Die Pest in Legendäre Länder

May 04, 2025 Peter rated it it was amazing

Shelves: africa, france, classic

Eine Allegorie auf die Besetzung Frankreichs durch das faschistische Deutschland? Ein Vorgeschmack auf die Covid-19 Pandemie? Für mich ist Camus‘ „Die Pest“ vor allem die Antwort auf die Frage „Wie leben?“. „Mit Anstand“ ist die Antwort des erzählenden Arztes. Er und einige Mitstreiter stemmen sich der Seuche entgegen. Aber dadurch sind sie auch gezwungen sich in den Dienst der „Abstraktion“ zu stellen, also die Anordnungen zur Separierung der Kranken und Quarantäne der Familienangehörigen durch Eine Allegorie auf die Besetzung Frankreichs durch das faschistische Deutschland? Ein Vorgeschmack auf die Covid-19 Pandemie? Für mich ist Camus‘ „Die Pest“ vor allem die Antwort auf die Frage „Wie leben?“. „Mit Anstand“ ist die Antwort des erzählenden Arztes. Er und einige Mitstreiter stemmen sich der Seuche entgegen. Aber dadurch sind sie auch gezwungen sich in den Dienst der „Abstraktion“ zu stellen, also die Anordnungen zur Separierung der Kranken und Quarantäne der Familienangehörigen durchzusetzen. Sie sind sich darüber im Klaren, dass sie im Kleinen Leid verursachen (Kinder werden von Eltern getrennt, Liebende, Familien – häufig um einsam zu sterben) um die Gesamtheit zu retten. Am deutlichsten wird dies in einem Gespräch Dr. Rieuxs mit dem Chronisten Tarrou, zugleich Initiator der Hilfskommittees. Ich sage nur, dass es auf dieser Erde Plagen und Opfer gibt und dass man sich, soweit wie möglich, weigern muss, auf Seiten der Plage zu sein. Überhaupt ist diese Unterhaltung auf dem Dach und das anschließende Bad im Meer eine der schönsten und eindrücklichsten literarischen Szenen, die ich bislang gelesen habe. Allein schon dafür hat das Buch seine 5 Sterne verdient. Am Ende wird die Pest besiegt, aber Rieux wusste, …. dass der Pestbazillus nie stirbt und nie verschwindet, … dass er in Zimmern, Kellern, Koffern, Taschentüchern und Papieren geduldig wartet und dass vielleicht der Tag kommen würde, an dem die Pest zum Unglück und zur Belehrung der Menschen ihre Ratten wecken und zum Sterben in eine glückliche Stadt schicken würde.

Die Tatsachen, dass die algerische Stadt Oran im Roman nur von Franzosen bewohnt zu sein scheint, und dass die handelnden Personen fast ausschließlich Männer sind, haben mich anfangs gestört, im Verlauf der Lektüre aber zum metaphorischen Charakter der Geschichte beigetragen. „Die Pest“ ist ein Buch zum Immer-wieder-lesen, schade nur, dass es erst in meinem siebten Lebensjahrzehnt kennengelernt habe. ...more

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Mar 29, 2020 Hendrik rated it it was amazing

Der Roman Die Pest ist eigentlich eine Parabel der Résistance, worin Camus eigene Erfahrungen aus der Zeit im Widerstand gegen die deutsche Okkupation Frankreichs verarbeitet hat. Der Kampf gegen die verheerende Seuche steht insofern symbolhaft für den damaligen Kampf gegen den Naziterror. Ich habe das Buch bereits mehrmals gelesen und es bis jetzt immer in eben diesem Sinn verstanden. Camus wollte mit Sicherheit keinen Seuchenthriller schreiben, aber es lässt sich nicht abstreiten, dass seine G ...more

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Mar 13, 2024 Babette Ernst rated it really liked it · review of another edition

