Südtirol in den vierziger Jahren: Im abgelegenen Tiefenthal staunen selbst gestandene Bauern, als ihnen eine junge Frau vormacht, wie man einen Hof ganz alleine durchbringt. Rosa heißt die Frau, die die Natur versteht und lenkt, als habe sie nie etwas anderes getan. Mit aller Macht stemmt sie sich gegen den Fortschritt, der ihr kleines Reich in den Bergen bedroht. Zwei Generationen später sind Rosas Enkel Hannes und seine Frau Franziska auf Feriengäste angewiesen, um den Hof zu halten. Als nach einem Unglück ihre Zukunft auf dem Spiel steht, erweist sich Rosas Vermächtnis als aktueller denn je.
Ein Bergbauernhof, 3 Generationen einer Familie.. der Berg verlangt jeder Generation einiges ab.
Rosa ist nach dem Krieg diejenige, die den Familienbetrieb allein aufrecht hält. Sie zeigt es dem Ort und den alteingesessenen Bauern im Ort, dass es funktionieren kann als Alleinstehende einen Hof zu bewirtschaften. Was ihr dabei hilft ist ihre wunderbare Gabe in Verbundenheit mit der Natur zu leben.. einzig ihr Sohn leidet unter der Situation. Dies zu lesen schmerzt..
Heute leben auf dem Innerleit Hof Franziska und Hannes, Rosas Enkel. Sie plagen sich mit anderen Problemen, die ein Bergbauernhof mit sich bringt. Immer höhere Anforderungen der Urlaubsgäste und der Druck profitabel zu bleiben bringen die Familie an ihre Grenzen.. und dabei brauchen sie dringend diese finanziellen Nebeneinkünfte aus der Vermietung..
Wie die beiden Geschichten zusammenhängen hat mir gut gefallen. Ebenso der sachliche und doch manchmal sehr detailliert schildernde Sprachstil der Autorin. Die Anforderungen, die an die Protagonisten gestellt werden wurden in beiden Fällen deutlich spürbar. Die Kritik an Ausbeutung der Region, immer mehr Erträgen und immer weniger Ressourcen kam bei mir an.. über das Panorama der Alpen und ihrer Natur zu lesen, hat mir besonders viel Freude gemacht und Urlaubssehnsucht geweckt. Gerne hätte ich in manchen Passagen noch tiefer in die Charaktere geblickt, manche sind mir doch leider etwas zu oberflächlich geblieben. Daher gute 3,5 Sterne und eine Empfehlung als Urlaubslektüre!
Südtirol in den 40er Jahren: Als keiner von Rosas Brüdern aus dem 2. Weltkrieg zurückkehrt, erbt sie wieder erwarten den Innerleit-Hof. Anfangs glaubt niemand, dass die junge Frau der Arbeit und der Verantwortung, die dieser Hof auf 1670 Meter Höhe mit sich bringt, gerecht werden kann. Doch wieder erwarten scheint sie die Natur besser zu verstehen als sonst ein Bauer in der Gegend und schon bald gedeiht alles auf dem Innerleit. Doch so gut sie die Pflanzen und Tiere kennt, so schwer fällt es ihr, ihren Sohn zu entschlüsseln und mit ihm umzugehen... Südtirol, heute: Zwei Generationen nach Rosa hadern ihr Enkel Hannes und seine Frau Franziska mit dem beschwerlichen Leben der Bäuer*innen der heutigen, digitalen Zeit. Sie sind auf die Tourist*innen im Tal angewiesen und müssen Ferienwohnungen vermieten, um sich über Wasser zu halten. Als alles auseinander zu brechen scheint, tun sich Wege auf, die zum Ursprung führen...
"Bergland" von Jarka Kubsova ist einer dieser Landromane, der ganz ohne Klischees und Kitsch auskommt. Sehr authentisch und berührend erzählt sie die Geschichte einer Familie in Südtirol über drei Generationen hinweg und bewegt sich dabei immer wieder zwischen familiären und geschichtlichen Hintergründen hin und her. So entsteht ein eng geknüpftes Band aus Realität und Fiktion, das mir wirklich ausgesprochen gut gefallen hat.
