Das Buchereignis des Jahres 2023 Der neue Moers – ein Zamonienroman, wie es ihn bisher nicht gegeben hat
»Vier bis acht Wochen in diesem Klima, dann haben Sie anschließend praktisch zwei neue Lungenflügel, vielleicht sogar drei.« Als ein Arzt Hildegunst von Mythenmetz zur Kur nach Eydernorn schickt, ahnt er nicht, in welch gefährliches Abenteuer sein Patient aufbricht. Bekannt für ihre prächtigen Leuchttürme, verspricht die gesündeste Insel des Nordmeers dem angeschlagenen Künstler zunächst Erholung pur – wären da nicht ihre seltsamen Bewohner und unheimlichen Naturphänomene. Mythenmetz begegnet Belphegatoren und Strandlöpern, Frostfratten und dem sagenumwobenen Bösen, dem Quaquappa. Eydernorn, so scheint es, ist eine Gefahr für die ganze Welt. Und der Kurgast ist wider Willen auserkoren, sie zu retten …
Walter Moers was born in 1957 and is a writer, cartoonist, painter and sculptor. He has refused to be photographed ever since his comic strips The Little Asshole and Adolf were published, the latter leading him to be declared persona non grata by the political right in Germany. Walter Moers lives in Hamburg.
11. Oktober 2023: Heute habe ich es von Mama geschenkt bekommen. Das ruiniert zwar meinen Boykott, ich bin trotzdem vor Freude im Kreis gehüpft.
28. Februar 2023: Ich freue mich ja sehr, dass dieses Jahr endlich wieder ein neuer Moers erscheint (am 6. September). Aber 42 € (Buch/Audio, 35 € kindle)? Seid ihr denn von allen guten Geistern verlassen? Jaja, Illustrationen und Inflation und so, aber ZWEIUNDVIERZIG TEURO? Ich dachte, dass die Zeiten vorbei sind, in denen das Lesen von Büchern einer elitären Minderheit vorbehalten ist. Das werde ich so nicht untersützen, auch wenn ich es mir leisten könnte und zudem heiß wie Frittenfett darauf bin das Buch zu lesen.
The English version of my review can be found below. General information: According to https://zamonien.fandom.com/de/wiki/%..., it is described as very likely that this Zamonia novel will be translated into English.
----------- German version:
Kurz zum Inhalt: Der neueste von Moers aus dem Zamonischen übersetzte Roman ist ein Briefroman, allerdings ohne die Antworten des Adressaten Hachmed Ben Kibitzer. Die Gründe hierfür werden im Roman genannt. In den Briefen berichtet Hildegunst von Mythenmetz von den Erlebnissen auf der Insel Eydernorn, auf der er eine mehrwöchige Kur macht. Dabei lernt er die exzentrische Kultur und die Insel mit ihren Leuchttürmen, Wärtern und anderen Bewohnern kennen. Die geplante Erholung entpuppt sich dann doch als etwas abenteuerlicher als geplant und wird dann doch an der ein oder anderen Stelle lebensbedrohlich. Hier sind die spannendsten Abenteuer, wenn man vom Ende absieht, das der imaginären Kartografie und der Ausflug zu der Stadt ohne Türen. Die detaillierte Schilderung der Ereignisse wird zudem mit liebevollen Zeichnungen untermalt.
Die Geschichte ist anfangs relativ ereignislos, also wenn man die Beschreibung einer komplett neuen Umgebung mit anderen Lebensformen und Kulturen nicht als ereignisreich fasst. Darüber gibt es nämlich äußerst viel zu berichten. Ich finde es daher auch absolut authentische, dass der Anfang eher von einem einleitenden Charakter geprägt ist, da Hildegunst versucht erstmal richtig anzukommen. Auch die Form des Briefromans finde ich für einen Bericht aus einem Urlaubsort auch perfekt gewählt, das es alles gleich authentischer macht. Was Moers aber besonders gut gelungen ist, sind die Details über die Leuchttürme und Wärter, Landschaft und zahlreiche Lebensformen wie die Hummdudel. Diese Wesen sind wirklich auf ihre Art besonders und nehmen auch einen großen Teil des Buches ein und die Beziehung Hildegunsts zu den Hummdudel zieht sich auch durch die gesamten Briefe hindurch wie ein roter Faden!!! 😍😍😍 Auch die Gespräche mit den Inselbewohnern sind informativ und abwechslungsreich und treiben die Handlung voran. Auch die Leuchttürme, die bereits den Titel prägen, sind im Detail und auch in ihrer Gesamtheit betrachtet wirkliche eine Besonderheit des Buches.
Der eben genannte beschreibende und die Insel erforschende Stil hält sich hartnäckig über die 1. Hälfte des Buches hinaus, wobei ca. nach den ersten 130 Seiten erste seltsame Vorfälle auftreten, denen dann aber nicht wirklich nachgegangen wird. Auch sind dieser beschreibende Art einige Längen geschuldet, die man eventuell kürzen könnte (z.B. die unnötig umfassende Erläuterung des Handbuchs über die lokale Sportart Edernorns und das Training dieser). Allerdings erwähnt Moers den ausschweifenden und teils sehr akribischen Stil Mythenmetzs selbst im Nachwort und markiert ihn somit als Mythenmetzs Markenzeichen. Daher kann man davon ausgehen, dass die teils etwas nervige Langatmigkeit auch bewusst so gestaltet wurde. Daher ist es Teil des Leseerlebnisses und trägt somit zur Authentizität bei. Auch aus anderen Zamonien-Romanen kennt man dies ja bereits, vor allem vom Extremfall "Ensel und Krete" mit den ‚Mythenmetzschen Ausschweifungen‘.
