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Wellen

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Zum zweiten Mal ist er Vater geworden. In der einen Nacht will und will die kleine Tochter nicht aufhören zu schreien, und in der nächsten fragt er sich, ob sie noch atmet. Am Tag findet er sich zwischen Windeln und Fläschchen und dem Playmobil des ersten Kindes wieder. Und während seine Frau die Hauptverdienerin ist, träumt er von einem Leben in einem großen Haus am Meer oder von Sex mit anderen. Er ist überfordert als Vater, verunsichert als Mann. Wieso fällt es ihm so schwer, sich in seine Rolle einzufügen? Und welche dunklen Seiten hat sein Mann-Sein, welches Potenzial an Wut und Gewalt schlummert in ihm? Mit seinem Kind im Arm sucht er nach Antworten und findet Momente der Liebe, der Nähe und des Glücks.
Wellen ist ein Roman über das Auf und Ab im Alltag eines jungen Vaters, eine Auseinandersetzung mit dem Wunder des Lebens und der Liebe zum eigenen Kind. Er erzählt von einem modernen, um Gleichberechtigung bemühten Mann in einer Gesellschaft, in der immer noch alte Ideale und Geschlechterverhältnisse vorherrschen. Heinz Helles persönlichstes Buch und ein hochpoetischer Text von großer Kraft und Aktualität!

284 pages, Hardcover

Published September 12, 2022

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About the author

Heinz Helle

4 books19 followers

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Community Reviews

5 stars
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2 stars
9 (15%)
1 star
2 (3%)
Displaying 1 - 5 of 5 reviews
Profile Image for Larissa.
Author 1 book19 followers
October 14, 2022
Heinz Helle erzählt in seinem autofiktionalen Roman «Wellen» fast ohne Pathos vom Leben eines Vaters in der modernen Gesellschaft, von Verunsicherung und vom ewiglich unerfüllten Wunsch, ans Meer zu ziehen.

Der Ich-Erzähler in Heinz Helles neuem Roman «Wellen» ist Schriftsteller und soeben zum zweiten Mal Vater geworden. Er lebt mit seiner Familie in Zürich und seine Partnerin hat denselben Beruf wie er. Die Rahmenbedingungen der Geschichte sind deckungsgleich mit Heinz Helles Realität, der «im echten Leben» mit Julia Weber verheiratet ist. Die Voraussetzungen für eine Verortung des Romans im Genre der Autofiktion sind erfüllt. Und übrigens ist auch Julia Webers kürzlich erschienener Roman «Die Vermengung» ein autofiktionaler Text, der sich, wie «Wellen», um die Geburt des zweiten Kindes und um den Zusammenhang von Elternschaft und Kunst dreht.

Heinz Helle, 1978 in München geboren, studierte Philosophie und arbeitete als Werbetexter, bevor er 2009-2012 das Literaturinstitut in Biel absolvierte. Sein Debütroman «Der beruhigende Klang von explodierendem Kerosin» erschien 2014 beim Suhrkamp Verlag, es folgten zwei weitere Romane, «Eigentlich müssten wir tanzen» und «Die Überwindung der Schwerkraft». Durch seine drei ersten Bücher ziehen sich das Motiv des Todes und eine sachliche Kälte in genauer, beschreibender Sprache. Von der Kritik wurde Helle bislang ein gutes Gespür für Sound und eine Sogwirkung in seinen Texten zugesprochen. Qualitäten, die sich an seinem neusten Roman erneut feststellen lassen.

In der Form eines inneren Monologs, der mit Versatzstücken aus feministischem Lesematerial gespickt ist (zum Beispiel Maggie Nelson, Rachel Cusk u.v.a.), vermag der Roman glaubhaft und verdichtet das Leben eines Vaters zu vermitteln, der zwischen bodenloser Überforderung und absoluter Glückseligkeit schwankt; der nach dem Aufstehen mit Mühe und Not zur Toilette gehen und einen Espresso trinken kann, bevor die Kinder wach werden. Eines muss gefüttert, gewickelt oder verarztet werden, das andere, ältere, muss zur Schule und wenn es sich auf den Weg dahin macht, winkt der Ich-Erzähler vom Balkon herunter, erschöpft, aber zufrieden. Dann macht er den Haushalt, organisiert Kindergeburtstage, versucht, ein guter Partner zu sein, sich nicht selbst zu verlieren und ab und an selbst zum Schreiben zu kommen. Tagträumend stellt er sich dabei immer wieder vor, mit seiner Familie woanders als in der Grossstadt zu leben. Im Internet schaut er sich Immobilien in Norddeutschland oder Südschweden an, Meerblick und Strandzugang sind die Hauptsuchkriterien.

