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299 pages, Hardcover
First published May 24, 2018
Rassismus
Das betrifft nicht nur eine problematische Ausdrucksweise, die man, wenn man sich ganz weit aus dem Fenster lehnen würde und beide Augen ganz fest zumacht, vieleiiiiiiicht noch darauf schieben könnte, dass das Buch 2018 erschienen ist, sondern auch teilweise die Gründe für die Reisen selber.
Beispiel S. 152
"Dann stellte er mir seine Familie vor und zeigte mich herum. Zu meiner Enttäuschung waren die meisten Menschen ganz normal gekleidet. Die, die halb nackt herum liefen, taten es aus kultureller und religiöser Überzeugung und nicht, weil sie so rückständig gewesen wären. Schade! Für mich. Gut für sie natürlich."
Wie beim Lesen so auch beim Schreiben denke ich mir: .....................what?
Abgesehen davon, dass ich es einen sehr fragwürdigen Grund finde Menschen wie eine Sehenswürdigkeit zu besuchen, weil man sie für vermeintlich rückständig hält, kann ich diese Enttäuschung nicht verstehen!
Oh, neiiiiin. Die Menschen laufen aus einer bewussten und überlegten Entscheidung heraus nackt rum und nicht, weil sie nicht wissen was Kleidung ist. *Sarkasmus*
Mehr als einmal werden Sachen (und vermutlich auch Menschen) als primitiv (und tatsächlich Menschen als Wilde) bezeichnet und es ist natürlich ganz überraschend, wenn an irgendeinem entlegenen Ort befestigte Straßen oder sonstige Urbanisierung auftaucht.
Gleichzeitig haben mich einige Passagen wundern lassen, wie limitiert das Leben des Autors vor der Reise gewesen sein muss. An einer Stelle etwa wird kurz angesprochen, dass der Erdboden federt und ich sitz da und denke mir: "Du musstest halb um die Welt reisen, um zu begreifen wie geil es ist über weichen Erdboden zu laufen????" Dabei schien der Autor ebenfalls, wie ich, aus dem ländlichen Raum zu kommen? Ist er nie irgendwie mal aus Jux barfuß spazieren gegangen?
zweifelhafte Wahl was ins Buch kommt
Manche stellen fand ich interessant, aber weniger, weil sie anschaulich und spannend geschrieben waren, als vielmehr weil ich das Erzählte noch nicht kannte. Vieles ging eher in die langweilige Richtung und spiegelte vermutlich nicht wirklich die Intensität der tatsächlichen Reise.
Und dann sind da so Sachen, wo ich mich wirklich frage, warum auch nur irgendjemand dachte, das sei eine gute Idee, das auf Papier festzuhalten. So wie dieser kurze Monolog:
S. 156 "'Ich hätte an so einem Ort niemals Kinder zeugen können", kommentierte mein Kapitän. "Bei den Gammel-Mündern, die die Frauen von diesem Zeugs haben - da hätte sich bei mir nichts geregt!""
Just Why? Wie wir wissen ist es für Reiseberichte immer eine gute Idee die Fuckability irgendwelcher Völker von alten weißen Männern beurteilen zu lassen. *Sarkasmus, aber langsam gebe ich auf. Ich meine wir hatten schon Rassismus, warum als nicht auch eben noch Mysogynie abhaken?*
Das genannte Volk, um das es hier konkret ging, wurde zwar so dargestellt, dass ritualisierter Kindesmissbrauch praktiziert wird, aber diese Aussage fand ich halt trotzdem unnötig. Zusätzlich glitt die gesamte Darstellung dann in eine Auseinandersetzung über, ob man denn da überhaupt noch an Gott glauben kann, womit wir direkt beim nächsten Punkt sind.
Atheismus = deprimierte Maschinen
S.158
""Von Nichts kommt nichts!", heißt es normalerweise. Als geradliniger Atheist, der sich mit der Urknalltheorie befasst hat, widerspricht man dieser Volksweisheit und glaubt, dass alles aus nichts, durch nichts und für nichts entstanden ist. Denn Atheisten möchten nicht an das glauben, was wissenschaftlich bisher nicht erfassbar ist. Somit besteht der Mensch allein aus einem Haufen lebloser Atome, und Moral, Sinn, Werte, Recht, Bewusstsein und Vernunft sind deswegen genau genommen nur eine Illusion. Denn nichts davon hat eine Substanz, die man bislang im Labor finden konnte. Gedanken und Gefühle sind dann lediglich Trugschlüsse und chemische Prozesse. Nur an das zu glauben, was man wissenschaftlich erfassen kann, sprich: "Ich glaube nur das, was ich sehe", könnte laut der Wissenschaft selbst allerdings sehr kurzsichtig sein."
Ja, hi. Ich hier, deprimierte Maschine, weil Atheistin und so. Falls ihr es noch nicht wusstet, Werte, Moral, Sinn und Rechte sind für mich nur wertlose Konstrukte, daher lass ich diese Rezension jetzt sein und geh Anarchie verbreiten. Bye!
xD Nein, also ich hab auch diese Stelle auseinandergenommen, falls es jemanden interessiert. Ich habe sie mal hinter spoiler verborgen, weil sie doch ein kleines bisschen länger geworden ist....also es ist nur wegen Optik.
Ende
Ich habe mich dafür entschieden das Buch an dieser Stelle abzubrechen. Nicht mal 10 Seiten haben ausgereicht, um eine Rezension in Überlänge zu füttern. Bewertungen auf Amazon lassen zudem erkennen, dass ich den Rest des Buches nicht besser finden werde. Dies ist mein erstes und bleibt mein einziges Buch des Formats Reisebericht. Nicht, weil ich glaube, dass das gesamte Genre so ist, wie dieser Vertreter, sondern einfach weil ich Fiktion bevorzuge. Es gibt bestimmt gute Reiseberichte. Es gibt bestimmt sogar Reiseberichte aus christlicher Sicht, die ich mögen kann.
Aber wie gesagt Fiktion. Ich bevorzuge ne Prise Drachen.