Wie gerecht kann eine Welt in der Klimakrise sein?
Der Klimawandel trifft uns nicht alle gleich. Friederike Otto liefert anhand von acht extremen Wetterereignissen konkrete Beispiele, was die wirklichen Ursachen sind, wer besonders betroffen ist und vor Was Klimagerechtigkeit tatsächlich bedeutet und was dafür noch getan werden muss. Der Klimawandel zerstört nicht die Menschheit, aber Menschenleben und Lebensgrundlagen. Wir staunen über Rekordtemperaturen, Windgeschwindigkeiten und Regenmengen, aber fragen uns zu wenig, wer ihnen besonders ausgesetzt ist, wer sich nicht erholen kann - und warum. Ungleichheit und Ungerechtigkeit sind der Kern dessen, was den Klimawandel zum Menschheitsproblem machen. Damit müssen Fairness und globale Gerechtigkeit auch im Kern der Lösung stecken. Klimagerechtigkeit geht jeden etwas an.
Friederike Otto ist Klimaforscherin, Physikerin und promovierte Philosophin. Ihr Fachgebiet ist die Attributionsforschung, auch Zuordnungsforschung genannt, (die sie im Übrigen selbst mitbegründet hat - was für eine krass kluge Frau!) in der der Einfluss des vom Menschen verursachten Klimawandel auf das Auftreten individueller Wetter- oder Klimaextreme abgeschätzt und bewertet wird. In ihrem neuen Sachbuch "Klimaungerechtigkeit: Was die Klimakatastrophe mit Kapitalismus, Rassismus und Sexismus zu tun hat" verdeutlicht die Autorin anhand von acht extremen Wetterereignissen, dass und warum die Klimakrise uns nicht alle gleich trifft, was die wirklichen Ursachen für beispielsweise extreme Dürren, Feuer oder Fluten und die damit verbundenen Verluste von Menschenleben und Lebensgrundlagen sind und was für Klimagerechtigkeit noch getan werden muss. Sie spricht in ihrem Buch von kolonialfossilen Machtverhältnissen und sieht die Klimakrise als Symptom der durch patriarchale und koloniale Strukturen ausgelösten Ungleichheit und Ungerechtigkeit, nicht als deren Ursache. Sie plädiert dafür, das Narrativ der Krise zu verändern, weg vom Bild der Klimakrise als auf die Erde zurasenden Asteroiden hin zu einem Problem, das durch Politik und Gesellschaft gelöst werden kann.
"Klimaungerechtigkeit: Was die Klimakatastrophe mit Kapitalismus, Rassismus und Sexismus zu tun hat" ist für mich ein inhaltlich sehr starkes Buch, das mir auch viele neue Denkanstöße und vor allem extrem viel Wissen vermittelt hat. Leider habe ich aber sprachlich und stilistisch wenig Zugang zu Friederike Ottos Text finden können, in meinen Augen wurden die Inhalte sehr trocken rübergebracht und ich musste mich an einigen Stellen immer wieder selbst motivieren, an der Lektüre dran zu bleiben. Eine etwas lebendigere und aufgeschlossenere Wissensvermittlung hätte dem Sachbuch meines Erachtens gut getan, nichts desto trotz möchte ich es thematisch für Interessierte empfehlen!
Friederike Otto ist Physikerin. Und gerade deswegen ist ihr Buch über die Zusammenhänge von Klimakrise, Kapitalismus, Rassismus und Sexismus so wichtig. Die naturwissenschaftlichen Gründe, die sie mit den strukturellen gesellschaftlichen und ausbeuterisch-kolonialistischen Prinzipien zusammendenkt, helfen, zu verstehen, warum wir dringend einen Systemwandel brauchen. Und am Ende gibt's noch einen Schlenker zur Rolle von Kunst und Kultur. *chef's kiss*
"Kunst ist schön und spannend und aufregend und verstörend und mit all diesen Eigenschaften notwendig. Kunst ist das Gegenteil von Verzicht, dass wohin wir uns flüchten um Traumata zu verarbeiten aber auch um uns Kraft zu holen und mehr über uns Menschen zu verstehen. (...) Wir brauchen Kunst nicht zuletzt auch um heile Welten zu finden und Held*innen, die heile Welten erschaffen."
Friederike Otto zeigt in diesem Buch, das den Umweltpreis 2023 bekommen hat, wer vorallem vom Klimawandel betroffen ist und dass Rassismus, Sexismus und Kapitalismus eine große Rolle dabei spielen. Dass besonders der globale Süden von den Folgen des Klimawandels betroffen ist, sollte jedem klar sein. Seien es jahrelange Dürren oder Extremtemperaturen, beides bringt dort unzählige Menschen um. Das sind zwar die Folgen des Klimawandels, die Ursache für die Toten ist jedoch etwas ganz anderes: Dass durch Kolonialismus diesen Ländern für immer jeglichen Fortschritt verwehrt wurde und sie vom Rest der Welt abgeschottet wurden. Ihnen fehlt vorallem eine Infrastruktur, um mit dieser Dürre oder Hitze klarzukommen, dies ist eine direkte Folge des Kolonialismus, nicht des Klimawandels. Es fehlt überhaupt eine Infrastruktur, um Klimaforschung in diesen Ländern zu betreiben. Es gibt nicht einmal Wetterstationen, um eine Jahrhunderthitze überhaupt messen und auswerten zu können, weshalb auch nicht öffentlich gemacht werden kann, dass der Klimawandel eben zu solchen Folgen führt. Und nur mit einer solchen Forschung könnte sich an den Klimawandel angepasst werden. Eine Forschung, die dort überhaupt nicht möglich ist. Friederike Otto macht anhand solcher Beispiele klar, dass der Klimawandel vorallem bereits bestehende Ungerechtigkeiten verstärkt und nur die von seinen Folgen betroffen sind, die nicht die nötigen Ressourcen haben, sich anzupassen. Am Ende gibt sie noch Hinweise an den/die Leser*in, was er/sie als Einzelperson tun kann und dass noch nichts gänzlich verloren ist.
Ein sehr schönes Buch, welches für so ein komplexes Thema doch relativ einfach zu lesen war. Mir hat es sehr gefallen und ich kann es gut weiterempfehlen!
Dieses Buch war so krass gut auf so vielen Ebenen. Erstmal fand ich es für ein Sachbuch und ja auch ein recht schweres Thema, sehr angenehm und vergleichsweise leicht zu lesen. Der Schreibstil der Autorin hat mir zugesagt und ich habe es wirklich gerne gelesen und es war keim Krampf, weil es so kompliziert geschrieben war. Und dann war natürlich das Thema extrem interessant. Vorher hatte ich noch kein Buch zu diesem Thema gelesen und auch noch keins bewusst gesehen. Deshalb war natürlich auch super viel Neues für mich dabei und es war dadurch nochmal interessanter. Wie sensibel und gleichzeitig klar mit den oft auch unangenehmen Themen Klimawandel und Gerechtigkeit umgegangen wurde, fand ich richtig toll. Außerdem mochte ich auch die Struktur des Buches sehr, sie hat den Inhalt und das Verständnis wirklich unterstützt. Überhaupt eine riesige Empfehlung, denn das Thema (Un-)Gerechtigkeit ist bei der Klimakrise, oder überhaupt Katastrophen extrem relevant und das sollte jedem bewusst sein. Und auch für Einsteigende ins Thema finde ich das Buch geeignet.
A remarkable book and an appropriate reminder that we cannot seperate the climate crisis (and with it climate mitigation, energy transition, climate adaptation etc) from social injustice and fossil colonialism.