Die bekannte Wissenschaftsjournalistin Dr. Mai Thi Nguyen-Kim untersucht mit analytischem Scharfsinn und unbestechlicher Logik brennende Streitfragen unserer Gesellschaft. Mit Fakten und wissenschaftlichen Erkenntnissen kontert sie Halbwahrheiten, Fakes und Verschwörungsmythen – und zeigt, wo wir uns mangels Beweisen noch zurecht munter streiten dürfen. Themen: Die Legalisierung von Drogen, Videospiele, Gewalt, Gender Pay Gap, systemrelevante Berufe, Care-Arbeit, Lohngerechtigkeit, Big Pharma vs. Alternative Medizin, Homöopathie, klinische Studien, Impfpflicht, die Erblichkeit von Intelligenz, Gene vs. Umwelt, männliche und weibliche Gehirne, Tierversuche und von Corona bis Klimawandel: Wie politisch darf Wissenschaft sein? Fakten, wissenschaftlich fundiert und eindeutig belegt, sind Gold wert. Gerade dann, wenn in Gesellschaft und Politik über Reizthemen hitzig gestritten wird, braucht es einen Faktencheck, um die Dinge klarzustellen und Irrtümer und Fakes aus der Welt schaffen. Leider aber werden Fakten oft verkürzt, missverständlich präsentiert oder gerne auch mit subjektiver Meinung wild gemischt. Ein sachlicher Diskurs? Nicht mehr möglich. Dr. Mai Thi Nguyen-Kim räumt bei den derzeit beliebtesten Streitthemen mit diesem Missstand auf. Bestechend klarsichtig, wunderbar unaufgeregt und herrlich kurzweilig ermittelt sie anhand wissenschaftlicher Erkenntnisse das, was faktisch niemand in Abrede stellen kann, wenn es beispielsweise um Erblichkeit von Intelligenz, Gender Pay Gap, Klimawandel oder Legalisierung von Drogen geht. Mai Thi Nguyen-Kims Suche nach dem Kern der Wahrheit zeigt dabei nicht nur, was unanfechtbar ist und worauf wir uns alle einigen können. Mehr noch: Sie macht deutlich, wo die Fakten aufhören, wo Zahlen und wissenschaftliche Belege fehlen – wo wir also völlig berechtigt uns gegenseitig persönliche Meinungen an den Kopf werfen dürfen. Ein spannender und informativer Fakten- und Reality-Check, der beste Bullshit-Detektor für unsere angeblich postfaktische Zeit.
Mai Thi Nguyen-Kim is a German chemist, science communicator, television presenter and YouTuber.
Nguyen-Kim started the YouTube channel The Secret Life Of Scientists in 2015. She began another channel, maiLab, in 2016, which is currently active and funded by German public broadcasters ARD and ZDF. It has nearly 900,000 subscribers as of April 2020. Her videos explaining various everyday topics in a scientific and specifically, chemical way in a simple and understandable form, made it into German YouTube trends many times and reached several million viewers within a short time.
On German television, Nguyen-Kim presents the science show Quarks (WDR Fernsehen) since 2018, alongside Ralph Caspers. With Harald Lesch and Philip Häusser she presents the online video series Terra X Lesch & Co.
Her book Komisch, alles chemisch (in English: Weird, all chemical) published in March 2019 has been on the "Spiegel" bestseller list since November 2019.
"Aber klar, wenn ich jede Information, die mir gefällt, als Fakt und jede, die mir nicht gefällt, als Fake abstempeln kann, dann kann ich natürlich genauso gut jede Kritik als Cancel Culture abtun, mich aber bei eigener Kritik auf Meinungsfreiheit berufen." Mai Thi Nguyen-Kim, "Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit"
Ein Plädoyer für das Streiten - und zwar nicht weniger, sondern besser! Das soll Dr. Mai Thi Nguyen-Kims neues Sachbuch "Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit: Wahr, falsch plausibel? Die größten Streitfragen wissenschaftlich geprüft" sein. Und ich muss sagen, das ist ihr wirklich exzellent gelungen. Die meisten von euch werden die Autorin wohl von ihrem Youtube-Kanal "maiLab" kennen, es lohnt sich aber sehr, auch als Video-Liebhaber*in und Lesemuffel einen näheren Blick auf dieses Buch zu werfen.
Dr. Mai Thi Nguyen-Kim geht in ihrem Buch auf verschiedenste Themenbereiche ein - die meisten davon brandaktuell. Ob sie nun den Gender-Pay-Gap (bereinigt und unbereinigt) näher unter die Lupe nimmt, die Frage klärt, wo die Stärken und Schwächen von "Big Pharma" und sogenannter "Alternativmedizin" liegen oder die Entwicklung eines Impfstoffes (und wieso das bei den Corona-Impfstoffen so schnell gehen konnte) erklärt - die Autorin bringt alles auf den Punkt und hat dabei noch einen so locker leichten Schreibstil, dass das Lesen selbst bei den trockensten Themen Spaß macht. Ich muss ganz ehrlich gestehen, dass mir die Wissenschaft oft eher Angst (ge)macht (hat). Zu vieles meine ich nicht verstehen zu können, zu vieles lag für mich außerhalb meines Horizonts. Mai Thi Nguyen-Kim erklärt aber alles in ihrem Buch so übersichtlich und toll, dass auch ich mich nach dem Zuschlagen besser gerüstet fühle für die nächste Diskussion.
Unterstützend kam da auch die Aufmachung des Buches hinzu. Das Sachbuch ist zweifarbig gestaltet, wichtige Worte und Aussagen sind rot markiert, außerdem gibt es viele Infografiken und Infoboxen, die nochmal einige Punkte näher beleuchten. So strukturiert fällt es um einiges leichter, selbst sehr komplexe Thematiken zu verstehen.
Für mich hat hier alles gepasst. Sowohl den Inhalt, als auch den Ton und die Aufmachung fand ich sehr gelungen. Was man nicht erwarten darf, sind allgemeine Antworten auf die großen Fragen unserer Zeit - dafür eben das, was auch schon der Titel verspricht: die kleinste gemeinsame Wirklichkeit. Ich denke, dass wir so ein Buch dringend gebraucht haben und wenn es dann auch noch in diesem tollen Format daher kommt, umso besser. Von mir gibt es auf jeden Fall eine Leseempfehlung.
