Die siebenundzwanzigjährige Juli steht mitten im Leben – manchmal sogar ein bisschen zu sehr. Sie ist Autistin und jeder Tag bedeutet eine gewaltige Masse an Emotionen, die es zu meistern gilt. Als Juli nach einem missglückten Suizidversuch auf eine psychiatrische Station kommt, trifft sie dort auf die überschwänglich-herzliche Sophie und auf Philipp, der mal mehr und mal weniger er selbst, aber stets anziehend für Juli ist. Die drei nehmen Reißaus und verbringen ein gemeinsames Wochenende, nachdem nichts mehr so ist wie zuvor.
Nach einem gescheiterten Suizidversuch begleiten wir die 27-jährige Autistin Juli auf ihrem Weg zu einer psychiatrischen Tagesklinik. Dort hat sie sich einweisen lassen und soll sich dort mit ihren Ängsten konfrontieren. Juli zähl gerne, merkt sich alles und ist generell ziemlich anders als andere Menschen. Sie lässt sich nicht gerne anfassen und mit Gefühlen kann sie auch nur schwer umgehen. Am liebsten erklärt sie die Welt mit Zahlen und Formeln. Doch vieles, insbesondere Menschen, bleiben ihr unerklärbar. In der Klinik freundet sie sich mit der bipolaren Sophie und dem schizophrenen Phillip an. Als an einem Tag einer ihrer Mitpatienten nicht auftaucht, gehen sie gemeinsam zu seiner Wohnung. Ein Wochenende außerhalb der Klinik beginnt und die drei versuchen im Norden, der Gegenrichtung von Julis Angst, herauszufinden was dort ist…
"Kennst du einen Autisten, kennst du genau einen Autisten." S. 171 Die Autorin Niah Finnik ist selbst Asperger -Autistin und hat (vermutlich) eigene Erfahrung mit in das Buch einfließen lassen. Die Protagonistin Juli ist anders als viele Charaktere, die ich bisher kennengelernt habe. Sie ist seltsam und gleichzeitig erreichbar und unerreichbar. Sie nimmt die Welt völlig anders wahr als andere Menschen, und das macht für mich die Reise mit ihr durch Berlin und in die Tagesklinik so lesenswert. Ehrlich und offen versteht sie die Welt und Gefühle nicht und nimmt als wörtlich. Ihre Begegnungen in der Klinik sind wundervoll beschrieben. Der Schreibstil und unverblümt und direkt, genau wie die Charaktere und die Geschichte.
"Es ist viel schwerer, jemanden davon zu überzeugen, normal zu sein, als jemanden davon zu überzeugen, dass man verrückt ist." S.27 Bei vielen ihrer Gedanken musste ich schmunzeln, warum darf man mit Arbeitskollegen im Bikini ins Schwimmbad gehen aber nicht im Bikini zur Arbeit kommen? Warum ist etwas wie es ist und warum machen Menschen das? Bei manchen Dingen habe ich mich selbst gefragt, warum. Der Roman ist gespickt mit vielen starken Sätzen, Ich habe mir viel angestrichen und rausgeschrieben. Niah Finnik hat einen tollen, unromantischen und teilweise witzigen und traurigen Roman geschrieben. Wir begleiten drei Menschen, für die das Leben anders ist, für die das Leben viel schwieriger ist als für gesunde Menschen und dabei gelingt es der Autorin trotz schwieriger und in Deutschland leider immer noch stigmatisierten Thematik einen wundervollen Roman zu schreiben.
Wir begleiten Juli, die 27-Jährige Autistin zu ihren ersten Tagen auf der psychatrischen Station. Nach ihrem gescheitertem Suizidversuch soll sie sich dort mit ihren Ängsten und Sorgen auseinandersetzen. Juli fällt es schwer, mit Gefühlen umzugehen, am liebsten erklärt sie sich die Welt mit Formeln und Zahlen, doch vieles bleibt für sie unerklärbar. Als Juli, die bipolare Sophie und der schizophrene Phillipp einen Mitpatienten tot auffinden, begeben sie sich auf eine Reise und erleben ein mal mehr mal weniger verrücktes Wochenend
Niah Finniks Debütroman ist anders als man es im ersten Moment erwartet. Kurzzeitig hatte ich Angst es mit einem Buch zutun zu haben, das gespickt ist mit Vorurteilen und Klischees zu psychatrischen Krankheiten. Doch Niah Finnik weiß wovon sie spricht, denn auch sie hat das Asperger-Syndrom. Inwiefern sie sich mit ihrer Protagonistin Juli identifiziert, kann ich nicht sagen, denn wie es so schön in „Fuchsteufelsstill“ heißt:
"Kennst du einen Autisten, kennst du genau einen Autisten." S. 171
Juli ist gleichzeitig eine unnahbare und doch erreichbare Protagonistin. Sie sieht die Welt mit ganz anderen Augen, umkreist ihre Gefühle die vor ihr auf dem Boden stehen, nimmt alles wortwörtlich und versteht das Prinzip von Lügen nicht. Sie nimmt ihre Umgebung auf eine völlig andere Weise war, ungefilterter, was es ihr oft schwer macht, sich draußen aufzuhalten. Dort prasseln scheinbar unendlich viele Eindrücke gleichzeitig auf sie ein, Gerüche, Farben, Geräusche. Für Juli wirkt alles viel intensiver und sie braucht ihre Zeit sich mit allem auseinanderzusetzen. Deswegen vertraut sie auf ihre bisherige Routine, um das Gedankenkarussel in ihrem Kopf etwas zu verlangsamen. Aber genau das lässt sie umso ehrlicher und zugänglicher wirken. Sie ist ein bisschen wie ein kleines Kind, nimmt die Dinge wie sie sind, auch wenn sie es nicht nachvollziehen kann. Juli hat keine bösen Absichten dabei, es fällt ihr nur schwer, länger unter Menschen zu sein, da sie vieles nicht versteht. Warum kann man mit seinen Mitarbeitern im Schwimmbad über die Arbeit reden, aber nicht im Bikini zur Arbeit kommen? An einigen Stellen musste ich schmunzeln, denn in manchen Belangen hat Juli gar nicht mal so unrecht damit, dass gesellschaftliche Konventionen zum Teil wirklich seltsam sind.
