Sally und Liss: zwei Frauen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Sally, kurz vor dem Abitur, will einfach in Ruhe gelassen werden. Sie ist wütend auf alles, hasst alles: Angebote, Vorschriften, Regeln, Erwachsene. Fragen hasst sie am meisten, vor allem nach ihrem Aussehen.
Liss bewirtschaftet allein einen Hof zwischen Weinbergen und Feldern. Schon beim ersten Gespräch der beiden stellt Sally fest, dass Liss anders ist als andere Erwachsene. Kein heimliches Mustern, kein voreiliges Urteilen, keine misstrauischen Fragen. Liss bietet ihr an, bei ihr auf dem Hof zu übernachten. Aus einer Nacht werden Wochen. Für Sally ist die ältere Frau ein Rätsel. Was ist das für eine, die nie über sich spricht, die allein das Haus bewohnt, in dem doch die frühere Anwesenheit anderer zu spüren ist? Während sie gemeinsam Bäume auszeichnen, Kartoffeln ernten, Bienen zuckern und Liss die alten Birnensorten in ihrem Obstgarten beschreibt, deren Geschmack Sally so liebt, nähern sich die beiden Frauen einander an. Und erfahren nach und nach von den Verletzungen, die ihnen zugefügt wurden.
Der Autor Ewald Arenz kam 1965 in Nürnberg zur Welt und studierte englische und amerikanische Literatur und Geschichte. Seit Beginn der 1990er Jahre ist er als Autor tätig und hat neben einigen Glossen und Kindergeschichten auch Theaterstücke und historische Kriminalromane. Er ist mittlerweile einer der produktivsten und erfolgreichsten Schriftsteller Süddeutschlands, dessen Gesamtauflage weit über 120.000 verkaufte Bücher zählt.
Ich liebte dieses Buch und gebe es nur aus einem Grund keine 5 Sterne: Seite 165. Warum wünscht sich Sally spielerisch Schwarz zu sein, damit sie dem Jim Knopf ähneln kann? Warum macht Liss ihr zum Witz ein Blackface? Ich habe diese Szene sehr problematisch für ein Buch das 2019 erschienen ist. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen warum der Autor diese Szene für Notwendig empfunden hatte. Wie ich es sehe, ist diese Szene da um zu zeigen wie schön und lustig es Sally und Lisa zusammen haben. Daher sehe ich es nicht ein, warum die Szene auch einen anderen und nicht rasistischen Witz haben könnte. Leider ist dies für mich wirklich ein Verderben des sonst wundervollen Romans. Ich habe nichts über diese Szene online oder bei Interviews mit dem Autor gesehen. Bitte kommentieren falls du etwas dazu zu sagen hast!
Ansonsten war die Geschichte wunderbar! Sally und Lisa sind toll geschriebene Charakter, die interessante Gedanken und Probleme haben. die Hintergrund Geschichte von Liss war sehr spannend. hat mich ein bisschen an Thelma und Louise erinnert. Eine schöne Freundschaft wird dargestellt, die beiden Frauen hilft ihr Leben neu zu schätzen. Außerdem wunderbare Beschreibung von dem Land und der Natur. Ich würde dieses Buch ganz herzig lieben, aber diese Szene ist I Fach sehr störend und nutzlos.
Zwei Frauen.... unterschiedlich und doch auch gemeinsam einsam..... Ich habe die beiden kaputten Frauenseelen gern begleitet und dabei zugeschaut, wie sie sich liebevoll zusammengepflickt haben..... .....manchmal braucht es einfach auch mal Puderzucker ☺ ..... , um die Milben der Vergangenheit los zu werden........
Sally und Liss - zwei Frauen, die das Leben vereint. Eine Geschichte, die mich ab der ersten Seite durch die leisen Töne begeistert hat.
Sally ist jung und trägt einen inneren Kampf mit sich aus. Sie flieht aus ihrer Welt in die Weinberge, wo sie auf Liss trifft. Liss - eine Einzelgängerin mit einer eigenen Geschichte. Es entwickelt sich eine Freundschaft, dessen Entstehung in meinen Augen wunderbar beschrieben wird.
Ich konnte mich mit den zwei Charakteren schnell anfreunden. Ihre Zerbrechlichkeit und ihre Stärke vereint machen die jeweiligen Personen authentisch.
Besonders mochte ich den Schreibstil dieses Buches. Durch den Blick auf die Details und die genauen Beschreibungen der Idylle konnte ich dank dem Autor mich gut in die Szenen hineinversetzen. Das Buch wirkte so entschleunigend auf mich, was mich erstaunt und fasziniert hat.