"Ach, Diskussionen und Meinungsverschiedenheiten könnten so konstruktiv sein, wenn man sich doch bloß auf Tatsachen als kleinsten gemeinsamen Nenner einigen könnte. Wir brauchen viel öfter eine kleinste gemeinsame Wirklichkeit." - Mai Thi Nguyen-Kim, "Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit"
Eigentlich lese ich so gut wie nie Sachbücher, doch nach einem Blick auf die Inhaltsangabe war ich gleich überzeugt, dieses Buch lesen zu müssen. Neben aktuell vielschichtig debattierten Themen, erhält man hier auch im Allgemeinen spannende Denkanstöße. Die Kombination aus informativen Inhalt und humorvoller, lockerer Erzählweise hat mich letztendlich ans Buch gefesselt. Dadurch und durch die gestalterisch übersichtliche Darstellung des Textes (farbliche Hervorhebung, Grafiken, ...) konnte ich selbst komplexe Zusammenhänge nachvollziehen. Was jedoch erwähnt werden sollte, ist, dass bei vielen Fragestellungen keine eindeutige Antwort gegeben werden kann, dennoch ist die nähere Betrachtung der Thematik ebenso erkenntnisreich!
"Ich will den Forschenden der Psychologie um Gotteswillen nicht grundsätzlich unterstellen, dass sie bei jeder Gelegenheit p-hacken [...], dass sich die Balken biegen. Es ist nur doof, wenn man im Zweifelsfall nicht überprüfen kann, ob sie es vielleicht getan haben.''
Ich will der Autorin dieses Buches nicht grundsätzlich unterstellen, dass sie absichtlich bestimmte Aspekte unter den Tisch hätte fallen lassen oder gar einfach schlecht recherchiert hätte, um möglichst aufsehenserregende Aussagen zu treffen. Es ist nur doof, wenn man Dinge so sehr aus dem Zusammenhang reißt und unvollständig wiedergibt, dass man durch die Balken schon hindurchschauen kann, bevor man sie überhaupt biegen müsste.
Ich bin es ja gewohnt, dass gerade Wissenschaftler*innen sogenannter ''exakter Wissenschaften'', wozu die Chemie auch gehört, gerne Mal Kritik an der Methodik der Psychologie üben, diese ist auch gerechtfertigt und verdient ihren Platz im Diskurs, aber als selbsternannte Wissenschaftsjournalistin so unvollständige und aus dem Kontext gerissene Aussagen an die Massen zu tragen, halte ich fast schon für fahrlässige Irreführung.
Das Schlimme ist, dass Mai oberflächlich betrachtet recht hat. Alles was sie sagt stimmt auch irgendwie, aber es beschreibt eben auch nicht das Gesamtbild. Und jemand dem entsprechendes Hintergrundwissen in den erklärten Bereichen fehlt, wird wohl kaum auf die Idee kommen, dass hier Dinge nicht vollständig wiedergegeben sein könnten oder gar komplett aus dem Logikgerüst enthebelt wurden. Und jemand der tatsächlich etwas mit den Begriffen anfangen kann wird dieses Buch nicht lesen, denn dafür ist es zu plakativ und auf Grundwissensvorraussetzung 0 geschraubt.
Ich bezweifle stark, dass diese unvollständige Darstellung einiger Sachverhältnisse im Sinne einer wissenschaftlichen Aufklärung der Allgemeinheit ist, aber was weiß ich schon, schließlich bin ich nur sauer weil ich Psychologie studiere und einige Semester damit verbracht habe, diese Zusammenhänge zu durchschauen, zu lernen und mir einzuprägen. Da vermittelt so ein 30 Seiten Kapitel sicherlich eine viel bessere Beschreibung der komplexen Problematiken der Datenerhebung einer psychologisch-wissenschaftlichen Studie.
Ein Beispiel dafür, dass nicht alles so gradeheraus 100% hinzunehmen ist, was Mai da erzählt, ist der Abschnitt über den Korrelationskoeffizienten und den p-Wert.
Die Richtwerte für schwache, mittlere und starke korrelative Zusammenhänge sind in vielen wissenschaftlichen Bereichen standardisiert und deckungsgleich, nicht aber in der Psychologie. Hier liegen die Werte für die Zusammenhänge unter denen, die allgemeinhin bekannt sind. Dies hängt einfach mit der Natur des Menschen zusammen und damit, dass ein Mensch in seinem Alltag vielen Variablen begegnet, so kann ein Korrelationskoeffizient von 0,3 schon einen mittleren positiven Zusammenhang bedeuten und einer von 0,5 schon als stark klassifiziert werden. Werte von + oder - 1 wird es in diesem Feld der Wissenschaft einfach niemals geben, man muss also versuchen die Interpretationen so vorsichtig und gewissenhaft wie möglich zu formulieren.
Auch p-Hacking wird hier mal eben so als ein, zwar unprofessionelles, aber doch häufig benutztes Mittel der Wahl erklärt, wenn das Studienergebnis mal wieder nicht so ausfällt, wie man das gern gewollt hätte. Sie spricht es zwar dann doch an, aber leider erst einige Seiten nachdem sie sich ausgiebig darüber echauffiert hat, aber eigentlich ist p-Hacking strengstens verboten und der Grund warum man seine Hypothesen vor einer Studie bekannt geben muss/sollte. Eine Reform die gegen diese Form des Datenmissbrauchs vorgehen soll ist die sogenannte ''open Science''. Wie alle Paradigmen in der Wissenschaft geht dieser Umbruch jetzt zwar zunächst mal langsam, aber dennoch auch sehr stetig voran und es gibt viele Vertreter dieser Art der Hypothesenprüfung, vor Allem die jüngeren Generationen.
