David Gray's Blog: David Grays Abenteuer , page 2
September 27, 2012
Harrys Mum packt aus - J.K. Rowling im Interview
J.K. Rowling spricht hier über ihr neues Buch für Erwachsene „A casual vacancy“ (Deutsch: „Ein plötzlicherTodesfall“). Sie bekennt sie habe „Fifty Shades of Grey“ nicht gelesen (und wird’s wohl auch nicht mehr) aber gibt auch zu sie habe „Die Geschichte der O“ nicht einfach nur so durchgeblätter. (Was immerhin beweist, dass sie so prüde nicht sein kann, wie man es den Angelsachsen ja manchmal ganz gern nachsagt).
Außerdem gibt sie zu ihr Hochzeitskleid inkognito gekauft zu haben und klassische Krimis zu mögen und redet über John F. Kennedy, Barack Obama, den Kindle, E-Books und den Autor mit dem sie am liebsten verglichen werden möchte (AnthonyTrollope).
J.K. Rowling im Interview mit dem "Guardian" (Copyright "The Guardian")Besonders interessant (wenn auch zu erwarten) war, dass sie den neuesten Veränderungen in der Verlagsindustrie und dem Leseverhalten sehr unaufgeregt gegenübersteht.
Viel Spass, beim zusehen und zuhören.
Das Video erschien ursprünglich auf der Webseite des britischen "Guardian"
"Ein plötzlicher Todesfall" zu haben bei Amazon.de
Published on September 27, 2012 08:35
September 26, 2012
Michael Meller - der Agent
Hallo Herr Meller, man hat Sie einmal als einen – wenn nicht sogar den – einflussreichsten Agenten im deutschen Literaturbetrieb bezeichnet, ganz bestimmt aber zählen Sie zu den erfolgreichsten und erfahrensten Literaturagenten am Markt.
Sie vertreten auf dem deutschen Markt solch berühmte Autoren wie Jonathan Franzen, Martha Grimes, Frank McCourt, oder David Baldacci und kümmern sich auch um die Vermarktung des literarischen Nachlasses in Deutschland von Roald Dahl.
Vergessen Sie bitte nicht Autoren wie Rebecca Gablé, D.B. Blettenberg, Bernhard Hennen, Eva Völler, Timur Vermes, Annette Hohberg, Anne Chaplet und viele andere gute (und erfolgreiche) deutsche Autoren. Außerdem besteht die Agentur schon seit einigen Jahren nicht mehr nur aus mir allein. Wir sind 4 Agenten/innen!
Ich bin mir klar, dass jeder Zauberer nur so gut sein kann wie seine besten Tricks, und werde mich daher hüten Sie hier nach irgendeinem Erfolgsrezept zu fragen. Würden Sie dennoch den Lesern zumindest verraten, welche Voraussetzungen es braucht um überhaupt im Geschäft des Literaturagenten bestehen zu können? Sind es tatsächlich nur die guten Beziehungen zu Autoren, Lektoren, Verlegern, die eine erfolgreiche Agentenkarriere ausmachen, oder steckt da doch noch mehr dahinter?
Agenten sind keine Zauberer. Sie können nur so gut sein wie das Manuskript mit dem sie arbeiten. Was sie besser können als die meisten Autoren ist die Einschätzung und Kenntnis des Marktes, um dann den für einen Autor bestmöglichen Vertrag zu verhandeln. Das muss nicht immer ein grosser Vorschuss sein. Hier gibt es sehr viele Mythen.Selbstverständlich gehören gute Kontakte dazu. In Amerika gibt es einen Spruch, der mir immer gefallen hat: Der Agent ist nicht gegen den Verlag, aber für den Autor!
Man hört ja immer mal wieder, dass die Verlage zugunsten weniger berühmter Bestsellerautoren, deren Vorschüsse „thru the roof“ gehen, die breite Masse der Verlagsautoren vernachlässigen. Ist da tatsächlich etwas daran, Herr Meller?
Natürlich wird meistens ein hoch bevorschusstes Manuskript anfänglich mehr befördert, aber ob es sich deswegen gut verkauft, bleibt dahingestellt. Dazu kommt, dass die Mitarbeit des Autors beim Verkauf immer wichtiger wird. Ansonsten siehe oben unter Mythen….Und ein hoher Vorschuss für einen erwiesenen Bestsellerautor ist eigentlich etwas ganz normales – oder?
Der Buchmarkt in Deutschland ist im Umbruch. Das E-Book ist endgültig in Deutschland angekommen und so mancher ruft deswegen mal wieder den „Untergang des Abendlandes“ aus. Ich weiß, dass Sie persönlich dem E-Book wohl sehr offen gegenüberstehen. Aus welchen Gründen? Man könnte ja immerhin argumentieren, dass mit dem Erfolg des Selfpublishing bei Amazon.de und anderswo, die klassische Rolle des Agenten als Vermittler zwischen Verlag und Autoren ins Wanken geraten sei. Sind Sie vielleicht einer der letzten Großen innerhalb eines zum aussterben verurteilten Berufszweiges?
Eins nach dem anderen. Die Verlage fahren ihre Programme zurück und Händler ihre Verkaufsflächen. Damit geraten die Autoren in einen doppelten Engpass. Das E-Book ist das lang ersehnte Ventil!Doch ob E-Book oder traditionelle Print-Ausgabe – der Agent nimmt weiterhin dem Autor Arbeiten und Aufgaben ab, die diesen sonst von seiner Hauptarbeit, dem Schreiben, abhalten. Haben Sie schon mal die Abrechnungen der E-Book Plattformen auseinandergefieselt, wie man in Bayern sagen würde!?Die großen E-Book Erfolge, von denen wir aus Amerika (und seit SHADES OF GREY ja nicht mehr nur von dort) hören, stammen von Autoren, die in 99% der Fälle einen Agenten haben. Und die wissen auch warum.Sicher, unsere Aufgaben verändern sich ebenfalls.
Stichwort Urheberrechtsdebatte – kürzlich irgendeine der vielen Petitionen unterzeichnet, Herr Meller? Falls dem so war - welche und weshalb? Oder ist das in Ihren Augen nur wieder einer jener Stürme im Wasserglas, für die das Internet ja so prädestiniert ist?
Ich unterzeichne grundsätzlich keine Petitionen, vor allem nicht solche unausgegorenen.Wo waren denn alle diese Autoren über all die Jahre!!?? Haben die nie gemerkt, dass unser bestehendes Copyright noch mit beiden Füßen im 19. Jahrhundert verankert ist? Ohne die Piraten würde da immer noch nichts geschehen. Endlich kommt, dank der Piraten, Bewegung in die Sache. Und keinen Tag zu spät.
Michael Meller (Süddeutsche Zeitung / © Stephan Rumpf)Es existiert in der gesamten Buchbranche eine Debatte darüber, ob es generell schädlich für den Markt sei, wenn bei den großen Plattformen wie Amazon.de die Charts immer mehr von Titeln zu 99 Cent bzw. 2,99 Euro dominiert werden. Wie stehen Sie dazu? Ist es bald an der Zeit da irgendwie eine Reißleine zu ziehen?
Diese imaginäre Leine ist schon damals gerissen als die Verlage Unternehmen wie der Süddeutschen Zeitung und all deren Nachahmern Lizenzen für Top-Titel zu Bedingungen verkauften, deren Preise noch untern denen von Taschenbüchern lagen. Da beim E-Book keine physische Produktion notwendig ist, sind das - proportional gesehen - ganz „normale“ Preise. Trotzdem hier bestimmt auch der Markt den Preis UND der Autor. Das wird immer wieder vergessen. Gerade beim E-Book hat der Autor uneingeschränkte Autorität!
Unter vielen Autoren herrscht die Ansicht, dass es gefährlich sein könnte seine Werke selbst als E-Books zu publizieren, da dies womöglich von den Verlagen als anrüchig betrachtet würde und daher einen Verlagsvertrag von vornherein ausschließt. Ist da Ihrer Meinung nach etwas dran?
Schlichter Unsinn. Das eine schließt ja das andere nicht aus. Abgesehen vom gleichen Werk; da kann ein Verlag durchaus zickig werden, wenn der Autor das Manuskript alleine parallel als E-Book veröffentlichen möchte. Andererseits kämmen die Verlage dieser Tage die E-Book Bestsellerlisten nach printfähigem Material durch.
Nicht nur Wolfgang Tischer vom literaturcafe.de sieht mittelfristig die Zukunft des stationären Buchhandels in einem düsteren Licht. Sie ebenfalls? Haben wir inzwischen bereits wirklich Grund dazu, dem guten alten Buchladen um die Ecke eine Träne nachzuweinen?
Es gehört zu den Widersinnigkeiten der Preisbindung, dass damit ursprünglich den Ladenketten das Kapital geliefert wurde, den stationären Buchhandel platt zu machen (in den USA kalkulierten die Ketten viel schärfer, da sie hohe Rabatte anbieten mussten); doch die Ketten waren auch nicht besonders clever und haben das Geld in unsinnigen Expansionen verpulvert. Im Endeffekt sind aber nun beide - hier wie dort - am E-Book gescheitert. Amazon hat dafür gesorgt. Und nun freut sich Amazon hier über den Reibach, den sie dank des gebundenen Ladenpreises in Deutschland machen dürfen! Damit keine Missverständnisse entstehen, wir sprechen von den Print-Ausgaben.
