Ein persönliches Plädoyer für Toleranz und Freude am Leben
Menschen tätscheln ihm den Kopf oder starren ihn an – Raúl Aguayo-Krauthausen, der aufgrund seiner Glasknochen im Rollstuhl sitzt und kleinwüchsig ist, weiß, dass viele Menschen Schwierigkeiten haben, mit Behinderten unverkrampft umzugehen. Dabei ist jeder zehnte Deutsche behindert, da sollten wir uns doch eigentlich an den Umgang mit jenen gewöhnt haben, die nicht «normal» sind. Doch das Gegenteil ist der Fall. Raúl Aguayo-Krauthausen sieht seine Behinderung als eine Eigenschaft von vielen. Er beschreibt mit Witz und Sachkenntnis, wie sein Alltag wirklich ist und wie ein Miteinander von behinderten und noch-nicht-behinderten Menschen aussehen kann.
«Was soll denn an dieser Behinderung Besonderes sein? Raúl Krauthausen ist einfach ein sehr beeindruckender Mensch mit starken Gaben. Er hat viel zu sagen und sich über seinen Rollstuhl schon lange erhoben.» (Roger Willemsen)
Raúl Aguayo-Krauthausen, 1980 in Peru geboren, ist in Berlin aufgewachsen. Er hat «Osteogenesis imperfecta», sogenannte Glasknochen, und sitzt im Rollstuhl. Der 33-Jährige studierte Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation und Design Thinking, war Programmmanager beim RBB-Radiosender Fritz, entwickelte eine Kampagne für den «Alternativen Nobel Preis» und gründete 2004 den gemeinnützigen Verein SOZIALHELDEN e.V.. 2010 ging sein Projekt wheelmap.org online, eine interaktive Landkarte für rollstuhlgerechte Orte.
Für die erstmalige Beschäftigung mit dem Thema Behinderung ist dieses Buch auf alle Fälle zu empfehlen. Wer jedoch wie ich nach der Lektüre der verschiedenen Essays in Alice Wong´s "Disability Visibility" auf der Suche nach weiteren Perspektiven insbesondere aus dem deutschsprachigen Raum ist, wird hier vermutlich eher enttäuscht werden.
Dies kleine berührende Buch ist ein Auszug aus dem Leben von Raúl aguayo-krauthausen . Ein außergewöhnlicher Mensch, der sich trotz seiner Glasknochen und kompliziertes Lebensstils ausweisen konnte. Raul erzählt aus seinem Leben, seiner Krankheit und zugehöriger Schwierigkeiten von dem Schulalltag ,der Suche nach einem zuverlässigen Zivi, seiner ersten Beziehungen usw.
Er scheint in seiner humorvollen Biografie sehr mutig und sah seine Behinderung nicht im Vordergrund. Er bemühte sich immer darum, sich fürs soziale Leben zu engagieren und eigene Schwierigkeiten zu überwinden.
Diese Auflage von "Spaß am Lesen Verlag" wurde in einfacher Sprache geschrieben und wendet sich an Deutschlerner. Der Schreibstil hat mir sehr gefallen und der Text war unterhaltsam zu lesen. Es ging mir an manchen Stellen irgendwie sehr umgangssprachlich , aber hat meinen Wortschatz jedenfalls angereichert.
*3.5 nicht ganz, was ich mir erhofft hatte. erstens scheint mir das buch in vielen überlegungen veraltet (das n-wort wird einfach so beiläufig ausgeschrieben und sein gebrauch null kritisiert, überlegungen zu intersektionalität scheinen mir zu fehlen, kapitalismuskritik wird nur am rande erwähnt, eine feministische perspektive (z.b. zu sexualisierter gewalt gegenüber menschen mit behinderung) fehlt gänzlich). als autobiografie ist die erzählung interessant, viele anektoten haben mir sehr wohl einen neuen blick auf den alltag mit behinderung ermöglicht, wenn sie auch manchmal etwas hapert. ich hätte mir gewünscht, dass das audiobuch vom autor selbst gelesen wird, ich kannte seine stimme und war irritiert, dass nicht er seine geschichte vortrug. alles in allem fehlten mir vor allem grössere zusammenhänge und weiterführende überlegungen. das muss ja aber auch nicht immer sein, ein behinderter mensch darf eben auch einfach nur sein leben erzählen, nur war das nicht, wonach ich gesucht habe - aber literatur analog zu vielen antirassistischen werken scheint bezüglich antiableismus sehr spärlich gesät zu sein.
