In "Relax" erzählt Alexa Hennig von Lange von jungen Leuten, die sich mit allen verfügbaren Drogen auskennen, Marihuana, Kokain, Ecstasy oder einfach unidentifizierten Pillen. "Relax" ist die Geschichte von Chris und Omek, die Chris "meine Kleine" nennt. Oder auch gern "meine kleine Ficksau", denn "die ist komplett sexsüchtig". "Relax" ist ein Flug durch ein Wochenende, schnell geschnitten, mit rasanten Dialogen. Und es ist eine gute, alte Liebesgeschichte: Naiv und komplett unmoralisch, schreiend komisch und wunderbar anrührend. Abfeiern ist angesagt - bis zum Umfallen. In bester Bukowskischer Manier geht es viel und unverblümt um Sex: neben Ecstasy und Bier ein schneller Muntermacher gegen die tödliche Langeweile - notfalls mit Hilfe von Harald, dem Vibrator. Der Leser mag ob solcher Verderbtheit bisweilen schlucken, die meiste Zeit wird er sich köstlich amüsieren.
Dieser berüchtigte Drogenroman gehört (zusammen mit Faserland und Soloalbum) zu den Gründungsdokumenten der Popliteratur - und man kann viel über das Buch sagen, aber besonders gut ist es nicht. Doch sein Stellenwert im Kanon ist trotzdem nachvollziehbar: Hennig von Lange hat hier einen Roman über das Leben im Jetzt vorgelegt, über die Suche nach dem Gefühl, am Leben zu sein, dialoglastig und in direkter Sprache (wenn diese auch weit weniger schockierend ist, als so manche Rezension suggeriert).
Der erste Teil wird von Partybiest Chris erzählt, der jedes Wochenende mit seinen Jungs feiern geht und sich dabei abschießt (Pillen, Alkohol, Koks etc.). Zwar hängt er an seiner Freundin, doch Rücksicht nimmt er keine auf sie. Der zweite Teil erzählt exakt dieselben zwei Tage wie der erste, allerdings aus der Perspektive von Chris' namenloser Freundin, der "Kleinen" (wie konntest Du nur, Alexa Hennig von Lange - die "Kleine"?!). Sie ist besessen von Vampirella, Sex und ihrem Traum von einer Heirat in Las Vegas plus anschließender Kinderschar, denn sie vergöttert Chris: Jup, sie sitzt hauptsächlich zu Hause und wartet auf ihn und wäscht seine Socken (echt). Beide Protagonist*innen sind jung, prekär beschäftigt und nicht gerade eloquent oder besonders helle.
Die Stimmungen, Emotionen und (An-)Triebe weiß diese Autorin geschickt zu evozieren, die Figuren sind plastisch und ihr Wunsch danach, etwas zu erleben, ist für Leser*innen durchaus nachvollziehbar. Auch die Unzulänglichkeiten der Figuren und deren Ursachen werden klar, aber über 300 Seiten diese Dialoge zu lesen ist schon eine Prüfung. Dennoch bin ich froh, dieses Standardwerk nun endlich zu kennen, denn es ist klar, wo es ins große Poplit-Mosaik reinpasst.
Hat mir echt Kopfschmerzen beim lesen gemacht. Glaube das Buch war als es in den 90ern veröffentlich wurde durch seine tabulose Thematisierung von Sex und Drogen revolutionär, mittlerweile ist es eher ein sehr makaber geschriebenes (und nicht sehr gutes) Buch, dass von Einsamkeit handelt und versucht in eine Geschichte verpackt, Leser*innen über die dunklen Seiten von Drogenkonsum aufzuklären. Kann man lesen, muss man aber auch nicht :)
Das Buch ist irre derb und vulgär. Von den ersten Seiten an geht es um Sex, Masturbation und Drogen und das in einer Ausdrucksweise, über die ich aufgrund ihrer Schamlosigkeit nur noch lachen konnte. Irgendwie passt das eben auch alles zusammen, es wirkt echt und authentisch wie Chris, seine Jungs und seine Kleine sich ausdrücken. Erstaunlicherweise entsteht durch diesen doch recht detaillierten Bewusstseinsstrom und die Dialoge, die sich jegliche "sagte sie/er" Anhängsel sparen, ein richtiger Sog, der mich das Lesen nie unterbrechen lassen wollte.
Interessant finde ich die Beziehung, die hinter all dem Drogenkonsum und den Sexfantasien deutlich hervorblitzt. Während die erste Hälfte von Chris erzählt wird, spult die zweite zurück zum Anfang und berichtet wie seine Kleine die letzten zwei Tage erlebt hat. Bei dieser Gegenüberstellung offenbaren sich einige Abgründe, die zeigen wie vertrackt und kompliziert so eine Beziehung sein kann. Gerade dieser Aspekt hat mich am Ende ziemlich beeindruckt und die derbe Sprache oft vergessen lassen.
Aus der inoffiziellen Reihe: "Gelesen, aber um welchen Preis". Keine Ahnung, was in Deutschland der 90ern schief gegangen ist, dass der Roman einen Kultstatus hat gewinnen sollen. Die Geschichte ist nichtig, Figuren nahezu hirnlos und gesellschaftlichen Beobachtungen so oberflächlich, dass selbst ihre Traurigkeit nicht so richtig bewegen kann. Erzähltechnisch hat sich die Autorin wohl in "Lola rennt" verguckt, das ist aber viel zu wenig um aus dem Ausgangsmaterial ein interessantes Werk zu machen. Selbst der angekündigte Schockwert scheint enttäuschend stumpf und lau: Man kann auch vulgäre Sprache geschickt als Kunstwerkzeug nutzen und die schriftstellerische Hochleistung beim Schreiben über Sex und Feiern zeigen - das ist aber leider nicht der Fall. Kurzgesagt: "Schneeweiß und Russenrot" von Masłowska aber im Westen der 90ern dazu noch faul geschrieben und ohne einen engagierenden Plot. Oder bin ich wohl viel zu tief in meiner osteuropäischen Sozialisierung verwurzelt und finde die polnischen bildungsfernen Junkies schlicht und einfach sympathischer als die deutschen.
Wattpad Teens, die in ihren 20ern sind und Drogen nehmen. Karikaturen ohne dass sie jemand anscheinend karikiert hat. Naive Erzählweise und stilistischer Müll.
sehr tabulos und cool, zeigt wie unterschiedlich Frauen und Männer sich in Beziehungen verhalten und wie sie darüber denken, manchmal ein bisschen überspitzt meiner Meinung nach und leider ein relativ offenes Ende deshalb nur 4 Sterne, lässt sich sehr gut nebenbei lesen :)
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