Christina Widmann's Blog, page 32
August 24, 2018
Ludwig Reiners: Stilkunst
Lieber Leser,
Stilkunst von Ludwig Reiners ist ein Plagiat. Seitenweise hat der Autor Text und Beispiele übernommen aus Deutsche Stilkunst von Eduard Engel (1922). Über dieses Buch werde ich hier auch noch schreiben.
Vorerst möchte ich Reiners' Stilkunst empfehlen. Warum? Weil es aktuell ist. (Man merkt deutlich, dass es 1943 in Deutschland geschrieben wurde, aber die allzu volksdeutschen Stellen kann man überlächeln.) Weil es gutes und schlechtes Deutsch nebeneinander stellt wie kaum ein anderes Buch. Weil es mit Beispielen und Fingerübungen hinführt zu einem schönen Stil. Was meine ich mit schön? Klar und angemessen. Ein Roman muss anders klingen als ein Mietvertrag. Aber beide soll man verstehen, ohne den Duden aufschlagen zu müssen.
Ob der Humor im Buch von Reiners stammt oder von Eduard Engel, das muss ich erst herausfinden. Jedenfalls liest sich diese Stilkunst schnell, die ganzen fünfhundert Seiten. Am liebsten möchte man sich die schönsten Stellen markieren und immer wieder nachschlagen.
Warte, sagst du. Christina, dein Stil hat sich kaum verändert seit den ersten Einträgen auf diesem Blog. Wann hast du denn die Stilkunst gelesen? Und was hast du daraus gelernt?
Viel habe ich gelernt, lieber Leser. Zum ersten Mal habe ich den Reiners vor fünf Jahren gelesen. Lange vor meiner ersten Buchrezension. Jetzt habe ich ihn wiedergefunden. Dieses Buch wollte ich dir schon lange zeigen.
Hochachtungsvoll
Christina Widmann de Fran

Stilkunst: Ein Lehrbuch deutscher Prosa von Ludwig Reiners
Erstauflage: 1943
Aktuelle, neu bearbeitete Auflage: 2004 bei C. H. Beck
ISBN: 978-3-406-34985-0
Erhältlich auf Amazon.de.
August 23, 2018
Éric-Emmanuel Schmitt: Oscar et la dame rose
Lieber Leser,
meine Schwester bekam Oscar als Schullektüre vorgesetzt. Ich habe es freiwillig gelesen. Ein erstaunliches Buch.
Die Geschichte ist traurig, das Buch nicht. Oscar ist zehn Jahre alt, hat Leukämie und wird sterben. Die rosa Dame ist eine Freiwillige vom Besuchsdienst. Sie hat Oscar vorgeschlagen, Gott einen Brief zu schreiben. Er schreibt dreizehn, an den dreizehn letzten Tagen seines Lebens. Aus diesen Briefen besteht das Buch.
Was denkt und tut ein Zehnjähriger, der weiß, dass er sterben wird? Er lebt ein ganzes Leben im Schnelldurchlauf, jeder Tag zehn Jahre. Auch das ein Vorschlag seiner rosa Dame. Kindheit, Pubertät, sich verlieben. Oscar "heiratet" Peggy, ein Mädchen mit Zyanose. Die Sorgen eines Dreißigjährigen, als Peggy operiert wird. Eine ganze Midlife Crisis zwischen vierzig und fünfzig. Immer wieder möchte man lachen über Oscar, seine Briefe und seine Mamie-Rose.
Trotz aller Kindereien geht es um ein großes Thema in Oscar et la dame rose: das Christentum. Oscar stammt aus einer religionslosen Familie. Mamie-Rose erzählt ihm von Gott. Dabei bleibt ihr keine Frage erspart: Als Peggy operiert wird, will Oscar wissen, warum Gott zulässt, dass es kranke Kinder gibt. Ist er etwa böse? Oder schwach? Mamie-Rose windet sich. Und Éric-Emmanuel Schmitt lässt sie damit davonkommen. Er scheint selbst keine Antwort zu haben. Aber verzeihen wir es dem Autor; auf die Theodizee-Frage hat auch kein anderer wirklich etwas zu erwidern.