Raul Krauthausen is THE name in German disability activism. I follow him on Facebook and really like the work he does, so I was very interested in reading his autobiography. I wasn't disappointed. He describes the journey from not wanting to even accept his disability as part of himself to becoming an activist very vividly. There were also quite a few thought patterns and events that were very familiar to me (weird reactions by classmates to accommodations you're getting and the worry about whether anyone will ever love you romantically because of your disability, just for instance). All in all, a very interesting book.
Nur weil ein Mensch eine Behinderung hat, muss er sie nicht in den Mittelpunkt stellen. Die Persönlichkeit und nicht der Rollstuhl, in dem jemand sitzt, sollte gesehen werden. - Raúl Aguayo-Krauthausen (S. 175)
Der 37-jährige Raúl lebt in einer glücklichen Beziehung, der Gründer des Vereins der Sozialhelden und der Führer der Talkshow Krauthausen - Face to Face. Eigentlich ein Leben, das wohl jeder als sehr erfolgreich ansehen würde. Doch eine Bürde trägt er aus der Sicht vieler: seit seiner Geburt sitzt er wegen seiner Glasknochen im Rollstuhl. Ein Grund für viele, ihm mitleidige Blicke zuzuwerfen trotz all seiner Erfolge. Warum das nicht notwendig ist und warum eine Behinderung nicht mehr Charaktereigenschaft ist als alles andere auch, erklärt der Berliner in diesem Buch.
Für die meisten Menschen bedeutet das Wort ,,Behinderung'' gleich ein Stop-Schild für alles, was das Leben lebenswert macht. Nicht nur gibt es Menschen, die, egal wie klein die Behinderung ausfällt, augenblicklich Mitleid haben und es nicht mal wagen, das Wort ,,behindert'' in den Mund zu nehmen, auch gibt es diejenigen, die sich von Behinderten fernhalten, als sei ihre Anomalie ansteckend. Doch dann von jemandem wie Raúl Aguayo-Krauthausen zu hören, der sich so sehr für diese Gesellschaftsschicht einsetzt und der es selbst so weit gebracht hat, zeigt genau das, was der Autor in seiner Biographie auch zeigen will: Eine Behinderung ist nicht das Ende der Welt. Im Gegenteil, sie ist genauso eine Eigenschaft einer Person, wie es bei anderen die Haut- oder Augenfarbe ist. Und manchmal bringt sie sogar Vorteile. Deswegen ist alleine die Existenz dieses Buches ein Symbol für den Fortschritt unserer Gesellschaft, Inklusion zuzulassen und Behinderungen weniger argwöhnisch oder sensationsgeil zu betrachten. Nicht nur erzählt er von seinem eigenen Leben mit Glasknochen, auch macht er auf Missstände aufmerksam, die Menschen mit Behinderungen das Leben unnötig schwer machen. Diese Bemerkungen sind es auch, die für den Leser ein Augenöffner sind, denn wer denkt schon daran, dass viele Leute im Rollstuhl ein Café nicht werden betreten können, weil es Stufen hat? Wer ohne Augenlicht denkt daran, dass diese großen Übersichtskarten in Einkaufszentren vollkommen nutzlos sind für diejenigen, die nur Blindenschrift lesen können? Dass Alltagssituationen dadurch sehr verkompliziert werden, obwohl sie mit ein wenig Mitdenken hätten zugänglich sein können, lässt den Leser einen anderen Blick auf seine Heimatstadt oder sein Heimatdorf bekommen. Man lässt Standorte Revue passieren und fragt sich, was davon behindertengerecht ist. Ist man schon Dutzende Male an einer solchen Stelle vorbeigelaufen und hat es nie bemerkt? Dadurch, dass man als normaler Bürger kaum auf solche Menschen trifft, ist das kaum überraschend, weswegen Aguayo-Krauthausen schafft, den Leser zum Nachdenken anzuregen. Wäre es nicht möglich, ein größeres Miteinander zu erschaffen? Raúl auf jeden Fall ist eine Persönlichkeit, die einen dazu inspirieren kann, dabei mitzuwirken. In jungen Jahren hat er schon so viel geschafft - ein Highlight