"Jeder durfte beurteilen, was gleichzeitig bedeutete, dass auch jeder beurteilt wurde. Das war die Angst, bewertet zu werden, und das war das blöde an der Freiheit." S. 195
Niah Finniks Schreibstil ist wenig romantisch oder gefühlvoll, aber dafür umso packender und – ich weiß nicht, wie ich es anders ausdrücken soll – klug. Sie arbeitet mit vielen Metaphern und Vergleichen und ich habe mich wirklich gefühlt, als würde ich mit Juli durch die Stadt ziehen und alles so sehen, wie sie es wahrnimmt. Auf eine besondere Art und Weise reißt Niah Finniks Schreibstil einen mit sich und lässt uns den Freiraum über ihre Worte nachzudenken.
"Es ist viel schwerer, jemanden davon zu überzeugen, normal zu sein, als jemanden davon zu überzeugen, dass man verrückt ist." S.27
Fazit
"Fuchsteufelsstill" ist ein großartiger Debütroman, den man unbedingt gelesen haben sollte. Er bietet uns einen einzigartigen Blick auf die Krankheitsbilder, die in unserer Gesellschaft doch noch mit vielen Vorurteilen belastet sind und zeigt, dass nicht immer alles was normal erscheint, auch tatsächlich normal ist.
Im neuen Programm vom Ullstein Verlag, „Ullstein fünf“, werden junge, deutsche Autoren vertreten und Niah Finnik ist eine davon. In ihrem Debütroman „Fuchsteufelsstill“ erzählt sie von der mit Autismus diagnostizierten Juli, die nach einem gescheiterten Selbstmordversuch in die offene Psychiatrie verwiesen wird. Hier lernt Juli die offenherzige, direkte und laute Sophie (Bipolare Störung) und den etwas seltsamen Philipp (Schizophrenie) kennen. Als Juli jedoch am dritten Tag des Programms merkt, dass einer der Insassen fehlt, brechen die Drei auf, um ihn zu suchen. Was als Suchtrupp startet, wird zum Roadtrip zu Fuß, und Juli, Sophie und Philipp verbringen das gesamte Wochenende miteinander – entgegen Julis fixiertem Tagesplan, der nun einfach über den Haufen geworfen wird. Im Verlauf des Wochenendes lernen die Drei sich richtig kennen, führen kuriose Gespräche, teilweise über die Quantentheorie, über die Station und am meisten über Julis alltäglichen Begleiter, die Angst.
Finnik erzählt in einer klaren, schnörkellosen Sprache die Geschichte von Juli und von dem Wochenende, welches ihr Leben völlig auf den Kopf stellt, ihre festen Regeln zunichte macht und mit ihrer Angst spielt. Julis Gedankenfahrten und Überlegungen und vor allem die Personifizierung ihrer Angst, wirken sehr authentisch, was vielleicht auch daran liegt, dass die Autorin selbst mit dem Asperger-Syndrom, einer Variante des Autismus, diagnostiziert wurde und sich somit perfekt in Juli einfühlen kann. Durch die nüchterne Sprache wurden selbst komplizierte Gedankengebilde von Juli für mich verständlich und sogar nachvollziehbar. Dass die Angst für Juli ein Tier ist, dass ihr um die Beine streicht, sie mit der Schnauze anstößt und ihren Angstschweiß ableckt, fand ich klasse. Im Roman wird dieses Tier oft erwähnt, wenn Juli sich in ungewohnten Situationen befindet. Und statt immer wieder zu betonen, welche Angst sie hat, nimmt Finnik das Tier als Symbol für die Angst, dass mit dem Fell immer an Juli vorbeistreicht, etc. – das ist wirklich gelungen. Leider konnte ich mit einigen der Gesprächen nicht so recht etwas anfangen, da sie doch sehr durchgeskriptet und nicht natürlich wirkten, genauso wie die Tatsache, dass Juli, Sophie und Philipp sich einfach bei einem völlig Fremden einquartieren und dort übernachten. Das erschien mir doch etwas skurril und dieser Beschluss wurde auch nicht richtig erklärt. In einem Moment sind die Drei bei einer Wohnungsauflösung, im nächsten wacht Juli morgens in einem fremden Raum auf – zumindest meiner Meinung nach ging das ziemlich schnell. Ansonsten fand ich die generelle Idee des Buches interessant und auch die Charaktere sind schön verschroben und haben alle ihr Päckchen zu tragen, der eine mehr, der andere weniger, aber ich finde, dass dieses Ungleichgewicht zur Stimmung des Romans beiträgt. Das Finale, der Weg zurück zur Station, fand ich richtig, richtig klasse – ich möchte hier aber auch überhaupt nichts vorwegnehmen!
"Als die Autistin Juli nach einem missglückten Suizidversuch auf eine psychiatrische Station kommt, trifft sie dort auf die bipolare Sophie und auf den Schizophrenen Philipp. Die drei nehmen Reißaus und verbringen ein gemeinsames Wochenende, nachdem nichts mehr so ist wie zuvor."
Ganz großes Kino. Neuronovels in englischer Sprache werden von den Namhaftesten (Ian McEwan, Richard Powers, Siri Hustvedt, David Foster Wallace) geschrieben. Auf deutsch ist es, trotz der großen Nähe von Nervenkundigen zur Literatur in früheren Epochen (Büchner! Döblin! Musil!), offenbar bis auf weiteres einer (noch) eher unbekannten Autorin wie Finnik überlassen, dieses Genre auf den neuesten Stand zu bringen und sich z.B. über die Neurophysiologie des Sehens Gedanken zu machen.
