Lydia Preischl: Wildbiesler

Liebe Frau Preischl,

lassen Sie mich für unsere ausländischen Leser kurz erklären, was ein Wildbiesler ist. Es handelt sich um einen Menschen, in der Regel einen Mann, der wild (an einem nicht dafür vorgesehenen Ort) in die Gegend pinkelt, etwa an eine Mauer. Die DNA-Probe von so einem Wildbiesler spielt in Ihrem kurzen Krimi eine wichtige Rolle.

Die Kommissare Georg Herzl und Robert Schatz sind in die Provinz abkommandiert worden: In der tiefsten Oberpfalz sollen sie herausfinden, wer dem Grüninger-Opa ein Messer in den Buckel gerannt, Verzeihung, in den Rücken gestochen hat. Die Sprachbarriere und einige Rindviecher auf der Straße machen den beiden Kriminalern aus München anfangs die Arbeit schwer. Und ein uralter, seinerzeit nicht aufgeklärter Mord im selben Dorf könnte mit dem aktuellen Fall etwas zu tun haben. Eine Seite lang springen Sie zurück in die Nachkriegszeit. Allerdings erfährt der Leser dort nichts, was er nicht schon gewusst hätte. Kurz sieht es so aus, als wollten Sie die beiden Geschichten parallel erzählen, aber es bleibt bei dieser einen Rückblende, die recht verwaist im dritten Kapitel herumliegt.

Der Anfang von Wildbiesler hat mir nicht besonders gefallen, Frau Preischl. Als Köder taugt der nicht. Aber einmal durchgebissen durch die zähen ersten drei Seiten, war der restliche Roman gut. Die Geschichte hat mir gefallen, und das Duo Herzl und Schatz auch. Sie bringen viel Humor in den Dialogen unter. Wer es war, darf ich hier nicht verraten, aber das Ende passt.

Kommen wir zur Sprache. Sie als Religionslehrerin haben im Lehrerzimmer bestimmt schon neben Deutschlehrern gesessen, die beim Korrigieren so viel rote Tinte loswerden, dass man den Schüleraufsatz darunter gar nicht mehr sieht. Einem solchen Grammatikus hätten Sie Ihr Manuskript einmal geben sollen, vielleicht nur eine Seite oder zwei. Dann hätten Sie erfahren, was Ihnen zu einem leichten, flüssigen Provinzkrimi-Erzählstil noch fehlt. Wh wäre der häufigste Hinweis: direkte Wiederholung. A für Ausdruck bekämen Sie drei- bis viermal pro Seite zu sehen, und ganze Sätze wären unterringelt mit dem Vermerk: Besser aktiv als passiv.

Insgesamt finde ich, Frau Preischl, dass Sie Ihren ersten Roman zu früh veröffentlicht haben. Sie können sich gute Geschichten ausdenken, aber sie gut aufzuschreiben sollten Sie noch üben.

Gesamtnote: 2-

Mit besten Wünschen
Christina Widmann

Wildbiesler: Ein Stoapfalz-Krimi von Lydia Preischl

erschienen: 2016 beim Spielberg-Verlag
Ich danke für ein Rezensionsexemplar.

ISBN: 978-3-95452-698-7
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Published on September 16, 2017 13:08
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