Industrieschnee markiert die Grenzen des Orts, eine feine Säure liegt in der Luft, und hinter der Werksbrücke rauschen die Fertigungshallen, wo der Vater tagein, tagaus Aluminiumbleche beizt. Hier ist die Ich-Erzählerin aufgewachsen, hierher kommt sie zurück, als ihre Kindheitsfreunde heiraten. Und während sie die alten Wege geht, erinnert sie sich: an den Vater und den erblindeten Großvater, die kaum sprachen, die keine Veränderungen wollten und nichts wegwerfen konnten, bis nicht nur der Hausrat, sondern auch die verdrängten Erinnerungen hervorquollen. An die Mutter, deren Freiheitsdrang in der Enge einer westdeutschen Arbeiterwohnung erstickte, bis sie in einem kurzen Aufbegehren die Koffer packte und die Tochter beim trinkenden Vater ließ. An den frühen Schulabbruch und die Anstrengung, im zweiten Anlauf Versäumtes nachzuholen, an die Scham und die Angst – zuerst davor, nicht zu bestehen, dann davor, als Aufsteigerin auf ihren Platz zurückverwiesen zu werden. Wahrhaftig und einfühlsam erkundet Deniz Ohde in ihrem Debütroman die feinen Unterschiede in unserer Gesellschaft. Satz für Satz spürt sie den Sollbruchstellen im Leben der Erzählerin nach, den Zuschreibungen und Erwartungen an sie als Arbeiterkind, der Kluft zwischen Bildungsversprechen und erfahrener Ungleichheit, der verinnerlichten Abwertung und dem Versuch, sich davon zu befreien.
Im Vorfeld hatte ich gelesen, dass dies die Beschreibung einer „misslungenen Integration“ sei. Das ist falsch. Nicht nur ist die Hauptperson, die starke autobiographische Züge der Autorin trägt, keine Migrantin. Sie hat „Migrationshintergrund“, da ihre Mutter aus der Türkei stammt, ist aber nicht religiös und spricht nicht einmal die Sprache ihrer Mutter. Andererseits fühlt sie sich nie ganz zugehörig und sei es wegen des Namens der fälschlicherweise mit langem ‚i‘ ausgesprochen wird, man denkt an „Denise“ statt „Deniz“, und es keine Schulranzen, Anhänger oder Tassen mit ihrem Vornamen gibt. Ich hatte einen deutschen Nachnamen und zwei Vornamen. Weitaus stärkeren Einfluss auf Entwicklung und Befinden der Erzählerin hat ihre Herkunft aus dem Arbeitermilieu mit einem zum Alkoholismus Messi-Vater, der – wie auch der Großvater – nie gelernt hat über seine Gefühle zu sprechen (Diese gewalttätige Stille, die alles Laute, alle Hiebe und alle Schreie in sich trug und gegen ihre Ohrmuscheln drückte.) oder sich auch nur auf die Hinterbeine zu stellen und durchzusetzen. Auch die früh verstorbene Mutter bringt ihrer Tochter bei unauffällig zu bleiben, mit dem Strom zu schwimmen, in Konfliktsituationen den Kopf einzuziehen.
Und doch: Nach dem erzwungenen Abgang vom Gymnasium rafft sich die Erzählerin auf, erarbeitet sich mit eiserner Disziplin in der Abendrealschule die Mittlere Reife und besteht schließlich das Abitur als beste ihrer Klasse. Sie geht zum Studieren in eine andere Stadt, verliert dort aber ihre Disziplin, weil sie sich dem laissez-faire der anderen Studenten unterordnet. Aufgrund fehlender Praktika findet sie nach dem Studium zunächst keine Anstellung. Trotzdem hat sie mehr Perspektiven im Leben als ihre Schulfreunde aus besseren Familien, die den Stadtteil nicht verlassen und sich nach ihrer Verlobung auf ein gutbürgerliches Leben im Haus der Eltern eingerichtet haben.
Einen besonders traurigen Eindruck hinterlassen die Lehrer in dieser Geschichte. Keiner hat hinter den Schutzschild der Schülerin gesehen, die allein war auf einer Insel, an die unablässig Zigarettenrauch, Unrat und stumme Trauer anbrandeten. Sie klagt: Niemand hatte sich je die Zeit genommen den Scheffel ausfindig zu machen, unter dem mein Licht stand. Weil selbst Lehrer trifft mich dies. Und obwohl ich versuche die Geschichte hinter den Gesichtern meiner Schülerinnen und Schüler zu sehen, bin ich mir bewusst, dass es mir häufig nicht gelingt.
ich sagte, ich sei nicht so wie andere mit türkischem Elternteil, und bat damit stumm darum, dass man mich auch nicht so behandelte, aber meistens sprach ich gar nicht darüber
Die Geschichte wird sehr leise erzählt. Es fühlt sich fast so an, als würde die Person durch eine Therapie gehen und einfach alles los werden wollen. Die Sätze kommen ohne große Unterbrechungen, flüssig wie das Licht, aber nicht unbedingt chronologisch geordnet. Sie erinnert sich an ihre Kindheit, wie sie überfordert durch das Leben stolpert und nirgends wirklich ankommt. Bis zum Ende versucht sie selbstständig ein Leben für sich zu finden, trotz all der Seitenhiebe, die sie dulden muss. Die Geschichte urteilt nicht, hat keine Rachegelüste oder Wutausbrüche. Man versucht nachzuvollziehen wie andere Menschen reagieren und es gibt viele Fragezeichen, ohne dass diese je beantwortet werden. Ich bin zwar hier nicht geboren, aber auch ich kenne all diese Szene nur zu gut; sag doch was (was soll ich denn sagen?), sei nicht so still (warum ist still sein schlecht?), du könntest es besser, daher bekommst du eine schlechtere Note (warum??!?), ... Und immer wieder kehrt man zurück zu sich selbst; habe ich etwas falsch gemacht?