Zudem erzählt Mai, man könne ja, wenn ein Ergebnis nicht signifikant wäre, die Studie so lange wiederholen, bis sie zufällig signifikant werden würde, um dann sein Ergebnis stolz zu publizieren. Sie benutzt für dieses Beispiel eine Studie (''noise blast''), die schon signifikante Ergebnisse erzielt hat und bezeichnet die Folgeexperimente, wie ich vermute hypothetischer Weise, als p-Hacking. Das ist aber schlichtweg irreführend, weil 1. ist das Ergebnis der vorausgegangen Studie schon signifikant und die Abwandlungen im Studiendesign eine Methode um kausale Zusammenhänge ermitteln zu können, 2. ist es gut, wenn solche Studien repliziert werden, um zu prüfen ob es sich nicht vielleicht doch nur um Zufall bei der Stichprobenauswahl gehandelt hat (-> Replikationskrise), 3. bei variierenden Studiendesigns kann auf eine höhere externe Validität geschlossen werden, also möglicherweise Effekte entdeckt werden, die tatsächlich auch außerhalb des Labors und nicht nur in dieser einen spezifischen Situation relevant sein könnten und 4. erklär mir mal bitte, wer dir deine Studien in der Psychologie bezahlt und wieso man überhaupt immer wieder die exakt gleichen Dinge wiederholen sollte, wenn diese zu einem unsignifikanten Ergebnis geführt haben. Ich weiß Pharmaunternehmen machen das manchmal, weil sie auf große Geldgewinne hoffen, aber hier versteh ich halt den Sinn nicht ganz.
Von dem Beispiel mit dem zwanzigseitigen Würfel will ich gar nicht erst anfangen, bei dem sie behauptet man müsse ja nur in einem Verhältnis von 1:20 Glück haben um eine 20 zu würfeln und das Ergebnis zu bekommen, das man möchte. Das lässt sich einfach nicht auf Signifikanzniveaus übertragen. Ein Studienergebnis setzt sich nämlich äußerst selten bis niemals aus nur einer einzigen Person und einem einzigen Testablauf zusammen. Hier liegen die Wahrscheinlichkeiten, zwar so wie beim Würfel, für ein zufälliges signifikantes Ergebnis bei maximal 5%, oft aber auch darunter und genau für solche Zufallsfehler Vermeidung sind dann eben Replikationsstudien gedacht, die gottseidank auch immer mehr gefordert und gemacht werden. Btw Signifikanz ist nicht gleich Relevanz, etwas was auch gern mal vergessen wird.
Was auch generell immer wieder missverstanden wird und nicht zwingend was mit dem Buch zu tun hat, aber wo wir schon mal hier sind: Die Ergebnisse psychologischer Studien sind niemals als allgemeine und jeden betreffende Fakten zu verstehen. Es werden Tendenzen und Mittelwerte festgehalten. Das individuelle Verhalten jeder Person wird immer ein wenig und manchmal sogar stark von dem abweichen, was ein Durchschnittswert angibt, abhängig von Umwelt, Persönlichkeit, Genen, Kultur und Erfahrungen der jeweiligen Person.
Das Buch kam mir einfach so vor, als hätte die Autorin bestimmte Sachverhalte hergenommen und auseinandergezerrt, um dann die Fragmente Stückchenweise und mit völlig sinnverwandelter Aussage zwischen schlecht gewählten Beispielen zu verstreuen.
Eine ziemlich vereinfachte Darstellung von Wissenschaftsdiskursen mit vielen verdrehten, möglichst provokant klingenden Aussagen, aber wenig Informationen zum Detail bieten hier die perfekte Ausstattung zum Halbwissen. Weil wir definitiv noch mehr Menschen brauchen, die undifferenzierte Meinungen am Stammtisch rausposaunen können.
Hat mir echt gut gefallen, ich bin ja eh ein Fan davon, wie unaufgeregt, geduldig und verständlich Mai uns MINT-Schwächlingen naturwissenschaftliche Gegebenheiten erklärt. In "Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit" nimmt sie sich nun einigen Streitfragen der letzten Jahre an und stellt uns den wissenschaftlichen Stand zu diesen dar. Einige davon waren natürlich spannender als andere, aber das ist ja für jeden anders.
Ich habe das Hörbuch gehört (das natürlich toll gelesen ist) und würde euch eher das Buch nahelegen - in einigen Fällen hätten mir echt Visualisierungen und Diagramme geholfen, um den Erklärungen zu folgen und meines Wissens sind die im Buch enthalten.
Insgesamt wirklich ein lohnendes Buch, allerdings habe ich die Befürchtung, dass es genau von den Leuten, die eh schon relativ standhaft an die Wissenschaft glauben, gelesen wird, während es von denen, die es echt mal nötig hätten, nicht angerührt wird. Naja, vielleicht kann es doch den ein oder anderen zurück ins Boot des gesunden Menschenverstands holen. Bestimmt ein gutes Geschenk für deine Coronaleugnerverwandtschaft 😎
Ich mochte das Buch, es war kurzweilig, interessant und schafft es, auf eine lockere und mitunter witzige Art Wissen zu vermitteln. Das Problem, was ich allerdings hatte, war, dass es sich an vielen Stellen eben doch nur anfühlte wie ein Skript zu einem ihrer Videos. Vielleicht ist das von einem populärwissenschaftlichen Buch zu viel verlangt, aber hier hätte ich mir, gerade weil es ein Buch ist, dann doch eine etwas tiefere Auseinandersetzung mit der Materie gewünscht. Gerade in den Kapiteln, die sich thematisch nicht im MINT-Bereich bewegen, war mir der Blick insbesondere auf die Methodik dann doch zu einseitig. Diese Positionierung, die dadurch implizit mitschwingt, hätte das Buch an anderen Stellen, gerne auch in expliziter Form, vertragen können.