Oscar et la dame rose ist schnell gelesen, aber man denkt noch lange daran.
Hochachtungsvoll
Christina Widmann de Fran

Oscar et la dame rose von Éric-Emmanuel Schmitt
Erstausgabe 2002 bei Éditions Albin Michel, Paris.
Reclam-Ausgabe mit Vokabeln: Französisch Niveau B1
ISBN: 978-3-15-009128-9
Erhältlich auf Amazon.de.
August 21, 2018
WC-Pedia
Lieber Leser,
Arthur Schopenhauer hatte einen Pudel. Und Rousseau hörte schlecht. Will ich das wissen? Ist das interessant? Ist es Bildung?
"Spannende Fakten zur Weltgeschichte" verspricht der Klappentext von WC-Pedia. Dass 1883 der Vulkan Krakatau ausbrach, ist wirklich Weltgeschichte. Das Dorf mit dem längsten und das mit dem kürzesten Namen der Welt sind immerhin noch kurios. Aber dass Andy Warhol sich 25 Katzen hielt, das ist weder spannend noch Weltgeschichte. Ob es ein Fakt ist, will ich nicht nachschlagen.
Nachgeschlagen habe ich, wo das Wort "Quiz" herkommt. Das Wiktionary listet fünf Möglichkeiten auf. WC-Pedia nennt nur eine davon, als wäre es die gesicherte Wahrheit. Im Kapitel "Sprache und Literatur" steht noch mehr solches Halbwissen. "Golf" soll die Abkürzung sein für "Gentlemen only - Ladies Forbidden"? Und ich dachte, es käme von "colf" (Schläger), verwandt mit dem deutschen Wort "Kolben". Das klingt natürlich langweilig. Aber die Kapitel über Kino und Sport langweilen auch. Wer ist Bruno Conti, und warum sollte mich interessieren, dass er beinahe kein Fußballer geworden wäre?
WC-Pedia werde ich lieber nicht mit aufs stille Örtchen nehmen. Es liefe sonst Gefahr, in der Schüssel zu landen.
Hochachtungsvoll
Christina Widmann de Fran

WC-Pedia: Das große Wissen fürs stille Örtchen
Erstausgabe 2016 bei Rizzoli Libri in Mailand.
Deutsche Übersetzung: Ingrid Exo für den Goldmann-Verlag.
Ich danke für ein Rezensionsexemplar.
ISBN: 978-3-442-17718-9
Erhältlich gedruckt und als eBuch bei Amazon.de.
August 19, 2018
Tom Perrotta: Die Verlassenen
Lieber Leser,
eine bessere Romanvorlage könnte man für eine Fernsehserie kaum schreiben: Die Verlassenen hat keinen großen Spannungsbogen. Das Buch besteht aus vielen kurzen Szenen, jede mit einem bisschen Spannung, jede mit ein paar offenen Fragen. Aber eine große Frage, die das Buch zusammenhielte und deren Antwort man noch am selben Tag haben wollte, gibt es nicht.
Als die Handlung anfängt, ist die Apokalypse schon geschehen. War es überhaupt die Apokalypse? Das erfahren wir nicht. Millionen von Menschen sind einfach verschwunden. Aus den meisten Familien fehlt einer. Aber die Hauptfiguren hatten Glück: Alle vier Garveys sind noch da. Kevin Garvey, Bürgermeister der Kleinstadt Mapleton, möchte wieder ein normales Leben führen nach der Trauer. Laurie, seine Frau, sieht keinen Sinn mehr in Schulpicknicks und Softballspielen. Sie schließt sich einer Sekte an. Mit dem Schuldigen Rest wartet sie rauchend und betend auf das endgültige Jüngste Gericht. Tom, der Sohn, geht seit ein paar Monaten aufs College. Auch er gerät an eine Sekte, die Heilende Umarmung. Seine Schwester Jess, 17 Jahre alt und noch auf der Highschool, ist die wirklich Verlassene. Sie hat ihre ganze Familie verloren, aber nicht beim Plötzlichen Fortgang. Ihre Mutter und ihr Bruder sind freiwillig verschwunden. Der Vater weiß nicht, worüber er reden soll mit seiner Teenager-Tochter, um die sich früher immer die Mutter gekümmert hat. Was bleibt Jess übrig als schlechte Freunde?
