Jump to ratings and reviews
Rate this book

Die Kunst der Bestimmung

Rate this book
London, im Jahr 1678. Die berühmte Royal Society, Gesellschaft zur Beförderung der experimentellen Gelehrsamkeit, bestellt den schwedischen Professor Dr. Simon Chrysander zum Kurator ihrer naturkundlichen Sammlungen. Dr. Chrysander ist ein Meister darin, die Dinge der Schöpfung zu bestimmen; seit dem Pfarrerssohn eines Tages der liebe Gott abhanden kam, ordnet er die Welt, stets auf der Flucht vor dem Chaos, nach den Gesetzen der Mathematik. Mit eisernem Besen kehrt er aus in der verlotterten Wunderkammer der Royal Society und macht sich damit nicht nur Freunde. Für Lord Fearnall, einen exzentrischen jungen Mann im Gefolge des Königs, ist die Welt eine Bühne. In immer neuen Rollen und Verkleidungen schlingert er durch die grandiose Wirrnis des barocken London, getrieben von der unklaren Sehnsucht nach einem Gegenüber, das ihn bändigt und erkennt. Als Lord Fearnall Dr. Chrysander begegnet, prallen zwei Welten aufeinander. Ein Spiel von Anziehung und Abstoßung, von Verführung und Gegenwehr beginnt ...

302 pages, Hardcover

First published September 1, 2003

1 person is currently reading
38 people want to read

About the author

Christine Wunnicke

17 books16 followers

Ratings & Reviews

What do you think?
Rate this book

Friends & Following

Create a free account to discover what your friends think of this book!

Community Reviews

5 stars
9 (30%)
4 stars
13 (43%)
3 stars
6 (20%)
2 stars
1 (3%)
1 star
1 (3%)
Displaying 1 - 4 of 4 reviews
Profile Image for Steffi.
1,108 reviews264 followers
November 12, 2020
Ein Wissenschaftsroman? Ja, vielleicht auch. Aber in erster Linie ein unglaublicher Liebesroman.

Da ist der schwedische Wissenschaftler Chrysander, der 1678 der Royal Society in London helfen soll, Ordnung in ihre Sammlung zu bringen. Und da ist Lord Lucius, der dem Wissenschaftler zunächst als Prostituierte Lucy begegnet. Die Gefühle, die dabei entflammen, stürzen Chrysander in tiefste Verzweiflung, während Lucius hofft, Chrysander könne ihn bestimmen, ihn erkennen. Und so beginnen die beiden umeinander zu kreisen, was mal sehr amüsant ist, meist auf ganz eigene Art erotisch und schließlich auch tief bewegend.

Eingebettet ist diese Liebesgeschichte in das entsprechende Sozialkolorit. In der Royal Society diskutieren historische Figuren wie Christopher Wren, Samuel Pepys und Robert Hooke über Dinge, die auch aus heutiger Sicht als Wissenschaft durchgehen, ebenso wie über Astrologie, Zwitterwesen zwischen Hase und Katze, Bezoarsteine und anderen Humbug. Wie auch in Katie verschwimmen die Grenzen zwischen Wissen und Aberglauben, sehr zum Vergnügen des Lesers.

Chrysander verliert indessen immer mehr die Fähigkeit zu ordnen und zu definieren. Nicht nur in seinem Privatleben, sondern auch als Kurator – spätestens als sein ach so keusches nordisches Moos beginnt zu blühen und Früchte zu tragen.

Und Lucius entwickelt sich zu einer der interessantesten Charaktere, über die ich in der letzten Zeit lesen durfte. Wirkt er anfangs in seinen Verkleidungen und Spielchen nur wie der typische Vertreter eines gelangweilten, verwöhnten Adligen, erkennt man schnell welche Tiefe sich in diesem Charakter verbirgt. Seine Neugier, seine Empathie, sein Verstehenwollen, sein Verstandenwerdenwollen gehen weit über den Erkenntnisdrang Chrysanders hinaus, der sich weigert zur Kenntnis zu nehmen, was nicht in sein System passt.

Man müsste noch viel mehr zu diesem Roman sagen. Zum Beispiel über den lappischen Diener Kauppi, das Verhältnis von Wissenschaft und Glaube. Und darüber wie die Stimmung des Buches von alberner Überspitzung ins Leise, Traurige kippt…
Aber das sollte jeder selber herausfinden.
Profile Image for Semjon.
745 reviews476 followers
August 16, 2020
Die Idee des Buchs fand ich ganz originell. Im Jahr 1678 nimmt der schwedischer Naturwissenschaftler Simon Chrysander die Berufung an ein Londoner College an, um dort für Ordnung zu sorgen. Er beherrscht die Kunst der Bestimmung und will alles und jedes in Art, Gattung und Familie einordnen. Dabei kommt ihm jedoch der junge Earl Lucius in Verkleidung als Dirne Lucy in die Quere, der in Chrysander erotische Gefühl wachsen lässt. Das diese Gefühl homoerotisch sind, kann der Schwede aber nicht in sein Weltbild von Ordnung und Bestimmung bringen. In der Folgezeit entwickelt sich dann ein Jo-Jo Spiel von Anziehung und Ablehnung wie in einem typischen Boulevardtheaterstück.

Die Figuren waren mir oft zu überzeichnet. Die ganze Riege der Professoren in der Royal Society machten den Eindruck, wie eine Ansammlung von Waldorfs und Statlers aus der Muppets Show. Für ein rein humoristisches Buch war es dann aber zu ernsthaft und für einen historischen Roman zu klamaukhaft nach meinem Empfinden. So blieb es ein durchaus unterhaltsamer Roman auf weit überdurchschnittlichem sprachlichen Niveau.
Profile Image for Kathrin Passig.
Author 51 books465 followers
February 20, 2025
Es fing so gut an, stilistisch genau wie "Die Vermessung der Welt" (aber zwei Jahre vorher). Die Autorin führt eine interessante Figur ein, dann noch eine zweite (etwas karikaturenhafter, hat mich nicht so überzeugt), und dann, etwa nach dem ersten Viertel des Buchs, fühlte es sich für mich so an, als hätte sie die beiden einer ganz anderen Autorin überlassen, die gar nicht wusste, was sie damit anfangen soll, und die Figuren noch ein paar hundert Seiten unentschlossen durch die Kulissen schiebt. Außerdem die dritte Figur Kauppi, der edle, undurchschaubare Wilde, hm hm. Aber das Buch ist von 2003, da konnte man das vielleicht noch machen. Jedenfalls wäre es mir damals nicht unangenehm aufgefallen. Also anfangs fünf Sterne, später zwei, deshalb insgesamt drei.
Displaying 1 - 4 of 4 reviews

Can't find what you're looking for?

Get help and learn more about the design.