3,5 ⭐️ Erst mal zu dem positiven: Das Buch hatte eine unglaublich gute Struktur, so wie ich es mir bei solchen Themen auch wünsche. Sie hat, was nur sehr wenige machen, uns einen unglaublich umfassenden Blick für die Methoden hinter den Studien gegeben. Nur leider (jetzt wird es sehr negativ) merkt man, dass sie NUR bzgl. der Methoden und MINT-Bereich sehr belesen ist. Mir ist oft aufgefallen, dass sie im Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften nicht so ein umfassendes Wissen besitzt. Das finde ich sehr schade, da durch ihre Stellungnahme doch die Realität etwas verzerrt werden kann. Beginnen wir mit meinem Beispiel 1: Intelligenz Mai Thi trifft die Aussage in Bezug Schwarzer und Weißer Menschen (vor allem Afroamerikaner*innen), dass hierbei die Schwarzen ,,im Schnitt einen schwächeren sozioökonomischen Status“ haben. - Die Privilegien, die wir Weißen im Überdruss haben, was wiederum mit den IQ-Testergebnissen korreliert. Jetzt kommt für mich das Problem: Im Nachgang sagt sie, dass sie aber nicht bestreiten kann, dass es nun mal genetisch bedingt Unterschiede geben kann, die zu den Testergebissen führen. (Varianz) (ähnlich wie bei der Verianz innerhalb einer Gruppe). Sie begibt sich damit in eine Graustufe und bezieht keine klare Stellung. - Denn das können gewissen Menschen so interpretieren, dass es genetisch bedingt Unterschiede zwischen Schwarzen und Weißen und das Nährboden für die Unterdrückung gibt. Ich glaube, dass das von ihr nicht gewollt war, aber man kann diese Haltung in beide Richtungen interpretieren. In dem Fall hätte ich es besser gefunden, wenn man direkt zur passiven Genom-Umwelt-Korrelation überleitet, da sie somit eine viel deutlichere Position bestreiten würde. Ich fand einen Teil ihrer persönlichen Statements dann doch etwas nebelig. Beispiel 2: Männer und Frauen Eigentlich hätte ich von Mai Thi erwartet, dass sie zumindest erwähnt, dass Frauen eben nicht (nur) Sammlerinnen waren, sondern eben auch Jägerinnen. Dadurch, dass sie das nicht tut, unterstützt sie dieses primitive biologistische Weltbild, was nun mal einfach schon kritisch beleuchtet wurde. (Ich kann dazu die Bücher ,,Sprache und Sein“ und ,,Die Mutter aller Fragen“ empfehlen, die das kurz anschneiden. Es gibt auch eine Reportage zu dem Thema.) Beispiel 3: Rollenzwänge Ich verstehe, dass sie verdeutlichen wollte, dass man eben keine Kontrollgruppe hat, um zu überprüfen, ob die geschlechtlichen Rollenzwänge (zum Teil) genetisch bedingt sind. Aber dabei kommt mir ein ganz komisches Bauchgefühl auf. Denn sie begibt sich wieder in eine Grauzone. Hier wäre es wahnsinnig wichtig gewesen, das Thema aus der geistes- und sozialwissenschaftlichen Sicht noch mal näher zu bringen. Denn es ist völlig Pups, ob es so einen genetischen Anteil hätte, da es nun mal immer noch ein Problem in unserer Gesellschaft darstellt. Für meinen Geschmack relativiert es ein bisschen das Problem.
Darüber hinaus möchte ich anmerken, dass sie nur selten gendert. Ich verstehe nicht, wo das Problem beim gendern ist. Das gehört sogar zum absoluten A und O bei wissenschaftlichen Texten oder Hausarbeiten. Selbst an der Uni ist das i.d.R. Pflicht. Bei manchen muss man sogar begründen, wenn man nicht gegendert hat.
Mein letzter Kritikpunkt: Ich hatte den Eindruck, dass das Buch ein Sammelwerk ihrer ganzen Videos darstellt. Denn das meiste hatte ich bei ihr schon alles gehört. Klar, es ging hier viel mehr in die Tiefe, aber ich hätte mir gern neue Themen gewünscht.
Tut mir wirklich Leid. Ich hätte dem Buch so gerne 5 Sterne gegeben, aber für mich sind die Punkte einfach zu gravierend.
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Ein sehr schönes Buch, das auf verschiedenste aktuelle Kontroversen eingeht und diese von einer wissenschaftlichen Perspektive beleuchtet. Man lernt sehr viel und wird dabei auch noch gut unterhalten. Ich habe mir das von Mai selbst vorgelesene Hörbuch angehört und bin immer wieder darin versunken oder wurde zum eigenständigen Nachdenken angeregt. Auch wenn ich in einigen Themen tiefer drin stecke als in anderen, wodurch auch die Aufmerksamkeit beim Hören variierte. Wobei hier keine eindeutigen Antworten vorgegeben werden, sondern vielmehr dazu angeregt wird, dass man sich selbst mit dem Themen auseinandersetzt und nicht jeder Information blind vertraut. Besonders auf das Hinterfragen von Methoden und Forschungsprozessen wurde hier großen Wert gelegt, um selbst einschätzen zu können, wie aussagekräftig eine neue Studie oder Erkenntnis wirklich ist. Auch wenn Mai die Themen vereinfacht und trotzdem ausführlich erklärt, war ich bei einigen Themengebieten dann doch überfordert (vor allem in dem Kapitel als es um das menschliche Gehirn ging). Was aber vielleicht daran lag, dass ich es beim Autofahren gehört habe. Hier schadet es nicht, wenn man das gedruckte Buch vor sich hat und ggf nochmal etwas nachlesen kann.
Als Hörbuch sehr zu empfehlen. Ich folge Mai Thi Nguyen-Kim auch auf Youtube und mag ihre Art komplizierte Dinge einfach und klar zu erklären. Viele Themen in diesem Buch kannte ich zwar als bald promovierte Pharmazeutin schon, aber ich habe so viel gelernt. Tolle Denkanstöße zu verschiedenen Themen wie z.B. Gender Paygap, Tierversuchen, Impfungen und Videospielen.