Als Stadtkind habe ich dann auch noch gewisse Abläufe auf dem Hof kennenlernen dürfen.
Ich hatte ein tolles LeseErlebnis und kann dieses Buch nur empfehlen.
Mit meiner Meinung werde ich jetzt sicherlich vielen Menschen das Herz brechen und fühlt Euch bitte nicht angegriffen. Ich verstehe due Begeisterung für dieses Buch gar nicht. Positiv hervorzuheben ist die Sprache (da sind einige tolle Sätze drin) und die sehr gute Hörbuchsprecherin (Sabine Arnhold).
Leider war es das auch. Die Geschichte der zwei ungleichen und doch gleichen Frauen verbunden mit einer sich anbahnenden Freundschaft zwischen zwei Generationen fand ich furchtbar langweilig :( Ich mochte besonders Sally gar nicht und und kam Liz auch nicht sonderlich nahe. Anderen mag das anders ergehen.
Sie haben beide ihre Geheimnisse, welche mich aber ehrlich gesagt irgendwie nicht interessiert haben. Positiv hervorzuheben, dass ich durchaus etwas über verschiedene Aspekte der Landwirtschaft gelernt habe. Ich weiß warum man Bienen mit Puderzucker bestäubt - Vielleicht hilft das bei Wer wird Millionär einmal ;)
Ein herrliches Buch, das zudem noch in der aktuellen Jahreszeit (September bis Oktober) spielt. Kein großes Buch, eher leise, wie auch die Hauptpersonen, die 17jährige Ausreißerin Sally und die alleinstehende Bäuerin Lilly, deren Verständnis gerade auch auf dem gemeinsamen Schweigen und Aushalten besteht. Ein Buch von der heilenden Wirkung der Arbeit in der Natur, von dem Kampf zweier Frauen mit verständnislosen Familien und einem toxischen Vater. Ein Buch über Selbstbestimmtheit, Hilfsbereitschaft, innerer und letztlich äußerer Freiheit. Ein rundum schönes Buch. Ich werde mehr von Ewald Arenz lesen.
Ein absolutes Lesehighlight mit einer tollen Sprache, Protagonisten die unterschiedlich aber auch gleich sind und die durch ihre Geschichte zueinander und zu sich selbst finden.
Sally ist aus einer Klinik weggelaufen und findet sich zwischen Weinbergen wieder. Dort kämpft gerade Liss ihren Anhänger aus einer schlammigen Spur heraus. Spontan bietet sie Sally an, bei ihr auf dem Hof zu wohnen. Sally/Sarah hatte ein Problem mit Erwachsenen und mit dem Essen, das wird schnell klar. Bei Liss stellt das Mädchen verwundert fest, dass der Druck vom Anspruch anderer gefesselt und gegen ihren Willen festgehalten zu werden, in Liss Haus nicht zu spüren ist. Der Hof, auf dem Wein, Obst und Kartoffeln angebaut werden, ist ein guter Ort für Sally. Die titelgebenden alten Obstsorten wachsen im Obstgarten, der noch immer die Handschrift des Vorbesitzers trägt. Liss wartet geduldig ab, wie es eine Tante tun würde, der man für einen Ferienaufenthalt eine schwierige Nichte angekündigt hat. Vielleicht ist die Nichte bei Tante Liss ja gar nicht schwierig … Liss erkennt sich in Sally, besonders ihren eigenen Hass, den sie als Jugendliche empfand, auf alles, das Dorf, den Hof, ihren Vater, darauf, dass sich nie etwas ändern würde.
Nachdem Sally einige Tage ungestört mit der Seele gebaumelt hat, wird ihr deutlich, wie schwer die Hofarbeit für eine einzelne Person ist. Ernten, Keltern, Schnapsbrennen, Brotbacken, Hühner und Bienen versorgen, Sally hat von diesen Dingen und den Wörtern dafür noch nicht gehört. Sie begreift als absoluter Neuling jedoch sofort die Abläufe und bringt genau die beiden Hände mit, die Liss bisher auf dem Hof gefehlt haben. Dass Sally diese Stärke noch niemand bewusst gemacht hat, scheint mir ein aktuelles Problem unserer Gesellschaft zu sein, die zu viel über Defizite und zu wenig über Stärken spricht. Die gemeinsame Arbeit der beiden Frauen wirkt wie ein Museum für Kompetenzen, mit denen eine Familie früher autark leben konnte. Für Sally sind die Abläufe zugleich Erinnerungen an den Zwang, den sie als Jugendliche stets fühlte, wenn ihr Vater Fachwissen in sie hinein füllte.
