Arbeit

by Thorsten Nagelschmidt

Zwölf Stunden am Rande des Berliner Ausgehbetriebs: ein fulminanter Episodenroman über die Nachtarbeiter einer Stadt

In einem Kreuzberger Hostel beginnt Sheriff seine Nachtschicht, im Späti gegenüber diskutiert Anna mit ihren Kunden, und Ten steht an der Tür vorm Lobotomy. Während Studenten und Touristen durchfeiern, sind sie wach und erledigen ihren Job. Genauso wie die Notfallsanitäter, Taxifahrer und Polizisten, ohne die das Geschäft mit dem Berliner Nachtleben nicht funktionieren würde. In seinem neuen Roman nimmt Thorsten Nagelschmidt uns mit in die Welt abseits der Partys und erzählt von Einkaufswagen voller Pfandflaschen, von missglückten Überfällen und linken Türen und einem Drogendealer mit Zahnschmerzen, der sich fragt, ob er Freunde hat oder nur noch Stammkunden.

Genres: Fiction, German Literature, Germany, Contemporary, Novels, Roman

333 pages, Hardcover

First published April 29, 2020

About the author

Thorsten Nagelschmidt, 1976 in Rheine geboren, ist Schriftsteller, Musiker und Künstler.

Bis 1993 bis 2009 war er Sänger, Texter und Gitarrist der Band Muff Potter, die in dieser Zeit ein Demotape, sieben Alben und mehrere Singles veröffentlichten und über 600 Konzerte spielten. Von 1993 bis 1998 brachte er das Fanzine Wasted Paper heraus. Als Gastmusiker arbeitete er mit Künstlern wie Chuck Ragan, Kreator, Oliver Koletzki und dem hr-Sinfonieorchester. Mit seiner Linoldruckserie „Raucher“ hatte er seit 2011 deutschlandweit zahlreiche Ausstellungen.

Unter seinem Künstlernamen Nagel veröffentlichte er die Romane »Wo die wilden Maden graben« (2007, Ventil Verlag, das Hörbuch wurde von Farin Urlaub, Axel Prahl und Nagel eingelesen) und »Was kostet die Welt« (2010, Heyne Hardcore, beim Label Audiolith erschien eine musikalische Umsetzung des Romans) sowie die Sammlung von Fotos&Stories »Drive-By Shots« (2015, Ventil Verlag).

Seit 2007 gab er Hunderte von Lesungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz und unterstützte internationale Autoren wie Irvine Welsh und John Niven auf deren Lesereisen. Seit Anfang 2017 ist er Gastgeber der Lese-&Labershow »Nagel mit Köpfen« in der Berliner Fahimi Bar.

Im Februar 2018 erschien sein neuer Roman »Der Abfall der Herzen« als Hardcover bei S. Fischer und als ungekürzte Hörbuchfassung bei Grand Hotel van Cleef.

Thorsten Nagelschmidt lebt in Berlin.

Reviews

[Meike · Rating 5 out of 5]

Thorsten Nagelschmidt - author, singer, guitarist, visual artist - has written a fragmented novel about one night in Berlin, a panorama of stories about those who work when others sleep. We meet two cops, a drug dealer and his clients, the night porter of a hostel, a woman who runs a "Späti" (a type of convenience store typical for Berlin), a teenager roaming the inner city, a taxi driver fighting his debts, the bouncer of a techno club whose family is falling apart, a paramedic who dreams of studying medicine and some others - and the big strength of the text is that Nagelschmidt manages to create engaging, fascinating characters with lots of plasticity. Effortlessly, he changes from one narrative strand to text and finds points of contact between his diverse cast that never feel forced. Nine of the twenty chapters focus on Bederitzky, the taxi driver, who connects places and people, eleven focus on other characters with various legal and less legal professions who keep the infamous nightlife of Berlin running.

The whole book stands in the tradition of gritty writers like Clemens Meyer and Jörg Fauser who always knew that the really interesting protagonists are those who tend to get overlooked by mainstream literature. At the same time, there are nods to city novels like Berlin Alexanderplatz, Manhattan Transfer and Vernon Subutex 1 - Vernon Subutex 3, contrasting images to Rave, and sociological observations on status and habitus that Nagelschmidt has described as inspired by The End of Eddy and Returning to Reims.