‘*‘ Meine Meinung ‘*‘ Es ist faszinierend, mit welcher Leichtigkeit Nguyen-Kim auch kontroverse Themen packt und schlüssig erklärt. Dabei baut sie auf Fakten und räumt mit kruden Aluhut-Theorien auf. Man muss keinen überdurchschnittlichen IQ haben, um den Ausführungen Mai This zu folgen. Sie schafft es, auch komplizierte Zusammenhänge einfach und verständlich zu darzulegen. Sie beleuchtet unterschiedliche Meinungen und es hat mir super-gut gefallen, dass sie auch mal flapsige Bezeichnungen wählt. Dass sie ihr eigenes Buch eingelesen hat, ist eine grandiose Idee gewesen. Denn so konnte sie ihren Humor und ihre Ironie an der gewünschten Stelle platzieren. Doch sie behält immer die wissenschaftliche Brille auf und verteufelt keine Meinung. Ihre Sprechart bringt Leben in die Themen und viele Lehrer sollten zum einen diese Art der Wissensvermittlung lernen und zum anderen dieses Buch als Schullektüre deklarieren. Denn Themen wie „Legalisierung von Drogen“, „Klimawandel“ oder „Gene vs. Umwelt“ sollten auch in der Schule behandelt werden. Nicht zu vergessen, die Grundlagen der Forschung und ihre Vergleichbarkeit. Eins ist klar: Mai Thi Nguyen-Kim hat einen Fan gewonnen und ich werde mir ihren YouTube Kanal reinziehen. Ach ja, natürlich kann das Hörbuch die angesprochenen Tabellen nicht zeigen, aber dafür wird immer wieder auf den Link zur Argon-Page hingewiesen. Ja, man kann sie sich parallel angucken, aber Mai Thi hat sie so gut erklärt, dass ich sie mir auch gut vorstellen konnte. Ich könnte euch jetzt von jedem Thema einzeln erzählen, aber es ist viel besser, wenn ihr euch das Buch selber anhört oder es selber lest. Von mir gibt es 5 Wirklichkeits-Sterne und eine absolute Empfehlung für alle, die der Wahrheit einen Schritt näher kommen und dazulernen wollen. Alle Aluhut-Verschwörungstheoretiker werden eh zweifelhafte und abstruse Gegenargumente ins Feld führen oder endlich den Aluhut absetzen. Klappentext ‘*‘ Fakten, wissenschaftlich fundiert und eindeutig belegt, sind Gold wert. Besonders dann, wenn Fake News oder Halbwahrheiten die öffentliche Debatte bestimmen und ein sachlicher Diskurs nicht mehr möglich ist. Ob Klimawandel, Homöopathie, Feinstaub oder Erblichkeit von Intelligenz - die Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim räumt bei diesen und anderen großen Streitthemen mit diesem Missstand auf. Klarsichtig und kurzweilig legt sie dar, was faktisch niemand mehr bestreiten kann und worauf wir uns alle einigen können. Mehr noch: Sie macht deutlich, wo die Fakten aufhören und wissenschaftliche Belege fehlen - wo wir uns also völlig zu Recht gegenseitig persönliche Meinungen an den Kopf werfen dürfen. Themen: Die Legalisierung von Drogen, Videospiele, Gewalt, Gender Pay Gap, systemrelevante Berufe, Care-Arbeit, Lohngerechtigkeit, Big Pharma vs. Alternative Medizin, Homöopathie, klinische Studien, Impfpflicht, die Erblichkeit von Intelligenz, Gene vs. Umwelt, männliche und weibliche Gehirne, Tierversuche und von Corona bis Klimawandel: Wie politisch darf Wissenschaft sein?
Diskussionskultur Dr. Mai Thi Nguyen-Kim Chemikerin und Wissenschaftsjournalistin. Ich kannte sie bis jetzt nur aus dem Fernsehen und war deshalb neugierig auf „Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit“, die ja „den fundamentalen Faktencheck“ [6] verspricht und analysiert warum „Tatsachen und Behauptungen nicht selten genauso durcheinander (geraten) wie Ursache und Wirkung“ [6]. Im Buch heißt es dann: „Vergleichen wir also – detaillierter!“ [93] Und genau dieses differenzierte Betrachten, unter Zuhilfenahme von Statistiken und Grafiken, macht mit der Autorin richtig Spaß. Langweilig wird es nie. Die Themen sind unterschiedlich. Das macht es auf der einen Seite abwechslungsreich und auf der anderen sind die angesprochenen Themen genau die, welche aktuell sind und immer wieder angesprochen werden. Da wären folgende – als kleine Auswahl - zu nennen: Tierversuche, Videospiele, Gender Pay Gap, systemrelevante Berufe, Impfpflicht, Lohngerechtigkeit, klinische Studien, Gewalt. Das ist ein breites Spektrum. Umso spannender ist es, den Ausführungen der Autorin zu folgen. Dabei bringt sie den wissenschaftlichen Spirit sehr gut zu den Leser*innen herüber und zeigt, dass konstruktive Debatten und konstruktive Problemlösungen auch „wissenschaftliches Denken, wissenschaftliche Methoden, wissenschaftliche Fehler- und Diskussionskultur“ [339] erfordern. Das Buch lässt sich prima lesen, regt zum Nachdenken an, und erweitert den eigenen Horizont. Der Schreibstil ist locker und die promovierte Chemikerin kommt offen und ehrlich bei den Leser*innen an.
Unterschiedliche Themen, die gesellschaftlich und politisch viel und kontrovers diskutiert werden, werden hier behandelt und mit einer wissenschaftlichen Perspektive unterlegt. Dabei aber in einfacher und verständlicher Sprache, sodass man selbst bei absoluter Themenfremdheit mitkommt. Beispiele sind Themen wie "Impfen", "Homöopathie", "Tierversuche", "Unterschiede zwischen Männern und Frauen". Also beliebte Streitthemen.
Aussage des Buches: Integriert mehr Wissenschaftlichkeit in den Diskurs. Denn, was von Medien teilweise dargestellt wird wenn beispielsweise zwei Positionen im einem Talk gegenüberstehen, trifft nicht die Realität, wo eigentlich wissenschaftlicher Konsens zu ebenjenem Thema herrscht. Zudem kann Wissenschaft besser streiten, da Evidenz und starke Methodik überzeugt und nicht wer am lautesten brüllt und mit dem Fuß aufstampft.