Wie ein roter Faden durchzieht Sallys Frage die Geschichte, warum Liss allein auf dem Hof lebt und warum die Dorfbewohner deutlich Distanz zu ihr wahren.
Ein guter Roman spricht seine Leser individuell an. Ich habe mich hier stark von den handwerklichen Abläufen fesseln lassen. Deshalb war mein Highlight der Moment, als Liss erkennt: All das, gegen das ich mich als Jugendliche gewehrt habe, fliegt Sally einfach so zu, niemand muss sie zwingen. Zwei Frauen, die sich als Jugendliche ungeheuer ähnlich sind im Hass auf Zwang und Routine, nähern sich hier behutsam einander an. Ein starker Roman vom Überleben – im Dorf und in der Familie.
Auf „Alte Sorten“ von Ewald Arenz habe ich mich sehr gefreut, wurde leider aber enttäuscht. Viel zu überzeichnet wirkten die Protagonistinnen Liss und Sally auf mich - von Anfang an. Sally, eine auf die Welt wütende Teenagerin nimmt Reißaus von Zuhause und wird von Liss auf ihrem Bauernhof aufgenommen. Zwischen ihnen entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft - sie verstehen sich quasi wortlos und lassen sich ihre Freiräume und Geheimnisse. Sally beginnt gerade, sich auf dem Bauernhof wohlzufühlen und Liss merkwürdige Art zu mögen, da drängt sich ein Geheimnis aus Liss Vergangenheit zwischen sie, das nicht länger ignoriert werden kann ... Richtig Fahrt aufgenommen hat Ewald Arenz‘ Roman leider erst gegen Ende, als Liss‘ Vergangenheit aufgearbeitet wurde. Bis dahin musste ich mich förmlich von Seite zu Seite schleppen: Mir gingen sowie Sallys pampige und pubertäre Art als auch Liss‘ mysteriöse Geheimnistuerei und ihr nicht nachvollziehbares Desinteresse an der Gesamtsituation zunehmend auf den Senkel. Leider konnten auch die an sich schöne Szenerie, die spannenden Exkurse in Birnenwissenschaften und Weinproduktion und die schlussendlich doch ganz interessante Backgroundstory - die ja wie gesagt viel zu spät richtig eingesetzt hat - nichts mehr an meinem Eindruck ändern: Eine Story mit Potential, allerdings mit viel zu wenig Pepp (inhaltlich wie sprachlich) umgesetzt. Schade! Da habe ich mich wohl ein bisschen vom Hype hier auf Instagram mitziehen lassen! Ich gebe 2/5 Sterne.
Ich weiß nicht, ob ich es mochte oder nicht. Ich hatte von Anfang an ein komisches Gefühl dabei, dass ein Mann über zwei “verkorkste” Frauen schreibt, zudem wusste man oft nicht genau, ob dieses Interesse ehrlich ist oder beinahe fetischisierend, wie es ja oft ist. An einigen Stellen konnte ich mitfühlen, an vielen jedoch wird es auch offensichtlich, dass der Autor sich niemals in gewisse Situationen einfühlen können wird, die er beschreiben will. Außerdem gab’s ne Stelle mit Blackfacing und einige andere problematische Dinge.
Auch die Sprache hat mich irgendwie nicht richtig gepackt und es hat sich sehr versucht-bodenständig angefühlt. Nicht so richtig echt. Während ich das hier schreibe, gehe ich von 3 Sternen doch auf 2 runter.
3,5 Sterne. Ich wollte das Buch wirklich lieben, was wahrscheinlich auf den großen Hype zurückzuführen ist. Trotzdem hat es mich nicht komplett gecatched. Was ich wirklich sehr schön fand war die detailreiche, wenn nicht sogar detailverliebte, Beschreibung der Natur und der landwirtschaftlichen Arbeit - ich konnte abschalten und habe wirklich was gelernt! Was ich auch sehr super mochte war der Gedanke, dass zwei Menschen die keine Nähe zulassen wollten, diese doch erfahren haben, aber eben auf anderem Wege als der „Durchschnitt“. Dennoch empfand ich die Charaktere und deren Verhalten als unglaubwürdig, weshalb es mir schwergefallen ist mitzufühlen. Insbesondere Sally’s Sprache empfand ich als unglaubwürdig - (vielleicht sprechen 17-Jährige auch so und ich weiß es bloß nicht?) Zusammenfassend eine gute Geschichte, allerdings konnte sie meinen Erwartungen nicht gerecht werden.