Sowohl der Erzählstrang in der Vergangenheit zur Zeit kurz vor, während und nach dem II. Weltkrieg, als auch der in der Gegenwart haben mich sehr fesseln können. Es war total interessant Rosa dabei zu begleiten, wie sie in ihre Aufgaben als Bäuerin hereinwächst und gleichzeitig zu beobachten, wie Franziska an den Aufgaben der und Erwartungen an die Bäuerin von heute zerbricht. Gerade Menschen, die (wie ich) gerne Urlaub auf dem Bauernhof machen, sollten dieses Buch lesen, denn ein besseres Verständnis für die Bewohner*innen und Betreiber*innen eines Hofes ist nach der Lektüre sicher. Auch die Verbindung zwischen Rosa und Franziska in Form von Sepp, der sowohl die dritte Generation abbildet, als auch den Wandel in der Landwirtschaft erfahrbar macht, ist der Autorin mehr als gut gelungen.
Der einzige Kritikpunkt meinerseits wäre, dass ich gerne noch mehr von den Menschen in Tiefenthal erfahren hätte. Ich wäre mit Freuden tiefer in die Geschichte von Franziskas Eltern eingetaucht oder hätte mir einen genaueren Einblick in das Leben der Nachbar*innen vom Innerleit-Hof gewünscht. So kam auf diesen rund 280 Seiten dann doch Einiges zu kurz, wo man eigentlich noch Vieles hätte erzählen können.
Für mich ist "Bergland" in jedem Fall eines der unverfälschtesten und gelungensten Bücher, das ich aus dem Bereich der Landromane in diesem Jahr gelesen habe. Jarka Kubsova konnte mich sowohl mit ihren Landschaftsbeschreibungen, als auch mit ihren Charakteren und den Erzählungen vom Leben vom Land begeistern. Ein Buch, dem man die intensive Recherche angemerkt hat - eine große Empfehlung meinerseits!
Wir treffen hier auf mehrere Generationen, die auf einem Hof in Südtirol aufwachsen. Wir erleben, wie schwer es für Rosa als Frau ist, diesen Hof zu halten. Wir lernen sie um 1940 als Mädchen kennen. Als ihre Mutter stirbt und ihr Vater nicht mehr fähig ist, sich zu kümmern, wächst Rosa als junges Mädchen in die Aufgaben einer Bäuerin. Ihre Brüder müssen in den Krieg ziehen und zum Ende bleibt Rosa nahezu allein mit ihrem Vater zurück.
Aus Rosa wird eine zurückgezogene aber sehr standfeste Frau, die weiß, was sie will…. Und zwar ihren Hof halten.
Zwei Generationen später, ist es Franziska, die mit Rosas Enkel Hannes den Hof führt. Sepp, der Sohn von Rosa lebt auch noch mit dem Ehepaar und ihren 3 Kindern auf dem Hof. Er ist aber eher starrsinnig und zieht sich zurück, als das er eine Unterstützung ist.
Mir hat die Geschichte wirklich gut gefallen.
Was macht dieser ganze Tourismus mit dem Leben auf dem Land und in den Bergen . Was bedeuten „authentische Ferien auf dem Bauernhof“ für die Menschen, die dort Leben.
Ich bin wirklich ein- und abgetaucht in das Hofleben zu ganz unterschiedlichen Zeiten. Habe die Vor- und Nachteile des technischen Fortschritts über die Jahre mit erlebt und konnte mich ansatzweise in dieses wahnsinnig anstrengende Leben mit Tierhaltung/Land und anspruchsvollen Touris einfühlen.
Ich möchte sehr gerne noch mehr von der Autorin lesen. Sowohl ihre Beschreibungen der Natur hoch oben im Gebirge als auch der Fokus auf die zwischenmenschlichen Beziehungen haben mich wirklich sehr beeindruckt. Der Schreibstil war eingängig und einfach. Die Thematik, die sich die Autorin hier ausgesucht hatte, war wirklich interessant. Bin gespannt auf ihr nächstes Werk .