"Dabei übersehen wir, dass der Unterschied zwischen jemandem, der immer recht hat, und jemandem, der oft irrt, oft nur darin liegt, dass Letzterer seinen Irrtum einsieht."
Gutes Buch! Die Kapitel unterscheiden sich sehr in Tiefe, Detailreichtum und Erkenntnisgewinn. Insbesondere das zur Erblichkeit von Intelligenz ist wirklich kompliziert. Das zum Gender Pay Gap hingegen ist mehr Plädoyer als wissenschaftlicher Aufsatz. Als Geisteswissenschaftlerin habe ich auf jeden Fall einiges über naturwissenschaftliche Arbeit gelernt, auch wenn mir vieles (Bedeutung der Methoden, Hintergrund von wissenschaftlichem Konsens u.s.w.) auch schon bekannt war.
Ja das Buch war sehr interessant und gut geschrieben mit vielen Fachbegriffen. Ich muss ehrlich sagen es hat mich sehr viel Zeit gekostet dieses Buch zu lesen aber so ist das halt bei einem Sachbuch.
Eigentlich fand ich Mai bisher mit ihren Youtubevideos (insb. zur und während der Coronakrise) sehr sympathisch, aber dieses Buch war nichts. Einerseits hat das Buch für mich praktisch gar keine neuen Infos zutage gebracht, denn wer weiss denn heutzutage noch nicht, dass es keine wissenschaftlichen Nachweise für die Wirksamkeit von Homöopathie gibt, oder Persönlichkeit und Intelligenz nicht allein genetisch bestimmt sind? Hier hätte ich deutlich innovativere Streitfragen erwartet...
Am schlimmsten fand ich aber das Kapitel eher am Anfang des Buches, in dem Mai sich auf total abgehobene und hochnäsige Weise über die psychologische Wissenschaft lustig macht und ihr quasi unterstellt, dass man ja immer einen Zufallseffekt finden würde, der signifikant ist, wenn man ein Experiment nur lange genug wiederholt. Sie unterstellt psychologischen Forschenden sogar, dass diese quasi alles so hinbiegen, dass es am Ende interessant wirkt. Als Beispiel zieht sie den total veralteten Zusammenhang zwischen Aggressivität und Videospielen heran - etwas, das meiner Meinung nach in erster Linie nicht von Psycholog:innen propagiert wird, sondern von den Medien. Mai stellt es so hin, als wären psychologische Studien im Vergleich zu anderen Wissenschaften nicht ernstzunehmen und wirft dann ganz neunmalklug mit Begriffen wie dem Publication Bias um sich, um ihre Behauptung zu untermauern. Guess what? Der Publication Bias (sowie viele andere typische Fehlerquellen in der Forschung) betrifft nicht nur psychologische Studien, sondern auch alle andere Forschungsfelder. Ich selbst habe einen Masterabschluss in Science of Psychology und mein Studium hat gefühlt zur Hälfte nur aus Statistik, Methodik und Forschungsmethoden bestanden, bei dem wir nicht nur lernen, wie Studien aufgebaut sind und funktionieren, sondern auch, welchen Biases sie unterliegen können und welche Probleme dies nach sich zieht. Lustigerweise musste ich die ganze Zeit daran denken, dass sie ihre Kritik wohl mal besser an Studien aus der Pharmaindustrie übt, denn die haben bestimmt mehr Dreck am Stecken, als jede psychologische Studie. Und tatsächlich nimmt Mai einige Kapitel später Stellung zur Pharmaindustrie und lobt diese - zu meiner anfänglichen Überraschung - in den Himmel. Als sie dann aber zugibt, dass ihr Mann in ebendieser Pharmaindustrie tätig ist, wurde mir dann einiges klar.
Abschliessend ist wohl klar, dass Mai hier mit einem sehr viel grösseren Bias ihre vermeintlich fundierten wissenschaftliche Behauptungen zum Besten gibt, als sie es psychologischen Studien anlasten will. Sehr enttäuschend und für mich hat sie sehr viele Sympathiepunkte eingebüsst. Dieses (Hör-)Buch kann man sich sparen, denn hier findet man nur eine eher subjektive Sichtweise von "Wirklichkeiten", die für mich allesamt nicht neu waren.
Ein unglaublich gutes und wichtiges Buch zur rechten Zeit, einer Zeit in der Verschwörungstheorien, Fake News und böswillige Verleumdungen sich wie ein Killervirus durch die Republik ziehen, eine Art Verdummungsstrahlung ganz ohne Schwarm (Wer Perry Rhodan liest, versteht, was ich meine). Die Autorin, promovierte Chemikerin und eine der prominentesten Wissenschafts-Journalist*innen unserer Zeit, versucht dem Leser die wissenschaftlichen Methoden begreifbar machen, insbesondere was wissenschaftliche Studien anbelangt, die seit Jahren im Internet durch den Dreck gezogen werden, ohne zu begreifen, wie sie zustande gekommen sind und wie sie zu lesen sind. Die neun Kapitel drehen sich allesamt um Streitfragen, die nicht nur in der Wissenschaft vehement diskutiert werden. Wie schädlich sind Drogen wirklich? Erzeugen Videospiele Amokläufer? Denken Frauen anders als Männer? Wie sicher sind Impfungen? etc.pp. Mai Thi Nguyen-Kim erklärt, warum selbst die Wissenschaft manchmal auf den ersten Blick uneindeutige Ergebnisse liefert. Das tut die Chemikerin, indem sie psychologische Studien seziert, Zahlen zum Gender-Pay-Gap aufdröselt, den historischen Hintergrund zur Genehmigung von Homöopathie darlegt oder Studien zu Tierversuchen mit Zahlen belegt, bis sie auf den wissenschaftlichen Kern des behandelten Themas stößt. Besonders erschüttert hat mich die Information, dass bei homöopathischen Medikamenten keine wissenschaftliche Studien wie bei allen anderen Medikamenten, Impfstoffen etc. nötig ist, hier sieht man die Macht der alternativen Medizin gegenüber der wissenschaftlichen Methode, die viel Zeit und Geld mit Falsifizierung verwenden muss, um zugelassen zu werden. Fakten, wissenschaftlich fundiert und eindeutig belegt, sind lebenswichtig. Gerade dann, wenn in Gesellschaft und Politik über Reizthemen hitzig gestritten wird, braucht es einen Faktencheck, um die Dinge klarzustellen und Irrtümer und Fakes aus der Welt schaffen. Leider aber werden Fakten oft verkürzt, missverständlich präsentiert oder gerne auch mit subjektiver Meinung wild gemischt. Ein sachlicher Diskurs? Nicht mehr möglich. Dr. Mai Thi Nguyen-Kim räumt mitg diesem Buch bei den derzeit beliebtesten Streitthemen mit diesem Missstand auf. Ihr Buch würde sich als Lektüre in Schulen und Hochschulen gut eignen, um eine ganze Generation gegen allzu schnelle Heilsversprechen, Fake News oder Verschwörungstheorien zu immunisieren – und zu ermutigen, stärker nachzuhaken. Aber leider werden dieses Buch sowieso nur diejenigen lesen, die gegen diese gesellschaftlichen Krankheiten gefeit sind...