Niah Finnik schreibt als Erfahrungsexpertin, aber darauf sollte man dieses Buch nicht reduzieren. Wer glaubt, dass Oxytocin, Pheromone, Synapsen, ... mit seinem Alltag und seinen Gefühlen nichts zu tun haben, sollte gar nicht mit der Lektüre anfangen. Für diejenigen, die mehr über psychische Verwundbarkeit wissen möchten, bietet der Roman reiches, auch literarisch anspruchsvolles Anschauungsmaterial. Das Buch stellt alles, was man über psychische Gesundheit zu wissen meint, auf den Kopf und führt in einen avancierten Erkenntnisstand ein, der zu jener Demut anregen sollte, die unserer #urgencyofnormal-Gesellschaft heutzutage immer mehr abhanden zu kommen scheint.
"In jedem Auto lag einer dieser sperrigen Erste-Hilfe-Kästen, in denen Desinfektionsspray, Pflaster und Mullbinden vor sich hingammelten. Für die Psyche war da nichts drin, obwohl die viel öfter irgendwo entlangschredderte. Manchmal rutschte ich auf Einsamkeit aus, knallte gegen Ablehnung oder splitterte an Niederlagen. Diese Verletzungen entzündeten sich schnell, Pflaster gab es dafür keine, stattdessen verzerrten sie die Wahrnehmung und fingen irgendwann an zu verwirren. Da waren so einige scharfkantige Gefühle, Ablehnung fühlte sich nicht nur derbe an, manchmal starben Menschen auch daran, so richtig langsam. Zuerst erhöhte sich der Blutdruck, danach der Cholesterinspiegel, dann wurde das Immunsystem schwächer und ließ alle Viren rein. Niederlagen schafften das ebenfalls. Sie drangen in die Gedanken ein, bis diese schlaff runterhingen, vor Unsicherheit trieften und einen glauben ließen, dass man etwas nicht konnte. Und viele glaubten sich das, den ganzen Tag über, selbst in der Nacht, bis sie anfingen aufzugeben oder es gar nicht erst ausprobierten. Solche Gedanken bluteten aus und bildeten Schorf, um sofort wieder aufzuplatzen, sobald man sich kurz dran stieß."
Wann hat man zuletzt einen Roman, der um einen Programmiercode (0xF EE1D EAD) kreist, gelesen?
Es hatte sich ja bereits nach der Hälfte des Buches abgezeichnet, dass mich die Story, die Charaktere und der Schreibstil nicht wirklich packen konnten, und leider hat sich das bis zum Ende hin gehalten. Vieles in der Story war abstrus und ging zu schnell, Julis Gedankenexkurse hingegen erstrecken sich seitenweise, sodass ich am Ende leider vieles nur noch quergelesen habe, obwohl ich das wirklich ungern mache. Wirklich schade.
Endlich mal wieder ein Buch, das ich innerhalb weniger Tage durchlesen konnte. Nicht weil das Buch so kurz ist - mit etwa 300 Seiten hat es eine angenehme Länge, aber selbst kurze Bücher können sich bekanntlich ziehen -, sondern weil die Autorin mich mit ihren Worten und der Intensität der Handlung regelrecht zwischen die Zeilen gesogen hat. Der Roman bringt einem sehr unterschiedliche Charaktere nahe, die allesamt einen starken Eindruck bei mir hinterlassen haben - nicht durchweg positiv, aber gerade das finde ich wichtig. Niah Finniks Schreibstil ist eindrücklich und bleibend, manche Sätze schwangen auch noch Stunden später in mir nach und als ich das Buch schließlich beendet hatte, musste ich mich erst einmal zusammenrollen und meinen pochenden Kopf seine eigenen Kreise ziehen lassen. Manche Dinge in diesem Buch haben mich regelrecht erschlagen. Die Analytik und Intensität hat mich hier und dort an Marie Cardinal erinnert, deren Buch 'Schattenmund' ich vergöttere, auch wenn Fuchsteufelsstill sein ganz eigenes Werk ist, eines, das meiner Meinung nach noch nach Vergleichsmöglichkeiten sucht. Für mich birgt das Buch durch die intensive, facettenreiche Auseinandersetzung mit der menschlichen Psyche, nenne man sie nun 'heile' oder 'gebrochen', eine enorme Kraft. In vielem habe ich mich wiedererkannt, auch wenn das für mich nicht dringend notwendig ist, um mich Gefallen an einem Buch finden zu lassen. Doch auf diese Art und Weise fiel mir der Bezug zu Juli, der Protagonistin, ebenso leicht wie zu den restlichen Charakteren. (Insgesamt gab es nur eine Szene, die mir wirklich gar nicht gefallen hat, aber das lag vermutlich daran, weil ich in dieser Szene Juli nicht mehr folgen wollte, es tat zu sehr weh.) Das Ende hat für mich ein paar Schwierigkeiten. Es fühlte sich ab einem Dreiviertel an, als befänden sich nicht nur die Charaktere auf einer manischen Durststrecke, sondern ich ebenso. Mir begannen die Augen weh zu tun und meine Hände wurden ganz schwer, während meine Brust sich verkantete und dann wollte die Auflösung einfach nicht kommen. Es ist zwar ein Ende, aber mich lässt es ein wenig am Hungerhaken zurück. Schlecht ist das nicht, aber deswegen vergebe ich vorsichtige 4.5 Sterne von 5. Nichtsdestotrotz ist dieses Buch eines, das ich nicht so schnell vergessen werde, auch nicht vergessen kann. Und Niah Finnik ist ohne Frage eine Autorin, von der ich ohne zu zögern ein weiteres Buch in die Hand nehmen würde.
I‘m just kind of confused as to what this book even was. I just finished it and I could not tell you its plot at all. Mainly the last chapter had me super confused.
The writing style was one of those where you need a lot of concentration to follow along, and maybe I just didn’t feel like investing that much brain energy into a book at the point in time when I picked this up. But I did find the world view of the protagonist interesting, and I loved all the random scientific knowledge that was included. However, at the same time the writing style felt very distant and made it impossible for me to actually get invested in the book.
The book did bring up a number of interesting thoughts. It also never felt like it used mental illness as a plot device or comic relief, as is often the case in books with similar premises. It even made a point to call out several stereotypes surrounding mental illness.
However, there didn’t really seem to be a plot, and while I liked Juli and Sophie, the characters weren’t quite interesting enough to carry the book on their own. I also couldn’t get behind the dynamics between Juli and Philipp at all.