Ein wunderbarer Generationenroman, der mich stellenweise ziemlich berührt hat, insbesondere rund um Sepp, auch wenn die zwei starken Frauen Rosa und Franziska im Vordergrund stehen.
Die Figuren sind gut gelungen und entwickeln sich allesamt weiter. Ich habe das unglaublich gerne verfolgt.
Es gibt eine Menge wichtige Themen und Botschaften in „Bergland“, insbesondere geht es um Traditionen und Fortschritt, darum, dass jeder das tut, was er für das Beste hält - und zwar ganz ohne die bösen Absichten, die man manchmal wittert. Ganz besonders vermittelt mir der Roman die Botschaft, dass man für Veränderungen immer offen bleiben sollte und dass es nie zu spät dafür ist, sein eigenes Verhalten zu hinterfragen und zu ändern.
In Bergland beschreibt Jarka Kubsova sehr authentisch und ungeschönt das Leben dreier Generationen auf einem hoch gelegenen Südtiroler Bauernhof. Die Geschichte hat mich von der ersten Seite an völlig begeistert und in ihren Bann geschlagen, ich konnte das Buch kaum noch aus der Hand legen. Die Handlung beginnt in den Vierzigerjahren mit Rosa, die den Hof im Krieg allen Widerständen zum Trotz alleine führt. Ab den Siebzigern übernimmt ihr Sohn Sepp den Hof. Gegen Rosas Willen modernisiert er denn Hof. Schließlich wird von Sepps Schwiegertochter Franziska erzählt, die Ferienwohnungen auf dem Hof vermietet und an der Arbeit plus (bald) vier Kindern fast zerbricht.
Für ihren Roman lebte Jarka Kubsova mehr als ein halbes Jahr auf einem Bauernhof in Südtirol. Und diese ausgiebige Recherche merkt man ihrem Buch an. Es wird viel fast vergessenes altes Bauernwissen beschrieben, das ich teilweise sehr erstaunlich fand. Gleichzeitig kam in mir auch großer Respekt gegenüber den hart arbeitenden Menschen auf. Alle Figuren sind sehr liebevoll gezeichnet und mir schnell ans Herz gewachsen. Durch Franziskas Perspektive erlebt man Tourismus plötzlich mit ganz anderen Augen. Ihr Zusammenbruch ist mehr als verständlich und ihre Ängste und Sorgen präzise herausgearbeitet. Auch Sepps Konflikt mit Rosa ist nachvollziehbar. Besonders beeindruckend fand ich seine Gewissensbisse den Tieren gegenüber, die ihn trotz aller Modernisierungsbestrebungen plagen. Und Rosa ist eine unglaublich starke Frau, für die ich mir gerne ein wenig mehr Glück gewünscht hätte. Alles wird ohne Kitsch erzählt und ohne Klischees zu bedienen. Ein wirklich tolles Buch
Tolles Buch. Intensiv erzählte 3 Generationen Geschichte übers Scheitern und Wiederaufstehen. Trotz manchmal spröder ( und damit sehr passender) Sprache sehr emotional und vor grandios beschriebener Kulisse. Ich mochte hier auch jede Zeit, die Zeit des 2. Weltkrieges, die Aufbruchstimmung in den 50er und 60er Jahren und die moderne Zeit, die vermeintlich einiges einfacher macht aber das Leben nicht weniger kompliziert. Bis zum Ende rundum toll
Ichvhabe das Buch im Urlaub in Südtirol gekauft. Es handelt die Geschichte mehrerer Generationen ab. Es ist vieles enthalten, nur hätte mir ein mehr Tiefe gefallen.
In „Bergland" tauchen wir in die abgeschiedene Welt eines Bergbauernhofs in Südtirol ein. Die Geschichte folgt dem Leben von Rosa, die den Hof in den 1940ern unter widrigen Bedingungen übernimmt und bei der Bewirtschaftung zahlreiche Entbehrungen auf sich nimmt, während sie nebenbei noch ihren Sohn Josef großzieht. Jahre später lebt Josefs Schwiegertochter Franziska mit ihrer Familie auf dem Hof. Sie ist schwanger mit ihrem vierten Kind, und sieht sich ebenfalls mit großen Herausforderungen konfrontiert. Die zunehmende Bedeutung des Tourismus bringt zusätzliche Dynamiken mit sich.