Vielleicht eine etwas indiskrete Frage, aber haben Sie sich in Ihrer langen Karriere im Bezug auf den Erfolg eines Buches schon einmal total verspekuliert?
Ja, als ich noch in den New York lebte, habe ich dem Bertelsmann Verlag dringend vom Kauf der Autobiographie von Lee Iaccocca (Automanager und Chef von Chrysler) abgeraten. Ich telexte (!) nach München: „stinklangweilig, voller Details über Autos.“ Es wollte dann auch fast 6 Monate lang kein anderer Verlag das Buch, bis Econ der Agentin einen Gefallen tat und es für $ 1000,-- einkaufte. 700 000 Ex. später waren wir alle schlauer.In Europa wurde es nur in Italien und Deutschland ein Erfolg. 2 Auto-Nationen! Hätte man natürlich dran denken sollen….Es gibt sicherlich Bücher, die ich abgelehnt hätte, doch sie wurden mir nie angeboten. Schwein gehabt….
Und ganz zum Schluss: Welche Frage wollten Sie schon immer einmal von einem Journalisten gestellt bekommen; und weshalb gerade diese?
Ich warte noch – mir fällt sie nicht ein….
Ja - lest mehr Bücher, als Blogs Leute. Lest vor allem gute Bücher. Zur Not ja sogar meine.
Published on September 26, 2012 04:15
September 8, 2012
Helden – in Sockenpuppen?
Da ist es, das Skandälchen, das passend zum auslaufenden Sommerloch seine Wellen durch die Blogs, Fachmagazine und Feuilletons zieht. Einige prominente Autoren (darunter John Locke und Stephen Leather) haben freiwillig - andere eher unfreiwillig -zugeben müssen bei den Onlinerezensionen ihrer Titel geschummelt zu haben.
In bestimmten Fällen scheint es sogar so zu sein, dass sie sich Jubelrezensionen erkaufthaben. In anderen nutzten die fraglichen Kollegen angeblich so genannte „Sockenpuppen“, also gefakte Netz-Identitäten, um ihre eigenen Titel auf den bekannten Verkaufsplattformen mit Jubelrezensionen zu beschenken.
Was für ein böser Schlag ins Kontor.
Zweifellos war die Mehrheit der Leser bisher absolut überzeugt davon, dass sämtliche Buchrezensionen auf Amazon, iTunes oder anderswo im Netz ehrlich und aufrichtig die Meinung eines objektiven Rezensenten widerspiegeln. Nun – nachdem das sprichwörtliche Kind in den genauso sprichwörtlichen Brunnen fiel - steht zu erwarten, dass sie sich in hellen Scharen enttäuscht und angeekelt von diesen Kollegen abwenden werden. Und wie hoch der Schaden aus diesem Skandal für den gesamten E-Bookmarkt ist, sei - so hört und liest man allenthalben - noch gar nicht abzusehen. Wieder einmal werden Petitionen herumgereicht und bastelt man an verschiedenen Orten sogar an einem Ethik Codex für Autoren.
Lassen Sie mich mit Hilfe einer kurzen Geschichte (aus dem wahren Leben) begründen, weswegen ich persönlich gewisse Schwierigkeiten habe, eine dieser Petitionen zu unterzeichnen (Nicht, dass irgendwer sich wirklich darum scheren würde, ob Herr Gray nun seinen Namen unter eine davon setzt)
Stellen wir uns vor:
Das luftig helle Büro eines Cheflektors in irgendeinem der großen Publikumsverlage. Gerade hat besagter Cheflektor, nennen wir ihn Herrn A, zu einem Spottpreis einen netten kleinen Roman eingekauft, vielleicht einen Thriller oder einen witzigen Liebesroman, wie er in letzter Zeit ja wieder in Mode gekommen zu sein scheint.
Das Skript hat alles, worauf Herr A nur hoffen durfte, es ist spannend, dabei dennoch nicht ganz niveaulos, und es wird sich wahrscheinlich verkaufen wie Butter auf Brot. Nur hat Herr A auch Hürden zu überwinden, bevor er mit den Verkaufszahlen des Büchleins beim Management Eindruck schinden kann. Denn dummerweise stammt jenes Büchlein nicht aus der Feder eines der bekannten Bestsellerautoren, sondern von einem Neuling, dessen Namen bislang weder den Lesern noch den Feuilletonnisten irgendetwas sagt. Andererseits hat Herr A es – wie erwähnt – zu unschlagbar günstigen Konditionen eingekauft und kann daher mit einem sehr hübschen Gewinn rechnen, sollte es ihm irgendwie doch gelingen das Buch in die Bestsellerliste zu katapultieren.
Was tun?
Herr A greift zum Telefon und tätigt einige Anrufe.
Wen er da anruft? Seine Bestsellerautoren. Bevorzugt diejenigen, deren letzte oder vorletzte Titel im selben Genre erschienen, wie jenes kleine Büchlein des Neulings. „Schreib mir doch einen Blurb. Es wird Dein Schaden bestimmt nicht sein“ bittet er seine Spitzenautoren. Und, da Herr A dies nicht zum ersten Mal tut, findet er sehr rasch eine seiner Edelfedern, die ihm nur allzu gern seinen Wunsch erfüllt.
Vielleicht ist es angebracht hier zu erläutern was ein Blurbeigentlich ist. Bei einem Blurb handelt es sich um einen kurzen, möglichst prägnanten und witzigen Slogan mit dem gut sichtbar auf dem Cover eines Buches dessen Qualitäten angepriesen werden. Beispiele gefällig? Bitte sehr: „It is perhaps the best of the epic fantasies – readable and realistic“ die Bestsellerautorin Marion Zimmer Bradleyüber “A Game of Thrones“ von George R. R. Martin. Ein anderes Beispiel? Bitte sehr: „Der moderne Graham Greene“ so Ulrich Wickert, Ex- Nachrichtensprecher und Krimiautor, über William Boyds Roman „Brazzaville Beach“Ich nehme an das Prinzip ist grundlegend soweit verstanden worden? Ja?
Dann zurück zu Cheflektor A und dessen Edelfeder, nennen wir sie Frau Y.
Frau Y, gestehen wir ihr soviel Respektabilität zu, dass sie das Buch des Neulings auch wirklich liest, entwirft einige Blurbs und sendet sie zu Herrn A. Der nichts Eiligeres zu tun hat, als diese aufs Cover seines neuesten Demnächst-Blockbusters drucken zu lassen.
Einmal soweit gekommen, lässt er sich in aufgeräumter Stimmung mit seinen fünf bis achtzehn Lieblings Feuilletonnisten verbinden, um denen das neue Buch ans Kritikerherz zu legen. Wobei er natürlich nicht versäumt stolz darauf hinzuweisen, wie begeistert seine Spitzenautorin Frau Y von dem Werk des Neulings gewesen war.
Außerdem sei es doch sowieso mal wieder an der Zeit das Spesenkonto des Verlages für ein gemeinsames Essen zu plündern und die Einladung zur Verlagsfete in Gran Canaria, die steht selbstverständlich auch - vier Tage im Fünf Sterne Hotel bei voller Verpflegung und ungehinderter Zugang zu allen dort anwesenden Autoren, extra eingeflogenen Promis und Verlagsmitarbeitern.
Vorstellbar, dass zwei bis drei der fünf bis achtzehn Lieblingsfeuilletonnisten Herrn A’s, zum fraglichen Zeitpunkt gerade anderswo in der Welt unterwegs sind und daher dankend ablehnen müssen.
Alle übrigen nehmen Herrn A’s großzügiges Angebot allerdings erfreut an und wie durch Zauberhand (oder eben gerade NICHT wie durch Zauberhand) füllen sich pünktlich zum Marktstart des Romans unseres Neulings die Seiten der einschlägigen Feuilletons mit Kritiken und Besprechungen.
Nicht wenige davon erwähnen neben unserem Neuling auch Edelfeder Frau Y und zitieren deren begeisterten Blurb, was wiederum auch Frau Y’s letzten Titel erneut ins Gespräch bringt.
Außer dem Verlag verdienen sich spätestens zur großen Fete auf Gran Canaria auch noch Lufthansa und Hotel eine silberne Nase.Ende gut, alles gut. Wirklich?Nein.
Denn ich frage mich, ob man hier nicht ausnahmsweise eben doch Äpfel mit Birnen vergleichen darf.
Unterscheidet sich die Wirkung eines Blurbs eines bekannten Kollegen auf einem Buchcover, oder – besser noch – zitiert in einer Kritik in irgendeiner Zeitung oder TV-Sendung, denn tatsächlich so sehr von der einer Eigenrezension irgendeines Indie –Autoren?
Zumal wenn man dazu in Betracht zieht, wie eng die Verlagswelt traditionell mit den Redaktionen der großen Zeitungen und TV Sender verknüpft ist und sich diese Verknüpfung in Zeiten von Internet und Crosspromotion Jahr für Jahr nur noch enger gestalten zu scheint.
Ich glaube, dass hier kein wirklich sauberer Strich zu ziehen ist.
Im Grunde, sitzen wir Autoren in dieser Beziehung alle im selben Glashaus, und ob wir es uns offen eingestehen wollen oder nicht, am Ende des Tages sehen wir alle uns gezwungen so laut und raffiniert und lang anhaltend für unsere Titel die Trommel zu rühren, wie es uns nur irgend möglich ist.
