Jump to ratings and reviews
Rate this book

34 Tage, 33 Nächte: Von Paris nach Berlin zu Fuß und ohne Geld

Rate this book
Am 11. Juni 2003 macht sich Andreas Altmann auf einen langen Weg, zu Fuß und ohne Geld. Nicht von Berlin nach Moskau wie Wolfgang Büscher, sondern von Paris nach Berlin. 34 Tage, 33 Nächte braucht er für die 1.100 Kilometer lange Strecke. Er bettelt, hungert, schläft im Wald, in Obdachlosenunterkünften oder im Heustadel und läuft sich insgesamt 17 Blasen. Doch das Wichtigste für den Leser: Altmann beobachtet und schreibt darüber. Über sich, seine Gedanken und vor allem über seine Begegnungen. Seine Maxime lautet dabei: "Ich muss an Männern und Frauen vorbei, nicht an Flora und Fauna. Mit Gesichtern, Körpern und Stimmen kenne ich mich aus. Dazu weiß ich Assoziationen, für sie habe ich ein Koordinatensystem." In der Tat. Doch die Gabe, auf Menschen zuzugehen, ihnen mitunter falsche "Identitäten" vorzugaukeln (wofür er sich im Epilog ausdrücklich entschuldigt) ist das eine. Es auf packende Art dem Leser zu vermitteln das andere. Doch genau das gelingt ihm auf brillante Weise.

Mal schreibt er gewitzt, mal resigniert, manchmal sarkastisch, euphorisch oder zu Tränen gerührt (als ihm jemand fünf EUR und ein Sandwich schenkt), aber immer auf einem sprachlich sehr anspruchsvollen Niveau. Andere beurteilten seine Schreibkraft schon früher als außergewöhnlich, schließlich ist der Reiseschriftsteller Träger des renommierten Egon-Erwin-Kisch-Preises. Den würde er mit dem vorliegenden Buch problemlos wieder bekommen. Denn Altmanns Text beschönigt nicht, ist unverblümt, das Beschriebene wird scharf beobachtet und pointiert zu Papier gebracht. So stellt das mit gelegentlichen Bildern ausgeschmückte Reisetagebuch eine fesselnde Bestandsaufnahme unserer "Geiz ist geil"-Gesellschaft dar. Eine Erkenntnis etwa besteht darin, dass im Osten Deutschlands die Leute immer noch am ehesten etwas geben. Eine andere Erkenntnis ist, dass Hunger so groß sein kann, dass man schon einmal einen fremden Kühlschrank ausräubert. Übrigens eine Szene, um die es einigen Wirbel gab, da sie eigentlich nicht abgedruckt werden sollte. Doch da Altmann eben nichts beschönigt, auch nicht sein eigenes Verhalten, bestand er auf das Verbleiben.

Wer nun übrigens denkt, dass die sich ähnelnden Gedanken und Erlebnisse schnell zum ermüdenden Lesen führen, der irrt. Zum einen gestaltet Altmann seine Erzählungen sehr abwechslungsreich und zum anderen sorgen geistreiche Zitate aus der Literatur- und Musikwelt für zusätzliche Kurzweil. Unter anderem kommen Bruce Chatwin, Robbie Williams, Hermann Hesse, Bert Brecht, Oscar Wilde und Florian Illies zu Wort. Ach ja, und Wolfgang Büscher wird auch erwähnt. --Christian Haas

249 pages, Paperback

First published January 1, 2004

Loading interface...
Loading interface...

About the author

Andreas Altmann

42 books39 followers
Andreas Altmann zählt zu den bekanntesten deutschen Reiseautoren und wurde u. a. mit dem 'Egon-Erwin-Kisch-Preis', dem 'Weltentdecker-Preis' und dem 'Seume-Literatur-Preis' ausgezeichnet. Zuletzt erschien von ihm der Bestseller Das Scheißleben meines Vaters, das Scheißleben meiner Mutter und meine eigene Scheißjugend .

Altmann war Dressman, Schauspieler am Residenztheater München und am Schauspielhaus Wien, Jura- und Psychologiestudent, Gärtner, Taxifahrer, Privatchauffeur, Spüler, Kellner, Anlageberater, Straßenarbeiter. Er lebt heute als Auslandsreporter und Reiseschriftsteller in Paris. Unter anderem ist er ohne Geld von Berlin nach Paris gelaufen ( 34 Tage, 33 Nächte ), durch Indien ( Notbremse nicht zu früh ziehen ) und durch Südostasien ( Der Preis der Leichtigkeit ) gereist. Zudem hat er Storys aus der weiten wilden Welt unter dem Titel Getrieben vorgelegt. Er war unterwegs in Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolivien und Chile ( Reise durch einen einsamen Kontinent ).

[Quellen: Autorenprofil des Piper Verlags und Autorenprofil des Rohwolt Verlags]

Ratings & Reviews

What do you think?
Rate this book

Friends & Following

Create a free account to discover what your friends think of this book!

Community Reviews

5 stars
12 (26%)
4 stars
19 (41%)
3 stars
13 (28%)
2 stars
2 (4%)
1 star
0 (0%)
Displaying 1 - 2 of 2 reviews
Profile Image for Carmen.
81 reviews
February 1, 2020
Weder ich noch meine Kollegin (wir lesen unsere Bücher gegenseitig) könnten sich vorstellen mit Altmann einen Kaffee trinken zu gehen, zumindest mit dem Mann, den er im Buch beschrieben hat, aber das Buch ist trotzdem, oder gerade darum, der Hammer. Sehr spannende Einblicke in das Leben eines Obdachlosen, der er in dieser Zeit fraglos war, auch wenn seine Mission eine andere war.
Profile Image for Oliver.
1 review
March 20, 2013
Top Quote: "In Deutschland wird es keine Revolution geben, weil das Betreten des Rasens verboten ist"
Displaying 1 - 2 of 2 reviews

Can't find what you're looking for?

Get help and learn more about the design.