Auch könnte man die unerklärlichen Ereignisse oder sonst eine Form von Spannung möglicherweise etwas früher einfließen lassen. In Moers anderen Werken ist die Spannung entweder ausgewogen durchgängig auf gleichem Niveau oder die 1. Hälfte beschreibender, aber dafür die 2. Hälfte voller Spannung. Daher fällt dieses Buch etwas aus dem Raster, also zumindest was die Spannung betrifft. (Wenn man von "Das Labyrinth der Träumenden Bücher" absieht, da sind es ja wirklich nur die letzten 30 Seiten, die Spannung enthalten und nicht wirklich mit der vorherigen Handlung durch Andeutungen in Verbindung stehen. Muss man noch abwarten, ob das jemals aufgelöst wird.)
Hier in "Die Insel der 1000 Leuchttürme" ist eher das letzte Viertel spannender und daher ist es in diesem Punkt etwas unausgewogen. Ich habe bei Moers aber auch oft das Gefühl, dass er mit verschiedenen Formen experimentiert und absichtlich mit Konventionen bricht. Den Leser zu irritieren dürfte also auch in diese Intention fallen. 😅
Bei manchen Dingen wie die viele Seiten umfassende Widmung der Sportart habe ich bis etwa 100 Seiten vor dem Ende nicht verstanden, welche Relevanz das Ganze für die Handlung hat. Daher fand ich besonders den Schluss aufschlussreich, da sich endlich alle Handlungsstränge genial zusammenfügen und man rückwirkend so viele Elemente der Geschichte aus einer anderen Perspektive neu bewerten kann und alles als Gesamtheit verstehen kann.
Etwa 120 Seiten vor dem Ende hätte ich noch 4 Sterne vergeben, aber durch dieses absolut durchdachte Ende, dass den gesamten Roman in eine neues Licht rückt, ist meine Bewertung des Romans fast zu 5 Sternen angestiegen.
Gesamt: 4,8🌟
____ Mein persönliches Ranking der Zamonien-Romane: Platz 1: Die Stadt der Träumenden Bücher (2004) – ⭐5,0+ Platz 2: Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär (1999) – ⭐5,0 Platz 3: Rumo & Die Wunder im Dunkeln (2003) – ⭐5,0 Platz 4: Die Insel der 1000 Leuchttürme (2023) – ⭐4,8 Platz 5: Der Schrecksenmeister (2007) – ⭐4,8 Platz 6: Das Labyrinth der Träumenden Bücher (2011) - ⭐4,4 Platz 7: Der Bücherdrache (2019) - ⭐4,3 Platz 8: Ensel und Krete (2000) – ⭐4,0 Platz 9: Das Einhörnchen, das rückwärts leben wollte: Zwanzig zamonische Flabeln (2024) – ⭐3,4 Platz 10: Weihnachten auf der Lindwurmfeste (2018) – ⭐3,3 Platz 11: Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr (2017) – ⭐1,7
---------- English version:
Briefly about the content: Moers' latest novel translated from Zamonian is an epistolary novel, but without the replies from the addressee Hachmed Ben Kibitzer. The reasons for this are given in the novel. In the letters, Optimus Yarnspinner reports on his experiences on the island of Eydernorn, where he is taking a cure lasting several weeks. He gets to know the eccentric culture and the island with its lighthouses, keepers and other inhabitants. The planned recuperation turns out to be a little more adventurous than planned and becomes life-threatening at one point or another. The most exciting adventures here, apart from the ending, are the imaginary cartography and the trip to the city without doors. The detailed description of the events is also accompanied by lovely drawings.
The story is relatively uneventful at the beginning. Unless you consider the description of a completely new environment with different life forms and cultures to be eventful. After all, there is a lot to tell about that. I therefore find it absolutely authentic that the beginning is characterized more by an introductory character, as Yarnspinner tries to settle in properly. I also think the epistolary novel form is perfect for a report from a vacation destination, as it makes everything more authentic. What Moers has done particularly well are the details about the lighthouses and keepers, the landscape and numerous life forms such as the Hummdudel. These creatures are really special in their own way and take up a large part of the book and Yarnspinner's relationship with the Hummdudel is a recurring theme throughout the letters!!!! 😍😍😍 The conversations with the islanders are also informative and varied and drive the plot forward. The lighthouses, which already characterize the title, are also a special feature of the book – in detail and as a whole.
The aforementioned descriptive and island-exploring style persists through the first half of the book, with the first strange incidents occurring after about the first 130 pages, but then not really followed up on. This descriptive style is also responsible for some lengths that could perhaps be shortened (e.g. the unnecessarily extensive explanation of the manual about the local sport of Edernorn and the training of it).
However, Moers himself mentions Yarnspinner's excessive and sometimes very meticulous style in the epilogue, marking it as Yarnspinner's signature style. It can therefore be assumed that the sometimes somewhat annoying long-windedness was deliberately designed this way. It is therefore part of the reading experience and contributes to its authenticity. We are already familiar with this from other Zamonia novels, especially from the extreme case of “Ensel and Krete” with the 'Yarnspinner's digressions '.
The inexplicable events or some other form of suspense could perhaps be introduced a little earlier. In Moers's other works, the suspense is either balanced at the same level throughout or the first half is more descriptive, but the second half is full of suspense. That's why this book falls somewhat off the grid, at least in terms of suspense (Apart from “The Labyrinth of Dreaming Books”).
Here in “The Island of a Thousand Lighthouses”, the last quarter is more exciting and so it's a bit unbalanced in this respect. With Moers, however, I often have the feeling that he experiments with different forms and deliberately breaks with conventions. So irritating the reader is probably also part of his intention. 😅
With some things, such as the dedication of the sport, which covers many pages, I didn't understand how this was relevant to the plot until about 100 pages before the end. That's why I found the ending particularly enlightening, as all the plot strands finally come together brilliantly and you can retrospectively reassess so many elements of the story from a different perspective and understand everything as a whole.
About 120 pages before the end, I would have given it 4 stars, but because of this absolutely well thought-out ending that puts the whole novel in a new light, my rating of the novel has almost risen to 5 stars.