As the text progresses, the night moves on, and the logical narrative end is the break of dawn, when we meet the street cleaners. I've now read the book three times, and the closer you look, the more connections between the chapters become apparent. This novel attempts to portray Berlin by looking at the motor of its nightlife, and it manages to come together as a fresh look at a city that, let's face it, has been over-represented in contemporary German literature. A fast, engaging read full of empathy and memorable scenes, and compared to Nagelschmidt's last effort Der Abfall der Herzen a great leap forward. Extra info for fans of his old band Muff Potter: 11 years after their official break-up, they have released a new song.

If you want to learn more about the book, you can listen to our podcast episode (in German) here, and you can listen to the author spilling all the tea in an interview with Robin and me here.

[Nina · Rating 2 out of 5]

Oof. Man könnte meinen Nagel hätte eine Liste (Die 11 krassesten Klischees über Berlin! Nummer 9 wird dich überraschen…) geschrieben und dann ausstaffiert. Und beim Lektorat hat man ihm dann geraten „Geil aber mach ma so dass sich das irgendwie verbindet.“
1 Stern extra weil man schon merkt das er recherchiert hat aber irgendwie ist das Buch dann halt doch so sättigend und dringend nötig wie ein Cheeseburger von McDonalds.

[FrauE_ · Rating 5 out of 5]

"Jedem Rausschmiss wohnt ein Zauber inne."
Ich musste glücklicherweise noch nie jemanden irgendwo rausschmeißen, trotzdem ist dieser Satz bei mir hängengeblieben. Gehört er doch auch noch zu meinem Lieblingkapitel in Thorsten Nagelschmidts Episodenroman "Arbeit". Ausschnitte aus "Unter den Treppen" findet ihr im Slide.
Entdeckt hatte ich das Buch auf einer Lesung auf dem Watt en Schlick Fest 2021. Ich hatte Nagelschmidt gar nicht als Programmpunkt für mich vorgesehen, aber ich ließ mich überreden und wurde nicht enttäuscht. Und so konnte ich auch direkt eine signierte Ausgabe vor Ort erwerben.
"Arbeit" war lustigerweise meine diesjährige Urlaubslektüre (wieder rund ums Watt en Schlick). Ich musste mir einige Sprüche dazu anhören. Aber ich hätte mir für diese freien Tage keine bessere Lektüre wünschen können. Stundenlang saß ich tief versunken in einem Liegestuhl am trubeligen Strand von Dangast und habe kaum etwas von meinem Umfeld (bis auf den schönen Blick aufs Wasser direkt vor meiner Nase) wahrgenommen. Besser geht's nicht.
#thorstennagelschmidt #nagel #muffpotter #arbeit #sfischer #sfischerverlag #urlaubslektüre #wattenschlickfest #dangast #whatiread2022 #booksofinstagram #bookstagram #bücher #lesen #ausgelesen

[Mondperle · Rating 4 out of 5]

Das war richtig gut. Da ich mit Infekt rumliege, fallen mir nicht die richtigen Wörter ein. Was so in Berlin nachts passiert....

[Emmi · Rating 5 out of 5]

Arbeit zu lesen hat richtig Spaß gemacht! Mein erstes Buch nach meinem Klinikaufenthalt, das Phine bestellt und schon für mich bereit gelegt hatte 🥺

Ich hab so bewundert, wie schnell Thorsti es schafft, dass man sich auf die immer neuen Perspektiven einlassen kann. Die Verbindungen der einzelnen Geschichten waren für mich oft nicht vorhersehbar und dann hab ich mich jedes Mal drüber gefreut und auf die nächste Überraschung gewartet :D Easy to read, geht wegen der Kürze der Kapitel auch gut unterwegs. Würd ich nächstes Mal sogar lieber so machen, damit die einzelnen Geschichten besser nachwirken können. Die sind nämlich eigentlich nicht alle so easy.
Mein Lieblingscharakter war der Türsteher glaub ich. Ist schon ein paar Wochen und Bücher her, der blieb mir aber in Erinnerung