Dieses Buch hat mich richtig gepackt und nicht mehr losgelassen. Der Stil, der sicherlich einige irritiert, war für mich sehr angenehm. Er entspricht dem, wie meine eigenen Gedanken als sich verhalten. (Ich bin selbst neurodivergent) Die Reise, denen die Charaktere sich stellen hat sich mir zunächst nicht ganz erschlossen, jedoch fühlte sie sich zum Ende des Buches schlüssig an. Das Buch hinterlässt mich mit einem wohligen Gefühl.
Ich bin so vorfreudig herangegangen: neue, deutsche Stimme, autistische Protagonistin, genau mein Beuteschema. Und dann? Es lief von Anfang an so wie der Fuchs auf dem Cover es vormacht. Ich fand den Stil sperrig und die Geschichte langweilig. Die Dialoge wirkten konstruiert und die Erkenntnisse banal. Hier und da gab es ein paar Perlen, die den Autismus der Protagonistin greifbar gemacht haben, aber die meiste Zeit war ich verwirrt von den Handlungsübergängen und hatte ein richtig unangenehmes Lesegefühl. Die letzten 100 Seiten habe ich nur noch überflogen und jetzt frage ich mich, ob das Buch komplett überbewertet ist oder ob es einfach nicht der richtige Zeitpunkt für uns beide war.
Ein ungewöhnliches und besonderes Buch voll kluger Gedanken ! Starke und schwache Kapitel wechseln sich ab, aber die starken Kapitel und der besondere Schreibstil machen die Schwächen des Buches wie langatmige Kapiel und unrealistische Episoden wett. Auch das Thema Autismus wird eindrucksvoll thematisiert. Sicher kein Buch das ich jedem empfehlen würde, aber mir wird das Buch noch in Erinnerung bleiben 3,5🌟
Die Charaktere verwirrten mich ein bisschen, weil sie so jugendlich schienen, anscheinend aber schon etwas älter waren, wenn ich auch nicht weiß, wie alt genau. Eine besonders große Bindung konnte ich zu ihnen leider nicht aufbauen. Auch der Plot kam für mich zu kurz, sehr oft wurden einfach Julis Gedanken beschrieben, sie erzählte irgendwelche Fakten und seitenlang ging es dann darum. Dennoch war es auch schön, ihre Weltsicht ein wenig kennenzulernen, ich hätte mir nur gewünscht, dass die Handlung gleichzeitig ordentlich vorangetrieben wird. Es wirkte für mich so, als gäbe es keinen wirklichen roten Faden, was sollte denn erzählt werden? (SPOILER) Erst gegen Ende erfuhr man, dass Philipp seine Tabletten abgesetzt hatte und für mich war eine bestimmte Sache erkennbar. Sonst verbrachten die drei aber eher ein Wochenende, ohne dass es besonders spannend war. Manche Szenen waren ganz gut, andere für mich aber auch etwas abgedreht. (SPOILER ENDE) Obwohl ich sonst nicht wirklich ein Fan davon bin, hätte ich mir hier definitiv einen Epilog gewünscht, das Ende kam etwas unbefriedigend, punktete aber mit einer herzzerreißenden Stelle, (SPOILER) als Philipp offenlegte, dass er dachte, Juli sei im Gegensatz zu Sophie nicht real. (SPOILER ENDE) Die Therapie an sich wirkte für mich irgendwie sehr platt und verkürzt, immerhin dauerten die Gesprächsrunden immer nur ein paar Sätze, aber die Szenen im Speisesaal mochte ich irgendwie, so auch Sophie als Person, weil sie eben ein bisschen „abgedreht“ ist. Noch eine kleine Anmerkung: Auf Seite zwanzig/einundzwanzig steht „Die eckigen, stillen Ampelschalter sowie die ergonomisch geformten, die tickte, bevor sie auf Grün umsprangen.“, hier fehlt das N bei „tickten“, auf Seite achtundzwanzig steht „Ich bedankte mich und nahm mir erst welche, nachdem sie sich umdreht hatte und auf ihrem Stuhl zum Drucker rollte“, wobei das „ge“ von „umgedreht“ fehlt, auf Seite hundertzweiundsiebzig steht „Dann kreischen sie ebenfalls Alarm, so dass die anderen sich auf die sicheren Bäumen zurückziehen.“, hier ist bei „Bäume“ ein N zu viel und auf Seite zweihundertsiebenundvierzig steht „wie hatten unsere Plätze getauscht“ statt „wir“.
*Dieses Buch wurde mir freundlicherweise von Netgalley und Ullstein Buchverlage zur Verfügung gestellt.*
Das Buch "Fuchsteufelsstill" von Niah Finnik wurde am 07.04.2017 von dem Ullstein Buchverlag publiziert. Das Buch handelt von der 27 jährigen Juli, die nach einem fehlgeschlagenem Suizidversuch auf eine psychatrische Station kommt. Juli ist Autistin und nimmt dadurch die Welt anders, aber meiner Ansicht nach, genauer wahr. Sie lernt Sophie, ein Mädchen mit einer Bipolaren Störung und Phillipp, dessen Diagnose Schizophrenie lautet, kennen. Nach einer gemeinsamen, negativen Erfahrung unternehmen die drei ein Wochenendausflug mit dem Ziel, einfach Richtung Norden. Eine Erzählung von drei super sympahtischen Charaktern.
"Es ist viel schwerer, jemanden davon zu überzeugen, normal zu sein, als jemanden davon zu überzeugen, dass man verrückt ist."
Das Buch hat mir total gefallen! Ich bin eher im Genre Fantasy unterwegs, habe dieses Buch aber trotzdem verschlungen. Ich liebe Bücher, die zum Denken und vorallem Umdenken anregen. Bücher die einem eine ganz neue Weltansicht ermöglichen und das hat Niah Finnik wirklich toll umgesetzt. In diesem Buch war alles vorhanden. Es ist mit viel Charme und Witz geschrieben, dennoch habe ich mich auch oft dabei erwischt, dass ich ein beklemmendes Gefühl beim Lesen hatte. Es hat mich an manchen Stellen wirklich mitgenommen, positiv wie negativ. Das macht für mich ein gutes Buch aus! Dieses Buch hat so viele wunderschöne Passagen und Niah Finnik weiß wirklich, wie man mit Worten umgeht!