Total: 4.8🌟 ____ My personal ranking of the Zamonia-Novels: Rank 1: The City of Dreaming Books (2004) – ⭐5,0+ Rank 2: The 13 ½ Lives of Captain Bluebear (1999) – ⭐5,0 Rank 3: Rumo & His Miraculous Adventures (2003) – ⭐5,0 Rank 4: Die Insel der 1000 Leuchttürme (My translation: ‚The island of a 1000 lighthouses‘; not translated into English yet) (2023) – ⭐4,8 Rank 5: The Alchemaster’s Apprentice (2007) – ⭐4,8 Rank 6: The Labyrinth of Dreaming Books (2011) – ⭐4,4 Rank 7: Der Bücherdrache (My translation: ‚The Bookdragon‘; not translated into English) (2019) – ⭐4,3 Rank 8: Ensel und Krete (My translation: Ensel and Krete (reference to the fairy tale ‘Hansel and Gretel’ by the Brothers Grimm); not translated into English) (2000) – ⭐4,0 Rank 9: Das Einhörnchen, das rückwärts leben wollte: Zwanzig zamonische Flabeln (My translation: The squirrel with the one horn that wanted to live backwards (sounds strange in English because it's a play on words and squirrel means ‘Eichhörnchen’ in German and Moers then makes it ‘Einhörnchen’ (‘ein’= one; ‘hörnchen’= diminutive of horn), i.e. a squirrel that wears a horn on its head); not translated into English) (2024) – ⭐3,4 Rank 10: Weihnachten auf der Lindwurmfeste (My translation: Christmas at the Lindwurm Fortress; not translated into English) (2018) – ⭐3,3 Platz 11: Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr (My translation: Princess Insomnia & the nightmare-coloured gnome; not translated into English) (2017) – ⭐1,7
Nach Beendigung des Buches wusste ich erst nicht, ob ich das Buch jetzt mochte oder nicht. Fest stand aber sofort: Zamonienflair kam erst auf den letzten Seiten auf mit dem großen Finale. Vorher war es nettes Nordseefeeling. Aber dafür lese ich einfach nicht die Zamonienromane. Die sind für fantastische Wesen und unfassbare Abenteuer. Nicht für eine Kur an der Nordsee (so schön der Gedanke auch ist). Außerdem las es sich zwar ganz gut, aber es fühlte sich wieder nach einer seeeeehr langen Einleitung an. Zwar schließt es diesmal ab (nicht wie in der letzten langen Einleitung um Buchhaim), aber es wirkt für mich trotzdem so, als wäre die Blütezeit Zamoniens vorüber. Die letzten Moers-Bücher haben mich schon nicht mehr so mitgerissen, aber ich wusste, dass wohl eine Schreibkrise vorlag und habe mich immer mit "das nächste Buch wird wieder besser" getröstet. Nach dem Bücherdrachen, Weihnachten auf der Lindwurmfeste und dem Nachmahr (hab ich eins vergessen?), konnte mich aber auch dieses hier nicht überzeugen. Ich muss auch gestehen, dass ich die Zeichnungen mit Erklärungen am Ende einfach überblättert habe. Die Illustrationen sind zwar wie immer toll anzusehen, aber insgesamt hat mich das Buch leider nicht überzeugt. Auch das Format des Briefromans finde ich persönlich nicht so toll. Das triggerte wieder Erinnerungen an das furchtbare Weihnachten auf der Lindwurmfeste. Ich werde den nächsten Buchhaim-Teil noch lesen, weil ich nochmal in die Katakomben will, aber das wird es dann wohl gewesen sein mit mir und Zamonien. Da höre ich lieber nochmal das Musical und lese Käpt'n Blaubär, Rumo und so weiter nochmal. Je einen Stern für die Zeichnungen und für den Schreibstil, der sich immer noch sehr gut liest.
Hildegunst von Mythenmetz, our favorite writer in Zamonia, needs a break after the traumatizing events in book #6. He��s not the youngest dinosaur anymore, and he suffers a bit of a burnout. Hence, he follows his doctor’s orders and goes to THE retreat on the entire continent: Eydernorn, the island of a thousand lighthouses (spoiler: there aren’t actually 1000 lighthouses but but only a bit over 100 that appear more numerous thanks to a neat trick). Hildegunst writes letters to a friend during his travels and we get the scoop of what happens that way. Most funny is the author’s Hildegunst’s view on anything from tourists and the tourism-related money-making madness to the quirkiness of the people inhabiting such islands. Naturally, the idyllic island soon reveals to be much more than meets the eye, however, and Hildegunst is trying to unravel the mystery … thereby uncovering much more than he actually wanted.
While I cannot support the publisher’s / author’s decision to sell the hardcover for a whopping 42,-EUR (it’s a hardcover, but still, this cannot even be explained with all the inflation and rising energy costs, it’s snobbish and elitist nonsense as well as highly ironic considering the author’s comments on greed in this very book), I couldn’t stop myself but had to listen to the audiobook. I’ve been a fan of the audio narrations since book one despite also having the paperbacks. The latter are a must eventually if only for the quirky illustrations:
Everything about Moers’ creations is just so quirky, unique, and rather enchanting. I also love that the above shown illustrations are his own.
In general, this was the perfect vacation story. In fact, the story was like a vacation to one of Germany’s islands at the northern coast - only more riveting and full of fantastical characters and creatures. It was a mixture of vacation and exploration - much like a naturalist hundreds of years ago. The fact that the main character, Hildegunst, is telling his friend of his adventures in a series of letters only enhanced that feeling and was the perfect stylistic choice (and, of course, no coincidence).
The social commentary was once again spot on and I not only chuckled but burst out laughing frequently while also marveling at the author’s wordsmithery that hasn’t let up and with which he still impresses 10 books into the series. The funny take on the Plattdeutsch and Frisian dialects only helped. ;)
It took me this "long" to finish this great book only due to a 2-day seminar my employer had arranged for me that made reading impossible. And believe me when I say that it physically hurt not to be able to read on / finish the book earlier, it's that addictive.