Plötzlich bricht in der algerischen Hafenstadt Oran die Pest aus. Dabei steht die Pest sinnbildlich für existenzielle Bedrohungen, in erster Linie für die Okkupation Frankreichs im 2. Weltkrieg, der Kampf gegen die Pest also für die Résistance. In den Coronajahren ist dieses Buch eines der meistgelesenen gewesen, denn wenn auch die Epidemie nur ein Bild für etwas anderes war, so gab es im menschlichen Verhalten doch erstaunliche Parallelen: dieses „Nicht-wahr-haben-wollen“, wegschauen, ignoriere Plötzlich bricht in der algerischen Hafenstadt Oran die Pest aus. Dabei steht die Pest sinnbildlich für existenzielle Bedrohungen, in erster Linie für die Okkupation Frankreichs im 2. Weltkrieg, der Kampf gegen die Pest also für die Résistance. In den Coronajahren ist dieses Buch eines der meistgelesenen gewesen, denn wenn auch die Epidemie nur ein Bild für etwas anderes war, so gab es im menschlichen Verhalten doch erstaunliche Parallelen: dieses „Nicht-wahr-haben-wollen“, wegschauen, ignorieren. Die Hoffnung, es würde bestimmt nicht lange dauern, es betrifft mich nicht, aber auch Panik, auch Personen, die Vorteile aus der Situation ziehen. Die Situation der Quarantäne, das Eingesperrtsein, die Suche nach Umgehung der Regeln, nach Sonderwegen, all das kam mir bekannt vor und zeigte das Verhalten in einer Ausnahmesituation sehr genau. Wie exakt die verschiedenen menschlichen Verhaltensweisen und moralischen Dilemmata beschrieben werden, hat mich stellenweise wirklich begeistert.

Während der Pest-Ausbruch eine unmittelbare körperliche Bedrohung darstellt, stellt die Résistance eine Form des Widerstands gegen politische und ideologische Unterdrückung dar. In beiden Fällen wird die Notwendigkeit betont, gegen scheinbar unüberwindbare Hindernisse anzukämpfen, sei es eine Krankheit oder politische Tyrannei.

Mir gefiel, wie sich der Gedanke, aktiv gegen die Bedrohung anzukämpfen, immer mehr verbreitete, wieviel Genugtuung die Helfenden daraus zogen, wieviel Nähe entstand, aber auch, wie müde sie im Laufe der Zeit wurden und trotzdem nicht aufgaben. An vielen Stellen waren die Reaktionen in Ausnahmesituationen grandios dargestellt.

Ein paar Dinge bremsten meine Begeisterung. Der Erzähler kommt der Hauptfigur Dr. Rieux, kaum nahe. Das wird zwar am Ende erklärt, aber vorher habe ich mich auf vielen Seiten über den Arzt gewundert, der wie eine Maschine funktioniert. Es wird oft auf eine erklärende Weise von Mitgefühl und Freundschaft gesprochen, was die Handlungen nur manchmal widerspiegeln. Frauen spielen so gut wie keine Rolle, aber auch Araber kommen in der algerischen Stadt nicht vor. Letzteres mag am allegorischen Charakter des Buches liegen oder an der Zeit, in der es geschrieben wurde, ein kleines Manko bleibt es dennoch.

Insgesamt ist es ein lesenswertes und erstaunlich zeitloses Werk, das auch heute noch relevante Fragen zur menschlichen Natur und dem Umgang mit Krisen aufwirft.

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Apr 18, 2025 Marion rated it it was amazing

Die Pest, die sich langsam in die Stadt schleicht, die Ratten als erste Vorboten, dann der heftige Ausbruch, der alle „unsere Mitbürger“ noch sehr überrascht und kaum einer so recht weiß, wie er sich verhalten soll und viele tun, als würde alles so weitergehen.
Dann der beginnende Kampf gegen den nun auch benannten Feind, dem sich immer mehr anschließen…
Die Warnung, dass die Pest nur auf einen günstigen Zeitpunkt wartet, im verborgenen, doch allgegenwärtig lauert.
Die Aktualität dieses Buches ist ...more

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Apr 29, 2021 Rudi rated it it was amazing

Sehr aktuell. Es fehlen einzig die Pestleugner und Aluhutträger. Vielleicht liegt es daran, dass Wahnvorstellungen damals in der Institution Kirche kanalisiert wurden. Der Wahn etwa, dass ein schlechtgelaunter und brutaler Gottvater alle Menschen für die Taten weniger bestraft.

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Mar 08, 2018 Simona rated it really liked it

Shelves: klassiker, buch-der-1000-bücher, literaturnobelpreis

Bedrückendes, teilweise etwas zu philosophisches Buch, über die Frage nach dem Sein des Menschen, der Angst und des Glaubens.

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May 12, 2020 Victor rated it it was amazing · review of another edition

Shelves: french

Il serait difficile de trouver un temps plus convenable pour lire ce grand roman. L'effet de réalité du texte est tel que par moments on croit lire les dernières nouvelles de votre ville à vous, cette semaine. Mais l'épidémie que le monde entier essaie maintenant de survivre n'est pas la seule chose qui fait ce livre si magique, si fort. La peste est un symbole ici. Premièrement, le symbole du nazisme. La ville d'Oran c'est la France sous l'occupation allemande. Mais aussi la peste est cette for ...more

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