Ich kannte Mai Thi Nguyen-Kim bereits aus den Medien, jedoch eher so am Rande, trotzdem war ich gespannt, wie sie Dinge erklärt, was ihre Ansichten sind und vor allem welche Themen sie in diesem Buch angeht. Die Themen waren alle sehr interessant und auch aktuell. Ich mag auch die Art, wie sie kontroverse Themen angeht und dabei zwar klar ihre Meinung vertritt und auch deutlich sagt, wenn manche "Verschwörungstheorien" Blödsinn sind, jedoch nie respektlos und herablassend ist, sondern immer reflektiert, wieso die Menschen wohl so denken. Ich habe viel gelernt und hatte dabei noch Spaß am Lesen.
Noch bevor ich mich näher mit dem Inhalt befasst hatte, war mir direkt aufgefallen, wie gut das ebook produziert ist: Die Grafiken sind auf EInk-Displays gut erkennbar und es sind Weblinks zu größeren Versionen eingebettet. Die Anmerkungsziffern sind verlinkt und beim Tap darauf öffnet sich ein Popup mit der Quellenangabe. Ein großes Lob an die Produzent:innen dafür! Ich mag es, wenn moderne Formate ihre Möglichkeiten ausnutzen und nicht nur "Buch, aber in digital" sind.
Die Aufmachung des Buches ist insgesamt sehr gut. Viele Grafiken veranschaulichen die Aussagen, die Kapitel haben die richtige Länge, um Informationen zu transportieren und trotzdem nicht zu langatmig zu werden. Die Sprache ist für Laien gut verständlich, ohne infantilisierend zu sein. Man merkt, dass sich hier nicht nur um den Inhalt Gedanken gemacht wurde und dass Dr. Mai Thi Nguyen-Kim ein Profi auf dem Gebiet der Wissenschaftskommunikation ist.
Auch inhaltich konnte mich "Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit" überzeugen. Ich wollte es vor allem lesen, da erklärtes Ziel des Buches ist, für große (und oft emotionalisierte) Streitfragen eine Faktenlage zu präsentieren, auf der überhaupt erst diskutiert und gestritten werden kann. So behandelt die Autorin in ihrem Buch Themen aus dem aktuellen politischen und gesellschaftlichen Diskurs, von denen die meisten auch in einigen Jahren noch interessant sein werden: Von Gewalt in Videospielen bis zum Gender Pay Gab und über solche kontroversen Schlagwörter wie "Big Pharma" und Impfungen, aber auch weniger medial ausgeschlachtete Themen wie die Vererblichkeit von Intelligenz. Unaufgeregt präsentiert sie, was wir zu diesen Themen eigentlich mit welcher Sicherheit wissen und belegt ihre Aussagen mit unzähligen Quellenangaben. Auch für jene, die in dem einen oder anderen Thema schon sehr gut infornmiert sind, ist dieses Buch wertvoll, denn es präsentiert die Fakten und Argumente in konsolidierter Form und dient gleichzeitig als Nachschlagewerk. Als jemand, die eher selten Sachbücher liest und Informationen im Artikelformat bevorzugt (womit ich vermutlich genau in die Zielgruppe falle), kann ich nichts Schlechtes über dieses Buch sagen. Höchstens, dass es bei denen, die es am nötigsten hätten, vermutlich nicht ankommen wird. Aber das liegt nicht daran, dass Dr. Mai Thi Nguyen-Kim es nicht versucht.
Die Themen sind aktuell, ich habe einiges gelernt, es gibt viele Quellenangaben zum Weiterlesen, der Text ist gut geschrieben und die Aufmachung ist super - von mir gibt es eine eindeutige Leseempfehlung.
Und aus ihrem Schlusswort würde ich am liebsten alles zitieren:
"Dass wir Wissenschaft, insbesondere die Naturwissenschaften, fast schon wie eine Art nerdiges Orchideenwissen behandeln, steht einer aufgeklärten Gesellschaft nicht. [...] Wissenschaftliche Allgemeinbildung ist ein Impfstoff gegen Desinformation. [...] Die Wissenschaft beruht nämlich auf Denkweisen und Haltungen, auf einem "wissenschaftlichen Spirit", von denen wir auch in unseren plitischen und gesellschaftlichen Debatten unbedingt mehr gebrauchen können." - Dr. Mai Thi Nguyen-Kim, "Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit"
"Konstruktive Debatten und konstruktive Problemlösungen brauchen wissenschaftlichen Spirit - wissenschaftliches Denken, wissenschaftliche Methoden, wissenschaftliche Fehler- und Diskussionskultur. [...] Denn wir sollten nicht den Fehler machen zu glauben, dass die Suche nach dem Konsens, die Suche nach der kleinsten gemeinsamen Wirklichkeit, dem freien Meinungsaustausch und einer freien Debattenkultur im Wege steht. [...] Ohne ein gemeinsames Verständnis von Wirklichkeit, auf dessen Fundament wir unsere Debatten austragen, streiten wir nur auf der Stelle und nicht vorwärts. Wissenschaftlichkeit heißt nicht, weniger zu streiten, sondern besser." - Dr. Mai Thi Nguyen-Kim, "Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit"
Vielen Dank an den Droemer Verlag für das Zurverfügungstellen eines Rezensionsexemplares im Gegenzug für ein ehrliches Review.