[Ileana (The Tiniest Book Club) · Rating 4 out of 5]

„Arbeit“ hat einen ganzen Haufen unterschiedlicher Protagonist*innen: Dealer, Sanitäterin, Lieferservice-Fahrradkurierin, Türsteher, Hostel-Angestellter, Taxifahrer, Verkäuferin im Späti, Polizistin, Pfandflaschensammlerin, BSR-Mitarbeiterin. Schnell wird klar, dass all diese Menschen in einer Nacht an einem Ort sind: Berlin. Wie in einem Wimmelbuch läuft plötzlich der Protagonist des vorherigen Kapitels durchs Bild, manchmal gibt es auch engere Beziehungen zwischen den Personen oder ihre Wege kreuzen sich im Roman.
Keine kleine Leistung, bei einer derartigen Menge an Stimmen immer den richtigen Ton zu treffen. Nagelschmidt schafft das erstaunlich gut, seine Sprache ist authentisch, sein Blickwinkel ist kritisch, weitestgehend gelingt es ihm (manchmal haarscharf), um Klischees herum zu manövrieren. „Arbeit“ ist eine gut recherchierte, rasante, filmische Milieustudie (bitte, bitte keine Verfilmung!), der Scheinwerfer bleibt konsequent auf die Menschen im Schatten der Berliner Nacht gerichtet. Menschen, die teilweise Bullshit-Jobs leisten, Menschen, die in diesen Jobs aber auch wichtig für die Community sind.
Trotzdem bin ich zwiegespalten: der dokumentarische Ton des Buches über weite Strecken, ganz ehrlich, da hör ich mir doch lieber Erzählungen im O-Ton an.

Hier ist noch ein wunderschöner Satz aus dem Buch, das heutige Berlin in einem Satz:
„Die Rapper machen weiter, die Carsharingindustrie macht weiter, die Gewerbetreibenden und Dienstleister machen weiter, das Stadtmarketing macht weiter, die DJs machen weiter, die Preise steigen weiter, die Sterne sinken weiter, die Füchse und Linden machen weiter, die Tagträume und die Nachtmahre machen weiter, der Mond geht auf und ab und immer wieder unter, Lichter werden gedimmt, Augen gewöhnen sich ans Dunkel, Luken gehen auf, versteckte Eingänge, nur Eingeweihten bekannt, Elfenbeintürme im Souterrain, schummrig beleuchtete halbe Treppe hinter unscheinbaren Mauern, die Kulissen machen weiter, die Sprühdosen machen weiter, die Häuserwände flüstern unerhört vor sich hin, man sendet und empfängt, eine wortlose Grammatik, flinke Daumen huschen über Displays, man macht Zeichen, Zeichen an den Wänden, Zeichen auf der Straße, Zeichen in den Maschinen, die bewegt werden, Bewegungen in den Zimmern, durch eine Wohnung, wenn vorsichtig hinausgeschaut und gebangt wird, wie lange man noch bleiben darf, Wind weht alte Servietten über den großen grauen Laufsteg, wilde Gebüsche und Gras wachsen in den letzten Brachen der Stadt, wo schon die Bagger und die Kräne warten, ein Bauzaun ist bunt gestrichen, an dem bunten Bauzaun wellen sich Plakate, zu einem Klumpen gebackene Makulatur, der Bauzaun ächzt unter seiner Ladung, die Plakate, Bauzäune und Klumpen machen weiter, die Einkaufswagen machen weiter, die Scheinwerfer machen weiter, Überwachungskameras für alle, 15 Minuten Fame, das war einmal, jetzt ist 24/7 rund um die Uhr, die Häuserwände machen weiter, die Kieze machen weiter mit denen, die über das nötige ökonomische, soziale oder kulturelle Kapital verfügen.“

Für Fans von Jarmuschs „Night on Earth“ und Berlin-Touris.