Und wie geht es weiter mit diesen Trümmern einer Familie? Tom Perrotta erzählt es uns im Serienstil, mit lauter kleinen Spannungshügelchen. Jede Figur entwickelt sich ein bisschen. Immer bleiben ein paar Fragen offen für das nächste Kapitel. Und irgendwann hört das Buch auf, so wie man eine Fernsehserie irgendwann absetzt, wenn das Geld ausgeht oder ein wichtiger Schauspieler kündigt oder die Quoten nicht reichen. Wird es eine Fortsetzung geben? Es könnte. Aber lesen würde ich sie nicht mehr. Ich mag keine Seifenopern.
Hochachtungsvoll
Christina Widmann de Fran
PS: Mein Kompliment an Jan Schönherr. Seine Übersetzung liest sich so natürlich, als wäre Die Verlassenen auf Deutsch geschrieben worden.

Die Verlassenen von Tom Perrotta
Erschienen 2011 als The Leftovers
Deutsche Übersetzung: Jan Schönherr für Heyne.
Ich danke für ein Rezensionsexemplar.
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ISBN: 978-3-453-41919-3
Erhältlich gedruckt und als eBuch bei Amazon.de.
August 14, 2018
Josef Joffe: Mach dich nicht so klein, du bist nicht so groß!
Lieber Autor,
kein Witzebuch, sondern ein Buch über Witze haben Sie geschrieben. Man kann es trotzdem als Witzebuch verwenden; fast der halbe Text besteht aus Beispielen. Noch dazu sind die Witze anders gedruckt als der Fließtext, damit man sie gleich sieht.
Sie erklären, was jüdische Witze sind - im Gegensatz zu Judenwitzen - und wie sich der jüdische Humor in den letzten Generationen entwickelt hat. Interessant, obwohl ich nicht immer verstand, worauf Sie gerade hinaus wollten. Ich gebe zu: Die Witze habe ich aufmerksamer gelesen als den Text dazwischen. Viele sah ich zum ersten Mal. Und manche werde ich mir merken.
Etwas habe ich mitgenommen über die jüdische Kultur und Weltanschauung. Glaube ich zumindest. Wie gut Sie das Volk getroffen haben, müsste man einen Juden fragen.
Hochachtungsvoll
Christina Widmann de Fran

Mach dich nicht so klein, du bist nicht so groß! Der jüdische Humor als Weisheit, Witz und Waffe von Josef Joffe
erschienen: 2015 bei Siedler
Ich danke für ein Rezensionsexemplar.
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ISBN: 978-3-8275-0054-0
Erhältlich gedruckt und als eBuch auf Amazon.de.
August 10, 2018
Joachim Bernd Vollmer: Der Darm-IQ
Lieber Leser,
wo sollen wir anfangen: bei den fehlenden Quellen? Bei den fachlichen Schlampereien? Oder bei den Ernährungshinweisen, die ich teilweise überhaupt nicht nachvollziehen kann? Komplexe Kohlenhydrate nicht mit sauren Früchten kombinieren - aber warum nicht? Joachim Bernd Vollmer können wir nicht mehr fragen, er ist 2014 verstorben.
Der Autor hatte aber noch Zeit, zusammen mit Lektor und Verlag dieses Buch zusammenzustellen. Nur scheint sich keiner getraut zu haben, ihm etwas zu korrigieren. Oder auch nur Kommentare anzufügen. Und so bleibt es stehen, das ganze Gedankengebäude vom Bauchhirn. Zumindest, bis es jemand einmal scharf anschaut. Dann fällt es in sich zusammen.
Joachim Bernd Vollmer nahm es sehr wörtlich, das mit dem Bauchgefühl. Für ihn trifft der Darm jede Entscheidung mit. Er behauptet sogar, das "Bauchhirn" wäre zuerst da gewesen, und das Gehirn im Kopf wäre sein evolutionärer Ableger. Dass das Gehirn samt Rückenmark aus einem Anhang der Netzhaut entstanden ist, dieses Forschungsergebnis hat Vollmer vielleicht nicht mehr mitbekommen.