Nein, ich bin nicht begeistert von den Neuigkeiten über Sockenpuppen und gekaufte Fakerezensionen.
Aber ich lebe auch nicht in einer idealen Märchenwelt. Und bisher neige ich daher eher nicht dazu irgendeine der Petitionen zu unterzeichnen, solange sich da nicht auch die Namen einiger Damen und Herrn vom beruflichen Profil eines Herrn A oder seiner Feuilletonistenfreunde finden lassen.
Ein gewisses Maß an Heuchelei ist sicherlich gesund für jeden, der seine Bücher nicht nur zur Befriedigung persönlicher Eitelkeiten auf den Markt wirft, sondern damit auch Geld verdienen will.
Schwierig wird es allerdings immer dann, wenn man sich vor die Entscheidung darüber gestellt sieht WIE hoch dieses Maß an Heuchelei wirklich sein darf, bevor es zwangsläufig die Grenze zur offenen Farce überschreitet.
Herr Gray bedankt sich für Ihre Aufmerksamkeit.
Das sind Pfandflaschen tatsächlich nicht, noch nicht mal für Autoren
Published on September 08, 2012 06:28
August 6, 2012
Wolfgang Hohlbein – die Freiheit nehm’ ich mir
Hallo Wolfgang Hohlbein, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen meine Fragen zu beantworten. Sie erreichten mit Ihren Büchern regelmäßig Millionenauflagen. Mancherorts behauptet man Sie seien der Auflagenstärkste zeitgenössische deutsche Autor überhaupt.
Kollege Andreas Eschbach hält auf seiner Webseite den Hinweis bereit, dass man als Autor besser nicht erwarten solle je in die Verlegenheit zu kommen, vorm eigenen Haus die Paparazzis von den Bäumen schütteln zu müssen. Dennoch, Herr Hohlbein, werden wenigstens Sie manchmal auf der Straße erkannt und um ein Autogramm gebeten?
Auch wenn ich gelegentlich einmal erkannt und um ein Autogramm gebeten werde: ein Autor ist kein Rockstar. Zu unseren Lesungen kommen bestenfalls ein paar hundert Leute, während zu den großen Festivals wie Wacken zehntausende von Fans pilgern. Das kommt mir entgegen, denn dadurch fokussiert sich das öffentliche Interesse viel mehr auf das, was ich zu Papier bringe. Ich finde es prima, manchmal an Podiumsdiskussion teilnehmen zu können oder nach einer Lesung meinen Lesern in einer Fragerunde Rede und Antwort zu stehen. Aber genauso, dass ich auch ganz normal mit der Bahn fahren und in ein Restaurant gehen kann. Darauf würde ich nur sehr ungern verzichten.
Wolfgang Hohlbein - Bestsellerautor Was halten Sie vom Phänomen der so genannten Indie-Autoren, also den Kollegen, die ihre Titel selbst als E-Books auf den verschiedenen Plattformen veröffentlichen? Verfolgen Sie diese Entwicklung überhaupt?
Ich würde sicherlich daran teilnehmen, wenn ich selber noch eher im Anfang meiner Karriere wäre. Meine ersten Geschichten habe ich in Fanzines veröffentlicht, das hat mich weitergebracht. Das man jetzt darüber hinaus viel mehr Freiheiten hat, seine Leser zu erreichen: Das ist eine Bereicherung.
Ein Verlagslabel auf dem Buchcover bürgt ja dafür, dass da Lektorat, Korrektorat, Cover und was dergleichen noch mehr ist, professionell gehandhabt wurden. Wird das allein ausreichen, um in der derzeit immer schärfer werdenden Konkurrenz im E-Book Markt zwischen Indie-Autoren und Verlagsautoren langfristig mithalten zu können?
Zu diesem Themenkreis finden ganze Kongresse statt. Die gehen allerdings ziemlich an mir vorbei: Ich sehe mich nicht in der Rolle als Trenddeuter, sondern als Geschichtenerzähler. Insofern beobachte ich, dass sich der Markt immer weiter öffnet, und ständig neue Publikations- und Vertriebsformen ausprobiert werden. Wer am Ende gewinnt oder verliert: Das lässt sich im künstlerischen Bereich gottlob vorab nicht wirklich einschätzen.
Wie sehen Sie den E-Book Markt als Verlagsautor? Bringt das E-Book langfristig Schaden, ist es womöglich ein Segen, doch eher Fluch – oder womöglich schlicht irgendetwas dazwischen?
Mit dem Ausdruck „Verlagsautor“ kann ich eigentlich nur wenig anfangen. Wie gesagt sehe ich mich als Geschichtenerzähler. Ob meine Geschichten dann in gedruckter Form, als Hörbuch, als Film oder als E-Book verbreitet werden, steht dabei für mich nicht so im Vordergrund. Was ich allerdings wichtig finde ist, dass ein Austausch von Geben und Nehmen besteht. Und das geht nur solange gut, solange Raubkopien nicht überhand nehmen. Wenn das nicht mehr der Fall ist, wird man als Familienvater eher einen Bürojob annehmen, statt Künstler zu werden.
Als Selbstpublizierer ist es mittlerweile kein großes Problem mehr, viele der Dienstleistungen, die ein Verlag dem Autor anbietet, auch selbst einzukaufen. Ich denke da an Lektorat, Cover und dergleichen mehr. Der Aspekt, den die überwiegende Anzahl der Selbstpublizierer allerdings stets als besonders positiv hervorhebt, ist ihre Freiheit über Vermarktungsform und Gestaltung des eigenen Buches selbst bestimmen zu können. Gibt es Momente im Leben des Verlagsautors Wolfgang Hohlbein, in denen er den Indie-Autoren jene Freiheit womöglich ein wenig neidet?
Nein. Ich habe mir die Freiheit genommen, in meinen Geschichten immer wieder Grenzen zu sprengen. Das ist für mich Freiheit. Nicht die, selbst Vermarkter zu werden.
Stichwort: illegale Downloads. Haben Sie als der erfolgreichste deutsche Gegenwartsautor schon Erfahrungen mit illegalen Downloads Ihrer Bücher machen müssen?
Sicher. Aber damit beschäftigen sich die Verlage, während ich – ich kann mich hier nur wiederholen – mich lieber aufs Geschichtenerzählen konzentriere.
Stichwort Urheberrechtsdebatte. Hat Wolfgang Hohlbein in dieser Angelegenheit eine Petition unterzeichnet? Und falls ja – welche und weshalb? Oder halten Sie Ihren Namen von solchen Unternehmungen grundsätzlich lieber fern?
Das Thema Raubkopien und Urheberrechtsschutz verfolgt mich, seitdem ich im Jahr 2000 als erster deutscher Autor erfolgreich eine E-Book-Geschichte an den Mann gebracht habe. Ich finde es dennoch weitaus spannender, Romane zu schreiben, als Petitionen zu unterzeichnen.
Unter vielen Autoren herrscht die Ansicht, dass es gefährlich sein könnte seine Werke selbst als E-Books zu publizieren, da dies womöglich von den Verlagen als anrüchig betrachtet würde und daher einen Verlagsvertrag von vornherein ausschließt. Ist da Ihrer Meinung nach etwas dran?
Wer nicht bereit ist, Gefahren einzugehen, wird wohl kaum neue Türen aufstoßen. Ich habe mich als Vater von drei Kindern als Autor selbstständig gemacht, als ich noch keine wirklichen Erfolge vorzuweisen hatte. Die stellten sich dann sehr bald ein. Andere waren weniger glücklicher und mussten schon bald wieder in ihren ungeliebten Beruf zurückkehren. Aber sie haben es wenigstens versucht: Und darauf kommt es im Leben doch an.
Viele Branchenprofis sehen mittelfristig die Zukunft des stationären Buchhandels in einem düsteren Licht. Sie ebenfalls?
Der stationäre Buchhandel ist Mittler zwischen Verlagen und Käufern. Je mehr diese Funktion auch von anderen – etwa vom Online-Buchhandel und Web-Portalen – angeboten wird, umso schwieriger wird es für den klassischen Buchhändler.
Was wirft Sie bei der Arbeit an einem neuen Roman garantiert „aus der Bahn“?
Körperliche Erschöpfung wie nach einer langen Autofahrt im Stau.
Published on August 06, 2012 04:39
August 2, 2012
Rebecca Gablé - Königin der Herzen?
Hallo Frau Gablé vielen herzlichen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, meine Fragen zu beantworten. Ihre Titel schaffen es regelmäßig auf die SPIEGEL Bestsellerliste. Sie sind eine echte deutsche Bestsellerautorin, von denen es so viele ja nun auch nicht gibt.
Sie haben eines Tages beschlossen Ihren Brotberuf als Bankkauffrau aufzugeben und Ihr Glück ausgerechnet mit einem Literaturstudium zu versuchen. Ziemlich mutige Entscheidung. Gab’s einen Plan B, oder haben Sie bildlich gesprochen damals „alle Brücken hinter sich abgebrannt“?