Ich kann dieses Buch nur jedem Belletristik Fan ans Herz legen! Es ist vielleicht ein Thema, von dem man noch nicht so viel gelesen hat (ich zumindest nicht), aber oder gerade deshalb ist dieses Buch so super, einfach um die Welt einmal durch Julis Augen zu sehen.
„Fuchsteufelsstill“ von Niah Finnik ist 2017 erschienen bei Ullstein fünf.
Zum Inhalt lt. Verlagshomepage: Die siebenundzwanzigjährige Juli steht mitten im Leben – manchmal sogar ein bisschen zu sehr. Sie ist Autistin und jeder Tag bedeutet eine gewaltige Masse an Emotionen, die es zu meistern gilt. Als Juli nach einem missglückten Suizidversuch auf eine psychiatrische Station kommt, trifft sie dort auf die überschwänglich-herzliche Sophie und auf Philipp, der mal mehr und mal weniger er selbst, aber stets anziehend für Juli ist. Die drei nehmen Reißaus und verbringen ein gemeinsames Wochenende, nachdem nichts mehr so ist wie zuvor.
Niah Finnik wurde 1988 geboren und studierte Produktdesign, bevor sie begann zu schreiben. Sie ist Asperger-Autistin, wodurch ihre Texte durch eine besondere Sicht auf die Welt geprägt sind.
Erst nach etlichen Seiten fiel mir auf, dass die Autorin genau wie ihre Protagonistin Juli Asperger-Autostin ist. Und dann ergab das, was ich da so las, auch mehr Sinn und ich bekam einen anderen Zugang zu dem Buch.
Trotz alledem fällt es mir schwer, zu diesem Buch eine Rezension zu schreiben.
Ich mag es und habe es wirklich gerne gelesen. Aber …. ich habe auch viele Dinge quer gelesen. Denn die Autorin schreibt tw. seitenlang über die Gedanken in ihrem Kopf und das können Dinge wie Mathematik sein (Gefühle zählt sie z. B. in Minuten), oder Landschaftsbeschreibungen oder Astrophysik oder ähnliche schwere Dinge, die sich mir nicht immer ganz erschlossen haben (oder die ich wahrscheinlich auch gar nicht lesen wollte).
„Mir geht es siebzehn Minuten gut und dreiundvierzig bedrückend.“ „Immerhin wissen sie nun, dass ich zu 71,7 Prozent betrübt bin, während ich lediglich weiß, dass es ihnen fürchterlich gut geht.“
Auf der anderen Seite gibt uns Niah Finnik damit natürlich auch die Chance, einen einmaligen Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt einer Asberger-Autistin zu erhaschen. Und das ist schon heftig und für mich eben nicht einfach zu lesen. Und gerade die Gefühlswelt von Juli, die doch sehr auf einer rationalen Ebene abläuft, ist für mich schwer nachvollziehbar.
Zwischendurch äußert sie allerdings auch immer wieder Dinge, die mich in ihrer Brillanz schier umhauen:
„Ich hatte keinen Schimmer, warum Zwanghaftigkeit und Hysterie eine Krankheit waren, Intoleranz dagegen nicht.“ „Intolerantitis stand nicht auf der Liste der psychischen Störungen des Diagnostischen und Statistischen Manuals psychischer Störungen und war dennoch so hartnäckig wie ein Supervirus, der sich seit Jahrhunderten über dem ganzen Planeten ausbreitete. Ich glaube, manchmal wurde sie sogar vererbt, und ansteckend war sie noch dazu.“
Wie gesagt: Ich bin zwiegespalten und gebe zwar eine Leseempfehlung ab, aber mit der Einschränkung, dass man sich wirklich auf die Sprache und Gedankenwelt einlassen muss.
Rot verdirbt ihr den Tag. Nur Blau kann dann helfen. Und wenn ihre sorgsam getaktete tägliche Routine sich nur ein bisschen verschiebt, schlägt ihr der Fuchs seine Klauen in den Nacken.
Angst. Das ist das Gefühl, das Juli durchs Leben begleitet. Juli, die ohnehin schon mit einer besonderen Neuropsychologie zu kämpfen hat: Sie hat das Asperger-Syndrom, eine Autismus-Spektrum-Störung. Das bedeutet, dass sie die Welt anders wahrnimmt, und aus dieser ungewöhnlichen Ich-Perspektive wird „Fuchsteufelsstill“ aus dem Ullstein fünf-Verlag erzählt.
Die Autorin des Romans, Niah Finnik, weiß, wovon sie Juli sprechen lässt. Finnik hat selbst das Asperger-Syndrom. In wieweit sie und Juli sich ähneln, wo ihre Erfahrungen dieselben sind, ist nicht bekannt. „Fuchsteufelsstill“ ist weder eine Autobiografie noch ein Sachbuch, sondern ein Roman. Mit Sicherheit aber hat Finnik ihre Wahrnehmungswelt in dieses Buch mit einfließen lassen und zieht den Leser kopfüber hinein.
Permanente Überforderung. Ständige Reizüberflutung. Eine Gedankenkaskade, die nicht zu stoppen ist. So empfindet man mit Juli die ständig auf sie einprasselnden Details und Sinneseindrücke. Gerüche, Farben, Gefühle, Bilder, Erinnerungen, Assoziationen – alles konkurriert ständig in gleicher Intensität um Julis Aufmerksamkeit. Filtern ist beinahe unmöglich, Konzentration mühsam erkämpft.
Wo sogar der immer gleiche Heimweg zur immer gleichen Zeit dennoch mit ständig neuen Eindrücken aufwartet, wird jeder Änderung und alles Neue zu einer Quelle der Angst. So starke Angst, dass sie eine Form annimmt: Sie bekommt Klauen und Zähne, huscht mit gesträubtem Fell schattenhaft hinter Juli her. Das ist er, der Fuchs aus „Fuchssteufelsstill“, und mit ihm wird Juli im Laufe der Romans eine andere Beziehung eingehen.