Fantastic volume that was published at exactly the right time of year to give this extra-immersive element while reading (books about someone being on vacation being read while the reader is on vacation, too, are just cool IMO).
Walter Moers' 10. Zamonienbuch ist ein Briefroman. Der Protagonist des Hits "Die Stadt der Träumenden Bücher" und seither Autor aller Zamonienromane, die Moers netterweise aus dem Zamonischen für uns übersetzt, schrieb während seines Kuraufenthalts auf der vulkanischen Insel Eydernorn an einen Freund, doch war der Schiffsverkehr gestört und er konnte die Briefe nicht absenden. So ergibt sich die Form dieses Romans.
Moers probiert sich gerne aus und vielleicht ist das sehr gemächliche Erzähltempo darauf zurückzuführen, dass es eben etwas Neues ist. Leser bekommen hier Dünenspaziergänge, Museumsbesuche, Behandlungen im Sanatorium, Restaurants, örtliche Flora und Fauna, Leuchtturmbesichtigungen, Expeditionen und auch Kraakenfieken, den beliebten, golfähnlichen Sport von Eydernorn. Ja, man lernt die Insel intensiv kennen und bekommt einen deutlichen Sinn für das Setting - Nordseeinsel vermischt mit Lanzarote. Küstengnome sprechen einen breiten nordischen Dialekt. Schwarzer Sand, Bimsstein. Der Plot ist dabei recht dünn beziehungsweise sieht auch lange dünn aus, denn obwohl signifikante Ereignisse passieren, erfahren das Mythenmetz und die Leser nicht direkt - sie können durchaus erahnen, dass im Hintergrund Ränke geschmiedet werden, aber Mythenmetz bleibt ein Tourist, ein Beobachter, und dazu noch einer, der verständlicherweise eigene Interessen hat und sich nicht unnötig einmischen will. Das macht die Erfahrung potentiell frustrierend, bis im letzten Viertel endlich mehr und mehr offengelegt wird. Erklärungen bleiben mitunter knapp und man hat genug Raum, sich einige Ereignisse selbst zusammenzupuzzlen, ohne sich dafür allzu sehr verbiegen zu müssen. Es muss einem nur klar sein, dass man es hier mit einem Slowburner zu tun hat - teilweise wörtlicher zu verstehen, als ich jetzt ausführen werde. Moers strapaziert seine Leser mit 450 Seiten Aufbau - eine Dauer, die nicht jeder mitgehen wird.
Was Moers weiterhin klasse beherrscht, ist sein Fabulieren. Seine Prosa tanzt und fließt und meckert und ärgert sich. Das ist gewohnt stark und wahrscheinlich sein schriftstellerischer Hauptfokus, neben den skurrilen Gestalten und Ideen. Bis kurz vor dem Ende könnte man glatt glauben, dass diese nicht alle wirklich relevant seien, bis sie es am Ende dann doch waren. Dieses Auftrumpfen am Ende werden Kenner auch aus "Der Schrecksenmeister" kennen, seinem vielleicht am besten erzählten Roman. Moers kann es also noch. Nur bleibt die Frage zurück: Kann er es auch noch auf ganzer Strecke, wie in besagtem Roman? Kann Moers auch Abenteuer noch, wie in "Rumo und die Wunder im Dunkeln"? "Die Insel der Tausend Leuchttürme" kann durchaus mit seinen stärksten Romanen mithalten, wenn man vom Anspruch auf Dauerspannung absieht und den Roman als das annimmt, was er ist. Wenn man das nicht tut, tritt er immerhin an die Spitze von Moers' zweiter Riege.
Was am Ende zurückbleibt, ist jedenfalls die Sehnsucht nach Eydernorn, der Wunsch nach einem flotteren Buch (als Abwechslung in einer gesunden Leseernährung), die Motivation, wie Mythenmetz mal mit dem Bleistift zu kritzeln, und das Wissen, nicht alleine zu sein. Und das ist doch schon einiges.
Once again, Walter Moers has created a universe of inexhaustible ingenuity. This time it is an island, Eydernorn, which is strongly reminiscent of a North Sea island off the German coast, which is reflected not only in the island dialect, the climate and the food, but also in the often stoic nature of the islanders. And once again, the boundaries between reality and fantasy are blurred with the help of Moer's unerring sense of dry humor. In addition to a few meaningful idioms, the sport of Kraakenfieken and the endemic fauna and flora in particular provide a smile and amusement, with the Hummdudel and the Strandlöper particularly memorable.
The story itself, on the other hand, is not very innovative and the last quarter in particular is not very captivating and rather tedious due to the repetitive, banal action. If it weren't for the numerous intertextual allusions (the ship is called Quoped, the protagonist ends up in the stomach of a Frostfratte and is sneezed out, the Quaquappa is reminiscent of Frankenstein's monster, etc.) and the lovingly detailed design of the cultural and living environment of Eydernorn, the novel would probably be too predictable overall and too epigonal in places. Of necessity, Moers copies himself, which is in the nature of a series. In this respect, it is probably more my problem that I now lack the enthusiasm I felt for the first parts. The years sharpen the eye, but also drive out the euphoria. At least with this book.
"Am Fuße des Leuchtturms herrscht die Finsternis, aber darüber strahlt das Licht der Weisheit in der Ferne. Es sendet seine Botschaften von Einsamkeit zu Einsamkeit. Und diese Botschaft lautet: Du bist nicht allein."
Nach der letzten Seite bin ich auch hier wieder verzaubert, unterhalten, amüsiert, zufrieden, wohlig mit Worten gefüllt, glückselig im Kopf, traurig, hoffnungsvoll, berauscht und vollkommen satt.