Ein absolutes Herbsthighlight (ich habe es etwas zu spät gelesen, ich empfehle es für September oder Oktober). Ein Buch über zwei starke Frauen, deren Leben sich genau zum richtigen Zeitpunkt kreuzen. Ich bin so begeistert und gleichzeitig verwundert, wie einfühlsam der Autor aus Frauensicht schreibt.
"Und ich weiß, wie es ist, wenn dieses Gefühl, wenn diese Sicherheit, besonders zu sein, Stück für Stück kaputtgeht wie ein Baum, den man in die falsche Erde gepflanzt hat, und ihn mit Stricken und Pfählen dazu zwingt, von der Sonne weg zu wachsen."
"Nicht fragen. Es war immer besser man kannte die Geschichte nicht. Jede Frage und jede Antwort spann einen Faden zwischen dem Mädchen und ihr. Wenn man von jemandem alles wusste, dann konnte man ihn an tausend Fäden halten."
Wow, was für ein Buch. Als ich den ersten Blick in die Leseprobe geworfen habe, wusste ich, dass ich dieses Buch unbedingt lesen muss. Bei "nur" 250 Seiten könnte man meinen, dass es ein kurzes Lesevergnügen wird, aber etwas an diesem Buch versetzt einen einfach in eine andere Zeitzone. Das 250-Seiten Buch, dass ich normalerweisen in ein paar Stunden durchgehabt hätte, hat mir drei Abende treu an meiner Seite gestanden und mich jedes Mal aufs Neue verzaubert.
Die Sprache ist unglaublich poetisch und einfach zugleich, Sally und auch Liss wirken beide so authentisch, dass ich mich gut in beide hineinversetzten konnte. Alles war einfach auf den Punkt perfekt: die Charaktere, die Handlung, die Sprache und die Länge des Buches. Die Geschichte hat mich so bewegt!
"Du meinst also, man kann sowieso nichts einfach so lassen, wie es ist, oder? Man verändert alles um sich herum schon dadurch, dass man einfach da ist. Und dann macht es keinen Unterschied mehr, ob man mehr oder weniger kaputt macht."
>>Aus einem Faden werden Fäden und aus Fäden Schnüre und aus Schnüren ein Netz.<<
„Alte Sorten“ von Ewald Arenz – zwei Frauen, zwei Geschichten und ein Band, das sie beide fest miteinander verwebt und eine so bedeutsame Verbindung für beide wird, dass es mich einfach ganz ganz tief bewegt und berührt hat. Sowohl Liss als auch Sally sind mir immer mehr ans Herz gewachsen und ich konnte die Gefühle und Gedanken der beiden gleichermaßen nachempfinden und fühlte mich oft selbst in meine Vergangenheit zurück versetzt in der wie bei Sally und Liss eben auch die Schatten einkehrten und es unweigerlich einen Zeitpunkt gibt, an dem man einfach beginnt zu schweigen. Denn letztlich können dein Schweigen nur die wenigstens verstehen und so geht es doch irgendwie auch den beiden Frauen hier im Buch. Doch ihre Begegnung zeigt, dass es eben doch Menschen gibt, die all die Gefühle hinter dem Schweigen verstehen und so wie Liss Sally ihren Weg finden lässt, ihr einfach durch ihr eigenes Schweigen mit Verständnis den Rücken stärkt, so dreht sich das ganze eben. Denn letztlich ist Sally für Liss ebenso eine große Stütze und der Anstoß für beide doch zu reden und sich all den Schatten zu stellen. Für mich ist „Alte Sorten“ ein ganz großes Lesehighlight, wenn nicht sogar mit eines meiner Lebens-Lese-Highlights, denn es hat mich so tief im Inneren berührt und beschäftigt mich sicher noch lange und wird unvergessen in meinem Herzen bleiben. 💖
>>Es war so selten, dass die Dinge im Gleichgewicht waren. Ohne Glück und ohne Trauer. Oder anders: dass Glück und Traurigkeit in einem so in der Schwebe waren, in so einer perfekten Balance, dass man sich nicht bewegen wollte. ...<<
Alte Sorten erzählt die Geschichte zweier Frauen, die auf den ersten Blick sehr unterschiedlich erscheinen. Sally ist aus einer Klinik abgehauen, in der sie wegen ihrer Magersucht und psychischer Probleme behandelt wurde. Auf ihrer Flucht trifft sie Liss. Diese lebt ganz allein auf einem Hof und hat wenig Kontakt zu den anderen Dorfbewohnern, die sie meiden und teilweise offen anfeinden. Liss bietet Sally ohne viele Worte ein Zuhause und ganz langsam öffnen sich beide Frauen. Die Geschichte ist geschickt konstruiert, durch die unterschiedlichen Perspektiven werden immer nur Teile der Geschichte erzählt, der Rest bleibt zunächst im Verborgenen. Sally und Liss sind beides interessante Charaktere. Vor allem die zweite Hälfte des Buches, als die Handlung eine unerwartete Wendung nimmt, ist faszinierend. Trotz der Kürze des Buches gelingt es Ewald Arenz Personen zu schaffen, deren Handlungen absolut nachvollziehbar und verständlich sind. Das Ganze endet auch nicht in Heilewelt-Kitsch, sondern in einem Rat. Ob der nun befolgt wird oder nicht, ist nicht mehr Teil der Geschichte.
