Die Stadt der Blinden in Legendäre Länder

Apr 14, 2019 Peter rated it really liked it

Shelves: sf-fantasy

This book should come with a warning "Contains descriptive violence, think twice if you really want to read it". The daring, however, will soon find out that not the most brutal scenes are the most disturbing, but the descriptions of a world quickly sinking into chaos, dirt, negligence, selfishness and beastly violence. Only few manage to stick to a last straw of humanity. It is this group that the reader follows through their ordeal, which, like Dante's travel into hell, reaches ever darker pla ...more

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Apr 08, 2019 Hendrik rated it really liked it

Formal fand ich es etwas gewöhnungsbedürftig, besonders die Gestaltung der Dialoge. Einige Male ging mir dabei die Übersicht verloren, quasi Anfälle von textueller Orientierungslosigkeit. Vermutlich vom Autor so gewollt, um die Situation der Erblindeten für den Leser spürbar zu machen. Das nur als Randbemerkung, denn die formalen Aspekte lenken letztendlich auch nicht wirklich von der eigentlichen Erzählung ab. Es ist die Geschichte eines völligen Zusammenbruchs einer Gesellschaft, die Samarago Formal fand ich es etwas gewöhnungsbedürftig, besonders die Gestaltung der Dialoge. Einige Male ging mir dabei die Übersicht verloren, quasi Anfälle von textueller Orientierungslosigkeit. Vermutlich vom Autor so gewollt, um die Situation der Erblindeten für den Leser spürbar zu machen. Das nur als Randbemerkung, denn die formalen Aspekte lenken letztendlich auch nicht wirklich von der eigentlichen Erzählung ab. Es ist die Geschichte eines völligen Zusammenbruchs einer Gesellschaft, die Samarago uns vor Augen führt. Gleich einer Epidemie befällt die Menschen in einer Stadt eine Art von Blindheit. Plötzlich sehen sie nur noch ein helles, milchiges Licht. Je mehr das Phänomen um sich greift, desto drakonischere Maßnahmen werden von der Exekutive getroffen, um die Ausbreitung einzudämmen. Menschen werden zwangsweise in Internierungslager verbracht und dort weitgehend ihrem Schicksal überlassen. Bisher gültige Werte, Moralvorstellungen, oder schlicht die humanitären Grundlagen der Gesellschaft, verlieren immer mehr ihre Bedeutung. Eine neue Ordnung etabliert sich allenthalben, welche wenig Rücksichten auf die Schwachen nimmt. Man kann von einer Art Rückkehr zum "Urzustand" sprechen, wo jeder gegen jeden kämpft. Die Gnadenlosigkeit und Härte des Überlebens in so einer Ausnahmesituation, wird in äußerst drastischen Bildern beschrieben. Inmitten der Anarchie und schmutzigen Elends gibt es trotzdem immer noch Menschen, die versuchen das zarte Pflänzchen Hoffnung zu nähren. Solche Zeichen der Mitmenschlichkeit lassen sich als Aufforderung begreifen, angesichts auch einer ausweglosen Situation nicht den Mut sinken zu lassen. Letztlich liegt der Schlüssel für die Rettung aus dem Chaos im Verhalten jedes Einzelnen. Denn so begreife ich die Blindheit, deren eigentliche Ursache im Buch unbekannt bleibt, nämlich als Metapher für die Konsequenzen eines allgemeinen Wegschauens oder Desinteresses in einer Gesellschaft. Statt uns mit bequemen Oberflächlichkeiten zu begnügen, sollten wir genauer hinschauen, was um uns herum vorgeht. Denn bekanntlich ist der Firnis der Zivilisation sehr dünn, was in die "Die Stadt der Blinden" spannungsreich einmal mehr ins Bewusstsein gerückt wird. ...more

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Apr 10, 2019 MaggyGray rated it liked it