„Bergland“ hat mir wirklich gut gefallen. Jarka Kubsova gelingt es wunderbar, die raue Schönheit und die harte Realität des Lebens auf einem abgelegenen Bergbauernhof darzustellen. Die Charaktere sind tiefgründig und authentisch, und ihre Geschichten berührten mich. Die Autorin verwebt verschiedene Themen wie Familie, Feminismus, Leben mit der Natur, psychische Gesundheit und die Balance zwischen Tradition und Moderne, ohne zu plakativ zu werden. „Bergland" ist ein Buch, das nachdenklich stimmt und gleichzeitig mit seiner Tiefe und Emotionalität fesselt. Ich liebe Südtirol als Urlaubsland, und Jarka Kubsova hat es mir noch einmal näher gebracht.
Kurzmeinung: Muss man gelesen oder gehört haben! mein Lesehighlight 2022 Tirol, unsere Liebe. In dem Roman „Bergland“ von Jarka Kubsova, steht die Natur im Vordergrund. Die Geschichte spielt in Südtirol auf einem Hof namens Innerleit, dieser befindet sich haarscharf an der Anbaugrenze. Oberhalb des Hofes gibt es nur noch wildes steiniges Bergland. Das Panorama ist gewaltig.
Die Geschichte setzt früh an, lange vor dem Zweiten Weltkrieg und schildert anhand der Bergbauern die schmerzhaften Veränderungen Tirols in Laufe seiner Geschichte. Ob Tirol zu Italien oder zu Deutschland gehören soll, ist den dort lebenden Bauern im Prinzip egal, wenn nicht entweder die einen oder die anderen einem vorschreiben wollten, welche Sprache man zu sprechen hat oder andere unerfüllbare Ansprüche stellen.
In der Nähe des Innerleit, in Sichtweite, aber eben nicht direkt nebenan, liegen die anderen Höfe. Man ist Nachbar, wenn man die Rauchfahne des anderen Gehöfts sehen kann. Jeder kämpft ums Überleben. Jeder hilft jedem. Das ist selbstverständlich. Dennoch wird das Leben immer problematischer zu bewältigen, denn vor dem Zweiten Weltkrieg hatte man wenigstens noch die Männer.
Ja, das Leben war hart, aber regelmässig. Die Bauern kannten sich aus mit dem Wetter, der Saat, dem Vieh. Das Vieh lebte draussen. Es hatte noch ein Leben, das so genannt werden konnte. Das sollte sich später leider ändern. Denn irgendwann wird auch der Innerleit von der Moderne eingeholt. Auf den Hof kommen Maschinen, die Tiere sind keine Geschöpfe mehr, sondern Lieferungsprodukte, barbarisch geht der Mensch mit dem Vieh um, der Tourismus entwickelt sich, einerseits wird das Leben leichter, aber andererseits entstehen neue Zwänge. Und die Seelen verkümmern.
