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365 pages, Hardcover
First published March 14, 2023
"Es gibt Menschen, für die jeder Tag ein weißes Blatt ist, die sich treiben lassen, wohin es sie trägt, in Straßenbahnen steigen und von der Endstation aus einfach losgehen, in Cafés oder Espressos sitzen, ohne auf irgendwen oder irgendwas zu warten, die Zeit haben, ihre Umwelt zu betrachten. Es gibt Menschen, die aus Verzweiflung so leben und Menschen, die es aus Langeweile tun, Versorgte und Versandelte. Es gibt Menschen, die den ganzen Tag in einem Call Center oder hinter einer Kasse sitzen und nach der Arbeit bei GTA oder Breath of the Wild, bei Bolano oder Pessoa diese Ziellosigkeit finden, sie in einer Intensität ausleben, die ihnen erlaubt, noch einen weiteren Tag durchzuhalten bis sie endlich zwei Nächte, und irgendwann, in weiter Ferne, zwei Wochen am Stück frei haben. Und es gibt Menschen, die wissen, dass dieser Zustand irgendwann enden wird, die einer besseren Zukunft entgegenblicken, sodass sie, während sie ihre Aufgaben erfüllen, eigentlich nur diese Zukunft erwarten. Menschen, denen Eskapismus unnötig erscheint, weil sie noch die Perspektive haben, alldem zu entkommen.
Till hakt einen Tag nach dem anderen ab. Er liest Heldenplatz von Thomas Bernhard und er schreibt einen Einser auf die dazugehörige Schularbeit, weil er über Bernhard genau das schreibt, was er sich nach Mauthausen über den Dolina denkt, dass Bernhard die Nazis gehasst hat, aber auch diejenigen, die glauben, dass sie keine Nazis gewesen wären, die Angepassten und die Opportunisten, die Städter und die Menschen vom Land, die Sozialisten und die Journalisten, die abgeschmackten deutschen Feuilletons und den totalen Stumpfsinn der österreichischen Drecksblätter. Dass Bernhard durchschaut hat, wie Reichtum und Bildung und Tradition dazu dienen, Menschen seiner Herkunft auszuschließen und trotzdem an nichts anderem interessiert ist als an teuren Herrenmodegeschäften im ersten Bezirk, alten Meistern und der Vergangenheit."