CN: Drogenkonsum, Alkohol, Krebserkrankung, Suizid, sexualisierter Missbrauch von Kindern, Rassismus, Sprache (N-Wort, rassistische Begriffe, sexistische Begriffe, LGBTQIA+-feindliche Sprache)

[Ginny-23 · Rating 3 out of 5]

Was passiert eigentlich nachts, wenn fast alle schlafen? Es gibt immer Leute, die nachts arbeiten müssen, feiern wollen oder einfach nicht schlafen können.
Thorsten Nagelschmidt hat Kurzgeschichten aus dem Berliner „Nachtleben“ zu einem amüsanten Buch zusammengetragen.

Ich habe noch nie ein Buch voller Kurzgeschichten gelesen und war am Anfang etwas skeptisch. Nach und nach habe ich aber Gefallen daran gefunden, da der Autor die Schicksale verschiedener Menschen geschickt miteinander verstrickt hat. Da gibt es die Notärztin, den Polizisten, den Drogendealer, den Taxifahrer, usw.
Bei jeder Geschichte musste man sich neu auf die Hauptfigur einstimmen, manchmal war es lustig, meistens aber auch echt tragisch und schrecklich. Das Buch hat uns wirklich zum Nachdenken gebracht und die heftigste Erkenntnis ist eigentlich, dass genau das was Thorsten Nagelschmidt beschreibt jede Nacht (und auch am Tag) wirklich passiert. Das bringt einem zum Schlucken… 🥺

Der Schreibstil war dem jeweiligen Charakter angepasst und deshalb nicht immer einfach. Manche Wörter mussten wir auch googeln oder wüsstet ihr auf Anhieb was „tsych“ und/oder „Pecker“ bedeuten?

Von mir bekommt das Buch 3,5 Sterne.

[Phil8585 · Rating 4 out of 5]

Spannende Kurzgeschichten mit nahbaren, authentischen und sympathischen Charakteren, die sich rundum das Nachtleben in Berlin tummeln und teils verknoten. Leider werden einige Stränge nicht mehr aufgegriffen / aufgelöst, das Ende wirkt leider so, als musste sehr schnell ein Rundumblick der Kapitel her.

[Conny · Rating 5 out of 5]

Zwölf Stunden Berlin. Zwölf Stunden Dunkelheit. Zwölf Stunden Erholung oder Exzess – doch nicht für jene, deren Arbeit sich in den städtischen Nächten abspielt. Da ist der Taxifahrer, der das Partyvolk in die Restaurants und Clubs kutschiert. Der Typ vom Hostel, der die Gäste mit Billigstbier versorgt; der Türsteher, der die Clubbesucher am Anfang der Schlange aussortiert, und der Dealer, der ihnen drinnen den Stoff verkauft. Rettungssanitäter und Polizisten drehen ihre Runden. Und manche schlafen hier draussen.

Thorsten Nagelschmidt kennt das Nachtleben. Er ist Sänger und Gitarrist bei den Punkrockern Muff Potter; daneben arbeitet er auch als Grafiker und eben Buchautor. In seinem neuen Episodenroman «Arbeit» breitet er das nächtliche Panorama Berlins vor uns aus, indem er zwölf Stunden lang verschiedene Figuren begleitet, die erst nach Einbruch der Dunkelheit ihren Jobs nachgehen – legale oder illegale, gut oder schlecht bezahlte und von der Gesellschaft oft übersehene Tätigkeiten. Manchmal kreuzen sich ihre Wege, doch nicht immer ahnen sie etwas davon. Erst mit Tagesanbruch kommen sie zur Ruhe, wenn die Strassenwischer beginnen, die Spuren der Nacht zu beseitigen.

«Arbeit» ist ein rasantes Buch mit kurzen Kapiteln und schnellen Szenewechseln. Nagelschmidt gelingt es hervorragend, authentische Charaktere zu zeichnen, die einem – trotz teilweise dubioser Beschäftigungen – ans Herz wachsen; eine Kunst bei den wenigen Seiten, die jeder Figur zur Verfügung stehen. Diese Authentizität wird nicht zuletzt mit einem sprachlichen Kniff erreicht: Dass die Figuren nämlich ganz verschiedene Arten haben, zu sprechen und sich auszudrücken. Das ist wirklich beeindruckend umgesetzt.