Angst und Überforderung sind es wohl auch, die Juli bis zu einem Suizidversuch getrieben haben, und deswegen geht sie als Tagespatientin in eine Klinik zur Therapie. Sie tritt ein in diese merkwürdige Parallelwelt der „Irren“, wo Diagnosen in Kataloge und ICD-Schlüssel gepresst werden und nicht immer klar ist, wer Arzt und wer Patient ist.
Dort trifft Juli auf die bipolare Sophie und den schizophrenen Phillip. Sophie hat zu viel Energie, plappert ständig, feuert Fragen um sich, lacht laut und ist für jede spontane Idee zu haben. Phillip lernen wir als ruhig und besonnen kennen, und seine psychotische Episode scheint der Vergangenheit anzugehören. Zusammen mit Juli machen sie sich nach dem Selbstmord eines Mitpatienten auf ins Ungewisse: Nach Norden, denn das ist die gegenteilige Himmelsrichtung von Julis Angst.
„Auf der Rückseite von Angst war etwas, das nicht auf dem Bordstein saß. Was da war, erstarrte auch nicht. Es verharrte nicht im Süden, sondern ging Richtung Norden […]“
Niah Finnik, Fuchsteufelsstill, Pos. 987-988
Was beginnt wie ein skurriler Psychiatrieroman, entwickelt sich daraufhin zu einem immer bizarrer und beängstigender werdenden Mini-Roadtrip. Während Juli gegen ihre Angstattacken ankämpft, intensiviert sich auch ihre Wahrnehmung. Sie nimmt uns mit auf trudelnde Gedankenspiralen aus Zahlen, Wissen, Assoziationsketten. Dazwischen Begegnungen mit Fremden, die durch Julis Augen geschehen und ebenso demaskierend wie undechiffrierbar sind. Man muss das Buch für Pausen zur Seite legen um all diese Details und Gedanken verarbeiten zu können – und bekommt vielleicht einen kleinen Eindruck von Asperger-typischer Reizüberflutung.
„Normalerweise fühlte sich mein Körper wie Zubehör an, das irgendwelche Navigationen entgegennahm, die nicht von mir stammten.“ Niah Finnik, Fuchsteufelsstill, Pos. 2015-216
Und dann ist da noch Phillip. Der hat seine Medikamente abgesetzt und rutscht zusehends in einen heftigen psychotischen Zustand ab. Das als Leser mitzuerleben, ist beklemmend und wirklich beängstigend. Wie es in Wirklichkeit sein muss, wenn sich ein Mensch so völlig geistig zerfasert, für die Umstehenden und für den Betroffenen, mag man sich gar nicht vorstellen. Es wird dramatisch und schlichtweg gefährlich, und Finnik nutzt die Eskalation, um ihre Hauptfigur Juli mit ihrer Angst auf Konfrontationskurs gehen und sie ein Stück über sich hinauswachsen zu lassen.
Auch der Umgang mit psychisch Erkrankten wird hier, und nicht nur hier, zum Thema. Die stigmatisierende Verurteilung Außenstehender steht der Innensicht und dem Alltag der Betroffenen gegenüber. Welten, zwischen denen es keine Brücke zu geben scheint. Auch nicht in diesem Buch.
Dieser Erstlingsroman aus dem neuen Ullstein fünf Verlagsprogramm gewinnt. Dafür verantwortlich sind die außergewöhnliche Erzählperspektive und die Figuren – allen voran Juli. Sophie und Phillip bieten interessante und teils bestürzende Einblicke in psychische Erkrankungen. Wobei wir bei Sophie offensichtlich nur die etwas überbordende und medikamentös im Zaum gehaltene Seite der Bipolarität kennen lernen und darüber hinaus keine Hintergründe über ihr Leben erhalten. Und Philip wird durch seinen psychotischen Schub zu sehr verzerrt, um seine „normale“ Persönlichkeit wirklich einschätzen zu können. Trotzdem ist man schnell auf ihrer Seite und Teil des kleinen Dreiertrupps. Was natürlich auch daran liegt, dass Juli beide mag und uns mit ihrer bestechend aufrichtigen Art in den Bann zieht.
Die Sprache, derer sich Finnik bedient, ist bildreich, ohne lyrisch zu wirken. Klare, faktische Analogien paaren sich mit neuen Wortkombinationen, die Julis anderer Wahrnehmung gezollt sind und dafür sorgen, dass man permanent mit dem Textmarker zugange ist. Humor findet sich inmitten psychischer Krisenbeschreibungen. Unbestechliche Logik sitzt neben Einbildungskraft. Das ist keine blumige Sprache. Das sind Metaphern, die mit dem Teppichmesser aus der Realität geschnitten sind. Realpoesie. Gibt es diesen Ausdruck schon?
„Nicht einmal meine Augen fühlten sich wie ein Teil von mir an, sie waren wie Löcher, die in eine Kiste reingebohrt worden waren, in der ich saß und aus der ich heraussah. Ständig blieb diese Kiste an Türklinken hängen, wenn sie nicht schon in der Tür stecken geblieben war. Viel zu oft taumelte sie und riss im Vorbeigehen alles andere mit zu Boden.“
Niah Finnik, Fuchsteufelsstill, Pos. 2016-2018
Wenn man etwas kritisieren will an Finniks Debüt, dann kann das nur der Plot sein. So viel passiert eigentlich gar nicht, der Trupp bewegt sich nur wenige Kilometer fort, und teils wird es schon etwas unrealistisch. Wildfremde Menschen, die einen einladen, obwohl man sie gerade angebrüllt hat, sind nicht wirklich Standard. Generell stellt sich zum Ende hin ein Gefühl von Surrealität ein, das nicht nur auf Julis verzerrter Perspektive und Phillips Halluzinationen beruht. Da verliert einfach alles den Boden der Tatsachen unter den Füßen – was dann aber auch wieder ein bisschen passt.