Die Autorin schafft es mit diesem Buch einen Nerv zu treffen; eine Geschichte eines Kindes zu erzählen, das unter einer ausländischen Mutter aufwächst, und somit zu Deutschland und gleichzeitig nirgendwo zugehörig gehört. Sie schafft Raum für die, die ruhig und in sich gekehrt sind, die aber auch eine Plattform benötigen um sich Gehör zu verschaffen. Wie der Titel besagt, ist die Protagonist wie ein Streulicht, aber es ist immer noch etwas positives, ein Licht trotz der Streuung und keine Dunkelheit.
Ich betrachtete die Tintenschrift, manchmal durch Tränenflüssigkeit verwischt, was ich damals zum Zeichen meiner Überforderung stehen gelassen hatte, in der Hoffnung, jemand würde es verstehen.
Ihre Aussagen über die Schulzeit treffen mich wie Pfeile in die Seele. Je nach Absatz wollte ich sie in die Arme schließen, sie schütteln und anschreien oder einfach nur sagen, dass sie in Ordnung ist, wie sie ist. Dass sie großartig ist und großen Mut bewiesen hat, indem sie dabei geblieben ist. Dass sie stark ist und den anderen nichts beweisen muss.
"Du bist doch deutsch, oder?", sie fragte es in sich vergewisserndem Tonfall, du kommst mir normal vor. Noch immer sah sie mich mit runden Augen an; sie wollte mir helfen. [...] "- Du fühlst dich aber gut integriert, oder?"
** Dieses Buch wurde mir über NetGalley als E-Book zur Verfügung gestellt **
Now Shortlisted for the German Book Prize 2020 An intersectional debut novel about a young girl growing up poor and in a difficult family situation while being perceived as a foreigner due to her cultural heritage. Review on Papierstau Podcast, episode 115, and you can listen to the Book Prize Battle Royale, #1 (in German).
Auf Seite 253 liest man schließlich den Satz, der vielleicht als Schlüssel zum Debutroman von Deniz Ohde taugt: Von den Seitenrändern aus habe ich auf die Welt geblickt. Genau diesen Blick vermittelt sie in STREULICHT (erschienen 2020) ununterbrochen. Eine Außenseiterin, die auf die Welt blickt.
Ohde, die sich laut Wikipedia zunächst vor allem auf Blogs literarisch versucht und diese Versuche meist dann abgebrochen hat, wenn sie zu viel Aufmerksamkeit generierten (was durchaus sympathisch wirkt), verfügt über ein hohes Sprachniveau, um eine Geschichte zu erzählen, die leider wenig Neues oder Aufregendes zu bieten hat. Es ist wohl ihre eigene Geschichte. Eine Geschichte aus dem bundesdeutschen Jugendalltag der 90er Jahre.
Die namenlose Erzählerin ist Tochter einer türkischen Mutter und eines deutschen Vaters, wodurch sie eine Sonderstellung erhält, irgendwo zwischen den Welten. Sie wächst (wahrscheinlich) im Umland von Frankfurt auf, in einem namenlosen Kaff, das von einem Industriepark beherrscht wird. Hier geht sie zur Schule, hat mit Sophia und Pikka zwei enge Freunde, versucht, ein normales Teenagerleben Mitte der 90er Jahre zu führen, stößt aber immer wieder an Grenzen. Grenzen, die einerseits durch ihre Herkunft gezogen werden, aber auch durch innerfamiliäre Konflikte, denn der Vater scheint nicht nur ein Alkoholproblem zu haben, sondern auch ein notorischer Sammler zu sein, nichts kann er wegwerfen. Die Mutter verlässt irgendwann das gemeinsame Heim, kehrt aber nach dem Tod des Großvaters zurück und bemüht sich, die Familie noch einmal zusammen zu halten. Ein Unterfangen, das mit ihrem Tod endet. Die Erzählerin leidet unter schulischen Schwächen, schmeißt die Schule schließlich, begibt sich später auf den zweiten Bildungsweg, holt ihr Abitur nach und studiert – offenbar geisteswissenschaftliche Fächer – an einer Universität, die mindestens 300 Kilometer von daheim entfernt sein soll, damit sie sich dem häuslichen Zugriff entziehen kann.
Viel Wahrscheinlichkeit, wenig Konkretes. Streulicht, das ist diffuses Licht, ein Licht, in dem die Dinge uneindeutig erscheinen können. So gesehen ist dies ein passender Titel für das Buch. Denn wirklich nah kommen wir dieser jungen Frau nicht. Was sie erzählt, bleibt häufig im Vagen, oft unklar, einiges wird erwähnt, ohne benannt zu werden. Sie hat einen „geheimen“ Namen, bei dem sie kein Dehnungs-I spricht (was auf den realen Namen der Autorin verweist, deren Namen aber eben auch dem französischen Denise entsprechen könnte); sie wird in jungen Jahren mit dem (Zitat) „K-Wort“ konfrontiert, was ihr erstmals ihre Herkunft verdeutlicht; zwischen Vater und Großvater herrscht eine seltsame Allianz, die der Leser jedoch nie tiefer durchdringen kann. Selbst die Mutter, der Ohde ein Kapitel widmet und deren Herkunft aus der Osttürkei thematisiert, aus der sie als junge Frau nahezu geflohen ist, bleibt für den Leser seltsam distanziert und unfassbar. Überhaupt bleiben sämtliche Figuren außerhalb der Erzählerin blass und uneindeutig. Weder die Eltern noch die Freunde werden dem Leser als eigenständige Personen vorgeführt, sondern radikal nur in Bezug auf die Ich-Erzählerin beschrieben. Dadurch entsteht ein Gefühl der Abgesondertheit, eine weitere Grenze zwischen ihr und der Welt. Etwas scheinbar Unüberwindliches.