Ich habe das Literaturstudium mit dem Berufsziel „Schriftstellerin“ begonnen, aber natürlich war mir klar, dass das ziemlich unrealistisch war, zumal ich zu dem Zeitpunkt schon drei Jahre erfolgloser Verlagssuche für meinen ersten Roman hinter mir hatte. Plan B war, notfalls nach dem Examen in meinen alten Beruf zurückzukehren. Während des Studiums entwickelte sich dann aber glücklicherweise Plan C, der auch zur Anwendung kam: Ich habe neben dem Schreiben einige Jahre als Literaturübersetzerin gearbeitet.
Rebecca Gablé © Olivier Favre 2011 Wie viele Buchverkäufe braucht es eigentlich bevor man sich mit Fug und Recht im Printbereich „Bestsellerautorin„ nennen darf?Fragen Sie drei Leute, bekommen Sie drei verschiedene Antworten. Irgendwo las ich kürzlich, ein Beststeller sei ein Buch, das 20.000 Exemplare verkauft habe. Das kommt mir ziemlich willkürlich vor. Es ist letztlich eine Frage der Definition. Ist ein Buch ein Bestseller, das es auf Platz 50 der Buchreport-Bestsellerliste (deren Plätze 1 bis 20 wöchentlich im SPIEGEL stehen) geschafft hat? Dann können 10.000 oder 15.000 verkaufte Exemplare durchaus reichen. Oder ist ein „richtiger“ Bestseller nur ein Titel, der es in die Top 10 geschafft hat? Dann müsste man die Zahlen in etwa verdreifachen, schätze ich. Es hängt natürlich auch von der Jahreszeit ab: Im Sommerloch, wenn wenige Hardcover erscheinen, reichen vielleicht schon 20.000 für die Top 10. Im September und Oktober, wenn die Novitäten gleich dutzendweise ins Weihnachtsgeschäft fluten, kommt man damit kaum über Platz 30. Sie können mit einem gut vermarkteten Titel mal kurz in die Top 10 hochschießen, aber insgesamt die 30.000-Marke niemals knacken, aber Sie können einen langsam dahin schleichenden Longseller 200.000 mal verkaufen, ohne je auf einer Bestsellerliste zu stehen. Woran man sehen kann, wie absurd diese Listen als Erfolgsmesser eigentlich sind.
Immerhin gibt es mittlerweile Indie-Autoren, die behaupten ihre Bücher mehrere Zehntausend Mal verkauft zu haben. Jonas Winner hat sogar die 100.000der Marke mit seiner Berlin-Gothic-Serie geknackt. Andererseits wird ja allenthalben immer wieder behauptet, dass man vom Beruf des Autors nicht leben könne. Hellen solche Verkaufszahlen im Independent-Bereich die Aussichten für Nachwuchsautoren generell nicht doch etwas auf?
Ich finde es sehr spannend, wie die Autoren- und die Bücherlandschaft sich durch das Netz und das eBook verändern. Aber so märchenhafte Erfolgsstorys wie Amanda Hocking oder E.L. James können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die wirtschaftliche Situation für junge Autorinnen und Autoren unverändert schwierig ist. Als Newcomer einen Printverlag zu finden war noch nie so schwer wie heute, weil viele Verlage ihre Programme verkleinern. Die Selbstvermarktung im Netz bietet natürlich neue Chancen, aber in einem so großen Meer mit so vielen Fischen darin wahrgenommen zu werden, ist bestimmt nicht einfach. Andererseits: Schreiben war immer schon ziemlich brotlos. Wenn man damit anfängt, kann man unmöglich wissen, ob es einen jemals ernähren wird, und die Chancen sind eher gering. Darum ist Schreiben etwas, das man eigentlich nur aus Leidenschaft machen kann. Wenn man sehr hart arbeitet und sehr viel Glück hat, kann man möglicherweise eines Tages davon leben. Wenn nicht, muss man sich einen anderen Job suchen, aber es bleibt immer noch die Schreib-Leidenschaft. So war das schon bei den Minnesängern, und so ist es auch im digitalen Zeitalter (lacht)
Sie sind einer der Kollegen, die konsequent das Internet für sich nutzen. Sie betreiben eine gut sortierte Webseite und sind bei Facebook mit einer Fanseite vertreten. Welchen Fehler sollten Kollegen Ihrer Meinung nach bei der Kommunikation mit ihren Lesern im Internet unbedingt vermeiden?
Kollegen-Bashing und andere Indiskretionen, die einem irgendwann mal um die Ohren fliegen könnten. Junge KollegInnen der Digital Natives-Generation wissen das ja bestimmt viel besser als ich, aber ich habe manchmal das Gefühl, man kann nicht oft genug darauf hinweisen: Das Netz hat ein ewig währendes Gedächtnis. Also ganz egal, wie kuschelig sich der Umgang mit treuen Lesern auf Facebook oder sonst wo irgendwann anfühlt, ein gesundes Maß an Zurückhaltung ist immer angebracht.
Wie sehen Sie den E-Book Markt als Verlagsautor? Ist da finanziell bisher wirklich etwas für Sie „zu holen gewesen“? Oder ist das aktuell immer noch eher ein Nebengeschäft für Sie?
Es ist ein Nebengeschäft, das in den letzten Monaten aber angezogen ist. Ich glaube, wir erleben gerade, wie der Schneeball ins Rollen gerät, der jetzt ziemlich schnell größer und größer werden wird.
Es existiert in der gesamten Buchbranche ja eine Debatte darüber, wie schädlich es für den Markt sei, wenn bei den großen Plattformen wie Amazon.de die Charts immer mehr von Titeln zu 99 Cent bzw. 2,99 Euro dominiert werden. Wie stehen Sie dazu? Ist es bald an der Zeit da irgendwie eine Reißleine zu ziehen?
Die würde ich gerne mal sehen, diese Reißleine (lacht) Natürlich sind eBooks zu Schleuderpreisen ein Problem. Raubkopierte kostenlose eBooks sind erst recht ein Problem, und am anderen Ende des Spektrums haben wir das Problem, dass eBooks aktueller Print-Bestseller viel zu teuer sind. Aber Regulative sind nicht die richtige Lösung, glaube ich. Auf dem eBook-Markt herrscht derzeit Goldgräberstimmung, und im Moment bin ich erst mal dafür, abzuwarten und locker zu bleiben und zu sehen, wohin dieser Markt sich entwickelt. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis (hab ich in der Banklehre gelernt (lacht), und wenn die Schleuderpreise für eBooks sich dauerhaft etablieren, müssen wir uns etwas einfallen lassen. Die Vorstellung von Werbebannern auf der Titelseite meiner eBooks macht mich nicht gerade glücklich, aber es gibt schlimmere Zukunftsszenarien.
Stichwort Urheberrechtsdebatte. Da wird verbal zunehmend schärfer geschossen. Haben Sie in dieser Sache schon eine Petition unterzeichnet? Und falls ja – welche und weshalb? Oder halten Sie Ihren Namen von solchen Dokumenten grundsätzlich lieber fern?
Ich habe im Mai 2012 die „Wir sind die Urheber“-Petitionunterschrieben, weil sie sich mit meiner Ansicht zu diesem Thema deckte. Ich habe mir auch Sven Regeners Wutrede zwei- oder dreimal angehört, weil sie mir so aus der Seele sprach. Inzwischen glaube ich aber, dass wir die Debatte mit weniger Emotionen führen und beide Seiten mal aus ihren Schützengräben kommen müssen. Der Schutz des geistigen Eigentums ist eine große Errungenschaft der Zivilisation, die wir nicht leichtfertig in die Tonne treten sollten. Und das Urheberrecht ist Grundlage meiner wirtschaftlichen Existenz. Es bringt ja nichts, immer wieder zu behaupten, nur die bösen Verwerter-Konzernriesen profitierten davon, das ist ja unwahr. Aber es bringt auch nichts, diejenigen zu kriminalisieren, die ohne jedes Unrechtsbewusstsein gegen das Urheberrecht verstoßen und sich kostenlose Musik, eBooks oder Hörbücher herunterladen. Das Urheberrecht wird sich einfach ändern müssen, um nicht aus der Zeit zu fallen. Es muss den Bedürfnissen der Urheber ebenso Rechnung tragen wie den technischen Entwicklungen des digitalen Zeitalters. Ich habe offen gestanden keine klare Vorstellung, wie so ein neues Urheberrecht aussehen müsste, um einen fairen Interessenausgleich herzustellen. Aber ich bin ja auch Schriftstellerin und keine Juristin. Ich werde die Debatte weiter verfolgen und mich einmischen, aber eingraben werde ich mich nicht mehr.
Unter vielen Autoren herrscht die Ansicht, dass es gefährlich sein könnte seine Werke selbst als E-Books zu publizieren, da dies womöglich von den Verlagen als anrüchig betrachtet würde und daher einen Verlagsvertrag von vornherein ausschließt. Ist da Ihrer Meinung nach etwas dran?
Ja. Vielleicht nicht „anrüchig“ in dem Sinne wie Selbstverlag oder Zuschussverlage im Printbereich, aber durch diese neue Form der Selbstvermarktung ist ein Teil des Marktes schon abgeschöpft, und damit ist der Titel für einen Printverlag weniger attraktiv. Hat das selbstvermarktete eBook aber einen bescheidenen Erfolg erzielt und man bietet einem Verlag ein neues, unveröffentlichtes Buch an, sieht die Sache schon wieder anders aus, denke ich.