Bleibt abzuwarten, was Finnik als nächstes schreibt. Ob sie sich weiter im Kosmos von Autismus und einem besonderen Blickwinkel bewegt, oder ob es ein Buch sein wird, das damit gar nichts zu tun hat. Was auch immer – ich bin sehr gespannt darauf.
In letzter Zeit bin ich auf der Suche. Auf der Suche nach Geschichten die mich berühren und etwas in mir zum klingen bringen. Die mich zum nachdenken anregen und die mich weiterentwickeln. So bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden. Ich habe mich darauf eingelassen und wurde nicht enttäuscht. Es kam zur richtigen Zeit in der richtigen Stimmung. Allerdings fällt es mir unglaublich schwer meine Meinung in Worte zu fassen.
Der Schreibstil der Autorin ist etwas ganz Besonderes. Er ist klar, ausdrucksstark und ehrlich. Das hat mir wirklich unglaublich gut gefallen. Sie konnte mich damit direkt ansprechen und hat mich berührt. Ich habe dieses Buch sehr gerne gelesen und mir auch bewusst Zeit gelassen. Meiner Meinung nach handelt es sich hierbei nicht um ein Buch, dass man einfach mal nebenbei lesen sollte. Es regt zum nachdenken an und das oft über den Buchdeckel hinaus.
Juli war mir von Anfang sehr sympathisch, obwohl sie in meinen Augen einen sehr schwierigen Charakter hat. Sie passt nicht in die Masse, aber gerade das hat mir gefallen. Einige Ängste, die sie empfunden hat, konnte ich sehr gut nachvollziehen. Ich konnte mich teilweise sowieso unglaublich gut mit ihr und ihren Ängsten identifizieren und das hat mich oft sprachlos dasitzen lassen. Niah Finnik hat es geschafft einige Dinge in so schöne Sätze zu verpacken, dass ich sie mir markiert habe.
Sophie hat mein Herz erobert. Sophie ist im Grunde das krasse Gegenteil von Juli und tut ihr in meinen Augen auf eine ganz besondere Art gut. Sophie könnte ich mir als Freundin vorstellen, während es mir mit Juli wahrscheinlich schwer fallen würde. Auch Sophie ist nicht einfach, allerdings von Grund auf fröhlicher Natur. Das hat der Stimmung des Buches wirklich sehr gut getan.
Philipp verblasst in meinen Augen neben Juli und Sophie etwas. Er konnte mich irgendwie nicht so stark berühren. Wahrscheinlich konnte ich mich mit ihm und seiner Krankheit auch einfach am wenigsten identifizieren. Dennoch war gerade sein Lauf der Geschichte höchst interessant für mich, da ich vorher noch nie etwas in diese Richtung gelesen habe oder Menschen kenne, die an seiner Krankheit leiden.
Man mag es kaum glauben, aber die drei funktionieren zusammen auf eine ganz irrwitzige Art total gut zusammen, obwohl sie so verschieden sind. Ich bin gerne mit ihnen durch Berlins Straßen gegangen und habe sie begleitet. Es kam zu ganz spontanen und auch alltäglichen Situationen, die durch ihre jeweiligen Krankheiten entsprechend ausgeartet sind. Die Gedankengänge und die Entwicklung von Juli haben mir wohl am Besten gefallen.
Das Ende des Buches hat mich etwas unentschlossen dastehen lassen, da es meiner Meinung nach abrupt endet ohne ein Ende gefunden zu haben. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie hatte ich einen anderen Abschluss erwartet mit dem ich für mich besser abschließen kann und fühle mich nun einfach ein Stück leer.
Das Buch weckt Emotionen auf einer ganz anderen Ebene als es „normale“ Romane tun. Für mich ist dieses Werk etwas Besonderes und ich hoffe, dass es noch viele Menschen lesen werden. Vielleicht nicht die breite Masse, aber diejenigen, die wie ich, auf der Suche sind.
Fazit: Ausdrucksstarkes, deutsches Debüt einer sprachgewandten Autorin.
Juli wirkt auf den ersten Blick wie eine ganz gewöhnliche junge Frau, doch wer näher hinsieht, stellt schnell fest das Juli anders ist als die Meisten. Sie ist Autistin und nimmt die Welt auf ihre ganz eigene Weise war. In einer psychatrischen Klinik lernt sie Sophie und Philipp kennen und erlebt mit ihnen so manches Abenteuer und lässt uns an ihrer Sicht auf das Leben teilhaben.
Meinung: Dieses Buch ist alles ausser gewöhnlich. Die Autorin, die selbst Asperger-Autistin ist, vermittelt sowohl mit ihrer Geschichte als auch mit ihrem unkonventionellen Schreibstil eine Denkweise, die außerhalb der Norm liegt. Rationaler, ängstlicher, aber auch fantasievoller und teils logischer wirkt Julis Kopfkino. Zahlen sind ebenso wichtig, wie die richtige Farbe, Routine schafft Sicherheit, Menschen machen Angst. Wie so vieles in Julis leben. Ständig versucht sie gegen ihre Ängste anzukämpfen und in der Gesellschaft möglichst wenig aufzufallen. Beides gelingt ihr mehr schlecht als recht. Trotzdem oder gerade wegen ihrer Andersartigkeit hat Juli einen hohen Sympathiefaktor. Es macht Spaß sich das Leben mit ihren Augen anzuschauen, auch wenn das was sie erlebt, teilweise wirklich abstrus ist. Manche Kapitel der Geschichte wirken völlig überzogen und unglaubwürdig. Das ist schade, handelt es sich doch meiner Meinung nach um einen Faktor, der nicht gerade für mehr Verständnis und Akzeptanz sorgt, sondern eher noch mehr Vorurteile gegenüber dem Anderssein bzw. psychischen Krankheitsbildern schürt. Mit einer etwas realistischeren Geschichte wäre die Botschaft für mich deutlich besser rübergebracht worden.
Fazit: Mal etwas ganz anderes, das vor allem durch den Schreibstil überzeugt. Die Geschichte dagegen konnte bei mir weniger punkten. Nichtsdestotrotz bin ich gespannt, was wir von Niah Finnik zukünftig noch lesen dürfen.