Man könnte es sich einfach machen und Helle vorwerfen, dass sich sein Ich-Erzähler als Mann und Vater über Dinge beklagt, die Frauen und Mütter seit Jahrhunderten unter der Vorherrschaft von patriarchalen Strukturen aufzuzeigen versuchen. Der Ton des Textes ist allerdings weder anklagend noch vorwurfsvoll gegenüber der Gesellschaft. Der Ich-Erzähler gibt sich ausgesprochen Mühe, ein guter und feministischer Vater und Mann zu sein, indem er sich beispielsweise mit seiner Faszination für Gewalt kritisch auseinandersetzt. Er hält sich selbst für einigermassen fortschrittlich, aber nicht immer und nicht in allen Belangen. Tut er beispielsweise als Mann genug dafür, dass seine Töchter einmal in einer besseren, gerechteren Welt leben können? Mittels solcher Fragen fördert der Text eine Art existenzielle Verunsicherung zutage und wenn der Ich-Erzähler beschreibt, wie er weinen muss (aus Trauer, Verzweiflung oder Glück), ist das erschreckend erfrischend zu lesen. Mit dieser Figur können sicher viele Lesende (egal, welchen Geschlechts), mitfühlen. Nicht ohne Selbstironie vermittelt Heinz Helle: Verunsicherung ist nichts Schlechtes, denn man kann aus ihr lernen und an ihr wachsen. «Wellen» ist deshalb ein schonungslos geratenes Buch, das fast nichts ausspart. Ein paarmal stutzt man als Leser:in, denn Helle beschreibt intime Details aus seinem Leben – nicht ohne sein autofiktionales Schreiben immer wieder zu kommentieren: «Vielleicht muss ich doch anfangen, hier und da etwas zu verschweigen».

Störend ist beim Lesen die Tatsache, dass jeder neue Abschnitt mit dem Wort «und» beginnt. Vielleicht hat sich der Autor dafür entschieden, um den repetitiven Charakter des Alltags mit Kindern zu imitieren oder um den Eindruck zu vermitteln, es handle sich bei «Wellen» um einen einzigen, langen Gedanken in Textform. Der Roman wäre aber vielleicht besser geraten ohne dieses ständige, ja zwanghafte Klarmachen der Verbindungen zwischen den Kapiteln. Die Kontinuität der Erzählung ist schon dank der Musikalität, die sich wellenartig durch den Roman zieht, dank der langen Sätze und der feinfühligen Beobachtungen im Text gegeben. Im Gegensatz zu seinen drei ersten Romanen versprüht dieser wesentlich mehr Wärme, zum Beispiel wenn der Ich-Erzähler über seine neugeborene Tochter schreibt: «Sobald sie die Augen öffnet und mich ansieht, ist all das vollkommen egal und ich bin glücklich, irgendwann in den letzten drei Wochen hat sie angefangen, ein Gegenüber zu sein».

Helles Ich-Erzähler will schreibend die Welt bewältigen, indem er sie beobachtet, sie umkreist und sich seiner Liebe zu ihr sicherer wird, jedes Mal, wenn er sich ihr annimmt. «Wellen» endet mit Schneefall – eine Anspielung auf den Zürcher Rekordschnee im Januar 2021 – und mit einer absoluten Stille, die wieder wettmacht, dass es für die junge Familie (noch) kein Haus am Meer gibt. Dieser Hang zum Pathos sei Helle verziehen, handelt es sich doch bei «Wellen» um ein gelungenes und äusserst feinfühliges Buch.

https://www.buchjahr.uzh.ch/mit-einem...
Profile Image for Julia (wortknistern).
317 reviews163 followers
September 21, 2022
Abgebrochen bei ca. 100 Seiten - (leider!) nix für mich.