Die 17-jährige Sally ist aus der Klinik ausgebrochen und versucht nun, sich vor der Polizei zu verstecken. Als sie in einem kleinen Dorf auf Liss trifft, merkt sie sofort, dass diese alte Frau anders ist als andere Erwachsene. Liss scheint sie nicht zu verurteilen und stellt keine misstrauischen Fragen. Durch die Arbeit auf dem Hof findet Sally zu sich selbst und die beiden verbindet eine seltsame Freundschaft, die jedoch auf die Probe gestellt wird, als die Dämonen aus Liss‘ Vergangenheit ans Licht kommen.
Es ist ja so ein Klischee, dass männliche Autoren keine guten weiblichen Charaktere schreiben können. Der Autor dieses Buches tut jedenfalls alles, um diese Erwartungshaltung aufrecht zu erhalten. In diesem Buch geht es um zwei Frauen in unterschiedlichen Bereichen ihres Lebens, die vor Klischees nur so strotzen. Besonders bei der jüngeren, Sally, merkt man, dass der Autor überhaupt nicht in der Lage war, sich in ein junges Mädchen mit psychischen Problemen hineinzuversetzen. Schon die Sprache klingt, wie sich eben ältere Menschen gerne mal Jugendsprache vorstellen.
Das Buch vermittelt insgesamt eine einfache Botschaft: Das wahre Leben findet auf dem Land statt, wo man mit den Händen noch richtige, echte Arbeit macht, wie Schnaps aus alten Birnen brennen, Feldfrüchte ernten und Wein ernten. Psychisch kranke Jugendliche können eigentlich keine Hilfe bekommen, außer sie kommen genau dorthin. Am besten noch in eine konservative Gemeinschaft, in der alles wie vor hunderten von Jahren gemacht wird. Denn auch wenn man vielleicht denkt, dass man nicht alles so machen muss wie damals, ist es dann ja doch irgendwie schön. Und während diese Botschaft vermittelt wird, tut das Buch eine ganze Menge problematisches. Zunächst mal ist da die ständige Verharmlosung von psychischen Erkrankungen. Scheinbar war Sally magersüchtig und hat sich selbst verletzt. Beides wird im Buch nebenbei angesprochen und für den Schockwert verwendet, aber nie vertieft und beide Probleme erledigen sich ziemlich schnell durch die gute Landluft. Zudem werden Psychiatrien und ihr Personal in einem extrem schlechten und dazu vor allem falschen Licht dargestellt. Weitere problematische Aspekte sind unter anderem noch Sexismus gegen Frauen, die eben nicht ins idyllische Landleben passen und Rassismus in Form von Blackfacing.
Wenn ich wenigstens sagen könnte, dass die dargestellte Freundschaft schön wäre, oder die Entwicklung, die die beiden Charaktere miteinander durchmachen, oder wenigstens, dass der Schreibstil etwas Besonderes ist. Aber leider sind nicht mal die Aspekte gelungen, die nur darauf basiert hätten, dass der Autor einfach gut Schreiben kann.
Fazit: „Alte Sorten“ ist leider eine einzige Enttäuschung, dessen vermittelte Botschaft eher problematisch als schön ist.
Wie ein schöner Spätsommertag, an dem die Sonne ab und an von den Wolken verdeckt wird. So hat sich dieser Roman von Ewald Arenz für mich angefühlt.
Ganz zufällig kreuzen sich die Wege der 17-jährigen Sally und der fast 30 Jahre älteren Liss. Sally ist auf der Flucht und verdammt wütend auf alles und jeden, der ihr Vorschriften machen will - Liss lebt zurückgezogen auf einem Hof und wird von den Bewohnern gemieden. Als Liss das junge Mädchen bei sich aufnimmt, kommen sich die beiden Frauen näher und ganz langsam und behutsam entfaltet sich ihrer beider Leben voreinander.
