USP ... oder so

Immer wieder muss ich schmunzeln, wenn ich lese, wie Verlagsleute angehenden Autoren sagen, dass ihr Roman ein USP haben muss. USP heißt "Unique Selling Point" oder "Unique Selling Proposal" und meint im Marketing-Sprech, dass das Buch ein Alleinstellungsmerkmal haben muss, das es deutlich aus der Masse heraushebt und dadurch "besser" macht. Oder anders ausgedrückt: "Warum sollte ich ausgerechnet dein Buch kaufen?"

Doch seien wir mal ehrlich: Bei einem derart gesättigten Markt wie dem hiesigen, kann USP nur bedeuten, dass man sich als Autor an ganz besondere Stoffe wagt. Doch wenn man damit dann bei Publikumsverlagen anklopft, schrecken die zurück. Ein Cross-Over von "High Fantasy" und "Superhelden"? "Urban Fantasy" im Deutschland des 17. Jahrhundert? Das ist aber doch etwas sehr fürs Nischenpublikum, oder?

Korrekt. Denn USP heißt im kreativen Bereich stets, ein Wagnis einzugehen. Dabei neigen die Leser doch traditionell eher zum MotS ("More of the Same"), zumindest in Genres wie Krimi, Liebesroman oder eben der Phantastik. Wer "Game of Thrones" mag, wird bevorzugt nach Grim-and-Gritty-Fantasy suchen. Und tolkineske Mittelalter-Epik geht nicht ohne Grund besser als jede in einem anderen Zeitalter angesiedelte Fantasy. (Moderne "Urban Fantasy" mit Vampiren, Werwölfen und Zauberern mal außen vor belassen.) Im Übrigen wird man dann in den Verlagsvorschauen auch oft exakt so beworben: "Für Leser, die XYZ mochten." Hier geht es nicht um "Einzigartigkeit", sondern um "Ähnlichkeit".

Die Wikipedia folgert daraus im Artikel "Alleinstellungsmerkmal" sehr schön:

"Deshalb muss nun die Marketingstrategie auf die Bedingungen eines gereiften Marktes angepasst werden. Bei diesem sind die Unterschiede zwischen den konkurrierenden Produkten geringer, was die Herausarbeitung von Alleinstellungsmerkmalen einschränkt. Als solches kann nun aber der Preis dienen. Dabei gibt es zwei Unterstrategien: Entweder ist man bei gleicher Leistung günstiger als die Konkurrenz, oder bietet mehr Leistung für das gleiche Geld an (siehe auch: Outpacing-Strategie)."

Soll heißen: Fette Schwarten und Kampfpreis. Heyne beispielsweise hat diesen Trick sehr gut raus. Viele Bücher von denen sind unheimlich dick, und wenn man dafür dickeres Papier und größere Schrifttype verwenden muss. Aber psychologisch ergibt das vollkommen Sinn. Im Regal der Buchhandlung sind die Werke Eyecatcher und man glaubt, für sein Geld mehr Leistung zu bekommen.

Wikipedia weiter:

"Eine sich davon unterscheidende Strategie besteht darin, dass man sich von materiellen Alleinstellungsmerkmalen entfernt und stattdessen versucht, eine emotionsgeladene Marke aufzubauen, die fortan als Alleinstellungsmerkmal dient und den Kunden bindet."

Und ich glaube, DAS ist der Rat, der für angehende Autoren viel wichtiger ist: Überleg dir, wer du sein willst. Was für Bücher du zukünftig schreiben willst. Für wen du schreiben willst. Wie die Marke auszusehen hat, zu der du werden musst, damit der zufällige Leser zum Fan wird, der dich den vielen anderen Autoren vorzieht. Der USP ist gar nicht so wichtig. Der PSP, der "Personal Selling Point", dafür umso mehr.

Behaupte ich jetzt mal. Widersprecht mir, wenn ihr wollt.
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Published on January 28, 2015 07:01
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