davon beispielsweise die WheelChair-Map, die anzeigt, welche Ortschaften rollstuhlgerecht sind - und setzt sich weiterhin für diese Minderheit ein. Schön daran ist, dass Raúl den größten Teil seiner Biographie damit zubringt, sich als Behinderten zu beschreiben, der am liebsten verdrängte, dass er im Rollstuhl sitzt, und sich oft als Bürde für andere fühlte. Zwar hätte er mehr Kapitel schreiben können, in denen die Entwicklung von seiner damaligen zur heutigen Person klarwird, jedoch muss man ihn für diese Ehrlichkeit wertschätzen. Es zeigt, dass man nicht jeden Tag stark genug ist, um sich vollständig zu akzeptieren, dass das aber vollkommen normal ist und nicht schlimm, solange man wieder aufsteht. Man kann seine Bedenken nachvollziehen, vor allem weil er viel aus seinem sozialen Umfeld beschreibt. Wie er anfangs nur seine Freunde als Zivis einstellt, weil es ihm peinlich ist, sich von anderen tragen zu lassen, wie eine Freundin von ihm zögert, mit ihm Armdrücken zu spielen, weil er sich so leicht etwas brechen könnte - all das bringt einen dazu, sich ihm unglaublich nahe zu fühlen. Gleichzeitig schafft er es, dass man aber trotzdem kein Mitleid mit ihm hat. Wie Roger Willemsen in seinem Vorwort zu diesem Buch sagt: ,,In dieser Arbeit wirft er seine Erfolge in die Waagschale - und das ist nun einmal die eines Menschen, der im Rollstuhl sitzt, seine Einschränkungen erlebt und damit fertig wird. Basta. Kein Bedauern gefordert, keine Stilisierung erwünscht.'' (S. 10) Episodenhaft erzählt er von Alltagsschwierigkeiten, von der Grundschule bis zum Erwachsenenalter, zeigt sowohl starke und schwache Momente auf und reflektiert sich selbst. Themen wie soziale Ausgrenzung, Liebe, aber auch der Vorteil und Nachteil des Angewiesenseins auf andere geben dem Buch eine sehr große emotionale Bandbreite. Gleichzeitig aber achtet der Autor darauf, dass sich nicht alles um seine Behinderung dreht. Auch beschreibt er das Gefühl der Abnabelung von seiner Mutter, als er seine erste eigene Wohnung bezieht, und auch den Aufbau einiger Freundschaften, die bis heute andauern. Damit zeigt er, dass er diese Biographie nicht schreibt, um sich als Behinderter auszuweisen, sondern um zu zeigen, dass der Rollstuhl nicht sein Leben ausmacht. Dennoch gibt es ein paar kleine Dinge, die man an Dachdecker wollte ich eh nicht werden aussetzen kann. Der Humor, für den der gute Mann bekannt ist und den der Titel suggeriert, ist im Buch eher weniger präsent. Ein paar Mal muss man zwar schmunzeln, aber wirklich humorvoll oder witzig wird mit dem Thema - meines Erachtens - nicht umgegangen; da Humor jedoch Geschmackssache ist, muss das nichts Schlechtes sein. Was eher enttäuschend ist, ist der Mangel an Beschreibungen. Man merkt eindeutig, dass Raúl Aguayo-Krauthausen kein Autor ist und sich mit einigen Formulierungen recht schwertut. Deswegen ist der Stil ziemlich einfach und seine Geschichte recht holprig erzählt. Die Dialoge wirken hölzern, die Personen, die er beschreibt, recht eindimensional, und generell die Übergänge sehr dünn. Vor allem vermissen tut man die Entwicklung seines Bekanntheitsgrads, da er recht schnell mediale Reichweite bekommt, ihn das allerdings kaum zu beeindrucken scheint. Da hätten ein paar Seiten bzw. ein paar Erinnerungen mehr nicht geschadet, denn bis auf die Radiosendung, in der er mitwirkt, spürt man kaum sonst irgendwo wirklich Begeisterung oder Interesse. Das bricht sich auch in dem Aufeinandertreffen mit anderen Behinderten nieder, denn außer im letzten Kapitel wird der Dialog mit ihnen bzw. deren Ansichten auf Deutschland und wie das Land mit Behinderung umgeht, kaum angerissen. Dabei wäre doch genau das sinnvoll gewesen, wenn man seine Stimme für diese Schicht erhebt.