Es stimmt, dass unser Eingeweide-Nervensystem, abgekürzt ENS, dem Gehirn wichtige Informationen liefert. Aber für Vollmer war das eher umgekehrt. Er schreibt dem Eingeweide-Nervensystem eine Menge Funktionen zu, die es weder hat noch erfüllen könnte. Zum Beispiel behauptet er, das ENS spiele eine wichtige Rolle bei der Kampf-oder-Flucht-Reaktion. Wenn also ein Auto auf mich zu rast, soll das Hirn erst den Bauch um Erlaubnis fragen, bevor es die Beine ansteuert und zur Seite springt.
Sinngehalt beiseite, ich frage mich, wie das überhaupt gehen soll. Denn, wie Vollmer richtig schreibt, läuft die Information hauptsächlich von unten nach oben, vom Bauch zum Hirn. Der Darm meldet Informationen über seinen Zustand und Inhalt. Was um uns herum passiert, bekommt das ENS dagegen gar nicht mit. Weder das Auge noch das Ohr noch das Gehirn erzählen dem Darm etwas vom heranrasenden Auto.
Was das Ernährungskonzept angeht, erzählt Joachim Bernd Vollmer an sich nichts Verkehrtes: wenig Zucker, viel Ballaststoffe, keine Fertignahrung. In den Einzelheiten verstehe ich seine Ratschläge dagegen nicht immer, zum Beispiel den mit dem sauren Obst.
Ab der Hälfte des Buches wird es vollends esoterisch. Da ist die Rede von Milzenergie, Bachblüten und Darmhirnreflexzonen. Mit einem Bildteil voller Mikroskop-Aufnahmen versucht Vollmer ein letztes Mal, sich den Kittel des Naturwissenschaftlers umzuhängen. Aber die Pluderhose des Esoterik-Gurus leuchtet grell darunter hervor. Keine hübsche Kombination.
Hochachtungsvoll
Christina Widmann de Fran

Der Darm-IQ: Wie das Bauchhirn unser körperliches und seelisches Wohlbefinden steuert von Joachim Bernd Vollmer
erschienen: 2014 bei der Randomhouse-Gruppe
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ISBN: 978-3-453-70301-8
Erhältlich gedruckt und als eBuch bei Amazon.de.
August 6, 2018
Nico Fauser: Für kleine Zeichner - Baustelle
Lieber Herr Fauser,
in sechs Schritten soll ein Vierjähriger einen Bagger zeichnen. Oder einen Maurer samt Kelle und Wand. "Leicht gemacht" sieht anders aus.
Denn bei Ihnen hat jede Anleitung sechs Schritte. Und der letzte Schritt ist die Farbe, also sind es tatsächlich nur fünf. In fünf Schritten eine Pylone zeichnen oder einen Gehörschutz oder einen Hammer und ein paar Nägel, das geht gut. Aber für eine ausgewachsene Planierraupe dürften es ruhig doppelt so viele Schritte sein. Oder mehr.
Für den Rohbau geben Sie sogar nur drei Schritte vor. Danach kommt noch ein Wölkchen, ein paar Grasbüschel und die Farbe.
Insgesamt erscheint mir die Altersangabe für dieses Buch etwas optimistisch.
Hochachtungsvoll
Christina Widmann de Fran

Für kleine Zeichner - Baustelle: Zeichnen leicht gemacht für Kinder ab 4 Jahren von Nico Fauser
erschienen: 2016 beim Bassermann-Verlag
Ich danke für ein Rezensionsexemplar.
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ISBN: 978-3-8094-3524-2
Erhältlich gebunden und als eBuch auf Amazon.de.