Fazit: Schnappt euch dieses Buch, taucht in Lebenswelten ein, die den meisten von uns oft verborgen bleiben, und lest die Nacht durch!

Diese Rezension erschien zuerst bei ARTNOIR.ch.

[hanna.lou · Rating 3 out of 5]

Irgendwie sehr krasser Roman. Berliner Nachtleben mit allem was dazu gehört, Drogen Alkohol Schlägerei dies das. Es geht um eine einzige Nacht, in jedem Kapitel verfolgt man eine andere Person mit ihrer eigenen Geschichte, Drogendealer, Taxifahrer, Kioskbetreiberin, Polizistin, Rettungsfahrerin, Hostelbetreiber und und und. Sehr interessant, da mal einen Einblick zu gewinnen. Aber insgesamt hatte ich ein sehr mulmiges Gefühl beim Lesen. Einfach alles sehr krass was da so passiert in dem Buch. Hat auch seine Längen so gegen Mitte des Romans, aber immer wieder sehr spannende und aufwühlende Plottwists.
Hab das Buch gelesen, weil der Autor in einem Interview erzählt hat, dass er seine eigene Jugendsprache erfunden hat für die Jugendlichen in dem Roman, weil es cringe wäre wenn er echte benutzt hätte. Und auch nicht so zeitlos. Das fand ich sehr gut gedacht und irgendwie spannend.
Wird mich auf jeden Fall noch länger beschäftigen die Geschichte.

[Lippes · Rating 4 out of 5]

Several losely connected episodes give a flashlight on a single night in Berlin, portraying the working people. I really enjoyed how cleverly those episodes were connected and made you learn how other stories continued, while on the other hand not all aspects of a story are revealed.
Really a great read and a wonderful portrait of Germany's capitol.

[Franzi Mllr · Rating 5 out of 5]

Mit diesem Buch begleitet man die unterschiedlichsten Menschen durch die Nacht Berlins, man ist quasi direkt mit dabei. Realistisch, und trotzdem spannend. Insbesondere das Interview mit dem Guineaer hat mich sehr aufgewühlt, ich hoffe (vermutlich vergebens?), dass seine Geschichte nur erfunden ist.

[Nora · Rating 5 out of 5]

Dieser Gesellschaftsroman war wie eine Stadtrundfahrt durchs nächtliche Berlin! In nur einer Nacht bringt Thorsten Nagelschmidt seine Leser*innen an verschiedene Schauplätze zu ganz unterschiedlichen Charakteren. Deren Wege berühren oder kreuzen sich und driften manchmal auseinander. Sehr geschickt werden die einzelnen Lebenswelten mal mehr und mal weniger vernetzt und beleuchtet. Ich wollte immer wissen, wie es weitergeht und konnte das Buch kaum aus der Hand legen.

Sprachlich ist der Roman sehr abwechslungsreich: Stellenweise werden die Ereignisse nüchtern und sachlich beschrieben, aber viel häufiger werden die Personen von ihren Emotionen geleitet und sprechen frei heraus, was sie denken. Dabei beweist der Autor eine unglaubliche Bandbreite von jugendlichem Assi-Slang bis hin zur gewählten Ausdrucksweise einer Polizistin oder Notfallsanitäterin. Außerdem streut er immer mal deutsche und internationale Dialekte ein, was den Roman sehr lebendig macht. Mehrmals musste ich über die Situationskomik schmunzeln.

Mir hat „Arbeit“ nochmal deutlich bewusst gemacht, dass es auch einen Alltag abseits des Tages gibt. Dass etliche Menschen egal welcher Herkunft oder gesellschaftlichen Standes einen antizyklischen Lebensrhythmus haben und dafür sorgen, dass die Gesellschaft funktioniert und ist, wie sie ist.

Für mich war der Roman wirklich einer der besten, den ich dieses Jahr gelesen habe. Der Einblick ins Nachtleben einiger Personen hat mich wachgerüttelt und lässt mich das Geschehen auf der Straße mit anderen Augen betrachten. Berichte aus der Drogenszene lese ich immer mit einer Mischung aus Faszination und Abneigung.