All das schafft Walter Moers, weil er für mich schlicht und ergreifend mit Worten umzugehen weiß, wie kein anderer Autor. Er benutzt sie nicht nur perfekt, er erfindet sie auch komplett neu. Bitte hör nie auf so zu schreiben ♥️
Hildegunst von Mythenmetz ist zurück und scheint zu alter Form zurückgefunden zu haben. Nachdem ich die letzten Romane seines Übersetzers Walter Moers eher mittelmäßig fand, habe ich mich mit diesem Briefroman fast durchweg gut unterhalten gefühlt.
Der Einstieg ist gewohnt witzig mit unterhaltsamen Abschweifungen legendären Ausmaßes. Doch im Hintergrund dieser locker-flockig anmutenden Reisegeschichte braut sich Unheil zusammen. So geht es zunächst gemächlich los und mäandert etwas ziellos herum, aber schon bald wollte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen.
Irgendwie hat mich das Leseerlebnis etwas enttäuscht zurückgelassen. Die Welt war wie gewohnt bunt, voller Leben und wunderbarer Kreaturen, doch wirklich Handlung und Geschichte kommt erst im letzten Drittel auf. Das ist bei einem Roman, der 600 Seiten lang ist, doch zu spät und darüber wirkt der Handlungsstrang auch zu überrumpelt und nicht klar durchdacht. Die Welt hat mich natürlich wieder begeistert, aber in dem Falle galt für mich mal wieder, dass weniger mehr ist. Welten bauen ist eine Sache, aber eine fesselnde Geschichte eine zweite. Hier kam zweiteres eindeutig zu kurz.
"Die Insel der tausend Leuchttürme" von Walter Moers ist der mittlerweile 10. Band aus der Reihe rund um Zamonien und konnte mich persönlich auch gleich wieder unheimlich begeistern! Mit "Die Stadt der träumenden Bücher" konnte es zwar nicht mithalten, dennoch gibt es auch hier wieder einen ganz besonderen Zauber mitzuerleben und Hildegunst von Mythenmetz auf seinen Reisen zu begleiten war einfach großartig und ich hatte das Gefühl, die raue Brise stets um mich herum zu haben. Die Geschichte ist in Briefform geschrieben, was ein bisschen an Reiseberichte anmuten lässt, nichtsdestotrotz sprüht die Geschichte vor Moers'schem Charme und Witz. Auch die Buchgestaltung ist einfach wieder ganz toll, es sind zwar im vergleich zu anderen Büchern aus Moers' Feder weniger Illustrationen, diese sind aber genauso wunderbar wie in den anderen Werken und unterstreichen die Geschichte einfach ganz toll! Besonders eben dann, wenn wir bestimmten Charakteren oder Wesenheiten begegnen- einfach großartig! Fazit: Für mich war "Die Insel der tausend Leuchttürme" von Walter Moers ein tolles und sehr unterhaltsames Abenteuer mit Hildegunst und da ich aus der Zamonien-Reihe noch nicht alle Bücher kenne, freue ich mich schon jetzt auf weitere Abenteuer😍
Ein sehr atmosphärischer Ausflug nach Zamonien! Es macht einfach Spaß, Mythenmetz auf diesem vor kreativen Einfällen überbordenden Kontinent zu begleiten. Die Geschichte selbst nimmt leider erst ab der zweiten Hälfte des Buches so richtig Fahrt auf.
Hildegunst von Mythenmetz, Lindwurm, Dichter und Hypochonder, wird zur Kur nach Eydernorn geschickt, um seine Bücherstauballergie behandeln zu lassen. Dort macht er es sich, neben den eher unangenehmen medizinischen Anwendungen, zum Ziel die 111 Leuchttürme der Insel zu besichtigen und erforschen. Gesagt, getan. Dass er dabei plötzlich in einen haarsträubenden Plan zur Rettung Zamoniens hineingezogen werden würde, hätte er bestimmt nicht gedacht.
Es handelt sich bei diesem Buch nicht um einen herkömmlichen Roman, sondern um einen Brief mitsamt zahlreichen Notizen und Skizzen, den Hildegunst von Mythenmetz seinem langjährigen Freund Hachmed Ben Kibitzer schreibt. Der aus einigen anderen Zamonien-Romanen bereits bekannte Protagonist macht seinem Markenzeichen - den kreativen Ausschweifungen - alle Ehre. Und so geht er völlig auf in detaillierten Beschreibungen von Flora und Fauna, Kultur und Geschichte, kulinarischen Köstlichkeiten, Sportarten sowie natürlich den Leuchttürmen, die es ihm besonders angetan haben. Dabei perfektioniert er die Kunst vom sprichwörtlichen Hölzchen auf's Stöckchen zu kommen.
Walter Moers überzeugt durch den für ihn typischen Schreibstil. Dieser ist einzigartig, metaphorisch, phantasievoll. Der Text ist gespickt mit Wortspielen und Wortneuschöpfungen, die herrlich skurril, phantastisch und besonders sind. Der Humor darf natürlich auch nicht zu kurz kommen und so wird der/ die Lesende mit viel Sarkasmus, Witz und Charme unterhalten. Es gibt außerdem zahlreiche Parallelen und Anspielungen auf andere Werke des Autoren, die ich wirklich sehr gefeiert habe. Und dennoch stellt das Buch eine in sich geschlossene Geschichte dar, die auch Neueinsteiger mühelos genießen können.
Weitere Highlights sind die Covergestaltung, die Landkarte von Eydernorn sowie die 100 schwarz-weiß Illustrationen von Walter Moers, welche die Atmosphäre perfekt wieder geben. Einzige Kritikpunkte: Bei dem Farbschnitt, welcher nur auf der Oberseite des Buches zu finden und welcher langweilig einfarbig ist, hätte man sich wirklich mehr Mühe geben können oder es einfach ganz lassen sollen. Zumal der Preis von 42 Euro doch mehr als happig ist!
