritisch und reflektiert mit ihnen umzugehen.

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