Ohde findet für all das oftmals sehr gelungene Sprachbilder, allerdings fehlt eine Reflexionsebene, die über die reine Beschreibung hinausweist. Bis eben jener Satz vor den Augen des Lesers erscheint, der oben zitiert wurde. Denn mit einem Mal kommen die Ebene der Erzählerin und die Wahrnehmung des Lesers zur Deckung. So präzise und treffend die Sprache ist, so alltäglich aber ist das Berichtete. Man versteht nicht, was es eigentlich ist, was hier berichtet werden soll, was die Autorin umtreibt. Nimmt man den Begriff des „Blogs“ ernst, hat man es mit einem Netz-Tagebuch zu tun. Ein Tagebuch ist meist ein Medium der Selbstreferenz, eher nicht dazu geeignet, von Dritten gelesen zu werden (es sei denn, man ist Thomas Mann und der eigenen Bedeutung mehr als bewußt, dann schreibt man seine Tagebücher sicher mit Blick auf spätere, posthume Veröffentlichung). Genau so wirkt diese Prosa an vielen Stellen: Selbstreferenziell, wobei die Dringlichkeit des zu Berichtenden der Autorin klar vor Augen steht, es aber nur selten gelingt, diese Dringlichkeit auch dem Leser zu vermitteln. Meist nämlich erscheint dies alles wie eine ganz typische deutsche Jugend. Schwächen in der Schule, das Sitzenbleiben, die Trennung von Freunden, das Gefühl, abgeschnitten zu sein. Das Spezifische ihrer Situation glimmt hier und da einmal auf, doch hat man den Eindruck, daß es im Grunde keine wirkliche Rolle spielt in diesem Leben. Vielmehr scheinen die Probleme des Vaters massiven EInfluß auf den Werdegang der Tochter zu haben. Und diese Probleme sind zwar ebenfalls äußerst spezifisch, doch sind sie völlig unabhängig von Herkunft oder Abstammung. Mehr und mehr erscheint er wie ein Mann, der sich in einem „kleinen“ Leben eingerichtet, sein Auskommen mit seiner Arbeit gefunden hat, die er vor allem auf Nachtschichten erledigt, wo er Bleche beizt; ein Mann, der sich zwischen Alkoholrausch und Erinnerungen bewegt und dabei zu verlieren droht. Und der maximale Distanz zur Welt sucht – ein Unterfangen, das auch die Tochter (und Erzählerin) umzutreiben scheint.
Das Problem des Romans ist es vor allem, daß all diese Themen schon Hundert-, wenn nicht Tausendfach beschrieben und abgehandelt wurden. Sowohl die von Migrantenkindern, als auch jene von Kindern mit schwierigen Elternhäusern. Alkoholiker, Depressive, Gleichgültige als Eltern – sie alle haben seit den 70er Jahren unendlich viele Auftritte in der deutschen Literatur gehabt, vor allem in der Jugendliteratur und der „Problemliteratur“. Ohde kann dem wenig bis nichts Neues hinzufügen. Man liest sich Seite um Seite durch diese diffuse, streuende Erzählung und es geschieht, was nicht geschehen sollte: Erst bekommt man Mitleid, dann geht einem das Erzählen auf die Nerven. Denn eines ist dieser Roman leider nicht – frei von Weinerlichkeit. Die Lehrer, die Professoren, die Eltern, die Freunde – jeder bekommt sein Fett weg, jeder ist irgendwie mitverantwortlich für das Wesen und Sein dieser Erzählerin. Durch Unterlassung, mangelnde Aufmerksamkeit, Ignoranz. Dabei bleiben die meisten dieser Figuren, vor allem Lehrer und Dozenten, reine Funktionsträger. Sie haben entweder zu viel mit sich selbst zu tun oder aber bringen kein Verständnis auf für die besondere Situation dieser jungen Frau. Da zwischen der Ich-Erzählerin und der Autorin nahezu kein Abstand entsteht, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß sich hier jemand seinen Frust auf literarischem Niveau von der Seele schreibt.
STREULICHT ist, wie erwähnt, ein Debutroman. Man will nicht zu hart mit einer Debütantin ins Gericht gehen, will nicht zu hart urteilen. So bleibt nach diesem Roman die Hoffnung, daß Deniz Ohde sich von der eigenen Geschichte lösen, sie transzendieren kann, dabei ihre sprachliche Wucht und Vielfalt beibehält und zukünftig Gegenstände, Sujets findet, die es ihr ermöglichen, adäquat zu erzählen. Dieser Erstling bleibt ein interessanter Versuch, wenn auch ein auf der Strecke von 285 Seiten leider eher nicht geglückter.
Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2020 (Shortlist)
In ihrem Debüt erzählt Deniz Ohde eine Geschichte, die mich sehr bewegt hat - obwohl sie eher ruhig begonnen hat. Und so brauchte es eine Weile, bis ich sie zunehmend bemerkte, die zahllosen kleinen fiesen Piekser, die der Ich-Erzählerin pausenlos zugefügt werden - allein sind sie vielleicht etwas nervig, als Gesamtbild aber eine Dauerqual. Was die Erzählerin "verbrochen" hat? Nun, sie kommt quasi aus "dem falschen" Viertel. Ihre Familie weilt seit Generationen in der "gewöhnlichen" Arbeiterschicht, ohne große Ambitionen, diese jemals verlassen zu wollen. Als die Erzählerin sich anschickt, eine bislang nicht dagewesene höhere Bildung in Form von Abitur (und vielleicht mehr) anzustreben, ist sich der Vater sicher: "Das ist nichts für uns." Statt nach Höheren oder wenigstens anderem zu streben, hängt der Vater an liebsten an Vergangenem, was sich in einer extremen Sammelwut à la Messie widerspiegelt. Aufkommende Gedanken werden zudem im Alkohol ertränkt, der so ziemlich überall dazugehört.