Der Kommentar. Wie Jarka Kubsova diese Zusammenhänge schildert und organisch eins aus dem anderen entwickelt anhand ihrer knorrigen Figuren, allen voran der starken Rosa, der Bäuerin, der nach dem Tod ihrer Brüder das Hoferbe zugefallen ist, das ist schon stark. Sowohl die wunderschöne Sprache wie auch die Geschichte selbst, sind von eigenartigem Zauber: man sieht die Natur, man leidet im Winter und freut sich an den wenigen Freuden der Bergbauernkinder, man ist dabei, wie dem konservativen Vater endlich klar wird, dass er Rosa besser miteinbezogen hätte im Vermitteln der bäuerlichen Weisheiten als sie ein Kind war, wie er es mit den Buben machte, die einen Rechen in die Hand gedrückt bekamen, kaum, dass sie laufen konnten und bei allen seinen Tätigkeiten an seiner Seite waren. Er hat nur noch wenig Zeit, bevor er abtritt, das fühlt er. Und der Junge kommt nicht wieder. Wie lange er auch wartet. Die spärliche Zeit, die ihm bleibt nutzt er, um mit Rosa über sein Land zu gehen und sie zu unterweisen. „Hier musst du das pflanzen, bevor du das machst, dort musst du dies und das berücksichtigen“. Nichts wird aufgeschrieben, aber Rosa wird sich erinnern. Denn bald gehört ihr der Hof. Und Rosa wird außerdem, weil sie nicht nur stark, sondern auch intelligent ist und einen besonderen Bezug zur Natur hat, man nennt es Heimatliebe und Erdverbundenheit, neue Entdeckungen machen und neue Wege gehen. Wege, die von der dritten Generation zögerlich wiederentdeckt werden. Wenn man endlich, endlich, die Nachhaltigkeit von früher mit der Moderne verbindet.
Das Zusammenwirken der kargen Natur und der kargen Menschen, ihre Nöte, ihre Herzensangelegenheiten, die sie immer dem Hof unterodnen mussten, das Zerstören der Natur und die Kritik am Bergtourismus, dies alles zusammen, hat mich nachhaltig beeindruckt, sogar mitgenommen. Gelesen wird der Roman im Hörbuch auch wunderbarst von Britta Steffenhagen.
Fazit. Ein Bauernroman, der spielend leicht eine Brücke von Alt nach Neu schlägt und keineswegs dem Klischee des alten Heimatromans zugeordnet werden kann.
Mein Lesehighlight 2022, eine dicke Leseempfehlung!
Kategorie: Roman. Mit Anspruch. Verlag: Der Hörverlag, 2021 Goldmann, 2021
Sehr interessanter Einblick in eine Welt, die so nah und doch so fern ist. Mir hat die Gesellschaftskritik bzgl. Alpentourismus sehr gefallen - die ganzen Anforderungen machen einen echt fassungslos...
Toller Roman! Manchmal hat mir der Blick nach rechts und links gefehlt. Mehr über die anderen Höfe oder generell die anderen Charaktere hätte mir gefallen. An manchen Stellen fand ich die Entwicklung dann doch etwas zu romantisiert, aber insgesamt eine runde Sache für schöne Lesestunden.
Wer kennt sie nicht, die Anzeigen "Ferien auf dem Bauernhof"? Dazu noch ein paar schöne Bilder von glücklichen Kühen und fröhlichen Schweinen und selbstverständlich steht die happy Bauernfamilie daneben und freut sich auf die Gäste. Die Werbung funktioniert gut, denn die Städter lieben den "ursprünglichen" Urlaub in der Natur und so nah am "einfachen" Leben. Wer das Buch gelesen hat, wird diese Anzeigen mit ganz anderen Augen sehen und vielleicht auch anders an einen solchen Urlaub herangehen.
Erzählt wird die Geschichte einer Familie, die in einem Bergdorf lebt und arbeitet. Drei Generationen, ein Hof und viele ähnliche Probleme. Die Charaktere werden von der Autorin so glaubhaft und realistisch beschrieben, dass es schmerzt, wenn Rosa gegen den Berg und die Natur ankämpft, sich abrackert, schuftet von morgens bis abends, um den Hof allein durch den Krieg und die Nachkriegszeit zu bringen. Ihr Sohn muss zu Hause bleiben, vermisst sie, fühlt sich vernachlässigt und wird aggressiv, was sie noch mehr auf die Felder und in ihren Garten treibt. Sie erzielt Erfolge und zeigt den Menschen im Dorf, dass eine Frau den Hof allein stemmen kann. Doch mit welchen Konsequenzen?
Franziska ist am Ende. Mit den Nerven, der Geduld, den Gästen, mit ihren überzogenen Ansprüchen und den Kindern, die immer etwas wollen. Dazu ist sie hochschwanger und der Tourismusverein zwängt sie immer mehr ein, um noch profitabler zu werden. Das Geld ist knapp, trotz Schufterei und guter Gästezahlen. Die Familie droht an der Situation zu zerbrechen.