Ich fand es gleichzeitig schade und konsequent, dass am Ende einige Fragen offengeblieben sind. Aber so ist das eben bei einer Stadtrundfahrt: Im Vorbeifahren ist nur die Momentaufnahme einer Situation zu sehen.

[Lars Fischer · Rating 3 out of 5]

“Schwarz zu blau” als Buch, eine Momentaufnahme einer Berliner Nacht, ein Kaleidoskop mit den Nachtmenschen dieser Stadt. Die Facetten fügen sich Stück zu Stück zu einem Bild. Unterhaltsam, kann aber sein, dass ein paar Klischees zu viel bedient werden.

„Guten Morgen Berlin
Du kannst so hässlich sein
So dreckig und grau
Du kannst so schön schrecklich sein
Deine Nächte fressen mich auf
Es wird für mich wohl das Beste sein
Ich geh nach Hause und schlaf' mich aus
Und während ich durch die Straßen laufe
Wird langsam schwarz zu blau”

Peter Fox

[Martin E. · Rating 4 out of 5]

seit "wo die wilden maden graben" jedes buch von nagel gelesen und finds super spannend seine entwicklung als autor von anfang an mitbekommen zu haben. nachdem mich "was kostet die welt" nur teils überzeugen konnte, ist das nun sein erstes nicht-autobiografisches werk, das mir durchwegs gut gefallen hat. einziges manko für mich war eigentlich nur, dass es ruhig noch etwas länger sein hätte können. als gesamtwerk durchaus stimmig, aber von einigen charakteren hätte ich gerne noch mehr erfahren!

[Jan Gerd · Rating 4 out of 5]

Wahnsinn! Ein Buch von Thorsten Nagelschmidt, das nicht komplett scheiße ist!

[Simon Schlaud · Rating 4 out of 5]

viereinhalb sterne, fande manchmal den bezug der kurzgeschichten untereinander unnötig. ansonsten der gros der kurzgeschichten sehr entertaining, auch die unterschiede der erzählweise waren nice

[Sophia · Rating 5 out of 5]

wirklich gutes Buch, sehr zu empfehlen (vor allem wenn kann Berlin kennt, aber nicht nur dann)

[pablopumsi · Rating 4 out of 5]

die etwas aufgesetzte sprache und die ein bisschen zu großzügig eingesetzten klischees trüben mit fortschreitender lesedauer leider ein bisschen blick auf das ansonsten schön literarisch eingefangene großstadt-panorama, in dem mal gar keine rede ist von den reichen und wichtigen und den großen zusammenhängen

[Hank93 · Rating 4 out of 5]

Episodenhafte Erzählungen des Berliner Nachtlebens, die detailliert schildern, wer eigentlich hinter den Personen steckt, die "den Laden am Laufen halten". Informativ und unterhaltsam zugleich, Lebhaftigkeit garantiert.

[Mike S. Schäfer · Rating 5 out of 5]

Nagelschmidt erzählt auf 330 Seiten und in 20 Kapiteln miteinander verwobene Geschichten aus 12 Stunden einer Berliner Nacht: u.a. die einer Rettungssanitäterin mit BDSM-Hobby, eines Türstehers mit dysfunktionaler Familie, einer desillusionierten Späti-Besitzerin, eines verschuldeten Taxifahrers auf Freiersfüssen, eines Hostel-Chefs aus dem Hells-Angels-Milieu und einer pfandflaschensammelnde Buchhändlerin.

Das Buch ist dynamisch erzählt - kurze Kapitel, schnelle Szenenwechsel, viel Dialog - und sehr gut geschrieben. Nagelschmidt hat die Fähigkeit, authentisch in die verschiedenen Figuren und ihre Lebenswelten einzutauchen, ihre Perspektiven einzunehmen, ihre Sprache zu benutzen, das zu beschreiben, was ihnen Halt und Sinn gibt - oder was ihnen dazu fehlt. Daraus ergeben sich viele eindrückliche, emotionale, sensible, erschütternde Momente. Präsentiert mit einem kritischen Blick auf das Leben in einer spätkapitalistischen Grossstadt.