Nicht genug, dass ihr Vater, festgefahren und resigniert, kaum als Vorbild taugt. Auch die Mutter scheint zu müde zum Aufbegehren. In der Hoffnung auf mehr wanderte sie als junge Frau aus der Türkei nach Deutschland aus - um eines Tages ausgelaugt aufzugeben, gegen die Unordnung und Alkoholsucht ihres Mannes anzukämpfen ("Immerhin schlägt er mich nicht", so redet sie es sich schön).
Doch nicht nur innerhalb, auch außerhalb der Familie wird die Erzählerin andauernd ausgebremst. Nicht nur, weil sie aus dem falschen Viertel kommt und sich viele der coolen Dinge, mit denen Jugendliche Zugehörigkeit demonstrieren, nicht leisten kann. Es ist auch der Migrationshintergrund der Mutter, der ihr rassistische Diskriminierung und Ausgrenzung entgegen bringt.
Deniz Ohde schildert diese doppelte Ausgrenzung an verschiedenen gesellschaftlichen Aspekten, im Vordergrund steht jedoch das Thema Bildung - und der Ausschluss daran aufgrund von System und Struktur. Wenn nicht mal die Lehrer*innen an die K*******n glauben, die zu Hause doch bestimmt sowie viel helfen muss und kaum zum Lernen kommt - wer soll ihr dann noch Hoffnung geben?
Das Buch hat mich mit jeder Seite mehr berührt und geschmerzt - es ist einfach schlimm, andere Menschen dabei zu beobachten, wie sie aufgrund eigener, unbegründeter Vorurteile handeln - und viel versprechende, junge Talente so nur sehr kleine Chancen auf ein besseres Leben erhalten.
Ich für meinen Teil bin sehr froh, dass Deniz Ohde die Chance hatte, diese Geschichte zu erzählen, in der vermutlich viele eigene Erfahrungen eingeflossen sind. Aber selbst wenn nicht: Das ist ein sensibel und sehr realistisch erzähltes, genau beobachtetes Schicksal, dem hier eine literarische Stimme verliehen wird. Neben des Einzelschicksals stehen hier zudem das Bildungssystem und seine Grenzen (oder besser: Ausgrenzungen) im Mittelpunkt. Ein Buch, das das Potenzial hat, nicht nur die literarische, sondern auch die gesellschaftliche Debatte zu befeuern - daher eine verdiente Nominierung für die Longlist des deutschen Buchpreises 2020.
Deniz Ohde hat mit ihrem Debütroman den aspekte Literaturpreis und den Bloggerpreis "Das Debüt" 2020 erhalten und stand außerdem 2020 auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. "Streulicht" spielt in einer Arbeitersiedlung am Rande eines großen Industrieparks nahe der "Stadt", die hier nicht weiter benannt wird. Die namenlose Ich-Erzählerin wächst hier in sehr bescheidenen Verhältnissen auf, der Vater einfacher Arbeiter, der vom Leben wenig erwartet, nutzlose Dinge hortet und in Wutanfällen regelmäßig die Möbel angeht, die Mutter eine türkische Frau, die putzen geht und sich aufopferungsvoll um die kleine Familie sowie den Schwiegervater kümmert.
Die Protagonistin hält im Erwachsenenalter bei einem Besuch in der Heimat Rückschau über das Aufwachsen, die unbeschwerten und die belastenden Momente ihrer Kindheit und Jugend und fängt dabei mit unglaublich genauen Beobachtungen die Lebensrealität eines Mädchens aus einer bildungsfernen Familie ein. Klassismus spielt hier eine große Rolle, aber auch subtiler Rassismus, Armut und psychische Krankheiten.
Mich hat vor allem beeindruckt, wie treffsicher Deniz Ohde ihre Figuren zeichnet und sie in ihren Eigenheiten und Motiven unglaublich nahbar macht. Ich saß in diesem Klassenzimmer und habe den Lehrer verflucht, sah auf den Industriepark mit seinen hohen Schloten, ich spürte die Resignation der Protagonistin schwer auf mir lasten. Ich ging mit ihr mühevolle Schritte mit dem Gefühl, falsch zu sein und selbst Schuld zu haben, durchs Raster gefallen zu sein in einem Land, das gleiche Bildungschancen proklamiert. Es zerreißt einem das Herz und nur manchmal, ganz zart, leuchtet ein Hoffnungsschimmer auf.
"Ich war nicht schaumgeboren, sondern staubgeboren; rußgeboren, geboren aus dem Kochsalz in der Luft, das sich auf die Autodächer legte. Geboren aus dem sauren Gestank der Müllverbrennungsanlage, aus den Flusswiesen und den Bäumen zwischen den Strommasten, aus dem dunklen Wasser, das an die Wackersteine schlug, einem Film aus Stickstoff und Nitrat, nicht Gischt." (S. 224)
This was such an excellent read: an artfully executed autobiographical bildungsroman mixed with themes of self-loathing and inherited family trauma. For someone who struggles with feelings of not belonging in Germany almost on a daily basis, I could totally (and sadly) identify with the narrator. However, I can't even begin to imagine her hardships since she grew up in this country and has to process these feelings throughout her whole existence. The narrative of having a lot to say but not having the ability to do so because you're constantly put under the microscope of otherness is just so damn real. I strongly hope this novel will win the German book Prize. "Wenn's nichts wird, kommst wieder heim."
