Schreibkick #27: Geborgenheit
Hallo ihr lieben,
ich habe es bisher nur auf facebook geteilt, aber ich glaube, ich sollte hier nun auch mal etwas Werbung machen. Die kleine Nili gibt es jetzt als Buch! Zumindest als eBook.
Wenn ihr also neugierig seid, wie sich die Geschichte, die hier als Schreibkick begonnen hat, weiterentwickelt hat, schaut mal auf Amazon vorbei. Der Blick ins Buch lohnt sich, denn ich habe die Geschichte komplett überarbeitet, sprachlich und inhaltlich. Z.B. beginnt Nili nun mit einem Kapitel, das hier auf dem Blog noch nicht zu finden ist. Die Schreibkickversion hatte ursprünglich ungefähr 27 Normseiten, die endgültige Version mit Ende und neuem Anfang ca. 123 Normseiten.
Über Rückmeldungen und Rezensionen freue ich mich!
Über das Cover gehts zum Buch:
So, aber jetzt kommen wir zum aktuellen Schreibkick. Ich habe mich entschlossen, eine Geschichte zu posten, die ich vor 2-3 Jahren geschrieben habe. Sie war mal für ein Projekt geplant, das im Moment etwas auf Eis liegt. Außerdem habe ich schon eine Idee, wie ich „mehr“ aus der Geschichte machen kann. Und zwar so viel mehr, dass es fast schon eine neue Geschichte ist. Aaaaber ich mag den Text so gerne, auch wenn er nur so kurz und knapp ist, dass ich ihn euch nicht vorenthalten möchte
Guffy
Ich liege im Bett und meine Gedanken drehen sich im Kreis. Anstatt abzuschalten und einzuschlafen denke ich an die Arbeit. All die unerledigten Aufgaben, die morgen noch auf mich warten. Da spüre ich auf einmal, wie sich eine schwere, flauschig weiche Tatze auf meine Schulter legt. „Guffy“, denke ich erleichtert.
Guffy ist ein Monster. Aber keines von diesen fiesen, die die ganze Nacht gruselige Geräusche von sich geben, sich im Wandschrank oder unter dem Bett verstecken und einen nicht schlafen lassen. Das heißt, doch, eigentlich war er so ein Monster. Aber die Dinge haben sich irgendwie anders entwickelt. Ich kenne Guffy schon sehr lange. Damals war ich sechs Jahre alt und wurde jede Nacht von Monstern unter meinem Bett heimgesucht. Zunächst war Guffy für mich nur ein Plagegeist von vielen, die ungefragt in meinem Zimmer auftauchten. Doch dann fiel mir auf, dass er sich mindestens genau so sehr vor mir erschreckte, wie ich mich vor ihm. Wenn er unter meinem Bett hervorlugte und mich erblickte, sprang er meistens erschrocken auf und sprintete auf die andere Seite des Zimmers, wo er sich unter dem Schreibtisch oder in einem der Regale zu verstecken versuchte. Damals war er noch kleiner als ich. Er ging mir gerade bis zum Knie, und wenn man sein riesiges Maul mit den spitzen Zähnen ignorierte, sah er eigentlich ganz knuffig aus, mit seinem zotteligen dunkel lila Fell, den großen Augen und seinen vier riesigen Tatzen.
Meine Neugier wuchs. Dieses Monster schien wirklich anders zu sein. Eines Abend, als ich mich schlafend stellte, bemerkte ich, wie Guffy sich über die Kekse hermachte, die meine Mutter mir am Abend noch ins Zimmer gebracht hatte. Das brachte mich auf eine Idee. In der nächsten Nacht hatte ich mir eine der Kekspackungen aus der Küche stibitzt und wartete darauf, dass Guffy unter meinem Bett hervorkommen würde. Und tatsächlich, da war er wieder. Wie immer verschwand er blitzschnell in der anderen Zimmerecke, als er bemerkte, dass ich wach war. Ich nahm die Kekspackung, riss sie auf und holte den ersten Keks heraus. Vorsichtig streckte ich ihm den Keks entgegen. Zunächst tat sich nichts. Guffy blieb hinter dem Mülleimer unter meinem Schreibtisch verborgen. Ich beschloss, ihm den Keks zu zuwerfen. Er landete genau neben dem Mülleimer. Und tatsächlich, nach wenigen Sekunden erschien eine lila Pfote und angelte nach dem Keks. Nachdem ich noch ein paar Kekse geworfen hatte, beschloss ich, abzuwarten. Es dauerte ein bisschen, doch dann streckte er vorsichtig seinen Kopf aus dem Versteck. Aufmunternd hielt ich ihm den nächsten Keks hin. Er blickte mich fragend und etwas ängstlich an, kam dann aber langsam auf mich zu. Er zögerte, aber nahm er mir blitzschnell den Keks aus meiner Hand und verschwand so schnell es ging wieder hinter dem Mülleimer. Das war meine erste freundschaftliche Begegnung mit Guffy. Es dauerte noch ein paar Nächte, und ich bekam immer wieder Ärger von meiner Mutter, weil ich so viele Kekspackungen alleine aß, doch schließlich vertraute er mir und es brauchte keine Kekse mehr, um ihn in meine Nähe zu locken. Wir haben seit dem so Einiges zusammen erlebt. Er half mir im Kampf gegen die anderen Monster, die sich zu der Zeit in meinem Zimmer herum trieben und leistete mir Gesellschaft beim Einschlafen. Ich wüsste gerne, was die anderen Monster dazu sagten, dass er Menschen nicht erschreckte, sondern sich mit ihnen anfreundete und ihnen sogar dabei half, andere Monster zu vertreiben.
Auch heute ist Guffy noch ab und an bei mir. Kekse sind immer noch seine Leibspeise, aber auch Marzipan und Käsespätzle isst er gerne. Inzwischen ist er allerdings um einiges größer als ich. Wenn ich nicht schlafen kann, nimmt er mich in seine zotteligen, weichen Arme, wo ich mich sicher und geborgen fühle. Oft summt er ein Schlaflied für mich mit seiner tiefen, brummeligen Stimme. Es gibt nichts schöneres, als in den Armen dieses riesigen, kuscheligen Stofftieres zu liegen, seiner Monstermelodie zu lauschen und langsam ins Reich der Träume zu wandern.
Diesen Monat waren dabei:
Veronika
Nicole
Eva
Das Thema für den 01.05.2016 lautet: „Die Zeit wird kommen …“