Die Autorin hat die Leben der drei Generationen so gut beschrieben, dass ich beim Lesen Gänsehaut bekommen habe. Ich ziehe den Hut vor Rosa und ihrer Kraft, ihrem Willen und den Mut. Ich habe mich immer wieder gefragt, würde ich das schaffen? Wahrscheinlich nicht. Zu weich, zu verwöhnt und zu wenig Ahnung von der Natur. Aber auch vor Franziska habe ich Respekt und konnte ihren harten Weg gut nachvollziehen.
Höher, schneller, weiter ist nur für wenige wirklich gut und lohnenswert. Viele bleiben auf der Strecke und werden krank, sind ausgelaugt und resignieren, wenn sie den Berg an To-Dos sehen. Jarka Kubsova baut auch schwere und aktuelle Themen mit in die Geschichte. Sie zeigt dem Lesenden an einem Beispiel, was passieren kann, wenn man sich ständig verbiegen muss und wirft indirekt Fragen auf, die jeder für sich reflektieren kann.
Bergland ist ein Sehnsuchtsort vieler Städter. Sie träumen davon auf einem feinen Bergbauernhof, mit allem Schnickschnack und Komfort, verwöhnt zu werden. Franziska Breitenberger versucht es zumindest auf ihrem Bergbauernhof, weit oben in den Südtiroler Alpen. 1670 Meter hoch liegt ihr Hof, an einer steilen Hanglage. Im Sommer ein Traum, im Winter verschneit und im Frühling zu schön, um wahr zu sein. Aber der Herbst ist oft nebelverhangen. Bergland eben. Doch es ist nicht immer einfach als Mutter von drei Kindern, das Vierte ist auf dem Weg. Sie beißt die Zähne zusammen, wie es die Frauen in den Bergen schon immer gemacht haben. Die Männer dürfen fluchen, dann geht manches leichter von der Hand. Aber die Frauen haben sich sittsam zu fügen. Die Familie ist auf die Einträge aus den Ferienwohnungen angewiesen. Doch dann wirft Franziska ihr viertes Kind aus der Bahn... Schon immer waren hier oben die Breitenberger auf dem Innerleit-Hof zu Hause. Als 1944 der Vater von Rosa vor Kummer stirbt, übernimmt die junge Frau den Hof. Kurz vorher hatte der Vater sie noch an die Hand genommen und ihr gezeigt auf was es ankommt. Denn seine Söhne und der Schwiegersohn, werden wohl niemals aus dem Krieg zurückkehren. Daran glaubt Rosa nicht, sie hofft immer noch, dass ihr Matthias zurückkehrt. Auch glaubt sie daran, dass sie den Hof alleine bewirtschaften kann. Am Ende staunen die alteingesessenen Männer, was die doch eigentlich fromme Frau alles stemmen kann. Bewundernd schauen sie oft den Berg hinauf. Viele Jahre später, wird Rosas Enkel Johannes den Hof von seinem Vater übernehmen und mit seiner Frau Franziska Ferienwohnungen im Bergland anbieten. Doch das Leben hoch oben auf dem Berg ist auch in den modernen Zeiten nicht einfach. Bergland erzählt von einem harschen und schweren Leben, hoch droben in den Bergen. Wer morgens früh genug aufsteht, wird verstehen, warum man die Berge nicht einfach verlassen kann. Tief verwurzelt auf dem Berg, treibt einen richtigen Tiefenthaler, nicht so einfach in die Städte. Obwohl immer mal wieder welche weggehen, kommen doch auch viele zurück. So war das schon immer. Rosa ist eine der Frauen, die niemals auch nur klein beigeben würde. Auch als sie ihren kleinen Jungen alleine großziehen muss und die Bergfelder sie nicht zu lieben scheinen, gibt sie nicht auf. Lieben hat sie sich nie gestattet, es sei denn es ging um den Hof oder ganz tief in ihr drin. Auch ihr Sohn Joseph, der sich immer für den Fortschritt eingesetzt hat, musste am Ende feststellen, dass seine unbeugsame Mutter ihm Gutes mitgegeben hat. Für mich war dieses Buch ein muss! Ich liebe die Berge und habe sie auf jeder Seite in diesem Roman, der ein bisschen Wahrheit beinhaltet, das Bergland genossen. Jarka Kubosova schreibt so nah, dass ich fast die Füße von den Felsen baumelnd, den Roman genossen habe. Es spricht wohl auch für sich, dass ich das Buch innerhalb eines Tages verschlungen habe. Ihre Figuren sind so echt und wirklichkeitsnah. Die Geschichte macht aber auch bewusst, wie sehr der Fortschritt den Bergen schadet und, dass wir einen gesünderen Umgang mit den alten Riesen pflegen sollten. Der Mensch ist dazu gemacht, miteinander zu reden. Es ist wichtig, seine Umgebung wahr zu nehmen und zu akzeptieren, dass der Mensch doch nur ein kleiner Teil vom Ganzen ist. Für mich ein Sehnsuchtsbuch!