Sehr zu empfehlen.

[Fabian · Rating 5 out of 5]

Sehr gut geschrieben. Der Erzähler schafft Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Geschichten

[liceys_buecherwunderland · Rating 4 out of 5]

Ein Buch, auf das ich ohne meinen Buchclub wahrscheinlich nicht gekommen wäre. Aber was soll ich sagen: Ich lasse mich gerne überzeugen.
Und das hat dieses Buch geschafft. Obwohl ich nicht jede Geschichte gleich fesselnd fand, waren doch die meisten richtig interessant. Vor allem die kleinen Zusammenhänge zwischen den einzelnen Personen und das beleuchten von Situationen aus unterschiedlichen Blickwinkeln fand ich richtig gut.
Ich als Kleinstadt-Mädchen kann mir immer kaum vorstellen, wie es in einer Millionen-Metropole wie Berlin zugeht und die Einblicke die dieses Buch zeigt, haben mich teilweise schon ein wenig schockiert und depremiert.
Mit der Wortwahl hatte ich ein wenig Schwierigkeiten (Dialekte, Jugensprache,...) aber mit ein bisschen nachlesen war ich doch schnell wieder dabei.
Der beissende Sarkasmus der hin und wieder herausgestochen ist, hat mir richtig gut gefallen.

Für mich auf jeden Fall ein Buch, dass mir Einblick in Leben gegeben hat, die weit von meinem entfernt sind und das mich mit der harten Realität außerhalb meines Kleinstadtlebens konforntiert hat.

Eure Licey ☘️

[Irinita · Rating 4 out of 5]

Ein atmosphärischer Episodenroman - man kann die Stadt richtig fühlen, riechen, hören... Ich fand es insgesamt wirklich beeindruckend, aus wie vielen verschiedenen Perspektiven Nagelschmidt diese eine Nacht in Berlin erzählt (oder besser gesagt: erzählen lässt, denn jeder Charakter hat auch seine ganz eigene Sprache und authentische Erzählweise). Diese Vielfalt an Lebensrealitäten abzubilden zeugt schon von einem außergewöhnlichen Einfühlungsvermögen und sehr sorgfältiger Recherche. Zudem ist es eine fesselnde, in sich äußerst schlüssige und abgerundete literarische Komposition von miteinander verflochtenen Schauplätzen und Geschehnissen. Auch wenn vereinzelt ein paar Stereotype dabei waren, gab es für mich immer wieder interessante - und teils überraschende - Wendungen und Überschneidungen zwischen den Kapiteln.

[helena liv · Rating 4 out of 5]

voll meine Ansicht zum Thema Beruf geändert. Echt bewegende Geschichten. Richtig krass, wie sich die Sprache den Geschichten angleicht!

[Prestigeww · Rating 2 out of 5]

War ein ziemlicher Hate-Read: Beim Lesen der Kurzbeschreibung dachte ich: Das kann gar nicht schiefgehen. Kann es aber doch. Der Autor wollte vor allem beweisen, dass er unglaublich gut recherchiert hat, und schmeißt die ganze Zeit mit Berufsjargon um sich, als ob das irgendeinen inhaltsstiftenden mehrwert hat. Ja geil, du kennst alle Codes aus dem Rettungssanitäter-Funk. Und jetzt?! Am Ende ist es doch alles sehr banaler Befindlichkeits-Trash, wie man ihn von anderen Gegenwartsautoren kennt: Die erzählerische Leere soll durch vorgegaukelte Authentizität gerechtfertigt werden. Hier gehen Leute nie in einen Supermarkt um sich einen Schokoriegel zu kaufen, sondern immer in ein "Rewe" um sich ein "Snickers" zu holen. Als ob diese Verankerung im Alltäglichen irgendeinen Mehrwert liefert. Die Stories bleiben hohl, ohne dass der Autor dem Alltäglichen ihrendeine tiefere Erkenntnis entlocken kann. Hier wird erfundener Reportagejournalismus zur Literatur verklärt. Traurig. Überflüssig. Kann weg.