Würden Sie selbst sich in nächster Zeit mit einem Text als Selbstpubliziererin versuchen? Falls dem so ist, weshalb?
Nein, momentan nicht. Ich fände es zwar spannend zu sehen, wie sich solch ein Experiment entwickeln würde, aber ich habe einfach keine Zeit, meine eigene Verlegerin zu sein. Ich will ja eigentlich nur Bücher schreiben ...
Viele Experten sehen mittelfristig die Zukunft des stationären Buchhandels in einem düsteren Licht. Sie ebenfalls?
Ja, so wehmütig mich das auch stimmt. Aber wir erleben ja jetzt schon, dass selbst große Buchhandelsketten ihre Verkaufsflächen verkleinern. Also nicht nur der kleine Buchladen um die Ecke tut sich zunehmend schwer. Ich glaube allerdings nicht, dass das große Buchhandlungs-Sterben so schnell um sich greifen wird, wie manche befürchten. Die Leserinnen und Leser, die, sagen wir mal, jetzt so um die Vierzig und älter sind (also die Bevölkerungsmehrheit), werden dem gedruckten Buch noch lange die Treue halten, und für viele gehört das Stöbern in der Buchhandlung dazu.
Sie sind ja als Spezialistin für’s Mittelalter bekannt, das ist die Ära in der die Mehrzahl Ihrer Romane angesiedelt ist. Gemeinhin gilt das Mittelalter ja als düster, brutal und borniert. Ich weiß, dass Sie selbst diese Ansichten gerne etwas relativeren möchten. Dennoch – oder vielleicht gerade deswegen - hier die Frage: Worin besteht Ihrer Meinung nach, die augenfälligste Parallele zwischen dem 21 Jahrhundert und dem Mittelalter?
In der Macht des Geldes. Mitte des 14. Jahrhunderts musste ein englischer König seine Königin als Pfand bei seinen Gläubigern in den reichen Niederlanden zurücklassen und seine Krone bei einem Erzbischof gegen Bares verpfänden, weil er sich um jeden Preis neues Geld beschaffen musste. Ein Krieg (den er schon aus rein wirtschaftlichen Interessen begonnen hatte) hatte ihn völlig ruiniert, und ohne neues Kapital konnte er ihn nicht fortführen und wäre politisch am Ende gewesen. In der Folge gewann sein Bankier immer größeren Einfluss auf seine Politik, so wie das berühmte Handels- und Bankhaus der Fugger mit seinem Geld jahrhundertelang die deutschen Kaiser lenkte und beherrschte. Kommt Ihnen das irgendwie bekannt vor?
Was wirft Sie bei der Arbeit an einem neuen Roman eigentlich garantiert „aus der Bahn“?
Ich arbeite zwei Jahre an einem Roman. In so einer langen Zeit passieren einfach Dinge, die einen von der Arbeit ablenken: Der Rummel rund um das Erscheinen des zuletzt fertiggestellten Buchs (für den Rummel bin ich allerdings dankbar), andere wichtige Projekte wie etwa die Zusammenarbeit mit meinen Übersetzern oder auch größere und kleinere Katastrophe im privaten Umfeld. Das nennt man das Leben, glaube ich, und damit muss schließlich jeder klar kommen. Künstler haben kein Grundrecht darauf, im Elfenbeinturm zu sitzen und davon verschont zu werden.
Was ist das absolute „No-Go“ für Autoren im Umgang mit ihren Lesern?
Schluderige Arbeit. Nicht jedes Buch gelingt gleich gut, nicht jedes Buch kann allen Lesern gefallen, aber sie sollten sich darauf verlassen können, dass der Autor oder die Autorin ihr Bestmögliches getan haben.
Und ganz zum Schluss: Welche Frage wollten Sie schon immer einmal von einem Journalisten gestellt bekommen; und weshalb gerade diese?
Keine. Mein Sendungsbewusstsein – falls ich denn überhaupt eines habe – hat in meinen Romanen reichlich Platz, sich Ausdruck zu verschaffen.
Rebecca Gablés Autorenseite bei Amazon.de
Published on August 02, 2012 09:58
July 26, 2012
Kai Meyer - der Wellenläufer
Kai Meyer hat mit seinen Fantasy-Sagas ein Millionenpublikum erreicht, seine Bücher wurden in dutzende Sprachen übersetzt und er hat die literarischen Vorlagen zu mehreren Spielfilmen geliefert. Er hat Fans auf der ganzen Welt.
Hallo Kai, vielen herzlichen Dank, dass Du Dir die Zeit nimmst mir hier ein paar Fragen zu beantworten.Ich weiß, dass Du zu den sehr wenigen deutscher Bestsellerautoren gehörst, die sich dazu entschlossen haben, einige ihrer Backlisttitel auch selbst zu publizieren. Das allein wäre ja schon einen Blogpost wert.Aber Du stellst es ja ein wenig anders an, als zum Beispiel Akif Pirinçci oder Andreas Eschbach, die sich ganz allein in die neue wilde Welt des Selfpublishing begaben. Berichte doch einmal kurz über das Projekt MiMe, das Ebook- Label, unter dem Du Deine Backlisttitel jetzt veröffentlichst.
Tatsächlich habe ich gerade auch zum ersten Mal einen Text in Eigenregie bei Amazon online gestellt, eine Kurzgeschichte mit dem Titel „Drachenreigen“ Bis zum 29. Juli ist der Download noch kostenlos, danach bleibt der Preis unter einem Euro.Was MiMe angeht: Unter diesem Kürzel fungiert die Agentur Michael Meller – also mein Agent – als eigener E-Book-Verlag. Wobei er meines Wissens nur Autoren veröffentlicht, die ohnehin bereits bei ihm unter Vertrag stehen. Meine Bücher sind sein erster Versuchsballon. Die beiden ersten laufen bislang recht ordentlich – im Rahmen deutscher E-Book-Verhältnisse –, in diesen Tagen kommen gerade die nächsten acht Titel dazu.Um ehrlich zu sein war es zunächst eine Entscheidung aus Bequemlichkeit, die Backlist-Titel über MiMe zu veröffentlichen. Der Zeitaufwand ist ja doch nicht ohne, vor allem wenn die Texte noch konvertiert werden müssen. Die Alternative wäre, gleich zu Anbietern wie Bookwire zu gehen und sie alles Nötige machen zu lassen. Ich probiere derzeit einfach mal ein wenig herum, um hoffentlich dann, wenn E-Books auch bei uns eine größere Rolle spielen, gut vorbereitet zu sein und genau zu wissen, was zu tun ist.
Kai Meyer - Fantasyautor, aber kein FantastWorin bestand die Hauptmotivation diesen Weg zu beschreiten? Ging es dabei nur um’s Geld? Müssen sich Deine Fans etwa Sorgen um Kai Meyers Einkünfte machen? Bist Du gezwungen demnächst kellnern zu gehen, falls Deine Ebooks sich wider Erwarten nicht gut verkaufen?
Ich glaube nur an wenige von diesen E-Book-Erfolgsgeschichten, die man derzeit ständig zu hören bekommt. Nicht jede hochgeladene Datei wird gleich ein „Shades of Grey“. Und ich lebe nach wie vor sehr gut von meinen gedruckten Büchern, der neue Roman erscheint im Dezember wieder als Hardcover im Carlsen-Verlag – und dort gehört er auch hin. Ich werde sicher weiter experimentieren, auch mal mit Originaltexten, aber die Direktveröffentlichung eines ganzen Romans von 400, 500 Seiten als E-Book sehe ich derzeit für mich noch nicht.
Wie sah die Reaktion Deines Verlages darauf aus, dass Du jetzt bei MiMe veröffentlichst? Gab’s womöglich einige lange Gesichter in den Lektorenkonferenzen?
Keine Ahnung, ich sitze ja nicht in Lektorenkonferenzen. Aber die Bücher, die jetzt bei MiMe erscheinen, sind alle bereits in zwei, meist sogar drei Verlagen veröffentlicht worden, teils mit Hardcover-Vorlauf. "Der Schattenesser" etwa ist erst bei Aufbau im HC erschienen, dann zweimal bei Heyne und ein drittes Mal bei Bastei-Lübbe als Taschenbuch. Die dürften alle daran verdient haben, was es eben zu verdienen gab. Zuletzt habe ich einfach die Rechte wieder eingesammelt und bringe sie jetzt als E-Book auf den Markt. Das scheint mir derzeit die natürliche Verwertungskette zu sein.
Siehst Du auch Gefahren im Selbstpublishing (übrigens ein furchtbares Wort, das sich allerdings wohl leider durchsetzen wird)?
Die Gefahren sind kein Geheimnis: Zum einen könnten sich die Leser an die niedrigen Preise gewöhnen, zum anderen mag der eine oder andere nicht mehr erkennen, wo die Qualitätsunterschiede zwischen einem professionell lektorierten Hardcover und einem selbstpublizierten 2,99-Euro-E-Book liegen. Im Augenblick habe ich aber den Eindruck, dass die erfolgreichen E-Books in Deutschland vor allem den Heftroman ersetzen: preiswert, Genre, mal eben so in der U-Bahn weg gelesen.
Du wirst ja mit Deinen MiMe-Titeln den umgekehrten Weg gehen – vom Verlag heraus, in die Indieszene. Die meisten Indie-Kollegen, ob erfolgreich oder weniger erfolgreich, hoffen ja eher darauf, dass sie mit ihren Werken von einem der großen Verlage entdeckt und veröffentlicht werden.