Ich bin durch die Schwärmerei von Meike von den Bookfriends auf dieses Buch aufmerksam geworden. Sie meinte, sie habe sich ganz in den Bergen gefühlt, obwohl sie gerade am Meer war. Und da musste ich als alte Bergwanderin doch gleich mal gucken, ob mir dieses Setting nicht auch gefallen würde... - was soll ich sagen - es hat gefallen!
Dieses Buch ist definitiv eines meiner Jahreshighlights, nicht nur vom Setting her! Der Klappentext lies mich ja befürchten, das Ganze könnte eine etwas depressive Angelegenheit werden, von wegen hartes Leben von Bergbauern, wirtschaftliche Nöte und so... Und ja, es wird schon klar, dass das Leben am Steilhang definitiv nicht nur Friede, Freude, Kühe streicheln ist. Aber es gibt auch immer wieder tolle Passage mit poetischen Naturbeschreibungen fern jeder Stereotype.
Alle Figuren waren sehr nahbar und ich konnte mich ziemlich gut in sie hineinversetzen, auch wenn ich keine Mutter und erst recht keine Bergbäuerin bin. Vor allem in der Geschichte rund um Franziska und Hannes gibt es auch immer wieder lustige Passagen, z.B. wenn berichtet wird, wie der Tourismusverband "Goldenes Huhn" die Unterkünfte checkt.
Die Geschichte wird in drei Erzählsträngen erzählt, einmal aus Sicht von Rosa, dann aus der Sicht von ihrem Sohn Sepp und aus der Sicht der Enkelgeneration Franziska und Hannes. Die beiden aktuelleren Stränge nähern sich etwa ab Mitte des Buches an, Sepp kommt also auch im aus Franziskas Sicht erzählten Strang vor, denn er lebt ja noch auf dem Hof.
Ein wirklich schönes Buch - und ja, es gibt ein Happy End . Auch da gefällt mir, dass es zwar einen positiven Ausblick gibt, aber eben nicht alles gleich Friede-Freude-Hühnerfüttern. Jana Kusova kann wirklich schreiben und ich werde definitiv im Auge behalten, wenn sie wieder ein neues Buch veröffentlicht.
Ich vergebe also 5 von 5 Sternen und freue mich, dass ich eine neue Lieblingsautorin entdeckt habe!
Warum fragt man nach dem Wetter, fragt, wie es mit dem Vieh geht, fragt nach dem Essen, aber fragt nicht : Was treibt dich um ? Was wünschst du dir? Fehlt dir was? Oder jemand ?