„W sztucznym świetle” Deniz Ohde to historia bohaterki, której towarzyszymy w dorastaniu i kolejnych etapach edukacji. Dziewczyna jest Niemką, natomiast jej mama jest imigrantką i przez ten pryzmat oceniają ją nauczyciele i znajomi. Z domu wyniosła, że ma się nie wychylać, nie rzucać w oczy, nie robić więcej niż to konieczne, że powinna milczeć i nie zabierać głosu. Dziewczyna waży słowa, nie umie stanąć w swojej obronie. System edukacji tłamsi jej zdolności, nie potrafi się wpasować w jego schematy i wymagania. Jest wycofana, brakuje jej wiary w siebie i świadomości swoich mocnych stron.
„W sztucznym świetle” bardzo do mnie trafiło. To ważna, świetnie napisana książka, w której dużą rolę odgrywa niemiecki system edukacji i wpływ pochodzenia rodziców na losy dzieci. To cicha i spokojna historia o samotności i braku zrozumienia. Chciałoby się przytulić główną bohaterkę i powiedzieć, że jest zdolna, a pochodzenie nie świadczy o jej wartości.
To kolejna książka wydawnictwa Marpress (zaraz obok "Oprzyj swoją samotność o moją"), która mnie zachwyciła. Zdecydowanie polecam.
„Streulicht“ erzählt die Geschichte eines Mädchens, deren Namen wir nie erfahren. Ihre Mutter ist Türkin und bleibt an vielen Stellen des Buches blass. Der Vater ist Arbeiter in einer Fabrik, trinkt mehr und mehr und hat einen Hang dazu Sachen zu horten. Die Beziehung zur Mutter läuft nicht immer harmonisch ab. Irgendwo zwischen Müll und Streit wächst die Protagonistin auf und lernt vor allem eines: still zu sein. In der Schule ist sie auch still, so still, dass sie irgendwann untergeht im deutschen Bildungssystem und vom Gymnasium abgehen muss. Weder ihre Freunde (Kinder von „braven Bildungsbürgern“) stehen ihr zur Seite, noch ihre Eltern. So ist das Mädchen völlig auf sich gestellt. Nach 1.5 Jahren vor dem Fernseher nimmt sie ihr Schicksal in die eigene Hand, kämpft sich durch die Abendschule zurück an ein Gymnasium, das bereit ist sie trotz der Fehlzeiten aufzunehmen. Immer wieder wird sie mit Erwartungen und Fragen konfrontiert, auf die sie keine Antwort hat. Vom Elternhaus ist keine Unterstützung zu erwarten. Ihre Mutter ist inzwischen verstorben, der Vater kennt sich nicht aus mit höherer Bildung. Studieren erscheint ihm völlig unsinnig.
Deniz Ohde skizziert einen Werdegang, der zeigt, wie schwer es ist sich im deutschen Bildungssystem durchzusetzen, wenn man keine Unterstützung hat und niemand einem sagt, an wen man sich wenden könnte und/ oder wie das System funktioniert. Sie beschreibt eindrücklich, dass Arbeiterkinder und/ oder Kinder mit Migrationshintergrund deutlich härter arbeiten müssen um gesehen zu werden und dieselben Chancen zu bekommen, die anderen automatisch zugeteilt werden.
Schlussendlich ist dieser Roman in großen Teilen bedrückend und von großer Einsamkeit geprägt. Beinahe wünsche ich mir eine Fortsetzung um zu schauen, ob sich das Mädchen von ihrer Vergangenheit befreien kann und ihren eigenen Weg gehen wird. Ein Anfang ist gemacht...
Empfohlen für alle, die sich für Bücher des Deutschen Buchpreises interessieren, alle, die sich fragen, wie es außerhalb ihrer Bubble so aussieht und für jeden, der nicht glauben will, dass das deutsche Bildungssystem von Ungerechtigkeit geprägt ist.
Ich reagier immer etwas allergisch bei dem Versuch mir Determinismus unterzujubeln. Zu Beginn wurd ich auch immer nervöser bei den Erzählungen aus Schulzeit und der Familie. Diese schüchterne Passivität der Icherzählerin. Schwer zu ertragen. Hier haben wir allerdings den Fall einer Familiengeschichte und Erlebnissen, die die Autorin für mich weitestgehend absolut plausibel aufbereitet, die mich die Verhaltensweisen emphatisch nachfühlen lassen.
Sprachlich finde ich das Buch herausragend gut. Dieser nüchterne Erzählton ist toll.
Es gab für mich den ein oder anderen Moment im späteren Teenager und jungen Erwachsenenalter, den ich nicht ganz glaubwürdig fand. Auch wenn einem grundlegende Bildung fehlt und man den Begriff Kommilitone nicht kennt, hat man ja dennoch Kontakt zu Menschen von denen man sich etwas abgucken kann. Es geht seit der Kindheit genug Zeit ins Land, die Naivität und Unwissenheit abzulegen, zumal sie eine Internetgeneration darstellt. Man muss schon mit heftigen Scheuklappen durchs Leben laufen, um auf der Uni immer noch in dieser naiven, leicht larmoyanten Art Banalitäten nicht zu wissen, die schnell nachgeschlagen werden können. Immerhin hatte sie 2 Freunde, die sie seit der Schulzeit begleiten. Sie lebte nie völlig isoliert. Die Passivität durchbricht sie an mehreren Punkten ihres Lebens, weshalb Passagen dieser Art : „Ich versteh das Leben da draußen nicht und belasse es auch dabei“, für mich nicht logisch sind und den deterministischen Ansatz zu stark betonen. Ich spreche hier allerdings von wenigen Ausnahmemomenten, die den Lesegenuss nur marginal eingetrübt haben.