Und bei wie vielen hat das funktioniert? Die Zahl ist ja noch recht überschaubar. Ich glaube auch nicht, dass sich die Verlage einen Gefallen damit tun, jedes halbwegs gut gehende E-Book zwischen zwei Buchdeckel zu drucken. Am Ende kann man nur hoffen, dass sich Qualität durchsetzt. Die eher nicht so tolle Variante wird es weiterhin geben, aber da wären wir dann wieder beim Vergleich mit dem Heftroman – den hat es auch immer gegeben und er hat weder Hardcover noch Taschenbücher verdrängt. Das Merkmal „Billig“ wird immer manche Leute überzeugen – man muss ja nur in die scheußlichen Fleischtheken der großen Supermärkte schauen –, aber guter Literatur wird das letztlich weder gedruckt noch digital gefährlich werden.
Würdest Du einem jungen Kollegen raten, es zunächst einmal damit zu versuchen bei einem guten Verlag unterzukommen, bevor er/ sie seine / ihre Titel als Indie veröffentlicht?
Nach heutigem Stand der Dinge würde ich immer und auf jeden Fall dem Verlag den Vorzug geben. Autoren sollen und wollen wohl auch in erster Linie schreiben und sich nicht um Marketing und Vertrieb kümmern müssen. Ich habe gerade im Schnelldurchgang mehrere Ratgeber zum Thema Selfpublishing gelesen und das ist grundsätzlich ja auch alles gut und schön – aber wenn man wirklich alles so macht, wie es dort geraten wird, dann kommt man kaum noch dazu, wirklich gründlich und konzentriert eine gute Geschichte zu erzählen.
Drachenreigen, Kai Meyers Shortstory bei Amazon.de
Published on July 26, 2012 02:33
July 20, 2012
Thriller ohne Killer
„Geld macht nicht korrupt - kein Geld schon eher“
Dieter Hildebrandt, Satiriker / Kabarettist
Worum geht es in „Der Preis“?
Lenin Albert Nolde ist Gründer und Chef eines aufstrebenden Sicherheitsunternehmens in Paris. Eigentlich hat er es geschafft: Sein Laden brummt und er verdient eine Menge Geld. Doch was wichtiger ist: Nolde mag seinen Job. Daneben mag er sonst nicht viel anderes. Er hat weder eine Frau noch eine Geliebte, und der Sportwagen, den er sich vor Jahren mal zulegte, setzt in einer Garage Staub an. Aber irgendetwas zehrt an ihm. Da ist eine Rechnung, die unbezahlt blieb und ihm zunehmend Gewissenbisse bereitet. Diese Rechnung hängt auf mysteriöse Weise mit dem Fall der attraktiven Versicherungsangestellten Milena Fanu (ausgesprochen: Fanü) zusammen.
"Der Preis" bei Amazon.de
Schnitt / Zwei Jahre zuvor.
Milena Fanu hat alles, was sie sich wünschen kann: sie ist intelligent, attraktiv, und hat eine erstklassige Ausbildung genossen. Sie besitzt ein hübsches Appartement, einen neuen Wagen und ihr Job als Mathematikerin bei einem Versicherungskonzern macht ihr Freude. Sie spendet regelmäßig für Greenpeace, Ärzte ohne Grenzen und Amnesty International. Hin und wieder träumt sie davon demnächst ihrem Traumprinzen über den Weg zu laufen, doch hat sie es so eilig damit nun auch wieder nicht. Das alles ändert sich, als Milena eines Nachmittags von zwei falschen Polizisten entführt wird. In einem schalldicht gepolsterten Raum wird sie von zwei Frauen erwartet, die Ganzkörperoveralls und Masken vor den Gesichtern tragen. Der Overall der einen trägt die Ziffer Eins, der der anderen die Ziffer Zwei. Nummer Eins und Nummer Zwei fesseln Milena in eine seltsame Art Stuhl, der ein wenig an einen Zahnarztstuhl erinnert. Die Entführer installieren eine Videokamera, die jede von Milenas Regungen in dem Folterstuhl aufzeichnet. Dann unterzieht man sie einem offenbar völlig sinnlosen Verhör. Milena kann sich absolut nicht erklären weshalb man sie entführt haben sollte. Denn weder besitzt sie ein nennenswertes Vermögen, noch verfügt sie irgendwelche brisanten Informationen.
Während man Milena weiterhin einer Reihe raffinierter Torturen unterzieht, reift in ihr die Überzeugung: Ihre Entführer sind irgendwelche Terroristen und sie ist ein willkürlich gewähltes Opfer. Sie wird ihre gepolsterte Zelle offenbar nicht mehr lebend verlassen. Und Milans Folter wird von Minute zu Minute brutaler und unbarmherziger...
Thriller ohne Killer
„Der Preis“ ist ein Thriller der ohne Killer auskommt. Der Spannungsfokus des Buches liegt eher auf der Psychologie seiner Helden, als darauf mit möglichst vielen, möglichst bizarr angerichteten Leichen Grauen zu erregen. Nicht die Frage danach, wer nun der Mörder war steht im Mittelpunkt dieses Thrillers, sondern die Fragen:
Wer hat Milena entführt?
Waren das tatsächlich Terroristen?
War sie wirklich ein willkürlich ausgewähltes Opfer?
Weshalb wurde sie entführt?
Und woher rühren Noldes zunehmend intensivere Gewissensbisse im Fall Milena Fanu?
Dieter Hildebrandt, Satiriker / Kabarettist
Worum geht es in „Der Preis“?
Lenin Albert Nolde ist Gründer und Chef eines aufstrebenden Sicherheitsunternehmens in Paris. Eigentlich hat er es geschafft: Sein Laden brummt und er verdient eine Menge Geld. Doch was wichtiger ist: Nolde mag seinen Job. Daneben mag er sonst nicht viel anderes. Er hat weder eine Frau noch eine Geliebte, und der Sportwagen, den er sich vor Jahren mal zulegte, setzt in einer Garage Staub an. Aber irgendetwas zehrt an ihm. Da ist eine Rechnung, die unbezahlt blieb und ihm zunehmend Gewissenbisse bereitet. Diese Rechnung hängt auf mysteriöse Weise mit dem Fall der attraktiven Versicherungsangestellten Milena Fanu (ausgesprochen: Fanü) zusammen.
"Der Preis" bei Amazon.de Schnitt / Zwei Jahre zuvor.
Milena Fanu hat alles, was sie sich wünschen kann: sie ist intelligent, attraktiv, und hat eine erstklassige Ausbildung genossen. Sie besitzt ein hübsches Appartement, einen neuen Wagen und ihr Job als Mathematikerin bei einem Versicherungskonzern macht ihr Freude. Sie spendet regelmäßig für Greenpeace, Ärzte ohne Grenzen und Amnesty International. Hin und wieder träumt sie davon demnächst ihrem Traumprinzen über den Weg zu laufen, doch hat sie es so eilig damit nun auch wieder nicht. Das alles ändert sich, als Milena eines Nachmittags von zwei falschen Polizisten entführt wird. In einem schalldicht gepolsterten Raum wird sie von zwei Frauen erwartet, die Ganzkörperoveralls und Masken vor den Gesichtern tragen. Der Overall der einen trägt die Ziffer Eins, der der anderen die Ziffer Zwei. Nummer Eins und Nummer Zwei fesseln Milena in eine seltsame Art Stuhl, der ein wenig an einen Zahnarztstuhl erinnert. Die Entführer installieren eine Videokamera, die jede von Milenas Regungen in dem Folterstuhl aufzeichnet. Dann unterzieht man sie einem offenbar völlig sinnlosen Verhör. Milena kann sich absolut nicht erklären weshalb man sie entführt haben sollte. Denn weder besitzt sie ein nennenswertes Vermögen, noch verfügt sie irgendwelche brisanten Informationen.
Während man Milena weiterhin einer Reihe raffinierter Torturen unterzieht, reift in ihr die Überzeugung: Ihre Entführer sind irgendwelche Terroristen und sie ist ein willkürlich gewähltes Opfer. Sie wird ihre gepolsterte Zelle offenbar nicht mehr lebend verlassen. Und Milans Folter wird von Minute zu Minute brutaler und unbarmherziger...
Thriller ohne Killer
„Der Preis“ ist ein Thriller der ohne Killer auskommt. Der Spannungsfokus des Buches liegt eher auf der Psychologie seiner Helden, als darauf mit möglichst vielen, möglichst bizarr angerichteten Leichen Grauen zu erregen. Nicht die Frage danach, wer nun der Mörder war steht im Mittelpunkt dieses Thrillers, sondern die Fragen:
Wer hat Milena entführt?
Waren das tatsächlich Terroristen?
War sie wirklich ein willkürlich ausgewähltes Opfer?
Weshalb wurde sie entführt?
Und woher rühren Noldes zunehmend intensivere Gewissensbisse im Fall Milena Fanu?
