A massive underground sensation, The Big Lebowski has been hailed as the first cult film of the internet age. In this book, 21 fans and scholars address the film's influences―westerns, noir, grail legends, the 1960s, and Fluxus―and its historical connections to the first Iraq war, boomers, slackerdom, surrealism, college culture, and of course bowling. The Year's Work in Lebowski Studies contains neither arid analyses nor lectures for the late-night crowd, but new ways of thinking and writing about film culture.
Dieses Waltereske Zugeständnis wird man beim Lesen einiger der in Edward P. Comentales und Aaron Jaffes Aufsatzsammlung "The Year's Work in Lebowski Studies" versammelten Beiträge sicherlich machen müssen, denn es ist schon verblüffend, zu welchen Geistesausflügen The Best Film Ever manch einen Akademiker hinreißen kann. Doch wird man sicher nie so weit gehen, sich der Replik, die der Dude Walter in diesem Zusammenhang macht, anzuschließen, denn Dreh- und Angelpunkt all der gelehrten Aufsätze ist und bleibt "The Big Lebowski".
Anläßlich des Lebowski Fest 2006 in Louisville, Kentucky, organisierten die beiden Associate Professors of English Comentale und Jaffe ein Symposium, in dessen Verlauf verschiedene Aspekte des Filmes in Form von Aufsätzen beleuchtet wurden. 21 dieser Aufsätze wurden dann in dem vorliegenden Buch gesammelt und mit einem Nachwort des Journalisten William Preston Robertson, der als Verfasser des Buches "The Big Lebowski: The Making of a Coen Brothers Film" durchaus einen "frame of reference" haben dürfte, versehen.
Im ersten Teil des Buches finden sich zehn Aufsätze, die sich auf TBL als Film, in seiner Gesamtheit, konzentrieren. Den Anfang macht Fred Ashe, der in "The Really Big Sleep: Jeffrey Lebowski as the Second Coming of Rip Van Winkle" Parallelen zwischen dem Dude und Washington Irvings sympathischen Under- oder Proto-Achiever Rip Van Winkle zieht. Literarisch geht es weiter in Andrew Rabins Beitrag "A Once and Future Dude: 'The Big Lebowski' as Medieval Grail-Quest". Rabin charakterisiert TBL als eine moderne Version der Gralsmythologie, wobei natürlich dem Teppich eine besondere Bedeutung zukommt, der mit der geradezu mystischen Kraft ausgestattet ist, das Universum des Dudes sinnhaft zusammenzubinden, und der bezeichnenderweise am Ende des Filmes nicht auf der Habenliste des Dudes steht. Auch scheinbar unbedeutende Details, wie der Vorname des in der Eisernen Lunge eingesperrten Westerndrehbuchschreibers, der offensichtlich "gesundheitliche Probleme" hat, werden von Rabin von bloßen Zufällen in den Rang wichtiger Mosaiksteinchen, die im Ganzen durchaus Sinn ergeben, erhoben.
Die besondere Kraft der Sprache, deren sich der Dude und andere Filmfiguren bedienen, wird von Justus Nieland in seinem Beitrag "Dudespeak: Or, How to Bowl like a Pornstar" ergründet. Einer meiner Lieblingsaufsätze stammt von Christopher Raczkowski - "Metonymic Hats and Metaphorical Tumbleweeds: Noir Literary Aspects in 'Miller's Crossing' and 'The Big Lebowski'". Während sich die Coens, laut Raczkowski, in "Miller's Crossing" des filmischen Stilmittels der Metonymie bedienten und somit nahe am Schreibstil Dashiell Hammetts operierten, stehe TBL ganz im Zeichen der Metapher, wodurch er dem Stil Raymond Chandlers entspreche. Dies sei nur folgerichtig, denn immerhin lasse sich der Film als eine mehr oder minder direkte Hommage an "The Big Sleep" lesen. Auch David Martin-Jones' Essay "No Literal Connection: Mass Commodification, U.S. Militarism, and the Oil Industry in "The Big Lebowski'" ist auf meiner persönlichen Hitliste weit oben, denn anhand scheinbar apokrypher Details konstruiert der Verfasser die These, der Film lasse sich als Kritik der amerikanischen Außenpolitik, die gänzlich im Zeichen des Bemühens stehe, Kontrolle über den internationalen Ölmarkt zu gewinnen, begreifen. Im Jahre 1998, als der Film erschien, bedurfte man für diese Lesart freilich noch etwas größeren Scharfsinns als heute, nach der Amtszeit George W. Bushs - auch wenn Henry Kissinger schon früher deutlich sagte: "Oil is much too important a commodity to be left in the hands of the Arabs."
Aber auch andere Aspekte des Filmes werden in den Blick genommen. Neben den obligatorischen Gender-Fragen, denen - ausgehend von der deutlich ins Auge stechenden Kastrationsthematik - mehrere Essays gewidmet sind, setzt sich Robert Gaughran beispielsweise in seinem Beitrag "Professor Dude: An Inquiry into the Appeal of His Dudeness for Contemporary College Students" mit der Frage auseinander, was denn den Dude für seine - überwiegend männliche - Klientel so attraktiv und bewundernswert mache. Diese Frage wurde im Rahmen des Festivals übrigens auch mit den dort auflaufenden Achievern diskutiert. Interessant sind ferner die Vergleiche zwischen den eher (selbst)ironisch, entspannten Achievern und den eingefleischten Fans anderer Kultfilme, z.B. den mehr performanceorientierten "Rocky Horror Picture Show"-Anhängern und den eher dogmatischen, von Sammelleidenschaft gepackten Trekkies und "Star Wars"-Veteranen.
Ach ja, und über die besondere Form der Ironie in TBL wird auch noch philosophiert, und über das Bowlen, über Murmeltiere und die Postmoderne, über die Bedeutung der Filmmusik, über die Frage, was es bedeute, wenn man seinen White Russian rührt oder eben nicht, und und und ...
"The Year's Work in Lebowski Studies" unterscheidet sich, das muß in aller Deutlichkeit gesagt werden, erheblich von so manchem anderen Filmbuch, denn hier wird weniger auf technische und stilistische, als vielmehr auf kulturelle Fragen eingegangen, bei denen der Film teilweise auch in den Hintergrund tritt. Zudem setzen die Essays einiges an Hintergrundwissen voraus, und auch mir rauchte an manchen Stellen die Fontanelle, und alles verstanden habe ich auch nicht, denn ich habe eben noch nie Lacan gelesen und auch noch nie die Queen in ihren verdammten Liebestötern gesehen.
Aber viele - wenn auch nicht alle - der in diesem Buch versammelten Aufsätze lösten in mir durchaus das ein oder andere Aha-Erlebnis aus und brachten mich zum Nachdenken oder sogar zum Lachen, und so habe ich nicht das Gefühl, daß Comentale und Jaffe mich behupst haben.
Ein reines Fanbuch ist "The Year's Work" also sicher nicht - aber ein beredtes Zeichen von der Einzigartigkeit des ihm zugrundeliegenden Filmes.
I used the film in a class and so I assigned some of the essays in this collection. A somewhat uneven collection, but interesting nonetheless, and helpful. I particularly liked the first essay, likening the film to Rip Van Winkle -- gets at questions of industry, economics, politics, war, gender, work.
I had to shelve it halfway through. The problem with an academic anthology on one topic is that, no matter which aspect of the subject you write on, there WILL be repetition throughout the book. I ran into a lot of that with this book; so much that I became bored and gave up.