Und ein paar meiner eigenen Meisterwerke nach Anleitung von Nico Fauser:
August 4, 2018
Jasmine Arensmeier: Gestalte dein Journal mit der Bullet-Methode
Inspiration für deinen persönlichen Lebensplaner
Liebe Frau Arensmeier,
vorweg: Sie haben mich nicht überzeugen können, den guten alten vorgedruckten Terminkalender aufzugeben. Mir jeden Monat und jede Woche selbst einen Plan vorzuzeichnen, dafür bin ich zu faul und zu pragmatisch. Ich hatte auch noch nie das Bedürfnis, meinen Kalender mit Schnörkeln oder Zeichnungen zu verunzieren. Es stehen sowieso nur die Arzttermine drin. Meine Lebensziele habe ich im Kopf. Genau wie die Einkaufsliste und alles, was von Tag zu Tag zu erledigen ist. Für solche Kleinigkeiten ist mir das Papier zu kostbar.
Zwischen Terminen, Aufschrieben für die Uni, Notizen zu gelesenen Büchern und persönlichen Gedanken trenne ich gerne sauber. Nicht mit einem Inhaltsverzeichnis oder verschiedenen Farben, sondern mit unterschiedlichen Heften. Und für die Finanzen habe ich Kontoauszüge. Insgesamt scheint das "Journalling" für mich nichts zu sein. Ich lebe lieber gleich, anstatt stundenlang herumzuplanen.
Trotzdem habe ich von Ihrem Buch etwas mitgenommen. Vor allem den Ehrgeiz, ein wenig an meiner Handschrift zu arbeiten. Sie hängt schon seit Schulzeiten mehr in der Luft als auf der Zeile, und ist mit den Jahren nicht schöner geworden. Vielleicht ändert sich das mit der frischen Motivation und Ihren Ratschlägen. Auch den Stiftehalter zum Selberbasteln werde ich bald nachbauen. Halterlose Notizbücher ade!
Das Journalling selbst werde ich nicht umsetzen, aber Sie erklären in Ihrem Buch gut, wie es geht. Vom Inhaltsverzeichnis über Jahres-, Monats-, Wochen- und Tagespläne bis hin zu Gewohnheitenlogbüchern kommt alles ausführlich vor. Dazu gefühlte tausend Listen, die man anlegen könnte. Und jede Menge Anregungen, wie sich so ein Bullet Journal kreativ gestalten lässt. Ihre solide Anleitung lässt keine Fragen offen. Die vielen Anglizismen gehören wohl zur frisch entstandenen Szene dazu. Aber vielleicht können Sie auch dort kreativ werden und sich passende deutsche Wörter ausdenken? So könnten Sie nicht nur Jugendliche und junge Erwachsene ansprechen, sondern die richtigen Erwachsenen auch. Und vielleicht den einen oder anderen für ein Kugelheft begeistern.
Hochachtungsvoll
Christina Widmann de Fran

Gestalte dein Journal mit der Bullet-Methode: Kreativ werden, Ziele verwirklichen, Glück finden - Inspiration für deinen persönlichen Lebensplaner von Jasmin Arensmeier
erschienen im März 2018 bei Südwest
Ich danke für ein Rezensionsexemplar.
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ISBN: 978-3-641-23007-4
Erhältlich gedruckt und als eBuch bei Amazon.de.
Mehr von und über Jasmin Arensmeier auf ihrem Blog www.teaandtwigs.de.
August 3, 2018
Robert Hofrichter: Im Bann des Ozeans
Lieber Herr Dr. Hofrichter,
wo sind die Quellen? Nicht die des Ozeans. Die Quellen für Ihr Buch. Nicht alles, was drin steht, können Sie selbst erforscht haben, dafür ist es zu viel. Deshalb hätte ich gerne Fußnoten oder zumindest eine Liste hinten im Buch, nach dem Bildteil. So könnte ich nachschlagen, wo Sie die Warnung vor einem sinkenden pH-Wert des Meeres her haben. Denn sie klingt beunruhigend. Wer genau hat berechnet oder herausgefunden, dass der Ozean versauert? Und wie? Sie berufen sich auf "seriöse Prognosen" und klingen dabei etwa so seriös wie ein Klatschreporter.