[Notger Heinz · Rating 2 out of 5]

Interessante Charaktere und ein gutes Stimmungsbild von Kreuzkölln.
Leider ein wenig auf Krawall und Drama gebürstet, aber man kann ja hier auch keine Dokumentation erwarten. Ein wenig mehr ausgeglichene Geschichten wären aber schön gewesen, denn wenn alles auf dem Kurs bliebe, den Nagelschmidt für fast alle seiner Figuren herausarbeitet, dann bräche in zwei Wochen alles zusammen.

Anders betrachtet: Seine Helden sind alles tiefe, empathische Menschen mit denen man mitfühlen kann, aber im Fleischwolf der Stadt/Geschichte werden sie durchgemangelt und ausgespuckt. Also Hauptfiguren gut, Menschheit böse? Das ist doch ein wenig erzwungen und einfach. Da wäre mehr drin gewesen, gerade bei seinem erzählerischen Talent.

Das Buch bietet also mehr eine dichte, klischeehafte Skizze von Berlin denn ein ausgewogenes Sittenbild. Wenn das der neue Berlin-Roman sein soll, dann ist Berlin wohl so flach geworden wie es für Touristen erscheinen muss.

[sven_weidners_world · Rating 5 out of 5]

Mit ARBEIT erzählt Thorsten Nagelschmidt Episoden aus dem Berliner Nachtleben. Mit einem Auge für Details gewährt er Einblick in das Leben von Menschen, die in der Nacht ihrem Job nachgehen, während andere das Nachtleben genießen. Der Schreibstil der einzelnen Geschichten passt sich oft dem betreffenden Hauptcharakter an, sodass man sich gut in die Protagonisten hineinversetzen kann. Gescheiterte Existenzen, geplatzte Träume, blauäugige Ansichten. Alles dabei. Hört sich traurig an, ist es zuweilen auch. Aber oft kann man auf Grund der (tragik)komischen Erlebnisse auch schmunzeln oder lachen. Und: Auf den ersten Blick nicht ersichtlich, sind die Geschichten mal mehr, mal weniger miteinander verbunden. All das macht das Buch besonders und lesenswert.

ARBEIT war mein erstes Buch von Thorsten Nagelschmidt, aber sicher nicht mein Letztes.

[Stapfen · Rating 5 out of 5]

"Arbeit" erzählt auf eine Nacht und zunehmend ein paar wenige Straßenzüge in Berlin-Kreuzberg verdichtet, von den Menschen, die dann arbeiten, wenn andere schlafen (oder feiern). Auf wenigen Seiten kommt man den Protagonist*innen der einzelnen Kapitel, jedes für sich eine eigene Kurzgeschichte, teilweise unangenehm nahe. Dennoch sind sie für den Autor nicht Mittel zum Zweck, sondern verfügen alle über eine eigene Stimme, auch und gerade angesichts aller Unglücksfälle und persönlichen Katastrophen, die sie in ihrem Leben und besonders in dieser einen Nacht erleben müssen. Und fast nebenbei zeichnet "Arbeit" das lebendige Panorama eines Berlins, das es vielleicht schon am nächsten Morgen so gar nicht mehr gibt.

[Ovidios · Rating 2 out of 5]

Nagelschmidt schafft es ein trauriges und elendes Bild vom Berliner Leben in der Nacht zu schaffen, gewürzt wird es mit einer großen Portion Rassismus und Diskriminierung. Die Wortwahl und der Umgangston sollen ein authentisches Bild zeichnen, allerdings gelingt dies nur für den abgründigen Teil. Was ist mit dem anderen Teil der Gesellschaft, der die Vielfalt, Offenheit und Möglichkeiten dieser Stadt schätzt. Eine Nacht in Berlin kann so viel mehr bieten.

Ich schätze die Schreibweise von Nagelschmidt, er schafft es jeder Peron einen eigenen Charakter und somit jedem Kapitel ein eigenes Leben zu verleihen. Doch er verwendet sehr viele diskriminierende Formulierungen, die zumindest einer Einordnung in einem Vor- oder Nachwort bedurft hätten.