Ein Buch, dessen alleinige Existenz schon fünf Sterne wert ist. In nüchternem Ton werden Missstände im Umgang mit Behinderten dem Leser vor Augen geführt und er selbst dazu angeregt, etwas an dieser Situation zu ändern. Raúl Aguayo-Krauthausen selbst motiviert einen auch dazu, indem er von seinem Leben erzählt, das auch mit seiner Behinderung mehr als nur lebenswert für ihn ist. Nie wird auf die Tränendrüse gedrückt oder etwas überdramatisiert, nie nach Mitleid verlangt, sondern ungeschönt geschildert, wie es ist: manchmal anstrengend, manchmal auch frustrierend, aber alles in allem nicht niederdrückend, wenn man so eine Stärke aufbaut wie der Autor dieses Buches. Einzig und allein an der Art des Erzählens hätte man feilen können, weil es sich doch recht fragmentiert liest und vor allem der Austausch mit anderen Behinderten interessant hätte gewesen sein können.
Gesamtwertung: 3.80/5.00 Sternen
Mehr Rezensionen zu Büchern, Reviews zu Filmen, Statements zu Serien und selbstgeschriebenes Zeugs von mir gibt es unter sanas-version.blogspot.de :3
Das Buch hat mir einen guten Einblick in das Leben eines Menschen mit Behinderung gegeben. Ich selbst bin nicht behindert und habe auch keine Berührungspunkte zu behinderten Menschen. Deshalb hatte ich das Bedürfnis mich mit dem Thema auseinanderzusetzen und Raúl Krauthausen macht dies auf eine lockere und ehrliche Art. Er zeigt die Probleme und Einschränkungen auf, aber auch die Vorteile. Es war ein leicht zu lesendes Buch mit netten Anekdoten eines intelligenten Mannes.
Das Buch und die Geschichte von Raúl Krauthausen haben mich wirklich sehr berührt. Als er von seinen frühen Erinnerungen berichtet, wie hilflos er sich in Momenten fühlt, in denen er körperlich angegriffen wurde, habe ich das erste Mal ernsthaft über physische Hilflosigkeit nachgedacht. Das Buch hat mich sehr zum Grübeln gebracht. Andererseits war ich auch von der Selbstverständlichkeit beeindruckt, mit welcher der Autor seinen Weg gegangen ist bzw. dass Raúl sich auch lange dagegen wehrte sich selbst als behindert wahrzunehmen.
Ich bin aktuell dabei mich generell mit den Thema Inklusion zu befassen. Dieses Buch kann ich nur empfehlen - nicht nur, da es von einem Betroffenen geschrieben wurde.
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Menschen tätscheln ihm den Kopf oder starren ihn an – Raul Krauthausen, der aufgrund seiner Glasknochen im Rollstuhl sitzt und kleinwüchsig ist, weiß, dass viele Menschen Schwierigkeiten haben, mit Behinderten unverkrampft umzugehen. Raul Krauthausen sieht seine Behinderung als eine Eigenschaft von vielen. Er beschreibt mit Witz und Sachkenntnis, wie sein Alltag wirklich ist und wie ein Miteinander von Behinderten und Noch-nicht-Behinderten aussehen kann.
‘Dachdecker wollte ich eh nicht werden‘ verspricht ein Buch zu sein, in welchem Raúl Krauthausen über sein Leben mit «Osteogenesis imperfecta», der Glasknochenkrankeit, berichtet. Es ist allerdings mehr als nur das: Vielmehr zeichnet Raúl Krauthausen einen breitgefächerten Einblick in das Leben von Menschen mit Behinderung in Deutschland. Die Lektüre ist nicht chronologisch gestaltet, es arbeitet eher Stationen in seinem Leben ab, die von Wichtigkeit für ihn und dem Akzeptieren seiner Behinderung geprägt sind. Dennoch verliert das Buch nie seinen humorvollen Beiklang, denn der Schreibstil ist im Allgemeinen zwar sehr sachlich, aber auch mit einer gehörigen Portion Sarkasmus und Humor gespickt. Es werden Sorgen und Nöte, sowie Freude und Glück mit dem Leser geteilt doch ein gewisser Abstand bleibt - für mich völlig verständlich, denn ich glaube noch mehr Tiefe, beziehungsweise noch mehr Fokussierung auf das Thema Behinderung hätte gut und gern nach hinten losgehen können. So ist es Raúl Krauthausen gelungen einen ausgezeichneten Einblick in sein Leben zu geben, dass grade Nicht-Behinderte Menschen zum Nachdenken anregt. Das Buch macht deutlich, dass eine Behinderung ein glückliches und erfülltes Leben auf keinen Fall ausschließt, aber Tücken mit sich bringt, die von der Gesellschaft leider immer noch übersehen werden.
Ein absolutes Muss. Lest dieses Buch, bitte. Mehr möchte ich hier nicht verraten, aber auf meinem Blog findet ihr eine ausführliche Rezension/Meinung meinerseits. Loved it!!!