Published on July 20, 2012 02:38
July 17, 2012
Bestsellerautor A. Eschbach - kein Blackout
Hallo Andreas Eschbach, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen meine Fragen zu beantworten. Sie sind ein echter deutscher Bestsellerautor, von denen es so viele ja nun auch nicht gibt. Mehrere Ihrer Titel schafften es auf die SPIEGEL Bestsellerliste. Trotzdem fand ich auf Ihrer Webseite den Hinweis, dass weniger als 100 freie Autoren im deutschen Sprachraum wirklich von ihren Büchern leben können.
Woran liegt’s? Zahlt sich die SPIEGEL Bestsellerliste für Hardcover doch schlechter aus als man gemeinhin annimmt?
Die meisten Menschen haben in der Tat völlig übertriebene Vorstellungen davon, was man mit Büchern verdienen kann. Tatsächlich macht das gesamte deutsche Verlagswesen nicht mehr Umsatz als eine der großen Kaufhausketten. Man muss als Autor schon sehr erfolgreich sein, um ein Einkommen zu erzielen, das sich mit dem eines normalen leitenden Angestellten messen kann. Und das, obwohl der deutschsprachige Buchmarkt der drittgrößte der Welt ist!Deswegen sage ich immer, Schriftsteller ist kein Beruf, sondern eine Karriere, vergleichbar dem Tennisspielen. Wenn man da nur auf Ranglistenplatz 95 ist, muss man auch schon kratzen, um durch den Monat zu kommen. Auch wenn die auf den einstelligen Ranglistenplätzen absahnen.
Immerhin gibt es mittlerweile Indie-Autoren, die behaupten ihre Bücher mehrere Zehntausend Mal verkauft zu haben. Das sollte die Aussichten für Nachwuchsautoren doch etwas aufhellen, oder nicht?
Ja, da entsteht ein faszinierendes neues Betätigungsfeld. Allerdings schlüpfen die richtig erfolgreichen Indie-Autoren bis jetzt doch gern unter die Fittiche eines Verlages, wenn einer ruft – was meines Erachtens zeigt, dass Verlage immer noch ihre Daseinsberechtigung haben. Man kann das ganz fundamental betrachten: Fortschritt heißt immer, feinere Arbeitsteilung. Es ist für einen Autor vorteilhaft, sich ganz aufs Schreiben konzentrieren und alles, was mit der Publikation zu tun hat, anderen überlassen zu können.Verlage sind von ihrer Funktion im kulturellen Prozess her „Qualitätsportale“ – von einem Roman, der bei Diogenes erscheint, erwartet man etwas Bestimmtes, von einem Roman, der bei Bastei-Lübbe erscheint, etwas anderes. Durch die Bündelung der Autoren, die unter dem Dach eines Verlags erscheinen, entsteht ein gemeinsames Bild, das auf alle Autoren abfärbt und zu dem neue Publikationen passen müssen. Das Ganze ist eine Orientierungshilfe für Leser, die Bücher zu finden, die ihnen zusagen. Sollten Verlage vergessen, dass dies ihre Kernfunktion ist, kann es sein, dass sie verschwinden. Was ich, wohlgemerkt bei aller Sympathie für den Indie-Bereich, bedauern würde.
Sie sind einer der Kollegen, die ziemlich früh konsequent das Internet für sich genutzt haben. Sie betreiben eine gut sortierte Webseite, sind bei G+ aktiv und für Ihre Bücher existieren Fanseiten bei Facebook. Sind Sie einfach nur fasziniert vom World Wide Web oder ist es für Sie auch knallhart kalkuliertes Geschäft da möglichst breit sichtbar zu sein?
Also, den Begriff „knallhart kalkulieren“ bringe ich mit meiner Lebenseinstellung nicht zusammen. Jemand, der „knallhart kalkuliert“, lässt das Schreiben und macht etwas, das richtig Geld einbringt – wird Unternehmer oder Hedgefond-Manager oder dergleichen.Nein, das Internet hat mich als computeraffinen Menschen natürlich von Anfang an fasziniert, und eine eigene Website zu basteln, das hatte immer etwas von „ich mache eine Schülerzeitung“. In der Hauptsache mache ich es also, weil es Spaß macht. Und so breit sichtbar bin ich gar nicht; ich bin beispielsweise nicht bei Facebook – anfangs ehrlich gesagt deshalb, weil mich das Design der Seite abstieß. Inzwischen sind es andere Dinge, die mich daran abstoßen.
Andreas Eschbach (Foto: © 2011 Marianne Eschbach)Wie sehen Sie den E-Book Markt als Verlagsautor? Ist da bisher etwas für Sie zu holen gewesen? Bringt das E-Book langfristig Schaden, ist es womöglich ein Segen, doch eher Fluch – oder womöglich schlicht irgendetwas dazwischen?
Ich sehe es zunächst einfach als neues Medium. Und wie jedes neue Medium bringt es erst mal Aufruhr in die bestehenden Verhältnisse, bis sich ein neues Gleichgewicht einpendelt.Wobei ich gestehen muss, dass ich anfangs skeptisch war. Lesen am Bildschirm? Das war mir unvorstellbar – bis ich damals ein Rocket-Book in die Hand bekam und mich unversehens in einer Kurzgeschichte von Frederik Forsyth festlas. Da war ich bekehrt und habe mir das Ding gekauft. Leider gab es wenige Bücher dafür, und dann machte die Firma Pleite, was mich auf die harte Tour lehrte, dass DRMnicht die Lösung sein kann. Nach einigen Jahren Abstinenz habe ich mir dann wieder einen Reader zugelegt, ein eher exotisches Modell, dessen Bedienbarkeit nicht schwiegermutterkompatibel wäre, aber muss ja nicht. Ich benutze das Gerät vor allem, um meine eigenen Manuskripte in den verschiedenen Stadien der Entstehung probezulesen. An den Markt der verfügbaren eBücher taste ich mich erst heran – bis jetzt lade ich meist nur Leseproben, anhand derer ich dann entscheide, welche Bücher ich mir zulege … aber in Papierform. Bis jetzt, wie gesagt.
Immerhin bürgt ein Verlagslabel auf dem Buchcover ja dafür, dass da Lektorat, Korrektorat, Cover und was dergleichen noch mehr ist, professionell gehandhabt wurden. Wird das allein ausreichen um in der derzeit immer schärfer werdenden Konkurrenz im E-Book Markt zwischen Indie-Autoren und Verlagsautoren langfristig mithalten zu können?
Sie vergessen das Marketing, allem voran die Platzierung der Bücher in den Buchhandlungen. Das ist bis jetzt nach wie vor Verkaufshilfe Nummer eins: Wenn das Ding im Laden steht.Aber gut möglich, dass gerade eine Generation heranwächst, die es seltsam finden wird, dass man mal Bücher auf Papier gedruckt hat. Das wird die Spielregeln natürlich ändern.Nicht ändern wird sich, dass ein Buch eines Lektorats – oder mehrerer – bedarf, um zu seinem vollen Potential zu finden. Was aber nicht zwingend einen Verlag voraussetzt; das sind Dienstleistungen, die man auch einkaufen kann – oder eintauschen, wie es ja wohl inzwischen viele Autoren machen, was ich so mitkriege.Auch die zur Verfügung stehenden Tools werden immer besser – wenn ich an dieser Stelle auf die Textverarbeitung „Papyrus“ hinweisen darf, deren Entwickler dankenswerterweise ein paar Vorschläge von mir, was ein wirklich professionelles Schreibprogramm können sollte, umgesetzt haben, sodass nun eine Software zur Verfügung steht, die doppelte Wörter anzeigt, Passivkonstruktionen anmahnt und auf schwierig lesbare Textstellen hinweist und so weiter. Kann einen menschlichen Lektor nicht ersetzen, aber trotzdem viel bringen.
In der Buchbranche debattiert man ja heiß darüber, ob es schädlich für den Markt sei, wenn bei den großen Plattformen wie Amazon.de die Charts immer mehr von Titeln zu 99 Cent bzw. 2,99 Euro dominiert werden. Wie stehen Sie dazu? Ist es bald an der Zeit da irgendwie eine Reißleine zu ziehen?
Wie sollte so eine Reissleine aussehen? Nein, Preise bilden sich durch Angebot und Nachfrage; da sehe ich kein Problem. Die Buchverlage hatten bis jetzt ja auch kein Problem damit, dass man an Kiosken Heftromane für wenig Geld kaufen konnte. Von denen sind auch nicht alle schlecht, und sie haben Auflagen, die die der meisten Bücher in den Schatten stellen. Das wird sich schon alles einpendeln, da braucht man sich keine Sorgen zu machen.
Stichwort Urheberrechtsdebatte. Da wird verbal zunehmend schärfer geschossen. Haben Sie in dieser Sache schon eine Petition unterzeichnet? Und falls ja – welche und weshalb? Oder halten Sie Ihren Namen von solchen Dokumenten grundsätzlich lieber fern?
Nein, ich habe keine Petition unterzeichnet. Ich habe mich an ein paar Diskussionen beteiligt, als das Thema hoch kochte, bin aber zu dem Schluss gekommen, dass das ein Sturm im Wasserglas ist: Das Urheberrecht ist erstens ein international abgestimmtes Recht und zweitens für eine moderne Gesellschaft unverzichtbar; da wird sich grundlegend nicht viel ändern, ganz egal, was in Onlineforen derzeit debattiert und gefordert wird.
