Obwohl Bettauer erneut wie auch schon in "Der Frauenmörder", "Die freudlose Gasse" und "Das blaue Mal" sein Erzähltalent erfolgreich unter Beweis stellt, konnte er mich mit dem Inhalt in "Hemmungslos" weder erreichen noch überzeugen. Es zeigt sich zum einen, dass es ihm offenbar in seinem ganzen Leben und somit gesamten Schreiberlingwerk nie gelang, sich in die tatsächlichen Probleme einer Frau in dieser Zeit und unter den gegebenen gesellschaftlichen Bedingungenen hineinzuversetzen. Ja, ich unterstelle ihm sogar, dass er es gar nicht versuchte. Seine Beobachtungen und gesellschaftlichen Anprangerungen bleiben stets nur oberflächlich und ohne glaubwürdigen Antrieb, wirklich etwas in den Köpfen der Menschen ändern zu wollen. Ein Umstand, der mich beim Konsum eines vierten Buches von ihm, besonders zu nerven beginnt und mich womöglich davon abhalten wird, mehr von ihm zu lesen. In diesem Roman treibt er es mit seiner pseudo-gesellschaftskritischen Schrift geradezu auf dem Gipfel, in dem er seinen Protagonisten, einen zweifachen Mörder, von jeglicher Schuld frei spricht und sein Handeln mit den Wirren und wirtschaftlichen Nachwehen des Ersten Weltkrieges erklärt. Ein Mann, der nach dem Krieg seinen Adelstitel verloren hat, sich selbst bemitleidet, seine feines Leben nicht aufgeben will und ohne ehrliche Arbeit schnell an Geld zu kommen gedenkt. Dieser wird im Abschlussplädoyer seinen Rechtsanwalts tatsächlich bedauert und erhält durch ein unglaubwürdig konstruiertes Ende sogar noch vom Autoren selbst den Freibrief. So langsam beginne ich Stefan Zweig zu verstehen...
ein bestseller der jahrhundertwende. schnell und flüßig geschrieben wird die umwertung aller werte in der figur des verarmten aber gewitzten adeligen kolo isbaregg beschrieben der wie eine mischung aus oscar wilde und james bond daherkommt, sich über die moralvorstellungen seiner zeit hinwegsetzt und damit durchkommt. mein größter kritikpunkt ist dass es bettauer trotz sehr progressiver anschauungen in vielen bereichen (auch sexuell) nicht schafft eine frauenfigur zu beschreiben die gleichzeitig klug und reich und glücklich ist, frauen sind immer entweder gebildet aber depressiv oder dumm aber dafür sinnlich und fröhlich. auch ein schönes zeitdokument. der autor hat übrigens auch eine sehr interessante biographie, war eines der ersten opfer der nazis in österreich und hat eine zeitschrift für moderne sexualität herausgegeben. gratis bei gutenberg.
Ein sehr interessantes Buch, immer wieder aktuell, obwohl es vor etwa 100 Jahren geschrieben wurde. Mir hat es gefallen, bosonders das, dass ich es in der Fremdsprache gelesen habe. Das war mein nächstes Buch von Bettauer. Das erste war der spannende "Frauenmörder". Empfelenwert auch für die, die Deustch lernen.