So viele Menschen leiden an psychischen Erkrankungen und obwohl es so wichtig ist offen darüber zu sprechen, werden sie viel zu sehr totgeschwiegen. Ich selbst scheue mich immer ziemlich davor über meine psychischen Probleme zu reden. Aber warum eigentlich? Warum fällt es mir und zahlreichen anderen so schwer über unsere mentale Gesundheit zu sprechen? Wieso ist dieses Thema so tabuisiert? Wir brauchen uns doch in keinster Weise dafür zu schämen, wenn wir psychisch krank sind, wir sind nicht schuld daran. Es ist okay, nicht okay zu sein!
Ich habe mich viele Jahre nicht getraut meine psychische Erkrankung auf meiner Instagramseite beim Namen zu nennen. Diese Woche habe ich es aber getan und dass ich diesen Schritt gewagt habe, habe ich in erster Linie „It‘s okay not to be okay“ zu verdanken. Dieses Buch hat mir einfach so viel Mut gemacht und noch mal so richtig vor Augen geführt: Es ist wichtig, dass wir über unsere mentale Gesundheit sprechen. Nur so können wir dieses gesellschaftliche Tabu brechen, nur so kann uns allen bewusst werden: Wir sind nicht alleine!
Mich hat dieses Buch tief bewegt und beeindruckt und öfters schwer schlucken lassen.
In „It‘s okay not to be okay“ steckt einfach so unglaublich viel Persönliches. Über 30 Texte sind in diesem Buchprojekt enthalten, geschrieben von den verschiedensten Menschen, und alle handeln sie auf ihre Art und Weise von mentaler Gesundheit.
Schriftsteller*innen, Journalist*innen, Schauspieler*innen, Podcaster*innen, Aktivist*innen, Model, Blogger*innen, Psychiater*innen – es sind wirklich die unterschiedlichsten Persönlichkeiten dabei (Emma Thompson, Lena Dunham, Matt Haig, Naomi Campbell, um mal ein paar Beispiele zu nennen) und alle sind sie anders an die Aufgabe herangegangen.
Ich fand es ungemein faszinierend zu sehen, wie vielfältig die zahlreichen Essays sind. Viele sind bewundernswert ehrlich und gehen richtig unter die Haut. Vor diesen Erzählungen ziehe ich ganz besonders meinen Hut – ich weiß schließlich aus eigener Erfahrung wie viel Überwindung es einen kostet mit großer Offenheit über seine mentale Gesundheit zu sprechen.
Manche Texte rütteln auf, manche sind herzzerreißend und schmerzhaft, andere enthalten mutmachende und trostspendende Worte, einige sind erstaunlich humorvoll formuliert und wieder andere stecken voller Poesie. Sogar in Textnachrichten wurde ein Essay verfasst.
Auch die psychischen Erkrankungen sind verschiedene. Depressionen werden angesprochen, Angst- und Zwangsstörungen, PTBS, Panikattacken...Meine Erkrankung wurde in keiner der Erzählungen erwähnt, aber ich habe mich dennoch in so einigen Zeilen wiederfinden und eine Menge aus diesem Buch mitnehmen können. So habe ich viele mentale Krankheiten, an denen ich selbst nicht leide, endlich besser verstehen können und hilfreiche Tipps erhalten, wie ich mit Betroffenen besser und respektvoller umgehen kann. Das wohl aber für mich Wichtigste, was mir dieses Buch gegeben hat: Mut und Kraft, sodass ich, wie oben bereits erwähnt, es diese Woche endlich gewagt habe auf Social Media über meine psychische Gesundheit zu sprechen. Der erste Schritt ist getan und ich hoffe sehr, dass ich mit der Zeit noch offener über meine Probleme reden kann.
Ein Punkt, den ich etwas bedauerlich finde: Ich habe beim Recherchieren entdeckt, dass für die deutsche Ausgabe von „It‘s okay not to be okay“ einige Texte aus dem Original gestrichen wurden wie beispielsweise von Ben Platt und Sam Smith. Da würde ich ja gerne wissen, warum. Also ich finde es ziemlich schade, dass diese Texte nicht mit übernommen wurden. Vermutlich werde ich mir nun auch noch die englische Ausgabe zulegen, denn die fehlenden Essays möchte ich sehr gerne auch noch kennenlernen.
Bezüglich meiner Bewertung war ich nun etwas länger am hin und her überlegen, ob ich wegen der weggelassenen Texte einen Stern abziehen soll. Ich habe mich schließlich dagegen entschieden.
„It‘s okay not to be okay“ ist einfach ein so relevantes und bedeutsames Werk – für mich hat es definitiv die volle Sternenzahl verdient. Ich kann es wirklich jedem nur ans Herz legen – sowohl Betroffenen als auch Nicht-Betroffenen.
Fazit: Ehrlich, emotional, aufrüttelnd und ergreifend – ein großartiges und unheimlich wichtiges Buch!
„It‘s okay not to be okay“, herausgebracht von Scarlett Curtis, ist so ein Buch, bei welchem ich mir so wünsche, dass es von vielen Menschen gelesen werden wird. Ob psychisch krank oder nicht – die Sammlung an Essays, die in diesem Gemeinschaftswerk enthalten sind, sind einfach für jeden absolut lesens- und empfehlenswert. „It‘s okay not to be okay“ ist ein wunderbarer Mutmacher, der allen Kraft spendet, denen es gerade nicht gut geht und der Nicht-Betroffenen dabei hilft, Betroffene besser verstehen und helfen zu können. Ich kann nur sagen: Unbedingt lesen! Von mir gibt es von 5 von 5 Sternen.