Unter vielen Autoren herrscht die Ansicht, dass es gefährlich sein könnte seine Werke selbst als E-Books zu publizieren, da dies womöglich von den Verlagen als anrüchig betrachtet würde und daher einen Verlagsvertrag von vornherein ausschließt. Ist da Ihrer Meinung nach etwas dran?
Früher war das so, dass man seinem Werk durch eine Selbstpublikation den Weg in einen richtigen Verlag verbaut hat. Aber das ist inzwischen Geschichte. Würde ich heute als Autor anfangen, wäre das selbstpublizierte eBook auch mein Mittel der Wahl, wenn sich die Ablehnungsschreiben stapeln. Wie ich es ja anfangs auch erlebt habe – ich besitze von allen wichtigen deutschen Verlagen Ablehnungsschreiben, auch von denen, bei denen ich heute veröffentliche!
Nicht nur Wolfgang Tischer vom literaturcafe.de sieht mittelfristig die Zukunft des stationären Buchhandels in einem düsteren Licht. Sie ebenfalls?
Ja, ich auch. Als Buchhändler würde ich mir inzwischen eine Exit-Strategie überlegen. Ich fürchte, die Zahl der Buchhandlungen wird in zehn Jahren auf die Hälfte gesunken sein – und das wird auch die großen Ketten betreffen. Die vielleicht sogar vor allem.Wer sich das nicht recht vorstellen kann, der überlege mal, wie viele Musikgeschäfte es vor fünfzehn Jahren gab und wie viele heute.
Was wirft Sie bei der Arbeit an einem neuen Roman garantiert „aus der Bahn“?
Reisen. Eine Woche vor und eine Woche nach einer Reise läuft bei mir praktisch nichts. Meine bisherigen Lesereisen haben zusammengenommen schon mindestens einen Roman gekostet, der ungeschrieben bleiben wird.
Was ist das absolute „No-Go“ für Autoren im Umgang mit ihren Lesern?
Leser für ihre Meinung zu kritisieren. Jeder Leser hat das Recht, jedes beliebige Buch nicht zu mögen, und wenn es zufällig das eigene Buch ist, muss man als Autor schlucken und es kommentarlos hinnehmen.
Published on July 17, 2012 00:52
July 13, 2012
Leander Wattig - der Blogger
Leander Wattig ist Blogger. Zudem unterstützt er Medienunternehmen und Kreativschaffende als freier Berater, hält Vorträge, nimmt Lehraufträge wahr und engagiert sich als Vorstandsmitglied der Theodor Fontane Gesellschaft.
Hallo Leander, danke dass Du Dir die Zeit nimmst, hier ein paar Fragen zu beantworten. Du bist ein profilierter Blogger, hast die sehr erfolgreiche Initiative „Ich mach was mit Büchern“ ins Leben gerufen und bist als Strategieberater in der Buchbranche gefragt.
Was ist das Geheimnis eines erfolgreichen Blogs?
Natürlich gibt es allgemein wichtige Punkte wie die Relevanz der Inhalte, eine hohe Posting-Frequenz und die Interaktion mit den Lesern. Im Idealfall wird der Blog zu einer Plattform für ein viele Menschen verbindendes Thema, sodass eine richtige Gemeinschaft entsteht. Ich persönlich habe mich von Anfang an bemüht, auch immer Inhalte mit klarem Nutzwert zu liefern – Stichwort Fakten, Fakten, Fakten. Zudem habe ich gute Erfahrungen damit gemacht, Menschen in den Mittelpunkt zu rücken, so wie ich es auch bei meiner Buchbranchen-Vernetzungs-Initiative "Ich mach was mit Büchern" tue.
Wie siehst Du das Phänomen der Indie-Autoren, bzw. des Selfpublishing? Bringt das langfristig eher Vorteile für den Buchmarkt? Es existieren ja Bedenken, dass der Erfolg von Ebooks über kurz oder lang zur Bedrohung nicht nur für die großen Ketten wie Thalia und Hugendubel, sondern auch für den Tante Emma Buchladen um die Ecke werden könnte.
Ich störe mich etwas an dem Begriff "Self-Publishing". Früher war es vielleicht etwas Ungewöhnliches und tendenziell Minderwertiges, wenn jemand im Selbstverlag publizierte, weil das Publizieren im Normalfall über Verlage lief. Heute aber sind wir doch alle, auch in den Verlagen, Self-Publisher und schreiben in irgendeiner Form ins Internet – und sei es über Statusmitteilungen bei Xing oder Facebook. Die Übergänge hin zum klassischen Buch sind sehr fließend geworden. Der Begriff "Self-Publishing" unterstützt daher aus meiner Sicht ein Stück weit das Schubladen-Denken, welches wir ja oft beklagen. Um auf die Frage zurück zu kommen: Ich persönlich finde das ganze Feld super, weil dank der neuen Technik heute jeder die Chance hat, sich öffentlich auszudrücken und sich mit seiner Botschaft Gehör zu verschaffen. Das ist so eine tolle Errungenschaft, dass ich mich oft ärgere, wenn dies in den Alltagsdiskussionen rund um Geschäftsmodelle und Qualitätsinhalte völlig untergeht. Es ist erstmal nämlich gar nicht entscheidend, ob diese Entwicklung gut für den Buchmarkt ist oder nicht. Sie ist gut für unsere Gesellschaft und das zählt. Aufgabe der Akteure des Buchmarktes ist es nun, Wege zu finden, wie man mit den neuen technischen Gegebenheiten bestmöglich umgehen kann.
Leander Wattig, Blogger, Berater und Internetmedienexperte
Wo liegen Deiner Beobachtung zufolge, die typischen Fehler, die Indie Autoren bei ihren Veröffentlichungen begehen?
Meinem Eindruck nach könnten viele Autoren noch gezielter eine „Gefolgschaft“ bzw. eine Fanbasis auf- und ausbauen. Das Internet bringt ja die große Chance des direkten Leserkontaktes mit sich. Je direkter und nachhaltiger ich Beziehungen zu meinen Lesern pflege, desto unabhängiger bin ich vom Zufallserfolg einer einzelnen Buch-Veröffentlichung. Wie das gelingen kann, gehört zum neuen Themen-Schwerpunkt meines Blogs leanderwattig.de.
Hast Du einen heißen Marketingtipp für Indie-Autoren?
Viele Autoren engagieren sich sehr stark bei Facebook & Co., vernachlässigen für meinen Geschmack aber etwas ihre eigenen Websites. Das geht schon damit los, dass viele Autoren Blogs bei Blogger betreiben und dort die Webadresse “XYZ.blogspot.com“ nutzen. Das bedeutet aber, dass jeder generierte Link auf eine Google-Domain führt, was hochbedauerlich ist, da Links die harte Währung im Web sind. Zudem würde ich mich fragen, wie man die Erfolgsfaktoren der Social-Media-Plattformen wie Facebook auf die eigene Website übertragen kann, um die Leute möglichst dorthin zu locken. Denn nur auf der eigenen Website bestimme ich als Autor die Regeln, die Präsentation und kann alles auf den Buchverkauf hin optimieren. – Wichtig ist natürlich nach wie vor auch das Thema Social Media Marketing und da speziell der Erfahrungsaustausch unter den Autoren. Niemand hat eine Glaskugel oder die Weisheit mit Löffeln gefressen, weshalb es am besten ist, sich untereinander darüber auszutauschen, was funktioniert und was nicht. Speziell dafür betreiben wir den Virenschleuder-Preis und wir freuen uns sehr über Nominierungen von Autoren.
Wo siehst Du den deutschen Buchmarkt in zwei Jahren? Werden Indie-Autoren darin wirklich eine ständig größer werdende Rolle spielen? Immerhin bietet Amazon mit seinem Create Sprace Programm ja mittlerweile auch für Indie-Autoren die Möglichkeit ihre Titel in Taschenbuchform an den Leser zu bringen?
Heute geht noch das Meiste vom Print-Buch und der klassischen Verlags-Publikation aus. Self-Publishing erscheint bisher als ein Sonderweg. Künftig wird aber das Self-Publishing zunehmend der Standard sein und die Bücher, welche sich dort hervorgetan haben, werden von Verlagen und anderen Dienstleistern zusätzlich gepusht werden. Entscheidend wird die Autoren-Marke sein, um sich im Meer der Veröffentlichungen sichtbar zu machen.
Welche Frage wolltest Du schon immer einmal von einem Journalisten gestellt bekommen und weshalb gerade diese?
Darüber habe ich mir ehrlich gesagt noch nie Gedanken gemacht. Ich finde aber sehr gelungen, wie es „Nardwuar the Human Serviette“ macht, der für mich der Großmeister des Künstler-Interviews ist. Er fragt immer, ob es noch irgendwas gibt, was die Welt da draußen wissen sollte. So gefragt würde ich darauf hinweisen, dass wir am 30.07. bei unserem Publishing-Stammtisch Pub ’n’ Pub Frankfurt zusammen mit Cora Stephan passenderweise diskutieren, was Autoren suchen/erwarten und was Verlage leisten (können). Da wird es also um ganz viele Themen gehen, die ich hier angerissen habe. Wir sind eine offene Runde und alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Infos dazu gibt es hier.
Published on July 13, 2012 08:48
David Grays Abenteuer
Ein völlig überflüssiger, unbeachteter aber dennoch womöglich kurzweiliger Blog über die Abenteuer, Sorgen, Nöte und Freuden eines deutschen Autors
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