“Wellen” erzählt von einem Mann, der gerade zum zweiten Mal Vater geworden ist. Zum einen ist er Schriftsteller, zum anderen übernimmt er einen Großteil der Care Arbeit und kümmert sich hauptsächlich um die Kinder, während seine Frau arbeitet. Er hadert mit seiner Rolle als “moderner Mann” und der Überforderung, die die Versorgung von zwei kleinen Kindern - und insbesondere eines Neugeborenen - mit sich bringt. Zusätzlich steht der erste Corona-Lockdown vor der Tür.

Klang inhaltlich super und ich habe mich total auf das Buch gefreut - denn das Thema “Care Arbeit” und Kindererziehung aus männlicher Perspektive finde ich sehr wichtig. Trotzdem habe ich das Buch schließlich nach langer Überlegung bei ca. 100 Seiten abgebrochen.

Warum? Weil der Schreibstil für mich persönlich nicht funktioniert hat. Heinz Helle schreibt mit sehr langen, verketteten Sätzen, Kommas mag er definitiv um einiges lieber als Punkte. So erstreckt sich ein einzelner Satz auch mal gut über eine dreiviertel Seite oder mehr. Am Anfang hat das noch besser für mich funktioniert, die langen Sätze haben einen Flow gehabt, der mich in die Geschichte gezogen hat. Je länger es aber so fortging, desto mehr hat der Schreibstil mich verloren. Da gab es einige Textstellen, die durch die ganzen Verschachtelungen und Aneinanderreihungen so kompliziert wurden, dass ich sie mehrfach lesen musste, um allein die Logik des Satzes zu verstehen - oder hätte lesen müssen, weil nachdem sich diese Erlebnisse gehäuft haben, habe ich irgendwann einfach schulterzuckend weitergelesen.
Dadurch bin ich irgendwann an einem Punkt gelandet, an dem ich gemerkt habe: Ich nehme hier nix mit. Ich lese so oberflächlich, dass nichts hängen bleibt, weil ich eigentlich mehr überfliege als zu lesen - und dafür ist mir ehrlich gesagt meine Zeit zu schade.

Deshalb kann ich abschließend nur sagen: Für das Buch gibt es bestimmt die passenden Leser*innen - ich gehöre leider nicht dazu.
Profile Image for И~N.
256 reviews257 followers
January 11, 2024
Überlange Sätze, eine Art "stream of consciousness" (auf Deutsch), ehrliches Tagebuchschreiben und Reflexionen eines Mannes, eines Vaters, eines Menschen unserer Zeit, die anfangs an Karl Ove Kausgaard erinnern könnten, dann aber erfunden werden, es ist ein ganz eigener Schreibstil und eine ganz eigene Stimme.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich werde sicher auch die anderen Werke dieses Autors lesen.

Danke an die Buchhandlung, die das Buch für 5 € in die Bücherkiste auf der Straße gelegt hat 👌🏻
Profile Image for Oliver Gehrmann.
48 reviews5 followers
October 17, 2024
4,5 / 5

Ein Buch, das mich, ehrlicherweise überraschend, total abgeholt hat (auch wenn es immer mal wieder Passagen gab, in denen ich den Gedanken nicht hundertprozentig folgen konnte). Eigentlich bin ich nicht der größte Fan von dieser Art von inneren Monologen, die sich (ein Hoch auf Kommas) ins Unendliche ziehen können. Doch Heinz Helle lässt hier dank seiner wahnsinnig poetischen, philosophischen und ehrlichen Sprache einen extremen Sog entstehen. Ich wollte einfach immer weiter lesen, mich an den Gedanken und Zweifeln und Beobachtungen und Reflexionen berauschen lassen. Bisher das Buch, das die Gefühle während des Corona-Lockdowns für mich am besten eingefangen hat.
23 reviews
December 14, 2022
Viele besonders schöne Sätze, Weisheiten und Erkenntnisse…die beim Lesen manchmal ein bisschen verloren gehen zwischen ellenlangen Sätzen und Nichtigkeiten.
Displaying 1 - 5 of 5 reviews

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