Klar und ausdrucksvoll, manchmal poetisch schreibt der Autor über die beiden ungleichen Frauen und findet für jede eine ganz eigene und authentische Stimme. Wie zwei getretene Katzen, die Wärme suchen, aber die Gefahren fürchten, schleichen Liss und Sally umeinander herum. Auf der Suche nach Nähe, aber immer auf der Hut. Seite für Seite blicken wir immer mehr hinter die mühsam errichteten Fassaden der Frauen und beobachten die Entstehung einer Verbindung, die schließlich für beide befreiend wirkt.
Mich hat dieses Buch von der ersten Seite an in den Bann ziehen können. Obwohl man als Leser*in den Schmerz fühlt, der sich in den Offenbarungen der beiden Protagonistinnen durchzeichnet, ist es durch die vielen schönen Naturbeschreibungen und Erzählungen vom Leben auf dem Hof eine Geschichte mit Wohlfühlcharakter, die entschleunigt und den Blick auf das Wesentliche lenkt. Ewald Arenz beschreibt alle Momente so, dass man sie riechen, schmecken und nachempfinden kann.
Sally ist aus einer psychiatrischen Klinik abgehauen, schon wieder. Auf ihrem Weg irgendwo im nirgendwo, vorbei an Weinbergen trifft sie auf Liss, die gerade mit ihrem Traktor nach Hause fährt. Liss bietet Sally einen Schlafplatz für die Nacht an und Sally bleibt - nicht nur für eine Nacht. Die beiden verwundeten Seelen finden zueinander, öffnen sich nach und nach und fangen an zu heilen.
Als ich "Alte Sorten" von Ewald Arenz aufgeschlagen habe wusste ich nicht, was mich erwartet. Der Klappentext klang ganz gut, das Cover ist ein Traum, deshalb habe ich es beim letzten Bücherbummel mitgenommen. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass es mich SO umhaut! Denn WOW, dieses Buch ist einfach nur schön. Es ist einfühlsam, traurig aber auch Mut machend und irgendwie Balsam für die Seele.
Auf dem Klappentext steht, dass das Buch entschleunigt und genau so war es auch. Es werden total viele landwirtschaftliche Tätigkeiten geschildert (Brot backen, Wein lesen, Obst ernten) und auch Geschmäcker werden auf ganz wunderbare Weise beschrieben - was wohl auch zu dem sehr passenden Buchtitel geführt hat.
Die Geschichte um Liss und Sally ist langsam, es passiert gar nicht so viel. Trotzdem hat mich das Buch sehr mitgenommen und auch gefesselt. Ich habe losgelesen und das Gefühl gehabt, die beiden auf Sallys Hof zu begleiten. Die Hintergründe, weshalb Liss und Sally so verwundet sind, werden auf einzigartige Weise erzählt und ich hätte nie mit solchen Wendungen gerechnet.
Auch sprachlich ist dieses Werk meisterlich: der Autor springt immer wieder zwischen den beiden Perspektiven der Frauen hin und her, da aber jede ihre eigene Art zu Sprechen und zu Denken erhalten hat, konnte ich mich darauf sehr gut einlassen.
Ich empfehle euch sehr, das Buch zu lesen. Gerade jetzt im Spätsommer (das Buch spielt im September und Anfang Oktober) ist es wirklich ein ganz besonderer Genuss, den man sich nicht entgehen lassen sollte ❤ Von mir gibt es dieses Mal 5 / 5 🍐.
Dieses Buch entspricht ganz meinem Beuteschema und darum waren meine Erwartungen hoch. Vielleicht zu hoch. Cover, Charaktere, Setting, Handlung... eigentlich genau das, was mich anspricht und berührt. Trotzdem brauchte ich eine ganze Weile, um zu den Personen eine Verbindung zu finden und irgendwie konnte ich bis zum Schluss nicht aus ganzen Herzen mitfühlen. Ich kann nicht benennen, was letztendlich gefehlt hat, aber so ein kleiner Funken, der mich tief berührt, hat mir einfach gefehlt. Alles in allem ein wirklich gutes Buch, doch ich hätte es gerne von ganzem Herzen geliebt.
Das Buch konnte mich mit seiner einfühlsamen Geschichte über die Freundschaft zweier Frauen die augenscheinlich nichts miteinander gemeinsam haben und doch so viele Parallelen entdecken, absolut begeistern. Ein kleines Meisterwerk mit einer großartigen Sprache die alle Sinne des Lesers anregt. Klare Leseempfehlung!!!
