Schreibkick #30 : Der Wasserfall

Hallo ihr lieben,


mein Text wird wieder eine Fortsetzungsgeschichte. Ich hatte das Bild von dem Grashüpfer die ganze Zeit im Kopf, wusste aber nicht so recht, was ich damit anfangen soll. Daher hier ein ziemlich planloser Anfang einer etwas längeren Geschichte. Mal sehen, was dann draus wird.


Gerhard der Grashüpfer

Gerhard schob das Blatt, welches er an den Seiten etwas nach oben gebogen hatte, ins Wasser. Sanft wippte es auf den plätschernden Wellen. Er holte einmal tief Luft, dann machte er zwei schnelle Schritte auf sein Floß und versuchte, es so gut wie möglich auszubalancieren. Er stand sicherer, als er gedacht hätte. Probeweise schaukelte er ein wenig nach rechts und links, doch das Blatt reagierte kaum darauf. Nur die Dellen unter seinen Beinchen wurden jeweils etwas tiefer. Er lächelte. Seinem Vorhaben stand nun nichts mehr im Weg.

Mit einem kleinen Stock stieß er sich vom Ufer ab und begann zu rudern. Sachte glitt er auf den Fluss hinaus. Nach wenigen Sekunden hatte er den Schatten der Bäume verlassen. Er freute sich schon auf die saftigen Wiesen auf der anderen Seite, die Farben der Obstbäume und die Sonne. Seine Brüder, Schwestern, Onkel und Tanten erzählten ihm immer wieder begeistert davon.

„Weißt du Gerry, die Wiesen sind so grün, viel grüner, als die Blätter dieses Waldes.“

„Und Gerry, dort blühen Blumen, die viel schöner sind, als alles, was man unter diesem Blätterdach finden kann.“

Gerry hatte die Wiesen und Blumen selber noch nie gesehen, da seine Flügel zu kurz waren zum Fliegen. Sie trugen ihn keinen Meter weit. Da konnte er auch gleich hüpfen. Aber über den Fluss kam er so nicht. Heute früh waren sie wieder aufgebrochen. Doch dieses Mal war Gerry vorbereitet. Das Floß lag bereits gut versteckt zwischen zwei Steinen bereit. Er würde sie nachher alle überraschen.


Gerry hatte ungefähr die Mitte des Flusses erreicht, als er merkte, dass er nicht mehr richtig vorwärts kam. Stattdessen wurde er nun seitwärts, das Gewässer hinab getrieben. „Nein. Nein, da will ich doch gar nicht hin!“

Er beobachtete das Wasser um sich herum. Es floss viel schneller als am Ufer und das kleine Blatt, auf dem Gerry stand, begann gefährlich zu wackeln. Panisch versuchte er, schneller zu rudern. Doch das Ufer zog ungerührt an ihm vorbei. So sehr er auch ruderte und paddelte, es änderte nichts. Mal hatte er kurz das Gefühl, dem Ufer etwas näher zu kommen, doch dann wurde er wieder in die Mitte des Flusses gezogen.

Immer schneller und schneller flitzten die Bäume und Hügel an ihm vorbei. Er hörte ein Rauschen. Es war nicht mehr länger nur das leise Plätschern des Baches. Lauter und lauter wurde das Geräusch. Gerry trieb immer weiter darauf zu. Als er sich umwandte, um den Ursprung des Rauschens zu erkennen, sah er, dass dort vorne die Welt endete. Das Wasser schäumte, türmte sich auf, und stürzte dann über eine Kante ins Nichts.

Der Wasserfall, kam es ihm in den Sinn. So weit war er schon getrieben? Verzweifelt versuchte er, der Strömung entgegenzurudern, die ihn unerbittlich in Richtung des Abgrunds zog.

„Nein.“ Er hatte doch nur die Wiesen und Blumen sehen und die ganze Pracht endlich gemeinsam mit seiner Familie genießen wollen. Auf einmal fühlte er sich schrecklich kraftlos. Das ohrenbetäubende Tosen, das Schaukeln des Blattes und die Gischt, die ihm in die Augen spritzte, ließen ihn in sich zusammensacken. Dann kippte das Floß. Gerry krallte sich so gut es ging an den Rändern fest.


Diesen Monat waren dabei:

Veronika

Eva


Das Thema für den 01.08.2016 lautet: Sommerflirren

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Published on July 01, 2016 00:34
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