Shelves: my-books-in-2019, autor

Ich habe mir lange überlegt, ob ich drei oder vier Sterne geben soll, bleibe letztendlich aber bei dreien. Insgesamt ist "Die Stadt der Blinden" eine sehr interessante Geschichte, die aber an der Komplexität ein bisschen scheitert.
Nachdem in einer namenlosen Stadt die allesamt namenlosen Einwohner nach und nach erblinden, beginnt ein Daseinskampf zwischen den Menschen untereinander um Unterkunft, Nahrung und Versorgung. Zu Beginn werden die ersten Blinden noch in einer verlassenen Irrenanstalt Ich habe mir lange überlegt, ob ich drei oder vier Sterne geben soll, bleibe letztendlich aber bei dreien. Insgesamt ist "Die Stadt der Blinden" eine sehr interessante Geschichte, die aber an der Komplexität ein bisschen scheitert.
Nachdem in einer namenlosen Stadt die allesamt namenlosen Einwohner nach und nach erblinden, beginnt ein Daseinskampf zwischen den Menschen untereinander um Unterkunft, Nahrung und Versorgung. Zu Beginn werden die ersten Blinden noch in einer verlassenen Irrenanstalt interniert und fristen dort nach Regeln, die über Lautsprecher täglich in das Gebäude übertragen werden, ihr Dasein. Es dauert natürlich nicht lange, bis sich diese anfangs noch einigermaßen geordneten Strukturen in Nichts auflösen und Anarchie und Brutalität das Ruder übernehmen.
Es ist nicht ganz klar, ob wirklich alle Stadtbewohner blind sind, denn eine Frau, die Frau des Arztes wird es nicht. Sie spielt aber eine Blinde, um nicht von ihrem Mann getrennt zu werden. So erlebt sie auch die Schrecken der Internierung, die Vergewaltigungen der Frauen, den Dreck und das Elend nicht nur mit, sie sieht diese Dinge auch. Die Internierung endet gewaltsam, und die kleine Gruppe Menschen, die sich um die sehende Frau versammelt hat, tritt den unsicheren Rückweg in eine völlig verwahrloste Stadt an, in der die Menschen blind umherirren und versuchen zu überleben.
Saramago hat hier einen sehr intensiven Roman geschrieben, bei dem vor allem die erste Hälfte im Gedächtnis bleibt - der langsame menschliche Abstieg in den Bereich des nicht-menschlichen (aber eben auch nicht viehischen, denn kaum ein Tier würde sich so benehmen), das bei der Unfähigkeit, sich zu reinigen beginnt, und bei der reinen, kompromisslosen Bedürfnisbefriedigung auf Kosten anderer endet. Es lässt sich viel in die "weiße Blindheit" hineininterpretieren, auch in verschiedene andere Szenen und Figuren, wie den "Hund der Tränen", oder der fiesen Alten, die rohes Fleisch von Kaninchen und Hühnern verzehrt, oder den beiden Männern, deren gewaltsame Tode jeweils sehr anschaulich beschrieben sind, und die beide - sehr allgemein ausgedrückt - auf Grund ihrer Übergriffigkeit auf (wehrlose) Frauen "bestraft" werden . Auch die Leichen im Keller eines Supermarktes, die durch ihre Fäulnisgase ein kleines flackerndes Feuer unterhalten, wirken sehr stark nach.

und trotzdem haben mich zwei Dinge gestört. Zum Einen die sehr mühsam zu lesenden Dialoge, die nur durch Kommata getrennt sind, und zum Anderen die Fragen, die ich nach dem Beenden des Buches hatte, weil es nach dem Ende der Internierung doch recht schnell zu einem (offenen) Ende kommt. Mich hätte zum Beispiel interessiert, ob die ehemalige Irrenanstalt die einzige Internierungsstätte für Blinde gewesen ist, oder ob es noch mehr gab. Oder: wie hätten sich eigentlich "echte" Blinde verhalten, also Menschen, die schon vor dieser Epidemie als Blinde ihr Leben gelebt haben.

Insgesamt also ein sehr eindrückliches Leseerlebnis, das mich auf einigen Strecken regelrecht angeekelt hat, und da mich das Buch bestimmt noch eine Weile beschäftigen wird, brauche ich heute Abend erst mal eine etwas leichtere Kost zum Ausgleich. ...more

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Feb 22, 2021 EllaFuchs rated it really liked it

Shelves: bücher-2021

Ich hatte ja bemerkt, daß es einen Film gibt mit Juliane Moore und Mark Ruffalo, den ich mir gerne ansehen wollte. So hatte ich mir den Roman doch etwas Hollywood kompatibler vorgestellt.
Saramago mutet dem Leser einiges zu. Damit meine ich vor allem die Szenen im Lager. Er schickt einen fast 300 Seiten durch einen Albtraum und wirft große Fragen auf:
Was macht uns als Menschen aus? Was macht Zivilisation aus? Was wird ohne Zivilisation aus den Menschen? Was unterscheidet den Menschen vom Tier? M ...more

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