Dieses Buch hat mich so überrascht! Ich habe an dem Thema Landwirtschaft nicht mehr oder weniger Interesse als der Durchschnitt, aber es hat mich wirklich gut unterhalten und war keine Sekunde langweilig. Es war eine Mischung aus größtenteils unaufgeregtem Lesen, schön, traurig, manchmal gar berührend - und dann doch auch mal richtig spannend. Ich mochte es sehr.
Die Charaktere waren ungewöhnlich, eher schwierig, auf den ersten Blick gegensätzlich, einmal laut und einmal leise. Auf den zweiten Blick hatten sie doch auch einiges gemeinsam. Vor allem waren sie sehr interessant - für sich allein und miteinander. Und je mehr man sie kennen lernte, desto mehr verstand man sie.
„Und ich weiß, wie es ist, wenn dieses Gefühl, wenn diese Sicherheit, besonders zu sein, Stück für Stück kaputtgeht wie ein Baum, den man in die falsche Erde gepflanzt hat, und ihn mit Stricken und Pfählen dazu zwingt, von der Sonne weg zu wachsen.“ (S. 157)
Ein ganz großartiger Roman, der ganz viel zu sagen hat zu Dingen wie Sehnsucht, Vertrauen, Freundschaft, Traditionen, dem ganz eigenen Wachsen und dem Weitermachen, wenn es schwierig ist.
„Es ging immer mehr, als man dachte, immer.“ (S. 125)
Sally ist abgehauen, nicht zum ersten Mal und auch nicht zum letzten Mal. Sie hat es satt, dass niemand ihr zuhört und alle so scheiße sind. Also verlässt sie die psychiatrische Klink in der sie eigentlich Patientin und lässt alles hinter sich. Auf ihrem Weg trifft sie auf Liss. Liss, ist Bäuerin und bietet Sally ein Zimmer für eine Nacht an. Sally nimmt an, doch bleibt sie viel länger als nur eine Nacht.
Ich hatte das Buch bereits ein paar mal gesehen und war durch das schöne Buchcover neugierig geworden, doch niemals hätte ich mit so einer schönen und berührenden Geschichte gerechnet. "Alte Sorten" ist wütend, herzbrechend, freundschaftlich, lehrreich, auffangend, ehrlich, aufwühlend und noch so unglaublich viel mehr. Es ist Mut machen und wenn man sich auf die Geschichte einlässt auch Balsam für die Seele.
Die Geschichte ist langsam und von Tag zu Tag beschrieben. Wir begleiten Liss und Sally bei ihren Tätigkeiten und haben das Gefühl selbst mit den beiden unterwegs zu sein. Das Buch nimmt einen mit, fesselt einen und lässt nicht mehr los - auch wenn die Geschichte schon lange zu Ende ist. Es ist überraschend und kommt immer wieder mit neuen Impulsen um die Ecke, die das Lesen abwechslungsreich machen. Die Hintergründe zu beiden Charakteren sind aufwühlend und werden auf eine einfühlsame Art und Weise geschildert, durch die die Geschichte ihren wunderschönen Charakter erhält. Sprachlich lässt sich der Autor auch nicht lumpen. Er springt immer wieder zwischen den beiden Frauen hin und her und gibt ihnen die Möglichkeit sich und ihre Art frei zu entfalten und herauszulassen - das habe ich geliebt!
Ich kann dieses Buch wirklich nur aus tiefsten Herzen empfehlen, da es eine großartige Geschichte ist, die meiner Meinung nach noch viel mehr Aufmerksamkeit verdient. Auch sollte man dieses Buch am Besten im Spätsommer oder Herbst lesen, da sich dann die Atmosphäre des Buches am Besten entfaltet. Von mir gibt es für diesen Roman fünf von fünf Birnen!
I have been reading books for a very long time; fifty years or so and during that time I have read a lot of books, thousands and thousands of books.
Every now and again, a book comes along and shakes me to my core. Tasting Sunlight did that to me and this is a book that I will never ever forget. It is not just the story, or the characters, it is the whole reading experience as Arenz masterfully and beautifully reveals these two women to his reader.
Set in rural Germany, amongst the fields of crops and orchards of fruit, this is a captivating and quite magical story of a most unlikely friendship. It spans the generations and the classes and shows that a true and non judgemental friendship can heal hearts.
Sally has run away, again, from the clinic where she is being treated for anorexia. She meets Liss. Liss lives alone, running the family farm. She's mid forties and says very little. She does not judge, or ask questions, she just accepts. Sally intends to stay with Liss for just a few days, but this soon turns into weeks and these two extraordinary females slowly but surely get to know each other.