"Aber klar, wenn ich jede Information, die mir gefällt, als Fakt und jede, die mir nicht gefällt, als Fake abstempeln kann, dann kann ich natürlich genauso gut jede Kritik als Cancel Culture abtun, mich aber bei eigener Kritik auf Meinungsfreiheit berufen."
Seit letztem Jahr weiß ich, dass Mai Thi Nguyen-Kim es schafft komplexe, wissenschaftliche Zusammenhänge so zu präsentieren, dass auch naturwissenschaftlich Unbegabte wie ich, sie gut verstehen. Und genau das setzt sie auch in ihrem Buch um. Man lernt hier, dass Fakten, wissenschaftlich fundiert und eindeutig belegt, Gold wert sind, gerade wenn in der Gesellschaft und Politik hitzig gestritten wird.
Es geht hier nicht darum, dass eine bestimmte Meinung vermittelt wird. Eher wird erklärt wie man präsentierte Daten bewerten und einordnen kann, auch wenn sie mit subjektiven Meinungen vermischt werden. Außerdem erklärt sie uns, was nicht anfechtbar ist und worauf wir uns alle einigen können sollten, aber auch dass Fakten aufhören, wo wissenschaftliche Belege Fehlen.
Man darf keine Antworten auf große Fragen erwarten, sondern erhält spannende Denkanstöße und informativen Inhalt zu vielen verschiedenen, oft aktuellen, Themen. Das Ganze in einem lockeren Schreibstil und einfachen Worten, so dass die Komplexität der wissenschaftlichen Zusammenhänge, nicht überfordert sondern fesselt.
Super Buch! Ich finde die aufbereiteten Themen sehr gut gewählt. Sie schreibt sehr angenehm: Leicht zu verstehen, humorvoll und interessant - wie ich sie auch aus ihren Videos kenne. Neben den Themen erklärt sie super wichtige Aspekte der Forschung, die ich hier teils besser erklärt finde als in meinem Studium. Freue mich auf weitere Bücher von Mai Thi Nguyen-Kim!
Es geht weniger um die unterschiedlichen Themen, sondern um den Umgang mit Wissenschaft, der Kommunikation und vor allem wie man mit Informationen umgeht.
Was sind denn genau Informationen und warum sind die wenigsten Dinge einfach, sondern so unglaublich kompliziert, aber warum auch genau das die Stärke und keine Schwäche ist.
Super informatives Buch und sehr wichtig in Zeiten von Postdemokratie und Wissenschaftsfeindlichkeit. Hier werden aktuelle wissenschaftliche Fragestellungen unter wissenschaftlichem Konsens und unter Benennung der Methoden beleuchtet und gleichzeitig aber die notwendige Streitbarkeit der Themen unterstrichen. Liebe auch einfach Mai schon seit Jahren durch MaiLab !!
Ich bin schon seit Jahren ein großer Fan von Mailab. Ich habe das Buch direkt am Tag der Veröffentlichung gekauft. Ich muss sagen, das Buch hat mich nicht enttäuscht. Gerade in einer wirren und schwammigen Zeit aus Fake-News, Verschwörungstheorie..usw., brauchen wir eine Vermittlerin der Wissenschaft und Fakten basierend auf Belegen und Analysen. Die Themen waren unheimlich interessant und hat meine Augen geöffnet. Das Buch ist ein MUSS, besonders in dieser verrückte Zeit. Danke, Mailab!
Klappentext: Die bekannte Wissenschaftsjournalistin Dr. Mai Thi Nguyen-Kim untersucht mit analytischem Scharfsinn und unbestechlicher Logik brennende Streitfragen unserer Gesellschaft. Mit Fakten und wissenschaftlichen Erkenntnissen kontert sie Halbwahrheiten, Fakes und Verschwörungsmythen – und zeigt, wo wir uns mangels Beweisen noch zurecht munter streiten dürfen.
Cover: Ich mag das Cover sehr und die Gestaltung des Buches ebenso.
Schreibstil: Es ist mein erstes Buch von der Autorin, aber ganz bestimmt nicht das letzte von ihr. Ich war sofort drinnen und kenn die Autorin ja von ihren Yt Videos. Die Erklärungen der verschiedenen Themen fand ich sehr interessant und ich flog förmlich durch die Seiten. Ich hab vieles verstanden und fand die kleinen Hilfsmittel richtig toll. Die Gestaltung des Buches mag ich auch sehr. Die Themen sind wichtig und ich mag den Humor sehr der immernoch da ist. Ich bin jetzt viel schlauer obwohl vieles mir durch den Kopf lassen musste.
Meinung: Ein richtig tolles und informatives Buch, ich kann es sehr empfehlen und hatte meinen Spaß beim lesen.
Für mich als Psychologie-Studentin war ein großer Teil des Buches ein Kopfnicken und Sich-Bestätigt-Fühlen. Trotzdem war die Außensicht auf viele Dinge erfrischend zu lesen und gerade das letzte Kapitel hat mich fast ein wenig wehmütig gemacht. Was ich schlecht einschätzen kann, ist inwiefern das Buch für wirklich Laien der Naturwissenschaft (oder Disziplinen die gerne eine NW wären, aka Psychologie) verständlich ist. Meine ganze Familie hat nicht studiert und aktuell frage ich mich sehr, ob sie gerade die statistischen Aspekte so gut verstehen können. Obwohl die Autorin ja Chemikerin ist, habe ich meinen eigenen Studiengang sehr wiedererkennen können in dem Buch. Falls mich also nochmal jemand anspricht, der überlegt Psychologie zu studieren, würde ich ihm auf jeden Fall dieses Buch ans Herz legen. Es ist eine ehrliche Einführung in die Wissenschaft, die, glaube ich, mit vielen Vorurteilen aufräumen kann.