Der berühmte Schriftsteller und Hypochonder Hildegunst von Mythenmetz fährt zur Kur nach Eydernorn. Auf der Hinfahrt lässt ein Sturm das Schiff fast untergehen und sorgt dafür, dass er danach auf der Insel festsitzt. Dennoch scheint die Kur zunächst gut zu laufen. Durch seine Prominenz erhält er bevorzugte Behandlung und die Besichtigung der touristischen Attraktionen bietet eine Menge Unterhaltung. Doch auf der Insel scheint etwas nicht mit rechten Dingen zuzugehen und während Hildegunst noch über Strandlöpern nachgrübelt, beginnt bereits der Kampf um die Insel. Walter Moers ist einer meiner absoluten Lieblingsschriftsteller*innen und das schon seit vielen, vielen Jahren. Ich kann gar nicht zählen, wie oft ich mittlerweile „Die Stadt der träumenden Bücher“ gelesen habe. Dennoch waren viele seiner letzten Bücher eher Enttäuschungen und ich hatte große Sorge, dass auch dieses wieder eine wird. Konnte es mich denn überzeugen? Die Kurzfassung ist ein klares Ja, aber es ist dennoch keins meiner Lieblingsbücher von ihm. Was ich an den Werken des Autors besonders schätze, sind die kreativen Ausschweifungen. In jedem Buch geht es um einen anderen Abschnitt von Zamonien – diesmal führt die Reise nach Eydernorn (ein Anagramm für Norderney und tatsächlich finden sich auch einige Überschneidungen zu dieser Insel). Und Ausschweifungen gab es hier auch zuhauf! Zur generellen Kultur, den verschiedenartigen Wesen, die dort leben, zur Geschichte, zu den Leuchttürmen, ja sogar zu verschiedenen Vogelarten. Dieses Buch strotzt nur so vor Kreativität und ich hatte einen riesigen Spaß daran! An einigen Stellen wurden die Ausschweifungen aber doch etwas zu viel. Insbesondere ein Kapitel, welches im Museum spielte, fand ich gegen Ende etwas ermüdend. Allerdings muss ich hier ganz klar sagen, dass ich in den Büchern dieses Autors lieber ein wenig zu starke Ausschweifungen lese als zu wenig! Was mich dagegen etwas unzufrieden zurückließ war die generelle Handlung des Buches. Aus einem normalen Kuraufenthalt wurde ein Kampf nicht nur um das Schicksal der Insel, sondern um ganz Zamonien. Diese Entwicklung ging in einem guten Tempo voran und es fanden sich immer wieder Hinweise auf die späteren Geschehnisse, was mir gut gefiel. Weniger gut gefiel mir dagegen, wie Hildegunst in die ganze Sache hineingezogen wurde. Irgendwie hatte er als Protagonist nämlich gar nichts dort zu suchen und an vielen Stellen konnte ich mich nur am Kopf kratzen darüber, wieso er für gewisse Aufgaben ausgewählt, oder in Geheimnisse eingeweiht wurde. Das Finale war ziemlich spannend und es passierte so vieles – da war es teils trotzdem leicht, diese Unstimmigkeiten zu übersehen. Gut gefallen hat mir hier auch, dass viele vorherigen Ausschweifungen plötzlich Teil der tatsächlichen Handlung wurden. Ich hätte mir dennoch gewünscht, dass die gesamte Geschichte am Ende noch stärker zusammengefunden hätte. Viele Nebenhandlungsstränge wurden einfach nicht wieder richtig aufgegriffen und auch wenn das durch den Ausschweifungscharakter des Buches nicht schlimm war, hätte es das Ganze auf ein höheres Level gehoben! Fazit: „Die Insel der tausend Leuchttürme“ konnte mich wieder einmal mit einem Feuerwerk an Kreativität begeistern. Auch wenn ich mir etwas mehr vom Ende der Handlung versprochen hatte, hatte ich doch von vorne bis hinten Spaß und war gespannt, was das große Finale wohl bringen würde. Ich kann die Geschichte allen Fans des Autors weiterempfehlen!
Naja. Der gute Hildegunst ist auf Kururlaub, natürlich findet ihn wie immer Desaster, und wenn er nicht grade die Stadt ohne Türen (wirklich, noch eine Stadt? Seufz) sucht, beschwert er sich über Dinge, über die wir uns alle im Küstenurlaub beschweren. Möwen, unverständliche Einheimische, seltsame Eigenarten dieser, Touristenfallen an jeder Ecke...
Aber es ist und bleibt Moers und damit zumindest unterhaltsam von Anfang bis Ende.
Aber 42€ sind schon ein unverschämter Preis. Vor allem, weil manche Illustrationen auch etwas überflüssig sind (ich meine, wer braucht zu Hildegunst' Museumsbesuch Bilder von völlig normalen Schildern wie "Ausgang"?). Aber na gut. Ein bisschen ärgere ich mich immer noch über den Preis...
Hm...irgendwo zwischen 2 und 3 Sternen. Kur- und Reisebericht in Briefform mit genug Andeutungen kosmischen Horrors um einen bis zum langen und fulminanten Finale bei der Stange zu halten. Für die Handlung ist Mythenmetz eigentlich nicht von Bedeutung, auch wenn die Figuren gerade gegen Ende regelmäßig das Gegenteil behaupten. So hinterlässt der Roman den Eindruck einer Chronik der Ereignisse aus der Sicht einen involvierten Touristen. Handwerklich durchaus solide geschrieben und mit Charme, aber mehr mit Nordsee- und weniger Zamonienfeeling.
So einfach ist es ja heutzutage nicht, eine Kur verschrieben zu bekommen. Doch Hildegunst von Mythenmetz schafft es, er darf seine Bücherstauballergie während eines Kuraufenthalts auf der Insel Eydernorn behandeln lassen. Gleich zwei Monate sind ihm gewährt worden. Schon auf der Überfahrt zur Insel ereignet sich ein außergewöhnlich starker Sturm, nachdem der Schiffsverkehr zum Festland bis auf Weiteres unterbrochen ist. Die Briefe, die Hildegunst mit seinem besten Freund Hachmed ben Kibitzer austauschen wollte, geraten deshalb etwas einseitig, weil es eben keine Gelegenheit gibt, sie abzuschicken. Unermüdlich jedoch berichtet Hildegunst von seinen Entdeckungen und Erlebnissen auf dieser Insel, deren Klima die Gesundheit über die Maßen fördert.
