From the Bookshelf of Legendäre Länder…

Der große Augenblick

Clarice Lispector,

Luis Ruby (Translator)

Start date: February 1, 2022

Discussion: L - M

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L - M

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Feb 05, 2022 Peter rated it really liked it · review of another edition

Shelves: women-s-life, south-america

Wofür soviel Gott. Warum nicht ein wenig für die Menschen.

Leben ist Luxus. Das stellt die Protagonistin des Buches dar. Bis zu Hälfte ist sie ein namenloses verwaistes 19jähriges Mädchen aus dem ärmlichen Hinterland der brasilianischen Provinz Alagoas, das in Rio de Janeiro ein mickriges Auskommen hat. Mager, unansehnlich, ungepflegt geht sie durchs Leben, ohne sich ihrer Lage bewusst zu sein. Nie hatte sie gedacht: „Ich bin ich“. Wir lernen sie nicht durch Clarice Lispector kennen, sondern Wofür soviel Gott. Warum nicht ein wenig für die Menschen.

Leben ist Luxus. Das stellt die Protagonistin des Buches dar. Bis zu Hälfte ist sie ein namenloses verwaistes 19jähriges Mädchen aus dem ärmlichen Hinterland der brasilianischen Provinz Alagoas, das in Rio de Janeiro ein mickriges Auskommen hat. Mager, unansehnlich, ungepflegt geht sie durchs Leben, ohne sich ihrer Lage bewusst zu sein. Nie hatte sie gedacht: „Ich bin ich“. Wir lernen sie nicht durch Clarice Lispector kennen, sondern durch ihr fiktives alter ego, einen ältlichen Schriftsteller/Journalisten, der sich gedrängt fühlt von dieser Frau zu erzählen: Was ich schreibe, ist mehr als eine Fiktion, ich habe die Pflicht von dieser jungen Frau zu erzählen. Dabei bin ich bis zum Ende nicht überzeugt, dass es sich um eine reale fiktive Person, oder vielmehr um ein Muster, ein Template der vielen jungen Frauen geht, die aus dem armen Nordosten des Landes kommend, ihr Glück in Rio suchen (und dabei häufig zugrunde gehen oder in der Prostitution landen). Selbst ihr Name „Macabéa“ klingt irreal und lässt vielmehr an einen Kämpfer des jüdischen Makkabäer-Aufstandes denken, der Clarice Lispector aufgrund ihrer Herkunft sicher bekannt war.

Dieser Meta-Autor, also, sieht in der körperlich und geistig armen Frau eine Heilige der Armut. Dabei glaubt sie nicht einmal an Gott: Sie dachte nicht an Gott. Gott dachte nicht an sie. Ihre Lage ändert sich erst als sie den ebenfalls aus dem Nordosten stammenden Aufschneider Olímpico kennenlernt. Erst zu diesem Zeitpunkt erhält das Mädchen ein Selbstbewusstsein gekennzeichnet durch die erste Nennung ihres Namens. Zum ersten Mal hat sie Träume für ihr Leben, hat sie eine Zukunft. Aber: Eine Zukunft zu haben war Luxus. und Olímpico verlässt sie, immer noch Jungfrau, für ihre dralle Kollegin aus einer bürgerlichen Familie. Trotz dieser Enttäuschung fällt Macabéa nicht in den vorherigen Zustand zurück, sondern empfindet in ihrem neuen Selbst hin und wieder sogar einen Zustand der (göttlichen) Gnade. Gesteigert wird dies noch durch einen Besuch bei einer Wahrsagerin – einer ehemaligen Puffmutter, die das Metier gewechselt hat – die ihr einen reichen Mann aus dem Ausland verheißt. (view spoiler)

Mich hat dieses Buch, aber auch seine Autorin fasziniert. Ihre Biographie ist voller Wendungen und an sich schon ein Romanthema. Sie schrieb „Der große Augenblick“ wenige Monate vor ihrem plötzlichen Tod. Durch die vielen autobiographischen Parallelen umweht ihn der Odem der Prophezeiung. ...more

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