Die junge Juli erhält zwei Monate nach einem Selbstmordversuch endlich einen Therapieplatz auf der Tagesstation einer Psychiatrischen Klinik. Juli leidet an einer autistischen Störung und einer generellen Angststörung. Sie hat ihren Tagesablauf minutiös geplant, kommt es zu einer Abweichung des Plans und sei es nur für eine kurze Zeit, verfällt sie in ihre Angstzustände. Trotzdem ist Juli fest entschlossen, die Therapie anzunehmen, auch wenn ihr in der Klinik alles Angst bereitet: die neuen Menschen, das Sprechen vor einer Gruppe oder sich dem Therapeuten zu öffnen und Privates von sich preis zu geben. Sophie, die an einer bipolaren Störung leidet und Philipp, der schizophren ist, können eine Beziehung zu Juli aufbauen. Als es zu einem Vorkommnis in der Klinik kommt, beschließen die Drei an einem Freitag, mitten in den vormittäglichen Therapiestunden, gemeinsam die Klinik zu verlassen. Sie werden das gesamte Wochenende miteinander verbringen und auf Menschen stoßen, die sich für „normal“ halten und teilweise sogar schlimme Vorurteile gegen psychisch kranke Menschen haben und bald kann man nicht mehr sagen, wer hier eigentlich der Erkrankte und wer der Gesunde ist.
Alles in allem habe ich als Leserin eine Geschichte geboten bekommen, die mal zu Tränen rührt, die schockiert, mal zum Lächeln verleitet, aber immer wachrüttelt. Die mich gefesselt hat, noch lange nicht loslassen wird, die mich zum Diskutieren anregt und die mich zunächst einmal tatsächlich sprachlos zurückgelassen hat. Niah Finnik hat ihre Geschichte bis ins Detail hervorragend ausgefeilt, wie z.B. den Brief der Mutter, den die Protagonistin Juli mit sich drei Monate herumgeschleppt hat oder die vielen anderen unverzichtbaren Stücke in Julis Handtasche. Die beschriebenen Strukturen der einzelnen Erkrankungen, wie sich sich tatsächlich auch in manchen Punkten gleichen und wo sie voneinander abweichen, zeugen von hervorragender Recherche und Sachkenntnis der Autorin, die selbst Asperger-Autistin ist. Die wunderbaren Charaktere sind brillant gezeichnet und glaubhaft. Ein einzigartig gelungenes Debüt der Autorin Niah Finnik, in schöner, ansprechender Sprache verfasst, in atemraubendem Tempo erzählt.
Von Herzen gerne vergebe ich diesem Buch fünf von fünf möglichen Sternen und empfehle es absolut weiter, an Leser, die eine beeindruckende Geschichte auf höchstem Niveau mit lernfähigen sowie außerordentlichen Figuren genießen wollen. Niah Finnik hat sich mit ihrem Erstlingswerk als wunderbare Geschichtenerzählerin bewiesen, sehr gerne möchte ich mehr von ihr lesen.
Disclaimer: Ich habe eine E-Kopie dieses Buchs von dem Publisher auf Netgalley im Tausch für eine ehrliche Rezession erhalten.
In diesem Buch gibt es drei wichtige Charaktere. Zuerst ist da Juli, eine junge Frau mit Autismus, die sich nach einem Selbstmordversuch in die Klinik einweisen lässt. Dort trifft sie Philipp, der schizophren ist, und Sophie, welche bipolar ist. Als sie an einem Freitag bemerken, dass ein Mann seit dem Frühstück nicht in der Klinik zu sehen war, teilt sie das ihren Freunden mit. Da sie am Wochenende Ausgang haben und bei sich zu Hause sein dürfen, entscheiden sie sich zu dem Haus ihres Freundes zu fahren, doch als sie dort ankommen stellt sich heraus, dass er sich umgebracht hat. Erschüttert von dem was sie gesehen haben, entscheiden sie sich das Wochenende nicht jeder allein zurück nach Hause zu fahren, sondern einfach immer noch Norden zu ziehen.
Der Schreibstil dieses Buches ist einfach nur fantastisch gut. Wir sehen alles aus Julis Perspektive, eine Perspektive, die durch die ihr eigenen Art zu denken, bestimmt wird. Dadurch war es am Anfang für mich ein bisschen ungewohnt mich dabei zurecht zu finden, aber bald wollte ich immer mehr von Juli und den anderen wissen. Ich kann nichts über die Repräsentation von Autismus persönlich sagen, aber da die Autorin auch selbst auf dem Spektrum ist, denke ich, dass es sehr gut gemacht ist. Ich würde es deswegen auf jeden Fall weiterempfehlen.
In diesem Buch passieren einige schlimme Dinge, wie Suizid und obwohl diese Dinge nicht weggewischt werden, ist der hauptsächliche Ton des Buches voller Charme und Witz. Ich gebe zu, dass mich dieses Buch tief berührt hat. Ich habe ein paar Mal geweint, einige Male gelacht und war im Allgemeinen einfach nur berührt von dem Buch.
Auch das Tempo des Buches passt perfekt. Es zieht sich nie, geht aber auch nie so schnell, dass man nicht mitkommt. Ich fand es sehr gut zu lesen.
In dem Buch scheint zwar handlungsmäßig nicht allzu viel zu passieren (die Haupthandlung erstreckt sich über nur drei Tage), aber eben durch den fantastischen Schreibstil und das geniale Tempo der Erzählung, sowie das Erlebnis wie etwas, dass für einen vielleicht eine ganz alltägliche Situation ist, für jemand anderen eben ganz anders sein kann.
An manchen Stellen hätte ich mir zwar etwas mehr erwartet und manche der Szenen wirken ein bisschen überzogen für mich, aber dieses Buch ist trotzdem ein sehr, sehr gutes.
Alles in allem, möchte ich nur noch einmal betonen, dass dieses Buch mich sehr berührt hat und auch sehr gut geschrieben ist. Ich kann es definitiv empfehlen.