The writing is simple and is filled with the the magic of nature. As Liss teaches Sally about the ripening and harvesting of pears, to the care of bee hives and the collecting of a potato crop, the reader is totally captivated and enchanted. Whilst simply written, the story is multi layered and complex and this author has done an incredible job with character creation; the reader instantly loves both of them. It becomes the reader's ineluctable fate to become part of this novel themselves, to urge these women along and to discover the truths of their existence.
Tasting Sunlight is the perfect story for our time. It is uplifting and healing. The novel pulsates with the tastes and smells of nature and Sally and Liss' own stories linger within the head for so long afterwards. It is perfectly translated by Rachel Ward.
Truly exceptional, a novel with heart and with characters and setting that are alluring, beautifully created and totally enchanting.
In einem Rutsch durchgelesen! Eine ganz wunderbare Geschichte, welche am Liebsten nie enden sollte! In diesem Buch möchte ich wohnen, so schön fand ich es dort bei Liss und Sally. Hach...
Endlich komme ich dazu eine Meinung zu diesem unglaublich berührenden Werk zu schreiben. Ein Buch, dass man von seiner Art und seinem Inhalt nicht unbedingt bei mir erwarten würde, hat zumir gefunden und ich bin mehr als begeistert gewesen von dieser anrührenden und doch sehr starken Geschichte.
Zu dem Inhalt möchte ich gar nicht mehr viel Sagen denn der Klappentext sagt schon alles was man wissen muss und das ist definitiv reichlich. In dieser Geschichte geht es um zwei starke Frauen, deren Geschichten miteinander verwoben sind wie ein gut gemachter und lang durchdachter Webteppich. Jedes noch so kleine Fädchen wurde hier mit besonderer Sorgfalt ausgesucht, jedes Muster probiert, getestet und erst zum Schluss, kurz vor seiner Perfektion mit in das Gesamtwerk aufgenommen. Nichts wurde hier dem Zufall überlassen, alles ergibt unweigerlich einen Sinn und hat zum Ende hin eine Sogkraft inne, die mir die Füße unter dem Boden weggerissen hat.
Was mich jedoch sehr beeindruckt hat, ist wie Ewald Arenz es schafft, mit einem so "einfachen" Thema eine solche Vielfalt an Emotionen hervorzurufen. Zwei Frauen, ein Bauernhof und die alltäglichsten Dinge und trotzdem war ich gebannt bis zum letzten Satz und konnte und wollte mich dieser Geschichte nicht entziehen. Nichts hat mich in den letzten Monaten so begeistern können, wie dieses kleine und anfangs so unscheinbar wirkende Buch. Hier kann kein großes Fantasy Highlight oder ein noch so romantisches New Adult Buch mithalten. Dieses Buch ist wahre Litertaur - bis ins kleinste Wort.
Die meisten Leute hatten vergessen, dass auch im Herbst Dinge wachsen konnten; und dass man mit ihnen vorsichtiger umgehen musste, als mit denen, die im Frühjahr kraftvoll aus der Erde schossen. (Seite 37)
Dit mooigeschreven boek gaat over de weggelopen zeventienjarige Sally die boerin Liss ontmoet die haar een kamer aanbiedt. Beiden communiceren op een manier die door de rest van de wereld maar moeilijk wordt begrepen, waardoor er meteen een klik is tussen de twee. Er ontstaat een relatie die voor beiden helend is. De grond en wat daar op groeit en bloeit, het verwerken van de oogst van aardappelen, peren en druiven en het daardoor verbonden zijn met die grond en met de directe omgeving, speelt ook een sterke rol. Ik weet niet of het door de schrijver symbolisch bedoeld is, maar zo kwam het wel op mij over. Een peer of een druif kun je zo eten, maar je kunt er veel meer mee wanneer je de vrucht goed kent en weet wanneer je moet oogsten en verwerken. Doe je dat niet goed, dan volgt verrotting of vergiftiging. Door te luisteren en te kijken naar de natuur kun je er het beste uithalen zonder het te vernietigen. Zo is het ook met de twee vrouwen. Er leeft zoveel meer onder de oppervlakte dat op de juiste manier, door te luisteren en kijken en op de juiste manier te reageren, op een vruchtbare manier naar boven kan komen zonder voor vergiftiging en verrotting te zorgen. Dat ging bij beiden in het verleden mis.
Arenz laat de twee hoofdpersonen regelmatig terugblikken maar doet dit op een manier die niet altijd erg duidelijk is waardoor je al snel doorhebt dat heden en verleden nog sterk met elkaar verweven zijn. Dat vind ik mooi gedaan. Arenz heeft zich niet laten verleiden om teveel in te vullen en het einde is passend. Een sterke aanrader.