shortlist deutscher buchpreis 2020 longlist deutscher buchpreis 2020 dichter erster roman einer jungen autorin, in der die ich-erzählerin, eine junge frau die gerade ihr studium beendet hat, in ihren herkunftsort in der nähe eines industrieparks zurückkehrt. diese rückkehr ist erinnerung und meditation über den ort, über ihre soziale herkunft (der vater - ein deutscher arbeiter, trinker, starker raucher, horter von ramsch; die mutter - türkische immigrantin, putzkraft, die mehr oder weniger vergeblich versucht, der existenz ein bisschen ordnung zu geben), ihre jugendfreunde pikka und sophia, die jetzt heiraten und im ort bleiben werden, und die auch sie zum bleiben bewegen wollen. es ist sehr interessant, wie die autorin ihre und unsere sicht auf diesen von saurer luft und industrieschnee geprägten ort lenkt, durch ihre kindheit und schulerfahrung die, trotz intelligenz, erstmal zum schulabbruch führt; der subtile vergleich mit ihrer freundin sophia, in der sie eine art deutsches mustermädchen sieht (inklusive namensgleichheit mit der fibel heldin) sowie verschiedene signale, die sie in der kommunikation von lehrer und mitschüler sieht, führen bei der ich-erzählerin zu einer großen unsicherheit bezüglich ihres platzes in der schule, im ort, im leben. nach dem schulabbruch schafft sie es, den weg zurück zu finden, und zu studieren - es bleibt aber unklar, ob das dann wirklich als „erfolg“ zu verbuchen ist. der roman ist dicht, originell, stark und wirkungsvoll. eine junge autorin, von der ich gerne noch weitere bücher lesen würde.
This book lived 100% up to my expectations. An unnamed narrator reflects back on her life growing up as "half-German" with a name that people could not pronounce in a small worker community next to an imposing chemical plant. The quietness in which she tells the story of judgement and exclusion left me often breathless. Our narrator, who at some point changes the name, longs for being accepted, to be seen as German. I loved how Ohde described this fine edge of the outsider, but also a part of it, but always on terms of those letting you in. A really fine novel that deserved to be shortlisted for Buchpreis and that I hope will get translated into English.
„Wenn einer in einem System versagt, das von vorne herein auf sein Versagen angelegt ist, liegt die Schuld nicht bei ihm. Für wen ist das Netz gebaut? Für wen ist es ein Fangnetz? Und für wen ist der Abgrund darunter bestimmt?“
„Ich war nicht schaumgeboren, sondern staubgeboren; rußgeboren, geboren aus dem Kochsalz in der Luft, das sich auf die Autodächer legte. Geboren aus dem sauren Gestank der Müllverbrennungsanlage, aus den Flusswiesen und den Bäumen zwischen den Strommasten, aus dem dunklen Wasser, das an die Wackersteine schlug, einem Film aus Stickstoff und Nitrat, nicht Gischt.“
Bisschen gemischte Gefühle.
In Rückblenden berichtet die Ich-Erzählerin von ihrem Aufwachsen in einem Industrieort in den 90er Jahren. Die familiären Strukturen sind komplex. Ihre Mutter, die als junge Frau aus der Türkei nach Deutschland kam, leidet unter dem alltäglichen Rassismus, der ihr und ihrer Tochter begegnet, und auch unter den Launen des Vaters ihres Kindes, eines alkoholkranken Messi, der wie schon sein Vater vor ihm im angrenzenden Industriepark arbeitet. Irgendwie beiläufig begleitet man die Erzählerin auf ihrem Weg durch Schule und Studium, erlebt wie sich immer wieder Türen vor ihr verschließen durch das ungerechte Bildungssystem und die rassistischen Vorurteile von Lehrkräften, Mitschüler*innen, Freund*innen und deren Eltern, aber auch die Hilflosigkeit ihrer eigenen Eltern. Wie sie immer wieder aufsteht, wenn sie wieder einmal zu Boden gestoßen wurde.
Richtig toll und lyrisch geschrieben, ohne dabei aufdringlich zu sein und vor allem gegen Ende hat es mich noch mal richtig gepackt und berührt. Zwischendrin hat es sich aber auch ziemlich gezogen und teilweise etwas wiederholt, weshalb ich es letztlich immer mal wieder unterbrochen und stattdessen was anderes gelesen habe. Aber bin trotzdem sehr froh, nicht aufgegeben und dieses besondere Buch beendet zu haben!
Diese Stelle wollte ich euch nicht vorenthalten:
„Ich hatte noch nicht wissen können, dass fast jeder sich wichtig nehmende junge Mann, den man in seinen Zwanzigern kennenlernt, kein Bettgestell hat, sondern nur eine auf dem Boden liegende Matratze, dass jeder von ihnen in ein leeres Marmeladenglas ascht und Wert darauf legt, einen Plattenspieler zu besitzen, dass jeder von ihnen seine Klamotten auf dem Boden verteilt und Teelichter dazwischen stellt, um romantisch zu wirken, die dann einen dunklen Fleck auf dem Holzboden hinterlassen wegen der Hitze der Aluminiumschalen; sie lüfteten nie, und der Geruch der ausgebrannten Kerzen zusammen mit dem kalten Rauch ihrer selbstgedrehten Zigaretten erfüllte ihr Zimmer und hing in ihrer Bettdecke, und unter einer von ihnen lag ich, zog sie mir über die nackten Arme, während ich mich fragte, wie viele verschiedene Hautschuppen darin vergraben waren.“
Η αφηγήτρια της ιστορίας αποφασίζει να επιστρέψει πίσω στην πόλη όπου μεγάλωσε, με αφορμή τον γάμο των δύο παιδικών της φίλων, του Πίκα και της Σόφι. Οι αναμνήσεις έρχονται σαν κύμα και την παρασέρνουν στο παρελθόν. Θυμάται την μητέρα της να τις εξιστορεί ιστορίες απο την χώρα απ' όπου έφυγε, τον παππού της να ειναι αποστασιοποιημένος συνεχώς και τον πατέρα της που εκτός απο λάτρης του αλκοόλ είχε και άλλη εμμονή, να μαζεύει συνεχώς άχρηστα πράγματα στο σπίτι τους.