In diesem neuen Zamonien-Abenteuer bewegt sich der Lindwurm Hildegunst von Mythenmetz aus seiner gewohnten Umgebung heraus. Als überzeugter Hypochonder können seine Wehwehchen eigentlich keine Besserung erfahren. Das erkennt auch der Kurarzt recht schnell. Hildegunst würde während der Kur also mit einigen Erfahrungen als quasi Kassenpatient rechnen müssen, wäre der Arzt nicht Fan seiner Bücher. Und so bekommt er das volle Programm bevorzugter und schneller Behandlung. Dabei wird seine Mehrwasserallergie entdeckt, die es eigentlich nicht geben darf. Denn gerade wegen der nicht vorhandenen Reizstoffe kommen die Patienten auf die Insel. Hildegunst ahnt nicht, dass er nicht nur deshalb in den Fokus einer geheimen Gesellschaft gerät.
Ein neuer Zamonien-Roman ist schon mal per se ein Kaufgrund. Aber eine Reisebeschreibung, Briefe, auf die es keine Antwort gibt? Hm, was ist das für ein Weihnachtsgeschenk? Nun ja, einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul, wie die Mutter zu sagen pflegte. Und in diesem Fall liegt man damit goldrichtig. Diese Reisebeschreibung in Briefen entwickelt sich zu einem ausgesprochen spannenden Abenteuer. Es wird gewitzelt unter anderem über Hypochonder, man schmunzelt über die sympathisch knorrigen Inselgnome, man mag das Flöten der Hummdudel, man leidet mit unter den Anwendungen und man erfährt die immer lauter werdende Mahnung des „Es ist Fünf vor Zwölf“. Schließlich ist man so gefesselt, dass man sich innerhalb von zwei Tagen zu dem erschreckenden und fulminanten Finale vorgelesen hat. Das Geheimnis der Leuchttürme muss dabei jeder Leser oder jede Leserin selbst entschlüsseln.
Ein aufregender neuer Zamonien-Roman, der ein wenig wie eine Allegorie auf die heutige Welt wirkt. Mit einer wunderbar in die Reihe passenden Aufmachung und vielen Illustrationen, die einem die Vorstellung der Inselwelt sehr anschaulich erleichtern.
Da scheint dem Herrn Moers ein Nordsee Urlaub wirklich so arg missraten zu sein und er muss da so arges schlechtes Wetter gehabt haben, dass er auf die Idee kommt, eine Wolke als den Staatsfeind Nummer 1 auszufrufen.
Der letzte Teil hatte zwar nun etwas mehr Handlung und auch etwas mehr Action, aber gefallen hat mir das alles nicht so recht. Aus dem bisher beschaulichen Reiseführer ist ein Weltuntergangsepos geworden.
Ich fand die Geschichte am Ende zu sehr an den Haaren herbeigezogen. Hat Moers selbst eingesehen, dass er im Begriff ist, keine Geschichte, sondern einen eher langweiligen, wenn auch interessanten Reiseführer zu schreiben, und hat vor lauter Panik eine dicke Regenwolke zum Bösewicht verdonnert? Und immer, wenn es brenzlig wurde, wird sein "Held" ohnmächtig und wie durch ein Wunder dann doch gerettet? Toller Held! Ich mag sowas ja gar nicht, ist ja fast wie bei Fitzek, da haben sie alle immer eine Amnesie, war auch irgendwann langweilig.
Ich bin froh, dass am Ende stand, dass diese Geschichte hier nun endgültig endet. Da sage ich mal bloß gut! Ich habe das Buch trotzdem mit 4 Sternen bewertet, da es mich gut unterhalten hat.
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Das hat wieder sehr viel Spaß gemacht! World Building a la Walter Moers, wie ich es liebe. Unheimliche Fantasie, trotzdem altbekannte Daseinsformen hier und da und natürlich Hildegunst. Und natürlich ein fulminantes Finale. Auf den letzten Hundert Seiten bin ich nur noch so durch die Geschichte geflogen, einfach toll! Leider war das nicht immer so und ich hatte in der Mitte mit einigen Längen zu kämpfen, die mich sehr aufgehalten haben. Trotzdem mal wieder ein ganz tolles Zamonien-Buch, das mich nicht enttäuscht hat.
Interessant ist, was mich an diesem Roman am meisten in den Bann gezogen hat - denn das war nicht etwa das endlich wieder einem Zamonien-Roman würdige Finale.
Sondern etwa Mythenmetz Gespräche mit seinem Groß-Dichtpaten über die Natur des Schreibens. Den Druck, Erwartungen von Fans und Kritiken gerecht zu werden. Die Abwesenheit des Orms. Moers möchte sich uns erklären, sich dafür entschuldigen, dass wir immer noch vergeblich verzweifelt auf das Schloss der Träumenden Bücher warten.
Auch bemerkenswert gestaltete sich für mich die Beschreibung der Eydernorner Fremdenfeindlichkeit. Moers wird auf eine weise politisch in seinem Roman, die so bisher - zumindest erinnere ich dies so- nicht stattgefunden hat. In Mythenmetz‘ Rolle kritisiert er den Glauben an Volkswahrheiten statt den an die Wissenschaft, verurteilt die Schrecksenverfolgung und kämpft gegen das Gefühl der Einsamkeit an, das jede zurückgezogene Spezies Zamoniens teilt.
Am Ende steht ein Roman, der sich endlich wieder einreihen kann in die Folge der wirklich gelungenen Studien über diesen wundervollen Kontinent und ihrer Bewohner.
