Als der Zweite Weltkrieg ausbricht, gibt es kaum noch Fluchtmöglichkeiten für die Verfolgten. Als einziges Transitland bleibt nur noch Portugal. Doch der Diktator Salazar verschärft die Einreisebedingungen drastisch. Erschüttert vom Leid der Menschen, die aus allen von Deutschland besetzten Ländern nach Bordeaux flüchten und nun zu Tausenden vor seinem Konsulat warten, stellt sich Aristides de Sousa Mendes gegen das Verbot der portugiesischen Regierung. In einer ungeheuren Kraftanstrengung erteilt der Konsul Visa für 30.000 Flüchtlinge, bis er selbst wegen Ungehorsams nach Portugal zurückbeordert wird.
» Wie sollen wir nach dem, was Tag für Tag geschieht, vor unseren Kindern bestehen, was sollen sie von uns denken, wenn wir ihnen eine Welt des Irrsinns und unvorstellbarer Gräuel hinterlassen haben... «
» Die Welt scheint immer denen zu gehören, die nicht fühlen. Und es sind immer die gefährlichsten und kaltblütigsten Menschen, die nach der Macht streben. Und warum ist die Ohnmacht, mit der die Menschen den Diktatoren und Kriegstreibern gehorchen, so groß, dass diejenigen, die in der Mehrheit sind, sich nicht gegen die Despoten auflehnen können oder wollen? «
» Ich sage es in aller Klarheit: Das Unheil des Nationalsozialismus wäre nicht möglich gewesen ohne die Tatenlosigkeit auch gläubiger Menschen, ohne die Verachtung der Menschen- und Völkerrechte auch durch die Kirchen und Gottestreuen. «
Dieses Buch ist leider wieder hoch aktuell und gibt einen interessanten Einblick in die portugiesische Gesellschaft des frühen 20. Jahrhunderts, die Ära Salazar und die Ignoranz der Länder, Königshäuser und Firmen während des drittem Reichs.
Wer ein einziges Leben rettet, rettet die Welt. Das Leben des „portugiesischen Oskar Schindler“. Aristides de Sousa Mendes, portugiesischer Konsul in Frankreich, katholisch, kinderreich, adelig, weltgewandt, unfähig mit Geld auszukommen, verhinderter Musiker, in emotionalem Zwiespalt, da er neben seiner Ehe mit 14 Kindern noch eine zweite Liebe lebt. Wenige Menschen scheinen aufgrund ihrer Biographie und ihres Charakters noch unwahrscheinlicher als dieser Mann in wenigen Tagen zahlreiche Leben gegen die konkreten Aufträge seines Staatschefs Salazar zu retten. Als die überwiegend jüdischen Flüchtlinge sich vor seinem Konsulat ansammeln, andere Länder längst keine Menschen über die Quoten hinaus ausnehmen, geht er 3 Tage in sich, bevor er in einer Wahnsinnsaktion innerhalb einer knappen Woche im Akkord Visa ausstellt, seine Untergebenen verdonnert mitzumachen und die letzten Flüchtlinge noch rettet, als seine Visa schon von Portugal für ungültig erklärt wurden. Er verliert alles, Amt, Beruf, Geld, Gesundheit…. Rehabilitiert wird er erst posthum. Eigentlich ist dieses recht kurze Buch weniger ein Roman als eine Autobiographie. Der Stil ist sperrig, der Inhalt zum Teil sprunghaft, manche Zusammenhänge sind ohne Kenntnis der weltpolitischen Hintergründe schlecht einzuordnen. Die Spotlichter auf sein privates Leben, auf Familie und Geliebte machen die Geschichte realer und belegen sie damit. Literarisch ist die Geschichte brüchig, inhaltlich ein weiteres Mahnmal wie viel ein Mensch am richtigen Ort retten kann. Mein Zitat des Buches: Alle Länder hätten die Möglichkeit gehabt ihre Mithilfe zu verweigern. Alle hätten die Gelegenheit gehabt, Juden zu retten. Dänemark hat es bewiesen. Dänemark hat die meisten Juden im Land retten können. Warum machten so wenige Gebrauch von ihren Möglichkeiten? #Netgalleyde #WereineinzigesLebenrettetrettetdieWelt #DagmarFohl #AristidesdeSousaMendes #Shoah #RettungvorShoah #KathrinliebtLesen #Bookstagram
Nachdem das Deutsche Reich große Teile Mitteleuropas besetzt hatte, sahen die Flüchtlinge nur noch Zuflucht in Portugal. Jedoch wurde dazu ein portugiesisches Visum benötigt, um von Frankreich via Spanien nach Portugal ausreisen zu können. Aristides de Sousa Mendes ist zur Zeit dieser Flüchtlingswelle Generalkonsul in Bordeaux. Er widersetzt sich allen Anweisen des portugiesischen Ministerpräsidenten Salazar und stellt trotz anderslautender Anordnungen die dringend benötigten Visa aus. Darüber hinaus wies er ihm untergeordneten Beamten an, ebenfalls diese Visa auszustellen. Als Salazar davon erfuhr, enthob er Mendes seines Amtes. In dem darauffolgenden Disziplinarverfahren gelang es Mendes nicht sich zu rehabilitieren, was den sozialen Abstieg seiner Familie zur Folge hatte. Nach mehreren Schlaganfällen verstarb er verarmt 1954 in Portugal. Dagmar Fohl gelingt es hervorragend, Mendes Beweggründe sowie die sich damit drastisch veränderten Lebensumstände darzulegen. Dabei bedient sie sich der Ich-Form, wodurch der Leser Mendes sehr nah kommt. So hervorzuheben wie Mendes Engagement bei der Unterstützung der Flüchtlinge war, umso leichtsinniger erscheint dies jedoch für ihn und vor allem seine große Familie. Manchmal hatte man den Eindruck, ein großes Kind tut nur das, was es will. Dies wird auch besonders in der Beziehung zu Andree deutlich. Das Angenehme mitnehmen, aber sich der Verantwortung nicht stellen. Für unzählige Flüchtlinge war jedoch aber genau dieses Nicht-Nachdenken über die Verantwortung der Rettungsanker. Ein sehr lesenswertes Buch!
Aristides de Sousa Mendes ist ein Held, auch wenn er stets behauptet hat, keiner zu sein. Während des Zweiten Weltkriegs hat er 30.000 Flüchtlingen Visa für Portugal ausgestellt und ihnen damit das Leben gerettet. Dass er trotzdem seine Bodenständigkeit bewahrt und Makel wie die Liebe zu zwei Frauen zur gleichen Zeit hatte, macht ihn zu einer sympathischen, menschlichen Figur. Handlungsfokussiert lässt die Autorin Mendes die damaligen Ereignisse beschreiben. Doch gerade der nüchterne, sachliche Stil, in dem sie ihn erzählen lässt, dass er einfach getan hat, was getan werden musste, weckt eine ganze Palette an Emotionen. Bewegend und Gänsehaut bescherend verfolgt das Buch Mendes' Lebensweg von jenen Tagen, in denen er Humanität über alles stellte, bis zum Ende seines Lebens, aus dem er verarmt und als Verbrecher gebrandmarkt schied, ohne jedoch jemals zu bereuen.