Μεγαλωμένη σε μια οικογένεια χωρίς φιλοδοξίες, χωρίς όνειρα, που δεν υπάρχει η παραμικρή εμψύχωση για να πάει ένα βήμα παραπάνω, η αφηγήτρια αποφασίζει να το κάνει απο μόνη της το βήμα αυτό. Έτσι παλεύει να ολοκληρώσει τις σπουδές της και με κάποιο τρόπο να αφήσει πίσω της, όλη την θλιβερή ματαιότητα που είναι εμποτισμένη μέσα της.
Ακόμα ένα βιβλίο που το έχω ολοκληρώσει πριν κάποιες μέρες και ακόμα το σκέφτομαι, ίσως γιατί με άγγιξε βαθύτερα απ' όσο περίμενα αρχικά. Είναι απο τα βιβλία που θέλεις να πάρεις μια αγκαλιά την αφηγήτρια και να της πει ότι θα τα καταφέρει, ότι δεν διαφέρει απο τους υπόλοιπους και ότι η καταγωγή της σίγουρα δεν αποδεικνύει την αξία της. Ένα ωραίο βιβλίο που προβληματίζει..
Pre recenzije jedno priznanje: privukle su me fenomenalne korice u izdanju Fabrike knjiga (koja je nažalost već godinu dana ugašena).
,,Difuzna svetlost" je prilično teško štivo koje nosi značajnu društvenu kritiku i teskobu porodičnih odnosa. Pitanje klase, porekla i pripadanja obrađeno je kroz suzdržan, minimalistički stil. Atmosfera industrijskog predgrađa i introspektivni glas naratorke umeju da dirnu, naročito u delovima gde sitni detalji postaju simboli nevidljivosti i socijalnih barijera.
Početak je obećavao, ali ipak, slabosti ovog romana ne mogu da se ignorišu. Fragmentarna struktura povremeno deluje zamorno, a prelazi kroz hronologiju nisu uvek dovoljno jasni, naročito u drugom delu, kada bezimena junakinja prelazi ka akademskom svetu i ton se rasipa i gubi na intenzitetu. Nije mi ostavilo zaokružen utisak, već pre osećaj nedovršenosti. Još jedna zamerka je što ne osećam da sam zaista upoznala glavnu junakinju niti sam uspela da se povežem sa njom na dubljem nivou uprkos tematici koja to zahteva.
U celini, ,,Difuzna svetlost" je vredan doprinos temi socijalne nejednakosti i identiteta, ali stilski i narativno ostaje na pola puta. Moja ocena bi bila 3⭐️ do najviše 3.5⭐️.
Ein wahnsinnig gutes Buch über Alltagsrassismus, sozialen Aufstieg eingewoben in die Biografie der Hauptfigur, die in Deutschland Anfang der 2000er aufwächst. Sprachlich so geil geschrieben, ich konnte mir die beschriebene Stadt und die Stimmung gut vorstellen. Aber welche deutsche Stadt könnte das sein?? ich tippe auf Wuppertal
Streulicht. Die Lichter eines Industrieparks bei Nacht, angelehnt an den Frankfurter Industriepark Höchst; Neonlicht, gestreut über den Nachthimmel. Im Schatten der Streulichter wächst unsere Erzählerin auf. Das Bild des Industrieparks zieht sich als roter Faden durch den Roman, ist Teil der Familie und des Lebens der Erzählerin sowie ihres Heimatortes.
Die Heldin, der Deniz Ohde in ihrem Debüt eine Stimme verleiht, bleibt selbst Namenlos. Und doch ist gerade die Identität zentrales Thema des Romans und findet sich in den feinsten Nuancen und Szenen. Was ist Identität? Ein Name? Herkunft? Oder doch mehr die gesammelten Erinnerungen und das Erlebte? Eine klare Aussage muss hier wohl jeder Leser für sich finden. . Unsere namenlose Heldin wächst auf als Kind eines deutschen Arbeitervaters und einer türkischen Mutter, deren Abenteuerlust inzwischen gänzlich vom Temperament und den Anwandlungen des Ehemannes erstickt wurden. Mutter und Tochter lernen die Zeichen zu lesen, die Atmosphäre in der Luft und das Knarren des Fußbodens zu deuten um auf die Wutausbrüche des Vaters vorbereitet zu sein. Die Erzählerin lernt sich möglichst lautlos und unscheinbar zu bewegen. In der Schule bekommt sie kaum Worte heraus, wird schnell abgestempelt und bekommt nicht die Chance, ihre Worte und Sprache zu finden, gehört zu werden.
Fremdenfeindlichkeit und Rassismus ziehen sich nicht offen und klar benannt durch den Roman. Stattdessen findet man die Ausgrenzung und Abwertung, mit der sich die Erzählerin konfrontiert sieht, in fast jeder Alltagssituation, ohne dass die beteiligten Personen es bemerken. Selbst Sophia, die beste Freundin und das komplette Gegenteil zur Erzählerin, stellt ihre oft unbedachten Äußerungen und Vorurteile nicht in Frage.
Przed wami nominowana do najważniejszej niemieckiej nagrody literackiej i tegorocznego Angelusa "W sztucznym świetle" i mogłabym tylko powiedzieć, że bildungsroman, że trudne dzieciństwo, że smutek, że ważna książka i tak dalej, ale chwila moment, poczekajcie.
Bo mamy nastoletnią bohaterkę-narratorkę, która bierze i po kolei odsłania przed nami miasteczko, w którym się wychowuje, ludzi i ich stosunki między sobą, relacje w rodzinie, system niemieckiej edukacji.