Noch neugieriger bin ich auf die Lebewesen in der tiefen Biosphäre. Sie erwähnen Einzeller und Pilze im Sediment unter der Tiefsee. Zellen, die sich alle 100 bis 1.000 Jahre einmal teilen - wie erforscht man sowas? Woher weiß man, dass sie sich so langsam vermehren und nicht schneller (oder noch langsamer)? Bei solchen Zeiträumen kann kein Laborstudent am Mikroskop sitzen bleiben und warten, bis es so weit ist. Woher also kommt die Zahl? Und wie sicher ist sie?
Ich habe Ihr Buch durchaus gerne gelesen, Herr Dr. Hofrichter. Sie erzählen mit viel Leidenschaft von den kuriosesten Tieren der Meere. Und man versteht Sie gut. Nur selten spielt Ihnen das Wissenschaftsenglisch einen Streich und lässt Sie "Prädator" schreiben statt "Raubtier" oder "Oxygen" statt "Sauerstoff". Sie wollen den Leser begeistern, und es gelingt Ihnen. Aber dann lassen Sie uns mit der Neugierde sitzen. Sie werden auf diesem Weblog selten lesen, dass ich ein Buch zu kurz finde. Aber Im Bann des Ozeans müsste doppelt so lang sein: mit deutlich mehr Tiefgang. Nehmen Sie uns einmal wirklich mit hinunter, Herr Dr. Hofrichter. Zeigen Sie uns den großen Bruder des Riesenkraken etwas näher.
Hochachtungsvoll
Christina Widmann de Fran

Im Bann des Ozeans: Expeditionen in die Wunderwelt der Tiefe von Robert Hofrichter
Erschienen im März 2018 bei Gütersloher.
Ich danke für ein Rezensionsexemplar.
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ISBN: 978-3-579-08678-1
Erhältlich gedruckt und als eBuch auf Amazon.de.
Mehr von und über Dr. Robert Hofrichter auf www.robert-hofrichter.com.
August 2, 2018
Bernhard Maier: Die Kelten
Sehr geehrter Herr Prof. Maier,
Ihr Buch über die Kelten ist eines der vollständigsten, und in der dritten Auflage auch eines der aktuellsten, das man in Deutschland zu dem Thema findet. Engmaschig unterfüttert mit Quellen und Fußnoten, liest es sich dennoch spannend und für den Laien verständlich. Gerade dort, wo uns am wenigsten sicheres Wissen erreicht hat, verbreiten Sie am meisten Klarheit. Sie zeigen uns die Festlandkelten aus der Sicht antiker Schriftsteller und in der Grube moderner Archäologen. Sie verraten, wie viel wir über die Kelten weiterhin nicht wissen. Aber auch, was man in den letzten Jahren neu herausgefunden hat. Und wo das Wort "Pferd" herkommt.
Sie halten sich eng an die gesicherten Fakten. Und wo Sie überlegen oder spekulieren, setzen Sie sorgfältig ein "vielleicht" oder "möglicherweise". So weiß der Leser immer, woran er ist.
Ab Seite 140 allerdings werden Sie vom Geschichtenerzähler zum Geschichtsprofessor. Hier geht es um die britischen Inseln. Zu Klöstern und Kirchen in Irland und Wales gibt es so viele Urkunden und Daten, dass dieser Teil seitenweit nur noch aus Namen, Titeln und Jahreszahlen besteht. Und ich frage mich, was das mit den Kelten noch zu tun hat. Genauso die Geschichte der irischen Unabhängigkeitsbewegung. Es ist die Geschichte eines modernen europäischen Staates, wo noch gelegentlich ein Satz aus der keltischen Sprachfamilie klingt.
Die ersten 139 Seiten Ihrer Geschichte der Kelten empfehle ich uneingeschränkt. Für die letzten Kapitel muss man Jahreszahlen mögen.
Hochachtungsvoll
Christina Widmann de Fran

Die Kelten: Ihre Geschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart von Bernhard Maier
Erstausgabe: 2010 bei C. H. Beck
Aktuell: 3. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage, erschienen 2016.
Ich danke für ein Rezensionsexemplar.
ISBN: 978-3-406-69752-4
Erhältlich gebunden und als eBuch bei Amazon.de und im Buchhandel.