Auf 1670 Meter Höhe gelegen ist der Innerleit der höchste Hof im Südtiroler Tiefenthal. Als dort im Jahr 1944 nach dem Tod des alten Josef Breitenberger dessen Tochter Rosa übernimmt, glaubt kaum einer im Ort, dass sie es schaffen kann. Doch im Leben von und mit der Natur findet Rosa ihre Bestimmung. Und hält an ihrem Hof in den Bergen fest,. Zwei Generationen später sind Rosas Enkel Hannes und seine Frau Franziska auf Feriengäste angewiesen, um das jahrhundertalte Erbe des Hofes zu erhalten. Doch auch wenn es für die Touristen so aussehen mag: Das Leben auf dem Innerleit ist kein Postkartenidyll .
Dominierend in jeder Generation sind hier die Frauen, die das Schicksal des Hofes lenken, Frauen wie Rosa oder viele Jahre später Franziska, aber es geht auch um die Frage der Identität der Menschen dort, oder besser gesagt vielleicht sogar um den Verlust der Identität durch das Aufkommen des Tourismus.
Es sind stets starke, eigenwillige Charaktere, die vor dem Hintergrund der Verhältnisse ihrer Zeit darum ringen, die Existenz des Hofes zu sichern. Jede dieser Figuren kommt an den Punkt, an dem sie sich fragen müssen, ob und unter welchen Bedingungen sie an ihrer Heimat festhalten wollen. Also: gehen oder bleiben?
Jarka Kubsova sagt : Mein Eindruck ist, dass die Frauen trotz ihrer enormen Leistung weitestgehend unsichtbar geblieben sind. Das liegt sicher auch an der Bescheidenheit dieser Menschen, aber eigentlich haben sie ein Denkmal verdient.
Ich möchte mich auf jeden Fall gerne Bernd Loppow, ZEIT REISEN anschließen der sagt: »Allen, die einen Urlaub in Südtirol oder anderswo in den Alpen planen, aber nicht nur denen, sei dieses Buch wärmstens empfohlen.«
Es geht um drei Generationen einer Familie auf einem Berghof in Südtirol. Vor allem geht es um zwei starke Frauen: Rosa die in den vierziger Jahren den Hof ganz alleine betreiben muss und Franziska, die - schwanger mit ihrem vierten Kind - auf Feriengäste angewiesen ist um den Hof halten zu können. Auf eine einfühlsame, sehr informative und unterhaltsame Weise erzählt die Autorin über die Herausforderungen eines Lebens auf einem Berghof, die Schwierigkeiten sich der Natur und den Anforderungen in der Landwirtschaft anzupassen und natürlich um zwischenmenschliche Beziehungen.
Wir begleiten drei Generationen auf einem Bergbauernhof in Südtirol, von den 1940er Jahren bis heute und werden konfrontiert mit ganz unterschiedlichen Herausforderungen, mit Existenzkämpfen auf verschiedenen Ebenen. Der kritische Blick auf die sich veränderende Wirtschaft fügt sich generisch in die Handlung ein und bringt den Leser dennoch bisweilen zum Schmunzeln. Der sachliche Schreibstil passt zur Geschichte, allerdings hätte diese für meinen Geschmack ausführlicher ausfallen können, da ich gerne mehr über einige Charaktere erfahren hätte.
Ein Sommerroman der einen für nen Moment in die Ruhe der Bergwelt eintauchen lässt, von einer großen (!) Familienkonstellation erzählt, manchmal etwas verwirrend, jedoch besonders ab der 2. Hälfte mir Freude machte zu lesen!
Ich habe dieses Buch in einer Buchhandlung in Südtirol entdeckt. Ich wollte unbedingt etwas aus der Gegend lesen, da ist mir dieses Buch in die Hände gefallen. Ich fand es total spannend mehr über die Südtiroler Geschichte anhand eines Bergtales zu erfahren. Gleichzeit behandelt das Buch den Konflikt von drei Generationen, die versuchen einen Weg zu finden mit einem Hof zu leben und zu überleben. Es ist eine schöne Familiengeschichte über Zusammenhalt, Trauer, Vergebung und Hoffnung.
Mein Lesehighlight des Jahres. Soviel Erlichkeit in diesem Buch. Soviel Liebe und Mut. Freue mich schon auf das nächste Buch von ihr. Es handelt sich um eine Bergbauerngeschicht in zwei Zeitebenen.