Fantastisch fesselnde Beschreibungen, aber wie schon im zweiten Band passiert über weite Teile des Buches nichts. Die Inspirationen stammen dieses Mal sehr offensichtlich aus Eigenschaften unserer realen Welt und haben in Zamonien keinen Originalitätswert: niederländisch sprechende Gnome, eine Kur am Meer, Golf, die Erfindung von Teebeuteln und das Elfenministerium aus Island. Der gesamte Plot ist zudem sehr sehr geradlinig. Auf wundersame, aber langweilige Weise fügt sich jede noch so unwahrscheinliche Herausforderung.
Der Preis ist viel zu hoch angesetzt. Glücklicherweise gibt es Büchereien.
Drei gutgemeinte Sterne, ich will Moers nicht entmutigen.
Zunächst einmal hat man wirklich viel für sein Geld bekommen, objektiv am Gewicht gemessen, mit dem 42 Eur-Hardcover hatte ich vier Monate Lesestoff. Besser gesagt lag das klobige, riesige Buch so lange halb gelesen neben meinem Bett - zu schwer, um es unterwegs irgendwo zu lesen, und auch zu schwer, um es abends vor dem Schlafengehen noch aufrecht zu halten.
Die Story war für mich unbalanciert - schon klar, er möchte dem Erfindungsreichtum und der detaillierten Welt genug Raum geben, aber dafür passiert dann gefühlt erst im letzten Fünftel wirklich etwas, mit Rückgriffen auf Details von vor tausend Seiten an die man sich kaum erinnert, weil sie in der Masse einfach untergehen.
Und natürlich kann Moers gut schreiben - ich wünschte nur, er hätte dieses Talent nicht mit Hingebung in boomerige Briefe eines alternden Lindwurms an einen befreundeten Wissenschaftler gegossen. Das kann man machen, aber es nervt einfach? Es ist so altväterlich. Und die gewählte Form nimmt schon so viel Spannung vorweg, denn immer sitzt er ja am Ende aller Geschehnisse sicher irgendwo und schreibt alles auf.
2,5 Ich mag Moers, entschuldigung Mythenmetz, ich mag die neue kleine Welt, die er wieder aufgemacht hat, es ist ein Reisetagebuch und mit der Einstellung bin ich auch rein gegangen, habe keine große Geschichte erwartet, aber die war mir am Ende dann doch ein bisschen zu dünn.
„Am Fuße des Leuchtturms herrscht die Finsternis, aber darüber strahlt das Licht der Weisheit in die Ferne. Es sendet seine Botschaft von Einsamkeit zu Einsamkeit. Und diese Botschaft lautet: Du bist nicht allein.“ (S. 607)
Kommt mit, oh meine geliebten Freunde, und begleitet Hildegunst von Mythenmetz nach Eydernorn. Vom buchantiquarischen Staub geplagt muss er seine Bronchien pflegen und wird zur Kur auf die Insel geschickt. Aber Mythenmetz wäre nicht Mythenmetz, wenn er seinen Inselaufenthalt nebst Nasenduschen, Bewegung und Kraakenfieken dazu nutzen würde, diese zu erkunden und Forschungsexpeditionen durchzuführen. Seine Erlebnisse und Entdeckungen teilt er mit seinem Freund und Eydeeten Hachmed Ben Kibitzer, dem er ausführliche Briefe schreibt und den wir aus „Die Stadt der Träumenden Bücher“ kennen. Wir erkunden also Flora und Fauna und begeben uns mit Mythenmetz in so manches Abenteuer, treffen Verwandte von alten Bekannten erfahren das Geheimnis hinter der Insel und vor allem hinter den Tausend Leuchttürmen.
Es war mir auf jeden Fall ein großes Fest, mal wieder nach Zamonien zurückzukehren, und meine Lachmuskeln mit Moersschen Humor zum Klingen zu bringen. Grade der Anfang des Buchs hat mich in größtem Maße unterhalten und ich habe die zahlreichen Parallelen und Anspielungen auf andere Werke von Moers dermaßen gefeiert. Die anfängliche Euphorie flachte dann aber im Laufe der Lektüre etwas ab. Erfahrene Leser wissen um die Mythenmetzsche Ausschweifungen und zu Teilen wurde mir der Beschreibungsbericht zur Insel und ihren Daseinsformen schon etwas sehr ausführlich und habe ich mir gewünscht, dass der Plot doch mal etwas mehr voranschreiten möge. Am Ende bekommen wir dann aber auf jeden Fall ein fulminantes Finale geliefert! Das Buch ist mit sehr vielen Bleistiftzeichnungen von Mythenmetz versehen, die uns durch die Handlung begleiten und unsere Phantasie anfachen; ich habe schon ein paar enttäuschte Stimmen dazu vernommen, mit denen ich aber nicht übereinstimme; ich fand die Zeichnungen toll und sie passten super zur Geschichte. Auch mochte ich, dass Mythenmetz´ Briefe immer einen Briefkopf vom Hotel hatten, in dem er sie verfasst hat; hier wird mal wieder super Wert auf die Details gelegt! Auch generell ist die Ausgabe zwar hochpreisig, aber sehr hochwertig!
Insgesamt hat mir das Buch auf jeden Fall viel Spaß gemacht und ich habe es einfach total genossen, mal wieder nach Zamonien zurückzukehren, auch wenn die Geschichte mich jetzt nicht total vom Hocker gerissen hat. Solider Moers im oberen Mittelfeld - 4 Sterne ⭐️ Und für alle Moers-Fans eh Pflichtprogramm 😁✌️
An sich wieder ein gutes Buch, gut geschrieben. Aber bis die Story wirklich losgeht dauert es viel zu lange und gewisse Aspekte waren mir auch zu wenig ausgearbeitet, was leider echt schade ist. Die Story an sich wäre nämlich wirklich gut gewesen.