Jej historia jest już z góry przesądzona przez osoby, z którymi ma do czynienia - przez nich oglądana, oceniana i podsumowywana zwykle jako potomkini imigrantki dziewczyna przejmuje ich opinie, liczy się z nimi, ba!, ani myśli ich podważać. Jej historia to dzieciństwo spędzone w dysfukcyjnym domu i szkoła, która już na wstępie spisała ją na straty. Jej historia nie zawiera nawet jej prawdziwego imienia - czytelnicy nigdy go nie poznają.
Książka, która z świetnym wyczuciem pokazuje, jak przekonania zakorzenione w nas samych - nawet te niewinne, rzucane w powietrze komentarze - potrafią oddziaływać na jednostkę, a także jak środowisko patologicznej rodziny i uprzedzonego społeczeństwa potrafią zdeterminować historię jednej osoby. W kontekście takich powieści hasło "jesteś kowalem swojego losu" wykrzywia nam usta ze zgorzknienia.
I kiedy już już chcemy odłożyć tę książkę na bok po skończeniu ostatniej strony, zza okna domu, biblioteki, autobusu dochodzą do nas coraz liczniejsze głosy Ukraińców, którym oferujemy ten sam los "zdolnego jak na obcego", ale wciąż głupszego, gorszego od nas, wdzięcznego i mającego siedzieć cicho.
Loved this. If you ever wondered how it is to grow up as a working class migrant with academic aspirations in Germany, this is the book for you. It reminded me on every page of my own education and experiences. It’s a sobering, sometimes even quite bleak read, that lists the usual microaggressions but not in an agitated, woe-is-me way. It just shows the experience for what it can be and mostly does so without recriminations. Excellent prose as well. Rarely read German novels, but this one‘s a keeper.
Ένα πολύ ιδιαίτερο -μάλλον αυτοβιογραφικό- βιβλίο. Για το ύφος και τη δομή του. Πρωτοπρόσωπη αφήγηση με πολύ έντονη χρήση του πλάγιου λόγου. Ένας συνδυασμός που δεν είμαι σίγουρη αν λειτουργεί σωστά γιατί χάνεται το νόημα της πρωτοπρόσωπης αφήγησης. Η αφηγήτρια γίνεται συχνά παντογνώστης. Και οι ήρωες χάνουν την αυτονομία τους. Ωστόσο καταφέρνει να δώσει μια πικρή και συνάμα ζεστή εσωτερικότητα στην αφήγηση της και να θίξει σύγχρονα κοινωνικά ζητήμα��α που μας αφορούν όλους. Η μετανάστευση, το μικροπεριβάλλον της οικογένειας, η πατριαρχεία, η φτώχεια, οι εμμονές, το εκπαιδευτικό σύστημα. Κι αν κάτι θα κρατήσω από αυτό το βιβλίο είναι ότι ακόμα κι όταν όλα πάνε κόντρα, ειναι εφικτό να κάνει κανείς όνειρα και να τα κυνηγά.
Mir persönlich zu wenig konkret, vieles angedeutet, wenig zu Ende gebracht. Ich schätze das sollte so sein, aber leider hat mir der Roman damit überhaupt nicht abgeholt. Ich hatte Schwierigkeiten ihn zu Ende zu lesen - es lohnt sich, aber großartig finde ich ihn nicht.
Erzählt anschaulich die Probleme des deutschen Bildungssystems. Mir hat leider die Erzählstimme gar nicht gefallen, auch nicht, dass ständig Metapher auf Metapher folgt. Ohde schreibt sehr schön, aber mir kam es dann zuhauf doch etwas gekünstelt vor.
Nachdem ich bei bei einer Freundin “Streulicht” gesehen habe und auch, wie begeistert sie davon ist, habe ich das als Hörbuch angehört. Deniz Ohde hat ein unglaubliches Buch geschrieben. An alle, die Mikroagressionen, Othering, Diskriminierung und Rassismus besser verstehen möchten: Hört/Lest dieses Buch! [CN: Gaslighting, Häussliche Gewalt, Kindesmisshandlung, Mikroaggressionen, Othering, Rassismus]
Am Anfang des Buches hat es mich nicht gepackt, aber ich denke auch nicht, dass das die Intention sein sollte. Die Erzählweise war so ruhig, fast empfand ich sie schon als langweilig. Es wurde viel beschrieben, aber es passierte nichts? Ich war verwirrt. Doch plötzlich gab es hin und wieder Seitenhiebe. Es wurde immer mehr. Es wurde immer auffälliger. Irgendwann waren es keine Mikroaggressionen mehr. Ich hätte die Protagonistin am liebsten geschüttelt und ihr ins Gesicht geschrien, dass das so nicht ok ist, was die anderen das mit ihr machen. Nimm das bitte nicht so hin! Ich hätte sie am liebsten vor allen anderen beschützt. Die Eltern angeschnauzt, die Lehrer*innen, die Freundin Sophie. Einfach alle. Wie konntet ihr nur? Wie konntet ihr nur so mit ihr umgehen?
Immer wieder erlebt die Protagonistin Mikroaggressionen. Sie erzählt, wie das für sie ist, “anders” zu sein. Das Gefühl des nicht-zugehörig Seins. Nur weil jemand in Deutschland geboren wurde, bedeutet es nicht, dass wir vor Rassismus geschützt sind. Nicht alle nehmen uns als “Deutsch” wahr.
Mir hat es regelrecht wehgetan zuzuhören. Ich konnte mich mit vielen Dingen identifizieren. Gleichzeitig denke ich, danke Deniz Ohde. Danke, dass du all diese Mikroaggressionen sichtbarer machst. Danke, dass du es möglich machst, dass mehr Menschen das lesen und hoffentlich nachempfinden können. Ich hoffe, dass das ganz viele Menschen lesen und lernen all diese “Seitenhiebe” zu erkennen. Ich hoffe, dass Nichtbetroffene auch den Mut finden einzuschreiten, wenn sie das mal miterleben sollten.